Ohne Titel Teil 1
Dartmoor House - das dunkle Geheimnis der Reinblüter
Harry ließ die Papiere sinken, die er gerade gelesen hatte. Nach dem Schulabschluss waren er, Hermine, Neville, Luna, Colin und Dennis Creevy nach Blackstone Manor gezogen. Hermines Eltern sowie die Familie von Colin und Dennis Creevy, Arabella Figg und ihre Kniesel hatten hier unbeschadet die zweite Schreckensherrschaft von Voldemort überstanden, waren in Sicherheit gewesen. Auch einige andere hatten hier Zuflucht gefunden bei Bedarf. Bewacht und beschützt wurden sie von Kreacher, Winky und einigen anderen Hauselfen. Das siebte Schuljahr hatte vor allem Hermine nachholen wollen, aber auch Harry war nicht abgeneigt gewesen. Neville hatte sich ihnen angeschlossen, da er zwar während Hermines und Harrys Suche nach den Horkruxen in Hogwarts gewesen, aber mehr damit beschäftigt gewesen war, den Widerstand zu leiten als zu lernen. Severus Snape und Minerva McGonagall teilten sich mittlerweile die Schulleitung, was beidem zugute kam – hatten sie dadurch mehr Zeit für ihre eigenen Projekte.
Harry absolvierte mittlerweile eine Ausbildung bei Bill zum Fluchbrecher, Hermine studierte Zaubertränke an der magischen Universität von Edinburgh, Neville dort Kräuterkunde, Luna und Colin begannen eine Ausbildung im Zaubereiministerium und zwar beim Gamotverwaltungsdienst, während Dennis weiterhin die Schulbank drückte.
Harry las die Papiere noch einmal durch, dann schob er sie zusammen und machte sich mit ihnen in der Hand auf die Suche nach Hermine. Es dauerte etwas bis er sie gefunden hatte, doch schließlich fand er sie mit den anderen im Wintergarten. „Ich habe gerade die Unterlagen von Sirius durchgesehen", Harry nahm dankend den Kaffee entgegen, den Jane Granger ihm reichte. „Bill hat sie mir zusammengestellt. Dabei bin ich darauf gestoßen, dass die Blacks anscheinend Förderer eines Waisenhauses für Squibs waren. Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt."
Arabella Figg seufzte. „Ich schon – aber es ist eigentlich kein Waisenhaus. Dorthin schoben die Reinblüter ihre Kinder ab, wenn sich herausstellte, dass sie Squibs waren. Teilweise wurde damit gedroht, wenn man sich nicht gut benahm – gut, meine Eltern unterstützten mich voll und ganz. Aber eine Großtante war da anders gepolt und drangsalierte mich wo sie nur konnte, rieb mir immer wieder mit Genuss unter die Nase, dass ich im Gegensatz zu meinen Geschwistern ohne einen Funken Magie war. Vor einigen hundert Jahren war es sogar Gang und Gebe, dass solche Kinder ausgesetzt wurden. In den letzten Jahren hörte man nichts mehr von diesem Heim – ich jedenfalls nicht."
„Das ist doch grausam", Jane Granger stellte klirrend ihre Tasse ab. „So kann man doch nicht mit seinen Kindern umspringen – wir haben unsere Mimi doch auch nicht verstoßen, nur weil sie magisch veranlagt ist."
„Reinblüter, jedenfalls einige Familien, dachten da anders." Arabella Figg seufzte. „Argus Filch ist ebenfalls in seiner Familie aufgewachsen und du weißt ja, Harry, wie dieser auf Zauberer und Hexen reagierte in seiner Eigenschaft als Hausmeister."
„Mit welchem Betrag unterstützt du das Heim als Lord Black, Harry?" Fred und George Weasley standen in der Tür, sie hatten ihren Besuch für heute angekündigt.
„Fünfzigtausend Galleonen pro Jahr."
„Großer Betrag." Arabella Figg sah Harry prüfend an. „Steht in deinen Papieren, wie lange die Blacks dieses Heim schon unterstützten und vielleicht auch aus welchem Grunde?"
„Seit einhundertfünfzig Jahren." Harry blätterte in seinen Dokumenten herum. „Ah hier steht es. Es begann, als der fünfjährige Salvatius Black dorthin gebracht wurde."
