(11) 9. Tag - Dienstag

Dennis

Als ich in der Früh aufwache, schlummert Jack auf mir, so wie wir gestern eingeschlafen sind.

Scheiße, wie soll ich ihr jetzt das Essen machen? Sie liegt auf mir und ich kann sie doch nicht einfach aufwecken.

Ich schaue aus dem Fenster und dann auf sie. Ihr Atem geht ganz ruhig wie meiner. Wir sind im Eintackt. Deswegen lächle ich. Ich hebe meine Hand und streiche ihr eine Sträne aus dem Gesicht, worauf sie aufwacht.

Sie sieht mich verschlafen an.

"Guten Morgen.", flüstere ich ihr entgegen und küsse sie auf die Nase.

"Morgen ..." Sie streckt sich. Dann hebt sie sich an, um näher an meinem Gesicht zu sein und sofort küssen wir uns wieder. Das ist so toll.

Ich hätte echt nie gedacht, dass ich küssen mal so lieben würde. Ich könnte das den ganzen Tag lang machen, ohne ihre Lippen ein einziges Mal verlassen zu müssen.

Das sind schöne Gedanken, auf die ich anfange, erneut zu lächeln.

Jack beunruhigt das kein bisschen und lässt ihren Kopf wieder auf meine Brust sinken.

Sie lächelt und hält die Augen geschlossen.

"Was ist so lustig?", frage ich sie.

Sie lächelt darauf nur um so mehr.

"Jack?"

"Ich höre nur dein Herz schlagen. Das ist alles."

"Aha. Und was ist daran so spannend, dass man lachen muss?"

"Ich lache nur aus Freude."

"Und warum machst du das eigentlich?" Mal wieder liege ich bloß mit Boxershorts, wie immer, im Bett.

"Das beruhigt mich. Und ich finde es toll, jemand anderem beim Leben zuzuhören."

"OK. Muss ich das verstehen?"

"Ne. Aber du kannst es ja mal selber ausprobieren."

"OK ... Echt, darf ich?"

"Ja. Wenn du willst."

Ich nicke ihr zu, worauf sie sich neben mich legt und ich etwas hinunter rutsche, um mich auch mal auf ihr Herz zu legen. Meine Arme schlinge ich um sie, während ich ihrem Herzen zuhöre. Kaum bin ich näher gekommen, schon wird es schneller.

"Du bist voll nervös. Oder aufgeregt?" Ich hebe wieder meinen Kopf und sehe ihr in die Augen.

"Kann sein. Aber bei dir war das auch nicht anders, denn als du mich aufgeweckt hast, ging dein Herzschlag noch ganz langsam und danach ging er ganz schnell. Deswegen habe ich auch gelächelt."

"Oh." Ich werde wieder etwas rot. Wir schauen uns eine Weile an, bis ich sage: "OK. Dann mache ich mal das Frühstück für uns. Wir sind eh schon spät dran."

"Du meinst wohl, dass du spät dran bist, denn ich steh immer um diese Uhrzeit auf."

"Ja genau, weil du ein Langschläfer bist." Daraufhin streife ich kurz meinen rechten Zeigefinger über ihre Nase, worauf sie anfängt zu lachen.

Dann winde ich mich im Bett um und stehe auf. Jack ist so was von gemein, denn sie packt mich einfach am Arsch an dem Bund der Boxershorts und zieht mir beim Aufstehen sie fast runter. Sie sieht aber nur meinen Arsch, worauf sie sich natürlich selber ihren Arsch ablacht, als ich mir die Boxershorts wieder hinrichte. Ich lache kurz mit und dann krame ich meine Sachen zum Anziehen raus.

Nach dem wir mit dem Frühstück fertig sind, machen wir uns auf zur Schule und als wir dort ankommen, trenne ich mich von ihr und gehe zu James hinüber, der bei den anderen hockt. Ihr habt sie gestern kennen gelernt.

Ich weiß, ihr denkt bestimmt, dass ich blöd bin, ja, eigentlich bin ich das, denn eigentlich sollte ich bei Jack bleiben und ihnen zeigen, dass wir zusammen gehören. Stattdessen gehe ich auf die zu, die mir erst den gestrigen Streit eingehandelt haben, den ich mit Jack hatte. Wegen ihnen passierte das überhaupt. Ich hatte Angst, von ihnen verstoßen zu werden oder ihnen klar machen zu müssen, wie es so PLÖTZLICH dazu kommt, dass ich sie liebe. Na ja und darauf hatte ich keinen Bock ihnen zu sagen, dass ich ihnen all die Jahre nur etwas vorgespielt hatte.

