R wie Romantik (All das,was Jace nicht ist)

"Oh mein Gott, das ist so süß, Izzy", schwärmte Clary und grinste verträumt ins Telefon. Jace, der neben ihr auf dem Sofa im Salon des Instituts lümmelte verdrehte genervt die Augen, was Clary mit einem gespielt empörten Blick quittierte.

"Hör mal, ich muss Schluss machen", sagte sie zu ihrer Freundin bevor sie auflegte und sich mit angrifflustig funkelnden Augen zu Jace umdrehte.
"Hast du ein Problem, Liebster?", fragte sie gefährlich ruhig und Jace zog unschuldig eine Augenbraue nach oben.

"Wovon redest du, Liebste".

"Lass das Spielchen, ich hab es doch genau gesehen".

"Was gesehen?", fragte Jace und stellte sich dumm.

"Das weißt du ganz genau. Warum hast du eigentlich für ein Problem damit, wenn ich bewundere, wie romantisch Simon ist?".

Jace stieß verächtlich die Luft aus. "Romantik ist etwas für weicheier, Filmcharaktere und gewisse glitzernde, bisexuelle Hexenmeister", verkündete er und Clary konnte sich gerade so ein Grinsen verkneifen, als sie an Magnus' letzte Aktion für Alec dachte.

Er hatte es irgendwie geschafft ihn zum Time Square zu schleppen, den der junge Schattenjäger für gewöhnlich verabscheute, da es dort vor Touristen nur so wimmelte. Dort hatte Alec dann mit Entsetzen feststellen müssen, dass Tausende von Menschen folgenden, riesigen Schriftzug anstarrten: "Ich liebe Alec Lightwood, mein blauäugiges Engelchen". Natürlich wusste niemand wer Alec war, dennoch reichte schon das vereinzelte Kichern in der Menge,dass er sich in Grund und Boden geschämt hatte. Glücklicherweise hatte Magnus genügend Beweisfotos gemacht mit denen Jace und Isabelle sich einfach göttlich amüsiert hatten.

"Ach komm, es war doch süß, was er für Alec gemacht hat".

"In welcher verdammten Dimension ist das süß?", wollte Jace wissen und jetzt reichte es Clary endgültig.

"Weißt du was? Vergiss es einfach, okay? Nur weil du keine Gefühle zeigen kannst, musst dich nicht über die Leute lustig machen, die sehr wohl dazu in der Lage sind. Ich hab schon verstanden, dass du dich nie so für mich ins Zeug legen würdest".

Ungläubig schüttelte Jace den Kopf. "Entschuldige mal-Wie oft habe ich dir im letzten Jahr bitteschön das Leben gerettet?".

"Das Eine hat doch mit dem Anderen rein gar nichts zu tun", murmelte seine Freundin trotzig.

"Na schön". Jace stand mit einem grimmig-entschlossenen Gesichtsausdruck auf. "Du hast es so gewollt".

"Was? Jace-", begann Clary, doch er hatte bereits schnurstracks den Raum verlassen.

*

"Jace",maulte Clary. "Was soll das? Du hast doch gesagt wir machen einen Filmabend und außerdem-Autsch!".
Clary heulte vor Schmerz auf, als sie mit dem Knie gegen ein Tischbein stieß. "Pass doch besser auf!".

Jace manövrierte Clary, die eine Augenbinde trug, mehr oder weniger sicher durch's Institut.

"Halt einfach den Mund und lass dich ordentlich führen", brummelte Jace, allerdings konnte sie die Wärme in seiner Stimme hören. Nachdem er sie vorsichtig über eine Türschwelle geschoben hatte hörte sie wie er eine schwere Tür hinter sich zu zog. Der Geruch von Kerzen und Essen stieg ihr in die Nase und sie nahm sich selbst überrascht die Augenbinde ab. Was sie sah, ließ wortwörtlich ihre Kinnlade herunterfallen.

Jace hatte einen wunderschönen Tisch für sie gedeckt. Mit Tischdecke, Silberbesteck und allem Drum und Dran. Naja, bei genauerem hinsehen entpuppte sich die edle Tischdecke als eine Partytischdecke aus Papier, aber das störte sie nicht weiter, schließlich zählte der Gedanke,oder? Mit glänzenden Augen drehte sie sich zu Jace um, der selbstgefällig grinste.

"Darf ich Dame zu ihrem Platz führen?", fragte er und nahm sie galant am Arm. Er rückte ihr sogar den Stuhl zurück bevor er ihr ein Glas Cola einschenkte. Jace nahm schließlich an der anderen Seite des Tisches, der leider sehr lang war, Platz, sodass die sich förmlich anschreien mussten.

"Isabelle?", brüllte er. "Die Vorspeise bitte".

Erstaunt beobachtete Clary, wie sich die Tür öffnete und Izzy in einem unverschämt kurzen,sexy Kellnerinnenkostüm und einem Tablett hereinkam. Sie servierte erst Clary und dann Jace eine gräulich-trübe Brühe und lächelte Clary aufmunternd zu, als sie skeptisch einen Löffel der Suppe zum Mund führte.

"Habe ich selbst gekocht".

Ihre Hand stoppte abrupt.

"W-was?", fragte sie vorsichtig und registrierte wätend,dass Jace' Grinsen immer breiter wurde.

"Gänsesuppe à la Provence", schwärmte Isabelle und Jace prustete in seine Suppe.

Clary feuerte ein paar potenziell tödliche Blicke in seine Richtung ab.

"Was ist denn? Willst du nicht probieren?".

"Doch", meinte die rothaarige Schattenjägerin Schattenjägerin und nahm einen winzigen Schluck der Flüssigkeit. Es war sogar noch schlimmer, als sie erwartet hatte. "Köstlich", log sie und Isabelle strahlte übers ganze Gesicht.

"Keine Sorge, das war noch nicht alles!".

*

"Sechs verdammte Gänge?", schrie Clary während Jace nicht mehr aufhören konnte zu grinsen. "Ich kann es nicht fassen. Du hast ihr gesagt sie soll ein Sechs-Gänge-Menü vorbereiten".

"Ja,das habe ich ", sagte Jace unschuldig ."Schließlich will ich nur das Beste für dich.Und ich sage dir, der Eimer,den ich unter dem Tisch versteckt hatte, war wirklich überaus nützlich heute Abend. Du hättest mich nur zu fragen brauchen,dann hätte ich ihn dir geliehen".

Clary schüttelte nur wieder und wieder den Kopf. Sie unternahmen gerade einen romantischen Spaziergang durch den Central Park, auf den Jace bestanden hatte. Schließlich führte er sie zu einem kleinen,gitzernden Teich.

"Wunderschön, nicht?", sagte Jace leise und Clary verstand, dass er es diesmal ernst meinte.

"Lass uns ein wenige näher rangehen", meinte sie und ihr Freund nickte bevor er ihr folgte.

"Wirklich zauberhaft", murmelte Clary. "Als wäre der Mond ins Wasser ge-".

Sie quietschte auf, als sie auf dem schlammigen Ufer ausrutschte und schließlich mit den Füßen vorraus im überraschend tiefe Wasser landete. Prustend und nach Luft schnappend tauchte sie wenige Sekunden später wieder auf.  Als sie sich im Wasser umdrehte sah sie,dass Jace mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht am Rand des kleines Sees kniete. Er brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass es ihr gut ging. Auch Clary brauchte einen Moment um sich von dem Schrecken zu erholen. Als sie schließlich so weit war hatte sie jedoch nur noch eins zu sagen.

"Jace, bitte versuche nie wieder romantisch zu sein".