„Also haben die Blacks ihren Nachwuchs dorthin abgeschoben, als sich herausstellte, dass er nichtmagisch veranlagt ist", schlussfolgerte Hermine scharfsinnig. „Ob Andromeda Tonks darüber etwas weiß? Oder vielleicht auch Tonks oder Narzissa Malfoy?"
„Ich glaube kaum", meinte Arabella Figg nach einigen Minuten des Nachdenkens. „Solche Dinge wird nur das jeweilige Familienoberhaupt gewusst haben. Fragen kostet aber nichts."
„Willst du das Heim weiter unterstützen, Harry?" Marie-Luise Creevy legte ihr Strickzeug beiseite.
„Ich will mich dort erst einmal umsehen. Arabella, weißt du, ob die Kinder dort gut behandelt werden?"
„Das kann ich dir nicht sagen, es sind nur Gerüchte, die man über das Heim hört. Tut mir leid Harry." Arabella streichelte, während sie dies sagte, einen ihrer Kniesel.
„Das muss dir doch nicht leid tun. Wie gehen wir da am besten vor?" Harry sah in die Runde.
„Entweder unauffällig Erkundigungen einziehen oder ohne Voranmeldung dort aufschlagen", schlug Joshua Granger vor. „Aber wenn wirklich nur wenig über das Heim bekannt ist, würde ich den zweiten Weg wählen."
„Sehe ich auch so", nickte Malcolm Creevy, der sich um den Park von Black Manor kümmerte. „Und vielleicht solltest du nicht alleine dorthin gehen. Vier bzw. sechs Augen sehen mehr als zwei. Außerdem kann einer mit der Leitung sprechen, während jemand anders versucht mit den Kindern ins Gespräch zu kommen."
„Hört sich gut an." Harry überlegte einen Moment, dann grinste er. „Darf ich mir Melissa ausleihen, ich könnte sagen,dass ich gerade Babysitter bin und ..."
„Ich bin kein Baby!" Melissa Creevy, sechs Jahre alt, und genauso magisch veranlagt wie ihre großen Brüder, stemmte die Hände in die Seiten und sah Harry empört an. „Ich kann schon lesen und schreiben und kann allein auf mich aufpassen! Ich bin schlauer als Ronald Weasley und ..."
„Das ist kein Kunststück", lachte Colin, der die Schlacht um Hogwarts schwer verletzt überlebt hatte und seitdem ein Bein nachzog. „Lissy, selbst ein Baby ist schlauer als Ronny-Wutzi."
„Aber ich mache meine Hausaufgaben immer alleine", trumpfte Melissa wieder auf.
„Das stimmt", bestätigte Hermine. „Lissy kann das schon super alles alleine. Ich schätze einmal, dass der Sprechende Hut ihr vorschlägt, sie nach Ravenclaw einteilen zu wollen."
„Wow", Dennis fiel die Kinnlade herunter. „Ravenclaw, Lissy – du bist ja eine ganz Schlaue."
„Das bin ich! Ich komm mit", Melissa freute sich anscheinend über ihren Spezialauftrag. „Was soll ich machen?"
„Wenn es geht, mit den dort anwesenden Kindern ins Gespräch kommen. Finde heraus, ob es ihnen dort gut geht, wie sie behandelt werden, ob das Essen gut ist", schlug Hermine vor.
„Mimi, du und ich sprechen mit der Heimleitung und versuchen von Melissa abzulenken", wandte sich Harry an seine beste Freundin und Wahlschwester. „Schauen wir einmal, was wir dabei herausbekommen."
„Ich könnte euch unter deinem Tarnumhang begleiten", schlug Dennis vor. „Während ihr im Büro seid, Lissy versucht mit Kindern ins Gespräch zu kommen, behalte ich die anderen Erwachsenen im Blick und beobachte, wie sie sich verhalten. Wenn sie sich normal verhalten, dann haben sie keine Geheimnisse und es wird alles in Ordnung sein. Versuchen sie, etwas verschwinden zu lassen, dann haben sie vermutlich Dreck am Stecken."