So, jetzt sitze ich also bei denen, die denken, ich begleite Jack nur in die Schule und dann lasse ich sie stehen, wie ein nun kaltes Mittagessen.

Jack sieht mir nur doof hinterher und geht zu ihren Freunden hinüber.

"Du, die ist jetzt sauer ...", flüstert mir James informierend zu.

"Ja, ich weiß. Aber jetzt Klappe."

Also schweigt James. Diese Idee finde ich selber nicht so toll. Aber ich versuche, alles zu verheimlichen, wie es geht.

Bestimmt denkt ihr jetzt: Arschloch! Wie kann ich das Jack nur antun?

Fragt mich nicht. Ich hab selber keinen Plan. Aber, ich versuche es herauszufinden.

Als die Schule endlich beginnt, setzen wir uns, und das ist wirklich der erste Tag bis jetzt, alle, ohne irgend ein Wort zu sagen, hin und schweigen wie ein Grab.

Die ganzen Stunden zogen sich so hin.

Bis zur 2. Pause hat Jack mich wieder ignoriert, bis ich dann zu ihr hingehe und sie frage, was los ist.

"Was los sein soll?", schnauzt sie mich an.

"Ja, du ignorierst mich!"

"Warum könnte ich das tun? Dennis, ich sags dir nur einmal: Wenn du deinen Freunden bald nichts von uns erzählst, dann mache ich das oder du kannst dich darauf einstellen, dass ich dann nicht mehr will. Dann heißt es ADIOS, JACK!!!"

Draufhin geht sie an mir vorbei. Ich rufe ihr noch nach, renne auf sie zu und halte sie am Arm zurück.

"Wie meinst du das?", frage ich sie.

"Das heißt, dass ich bei so was nicht mitmache. Ich will nicht mit dir auf Heimlichkeit zusammen sein. Das will keiner. Verstanden?"

"Nein, warte. Also, wenn ich es ihnen nicht erzähle, dann machst du schluss mit mir?"

"Ja, kann sein. Oder ich erzähle es ihnen selber. Und dann kannst du dich auf Ärger gefasst machen. Du hast die Wahl, wie es deine Freunde erfahren sollen. Ich will bloß wissen: Hattest du eigentlich jemals vorgehabt, es deinen Freunden zu erzählen, ohne dass ich dich dazu zwingen muss?"

Ich sehe sie nur ratlos an. Ich weiß einfach nicht was ich sagen soll. Lügen kann ich nicht und die Wahrheit würde ihr weh tun. Also was soll ich machen?

Also hebe ich bloß die Schultern und lasse sie wieder fallen.

Jack sieht auf den Boden zu meinen Füßen.

"OK. Dachte ich es mir. Du hast heute Zeit und wenn sie es bis Abend nicht wissen, dann ist entweder aus oder sie erfahren es von MIR HÖCHST PERSÖNLICH!!!", schreit sie mir ins Gesicht und geht genervt davon.

Ich sehe ihr nur deppert hinterher.

Fuck, was mache ich jetzt?

Ich gehe zu James, picke ihn aus unseren Freunden raus und brauche seinen Rat.
"Du sagst es ihnen einfach halt, so wie du es mir erzählt hast."

Ich schüttle den Kopf. "James, das kann ich einfach nicht. Das ist total schwierig."

"Tja. Du musst dich entscheiden, wer dir wichtiger ist. Sie ist deine Zukunft, Mann. Entweder sie oder unsere Kumpels. Mir wäre es egal wie sie reagieren. Hauptsache sie wüssten es und ich hätte jemand, der wenigstens, und auch hoffentlich, bis an mein Ende an meiner Seite bleibt."

James sieht mich einfach nur an. Seine Tipps sind einfach nur klasse. Aber wie soll ich es tun?

"OK. Du hast recht. Mir wird schon was einfallen."

Daraufhin schlägt er mir freundlich auf die Schulter und wir gehen wieder zu unseren Kumpels. Während der ganzen Pause überlege ich vor mich hin.

Jetzt haben wir Englisch mit Frau Valtingoer.

Ich überlege immer noch.

Dann fällt mir was ein.

Ich stehe einfach auf, worauf mich alle doof ansehen, weil ich auf Jack zugehe, unsere Lehrerin ebenfalls, denn die bittet mich, dass ich mich wieder hinsetzte. Doch ich sage ihr bloß, dass sie abwarten solle. Dann drehe ich mich der Klasse zu und halte Jacks Hand.