„Super Idee", Neville hob den Daumen. „Ich werde mal meine Unterlagen durchsehen, ob die Longbottoms auch an dem Heim beteiligt sind. Bill könnte Nachforschungen beim Gringotts anstellen und die Malfoys sollten wir auch ansprechen.
Harry flohte Malfoy Manor an, doch leider ohne Erfolg. Er erfuhr von Draco, dass dessen Eltern gerade beim Zaubereiminister waren. Also schnappte sich Harry seine Unterlagen und machte sich dorthin auf den Weg. Schließlich gehörte auch die Familie des Zaubereiministers zu den Unantastbaren Achtundzwanzig – genauso wie die Malfoys. Harry wurde auch schnell vorgelassen, war er doch der Bezwinger Voldemorts, da genoss man gewisse Vorteile. Nach der allgemeinen Begrüßung brachte Harry sein Anliegen vor. „Ich habe schon von dem Heim gehört", nickte Kingsley Shacklebolt. „Allerdings immer nur am Rande, es wird immer nur gemunkelt. Ich weiß noch nicht einmal wo genau es sich befindet. Aus meiner Familie kam niemand dorthin – wenn bei uns Squibs geboren wurden, wurden für sie liebevolle Pflegefamilien in der Muggelwelt gesucht und dennoch blieb der Kontakt bestehen."
„Ich kenne auch nur Gerüchte", Lucius Malfoy dachte einen Moment nach. „Laut den Familiengerüchten kam ein Bruder meines Ururgroßvaters in das Heim und danach durfte man seinen Namen nie wieder erwähnen. Er wurde sozusagen aus dem Stammbaum getilgt. Selbst die magischen Familienportraits schweigen sich dazu aus."
„Bella gelang es einmal, ein Gespräch zwischen unserem Vater und unserem Onkel Orion, also Sirius Vater, zu belauschen", erzählte Narzissa. „Danach hatte Onkel Orion einen älteren Bruder namens Sixtus, der dorthin abgeschoben wurde, weil sein Magielevel quasi nicht vorhanden war. Sie ließen sich darüber aus, was das für eine Schande für die Familie Black wäre. Das Heim befindet sich im Dartmoor. Bella hatte Glück, dass sie nicht erwischt wurde. Sie versteckte sich, als Tante Walburga unvermutet vorbeikam und schlich sich dann zu Medea, Sirius, Regulus und mir zurück, berichtete uns alles. Eine Woche später waren wir über das verlängerte Wochenende alleine, da unsere Eltern verreist waren. Wir gaben vor lernen zu müssen und schlugen unser Lager in der Bibliothek auf, durchsuchten diese quasi nach Anhaltspunkten. Schließlich fanden wir eine Karte vom Dartmoor und versuchten den Standort des Heimes ausfindig zu machen. Gelang uns allerdings nicht. Die nächsten Monate suchten wir fünf weiter, hörten uns in Hogwarts unauffällig um, forschten in der dortigen Bibliothek nach Hinweisen, und so langsam gelang es uns, den Standort einzugrenzen. Als Bella schließlich immer fanatischer wurde, sprach Sirius den Amnesia über sie, damit sie nicht etwas anstellen konnte wie das Heim überfallen. Das wollten wir auf gar keinem Fall. Wir anderen vier schworen uns, niemals etwas darüber zu verraten, wenn wir nicht sicher waren, dass dem Heim kein Unheil drohen würde."
„Wow, Narzissa, du weißt mehr als wir alle zusammen", der Zaubereiminister war sichtlich beeindruckt. „Bekommst du noch den Standort zusammen?"
„Gemeinsam mit Medea auf jeden Fall", nickte Narzissa nach einigen Minuten des Nachdenkens.
„Ich hol sie ab." Harry war schon zur Tür raus.
Eine halbe Stunde später war er wieder da und zwar mit Narzissas Schwester Andromeda Tonks. „Harry sagte, er fand Zahlungen an das Squib-Heim?" Andromeda sah in die Runde.
„Ganz genau und zwar in Höhe von fünfzigtausend Galleonen im Jahr und das seit einhundertfünfzig Jahren", bestätigte dieser.
„Wow, dass es so viel ist, damit haben wir nicht gerechnet." Andromeda schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich wissen möchte, wie viel Kinder die Blacks im Laufe der Jahre dorthin abschoben."
„Wir müssen nur nach den Brandlöchern im Ahnenteppich suchen und dann zu diesen Namen Recherchen anstellen", Narzissa drückte die Hand ihrer Schwester. „Vielleicht ist es an der Zeit, dies alles einmal aufzuarbeiten."
„Das ist es auf jeden Fall." Andromeda überlegte einige Minuten. Dann grinste sie fies. „Sollte sich herausstellen, dass es den Kids dort nicht gut geht – vorausgesetzt, dass sich dort noch welche aufhalten – dann lasst uns doch das eine Manor der Lestranges als neues Quartier für diese nehmen."
„Du meinst Summerland – Bella hat es gehasst." Auch Narzissa begann zu grinsen. „Ja, weil es so gar nicht ihr Stil war", lachte Andromeda.
„Sie könnten – bei Interesse – auf Lehramt studieren oder im Ministerium arbeiten. Als Bindeglied zwischen den beiden Ministerien", überlegte der Zaubereiminister. „Deine beste Freundin Hermine, Harry, legte mir einmal während einer Sitzung des Phoenixordens dar, wie wichtig es wäre, dass magische Kinder aus Muggelfamilien schon frühzeitig in die magische Welt integriert werden bzw. die Kinder aus magischen Familie benötigen schließlich auch eine solide Grundausbildung in Lesen, Schreiben, Rechnen und sonstigen Fächern."
Die Unterhaltung wurde unterbrochen, als Neville das Büro des amtierenden Zaubereiministers betrat. „Oh, hast du etwas gefunden Nev?" Harry sah seinen besten Freund neugierig an.
Dieser war totenbleich, brachte kein Ton heraus. Wortlos streckte er Harry ein Büchlein entgegen und signalisierte ihm zu lesen. Narzissa zog den jungen Mann neben sich und reichte ihm erst einmal ein Glas Wasser. Harry sah ungläubig nach wenigen Minuten hoch. Neville nickte ihm auffordernd zu. „Das ist das Tagebuch von Augusta Longottom", erklärte Harry daraufhin. „Nev hat einige Stellen markiert. Ich lese einmal vor:
*17. November
Ich habe mich auf dringendes Anraten von Algie und Enid dazu entschieden, Neville in das uns empfohlene Heim zu geben. Er zeigt keinerlei Magie, ist so völlig anders als mein Frank in diesem Alter. Dort ist er besser aufgehoben, ich kann mich nicht auch noch um einen Squib kümmern jetzt, wo das mit Frank und Alice passiert ist. Ich bin die ganze Zeit bei ihnen im St. Mungos und da kommt Neville viel zu kurz. Dort wird er auch auf ein Leben als Squib vorbereitet.
30. November
Ich bin wieder einmal im Mungos, wie jeden Tag. Der Zustand von Frank und Alice hat sich weder verbessert noch verschlechtert. Nicht verschlechtert hört sich in meinen Ohren gut an, doch die Heiler haben mir mehrfach bestätigt, dass ihr Zustand irreversible ist – sie wurden von ihren Angreifern in den Wahnsinn geflucht. Mein armer Frank, er hatte so eine steile Karriere vor sich. Arme Alice, auch sie war so ein großes Talent. Ein Gutes hat ihr Zustand, sie bekommen nicht mehr mit, dass ihr Sohn ein Squib ist.
5. Dezember
Die Angreifer wurden gefasst, es war die Familie Lestrange. Gestern begegnete mir Andromeda Tonks in der Winkelgasse. Sie konnte mir nicht in die Augen sehen, bat mehrfach für die Taten ihrer Schwester Bellatrix um Verzeihung. Sie tat mir richtig leid, schließlich kann sie nichts für die Taten ihrer Schwester.