"Leute, ich muss euch was sagen. Gestern sind meine Kumpels auf mich losgegangen und haben mich gefragt, ob ich was mit Jack habe. Ich sagte ihnen NEIN, WARUM? Ich hatte Panik davor, dass ich sie verlieren könnte und unsere Freundschaft aus ist. Aber jetzt möchte ich die Wahrheit erzählen. Ja, ich bin mit Jack zusammen. Und das schon seit Samstag. Ich tue dass jetzt nicht nur für sie, sondern auch für mich, damit ich nicht mit einer Lüge, wie die letzten Jahre, weiter leben muss und damit ich jemanden hab, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Ich will damit sagen, dass ich schon mein ganzes Leben lang, seitdem ich sie kennengelernt habe, liebe und sie immer wollte, obwohl ich sie so sehr verachtet hatte, nur wegen euch." Ich deute auf jeden einzelnen: Nick, Luis, Andreas, Leon, Marvin, Jake, Nico und Kevin.

Die glotzen mich nur doof an.

Aber mein hübsches Mädchen steht auf, legt die Arme fest um mich und dann küsst sie mich vor der ganzen Klasse. Ich nehme ihr Gesicht in beide Hände und kann es kaum glauben. Das Gefühl hier ist wie auf einer Hochzeit, die wir irgendwann mal haben werden können.

Izzy fängt an zu klatschen, dann James und dann unsere Lehrerin. Irgendwann die ganze Klasse.

Meine Kumpels waren nicht sauer auf mich, denn sie schlossen Jack und sogar Izzy zu unserer Clique mit ein, um ihr zu erzählen, dass sogar alle sie scharf finden. Aber mehr wollte ich nicht hören, sonst hätten sie von mir eine saubere Einreibung verpasst bekommen und daraufhin warnte ich sie. Auf jeden Fall fanden sie Jack schon immer cool und atraktiv. Genauso wie Izzy. Aber sie hatten mehr offen für Jack. An was das wohl liegt?

So gegen 16 Uhr kommen wir nach Hause, da wir noch mit den anderen, wie Nick, Luis, Andreas, Leon, Marvin, Jake, Nico, Kevin und, natürlich nicht zu vergessen: mit James und Izzy. Die liebsten von allen, die nach Jack kommen.

Nun sitzten wir in der Küche und machen uns noch ein kleines Mittagessen, da wir schon davor was kleines hatten.

Am Essenstisch ratschen wir zusammen: "Und, war das jetzt so schwer?", fragt sie mich.

"Nein. Eigentlich nicht. Das hat mir totales Herzrasen verpasst, aber diesen Kick werde ich vermissen, wo du mich auf einmal vor allen geküsst hast. Noch dazu sind wir Klassensprecher. Kein gutes Vorbild. Irgendwann werden es uns alle nach machen. Wie Nick und Andreas."

Ich lache los. Sogar Jack kriegt sich nicht mehr ein. Denn der Gedanke, wie die schwul im Bett liegen (nichts gegen Schwule) und sich küssen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber das soll nicht meine Sache sein. Egal, wen wir lieben, ob Junge einen Jungen, ob Mädchen ein Mädchen oder Junge ein Mädchen, wir sind doch alle gleich, oder etwa nicht? Scheiß drauf!!! Jeder hat einen Grund dafür, warum er gerade auf dieses Geschlecht steht. Da gibt es keine Begründung und zum lachen ist das auch nicht.

Also, lassen wir das Thema. Ich freue mich ja für jeden, der seinen Partner gefunden hat, egal, welches Geschlecht es ist. Hauptsache ist doch: ER IST GLÜCKLICH!!!

Der Abend brach schnell ein. Diesmal gingen wir in Jacks Bett.

"Ich bin stolz auf dich, Dennis."

"Was? Warum?"

Sie redet in meine Brust: "Da du mir gezeigt hast, dass dir alles egal ist und nicht darauf achtest, was die Folgen sind, sondern die Wahrheit sagst, anstatt mit der Lüge zu leben."

"Ja, finde ich auch. Ich bin auch stolz auf mich, denn ich hab ja dich." Ich drücke sie fester an mich, worauf sie mir als Belohnung meine Brust und das Sixpack küsst.

Oh Mann ...

Wie es wohl morgen weiter geht?

Egal. Auf jeden Fall sage ich noch: "Und außerdem habe ich mehr Spaß mit dir, als mit jedem anderen."

Sie sieht zu mir auf. "Wirklich?"

"Ja."

Dann küssen wir uns in den Schlaf.

Boah. Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mal ein Kapitel nur aus der Sicht von Dennis schreiben könnte.
Im nächsten Kapitel wird es wieder gemischt sein.

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