7. Dezember
Heute war ich ebenfalls im St. Mungos. Alice war so unruhig. Ständig sah sie zur Tür und wieder zu mir, sie summte vor sich hin, immer aufgeregter, es waren die Lieblingslieder von Neville, wie ich irgendwann erkannte. Es war schwer zu erkennen, da Alice die Melodien vermischte. Ich sprach daraufhin einen Heiler an, machte ihn auf dieses Verhalten aufmerksam. Er beobachtete dies eine Weile und meinte dann, Alice würde wohl ihren Sohn vermissen, den ich anfangs mitbrachte. Ich gestand ihm, dass ich meinen einzigen Enkel in ein Heim für Squibs gegeben habe, dort sei er besser aufgehoben.
Der Heiler sah mich entgeistert an, meinte dann, ob mir bewusst wäre, dass der Umstand, dass Neville den Anschlag auf seine Eltern mitbekommen habe, ein schweres Trauma ausgelöst habe und dies seine Magie blockieren würde. Alice wäre vor drei Monaten mit Neville im Mungos gewesen, da die nächsten Impfungen fällig waren. Da hätte Alice ihm voller Stolz erzählt, dass Neville am Morgen eine Blume zu ihr habe schweben lassen. Neville lachte, als sie ihn dafür busselte und ließ prompt seinen Teddy schweben. Er riet mir dringend, meinen Enkel umgehend aus dem Heim zurückzuholen!
8. Dezember
Ich habe Neville dort herausgeholt. Bei Merlin, der Kleine steht völlig neben sich. Er lacht nicht mehr, er will nicht reden. Er sitzt nur teilnahmslos in der Ecke und zuckt beim kleinsten Geräusch zusammen. Aber ich habe ihn wieder. Morgen gehen wir Frank und Alice besuchen.*
Harry klappte das Tagebuch von Augusta Longbottom zu. „Scheiße, Nev."
„Sie hat mich einfach abgeschoben", Neville rieb sich wütend die Augen. „Und Tante Enid und Onkel Algie haben sie darin noch unterstützt."
„Das tut mir so leid." Narzissa fackelte nicht lange und zog den jungen Mann in die Arme.
„Onkel Algie hat mich mit acht aus dem Fenster gehalten, um Magie aus mir herauszuschütteln. Dabei hat er mich fallenlassen. Das habe ich immer gewusst, konnte mich daran erinnern. Aber wer weiß, was davor schon alles war, was mir entfallen ist." Neville klang wütend.
„Wenn du möchtest, Neville, könnte man das alles wieder ausgraben." Lucius sah den Bezwinger Naginis fest in die Augen. „Aber dann würdest du alles wieder durchleben müssen."
„Das wäre mir egal. Du meinst Severus könnte Okklumentik anwenden, Lucius, richtig?"
„Ganz genau, Neville."
„Dann finden wir vielleicht den Standort des Heimes heraus?" Neville zuckte mit den Schultern. „Das wäre es allemal wert."
„Wir können auch versuchen, aufgrund der von uns gesammelten Hinweise das Heim zu finden", schlug Andromeda vor. „Vielleicht gibt es hier im Ministerium auch irgendwelche Aufzeichnungen darüber."
„Würde aber unter Umständen viel zu lange dauern, bis wir etwas finden", gab Neville zu bedenken. Er begann, an seinen Fingernägeln zu kauen.
Andromeda ergriff Nevilles Hand und unterbrach so das Nägelkauen. „Unter Umständen schon, Nev, aber es würde wie Luc schon sagte, eventuell viele unschöne Erinnerungen bei dir aufwühlen, wenn Sev sich deine Erinnerungen ansieht."
Neville schnaubte. „Ich habe die Carrows überlebt, ich wurde einige Male mit dem Cruciatus belegt – das werde ich dann auch überstehen."
Lucius nickte und sandte seinen Patronus aus. Eine halbe Stunde später betrat der amtierende Direktor Hogwarts, Prof. Severus Aurelius Nathaniel Snape, das Büro des Zaubereiministers. Schnell wurde er darüber in Kenntnis gesetzt, warum sein umgehender Besuch notwendig gewesen war. Mit unbewegtem Gesicht lauschte er aufmerksam, stellte einige Zwischenfragen. Dann nickte er. „Kein Wunder, dass du anfangs so unsicher warst, Neville, so tollpatschig. Was auch immer dir dort widerfahren ist, Neville, brachte deinen magischen Kern komplett durcheinander."
„Was kann man dagegen tun?" erkundigte sich der Zaubereiminister neugierig.
„Es muss nichts getan werden, Kingsley. Neville half sich selbst bzw. seine Freunde. Sie akzeptierten ihn so, wie sie ihn in der ersten Klassen kennenlernten, als netten, hilfsbereiten Jungen, der ein Ass in Kräuterkunde ist und ein super Zuhörer. Dies half Neville unbewusst, das als Kleinkind erlittene Trauma zu bewältigen. Gut, wenn ich gleich seine Erinnerungen wieder aufwühle, dann beginnt es von vorn. Aber dagegen können wir etwas tun: Entweder schwäche ich die Erinnerungen gleich ab, verschließe sie sozusagen, oder Neville spricht mit einem Therapeuten, was der beste Weg wäre."
„Aber ...", setzte Neville zu sprechen an.
„Es würde dir gut tun, Neville", unterbrach sein ehemaliger Lehrer ihn. „Ich an deiner Stelle wäre furchtbar wütend auf meine Großmutter, Tante und Onkel. Wütend darüber, dass sie mich als Kleinkind abgeschoben haben, wütend darüber, dass sie mich lange nur als Squib sahen und mir entsprechende Förderung versagten. Mein Vater war ein Alkoholiker, ein sehr schwerer sogar. Er versoff das Gehalt meiner Mutter – er selbst verlor ständig seine Jobs. Wenn dies passierte, schlug er sie und mich nur noch mehr – er schlug uns auch, wenn er im Vollrausch war. In den Sommerferien nach meinen ersten Jahr in Hogwarts schlug er sie tot, verletzte mich so schwer, dass ich es nur den aufmerksamen Nachbarn zu verdanken habe, dass ich überlebte. Danach kam ich zu den Eltern meiner Mutter, die sie verstoßen hatten, nachdem sie mit einem Muggel durchbrannte. Wir hatten also einen denkbar schlechten Start. Meine Freundschaft zu Lily, Harrys Mutter, zerbrach im Laufe der Zeit. Sie begann sich mit James Potter zu treffen, fing ebenfalls an mich zu verspotten. Irgendwann rutschte mir Schlammblut raus, als sie mich wieder einmal aufs Korn nahm und sie verfluchte mich vor der gesamten Schule ..."
„Lily war eine Schlampe", knurrte Lucius hörbar. „Sorry, Harry, dass ich so über deine Mutter spreche, aber sie war mehr als berechnend."
„Das weiß ich", nickte Harry. „Sirius magisches Portrait hat mir so einiges erzählt, er sagte auch, er akzeptierte die Patenschaft auch nur, weil James ihn darum bat. Remus konnte es nicht werden, weil er ein Werwolf ist. Ich weiß von Sirius auch, dass James Severus heimlich darum bat, auf mich aufzupassen."
„Darüber war ich echt verwundert", grinste Severus. „Aber habe ich gern gemacht. James Begründung überzeugte mich. Aber leider konnte ich nicht verhindern, dass du zu den Dursleys kamst."
„Ich hab' es ja überstanden", lachte Harry.
„Jedenfalls", nahm Severus das eigentliche Thema wieder auf, „war ich am Ende ein leichtes Opfer für Tom Riddle, ich trat nur zu gerne in seine Reihen ein. Ich glaube, mir hätte es damals geholfen, wenn ich mich mit jemanden hätte unterhalten können, der nicht betroffen ist, jemand Neutrales."
„Okay, das verstehe ich", nickte Neville. „Ich kenn nur niemanden."
„Nimm Medea", lächelte Narzissa und drückte die Hand ihrer Schwester. „Medea ist ausgebildete Therapeutin."
„Ginge das?"
„Das bekommen wir hin, Neville." Andromeda Tonks nickte.
Langsam und behutsam zog Severus sich aus den Erinnerungen von Neville zurück. „Wir sollten aufbrechen."
„So schlimm?" Kingsley schenkte Severus und auch Neville ungefragt einen Feuerwhiskey ein.
„Schlimmer, Neville war nur einige Tage dort, aber in dieser kurzen Zeit wurde er mehrfach verprügelt, mit Essensentzug bestraft, angeschrien, beschimpft und in den Keller gesperrt und das mit gerade einmal fünfzehn Monaten. Kein Wunder, dass Neville anfangs so unsicher, so verstört war." Severus fuhr sich durch die Haare. „Aus Nevilles Erinnerungen ergibt sich aber auch, dass es den anderen Kindern dort genauso erging. Niemand beschützte sie, sie waren ja nichts wert, was ihnen dort auch eingebläut wurde. Wenn wir Glück haben, sind die Zustände in dem Heim jetzt besser. Aber wir können uns nicht darauf verlassen."
„Wir hatten gedacht, dass wir Melissa mitnehmen, damit sie sich vielleicht unbemerkt mit den Kindern unterhalten können", erzählte Harry.
„Eigentlich eine gute Idee, aber nachdem, was wir jetzt durch Neville erfahren haben, würde ich davon abraten", ließ sich der Zaubereiminister vernehmen. „Nicht, dass die Kleine einen Schock bekommt. Ich schlage vor, dass Harry, Neville, Lucius, Severus und ich gehen – schauen wir doch einmal, was für eine Unruhe der Bezwinger Naginis und der Bezwinger Voldemorts dort auslösen werden. Neville sollte sich mit vollem Namen vorstellen – schauen wir doch einmal, ob jemand sich an ihn erinnern kann."
„Vielleicht sollten Hermine und Luna auch mitkommen", schlug Neville vor. „Gibt unserer Gruppe einen weiblichen Touch – vielleicht fühlen sich einige der Bewohner dann wohler ..."
„Du meinst, wenn die Zustände immer noch so sind wie früher?" fragte Andromeda behutsam nach. „Ja, genau", murmelte der Kräuterkundestudent.
„Sehr gute Idee, Neville." Andromeda Tonks war von dem Vorschlag deutlich angetan.
Harry entsandte seinen Patronus und wenig später tauchten seine besten Freundinnen ebenfalls im Büro des Zaubereiministers auf. Kurz wurden sie über den neuesten Stand informiert und umarmten danach Neville. „Wann geht es los?" erkundigte sich Hermine.
„Sofort."
Fünfzehn Minuten stand das Grüppchen vor dem Heim in den Tiefen des Moores von Dartmoor. „Gruselig", Luna gruselte es deutlich. „Hier wohnen Kinder?"
„Ja", kam es nur von Neville. Er sah sich um, die Gegend war öd und trostlos, das Moor begann einige Meter weiter. Ein falscher Schritt und man wurde verschluckt. Neville atmete tief durch und wollte gerade klopfen, als die Haustür aufgerissen wurde. „Verschwinde, wenn es dir hier nicht mehr gefällt", keifte eine hochgewachsene, hagere, grauhaarige Frau und schubste einen knapp fünfzehnjährigen Jungen hinaus. „Ich will dich hier nie wieder sehen. Krepier doch im Moor!"
„Guten Tag", machte sich Neville ganz nach Plan bemerkbar. „Mein Name ist Neville Frances Lord Longbottom." Er wartete einen Moment, um die Nennung seines Namens wirken zu lassen, „und das hier sind Harry James Potter, Hermine Granger, Luna Lovegood, Lucius Lord Malfoy, Severus Snape Earl of Prince und unseren Zaubereiminister Kingsley Shaklebolt sollten Sie eigentlich kennen."
„Ja, ja, natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen?" begann die Frau zu schleimen, ein wütender Blick traf den Jungen, befahl ihm sozusagen, zu verschwinden. Doch Lucius hielt diesen auf. „Bleib, mein Junge, wir können deine Hilfe gebrauchen. Insiderwissen sozusagen – auch wenn wir Dank der Erinnerungen von Lord Longbottom schon so einiges wissen, was ihm hier als Kleinkind widerfuhr!"
„Wie heißt du?" schaltete Harry sich ein. „Ich bin Harry und das ist mein bester Freund Neville."
„Sam, Samuel", stammelte der Junge, der furchtbar mager war. Seine rechte Wange war feuerrot, als wenn man ihn geschlagen hätte.
„Nett dich kennenzulernen." Neville streckte ihm die Hand entgegen. „Wir haben heute herausgefunden, dass ich nach dem Anschlag auf meine Eltern hier einige Tage untergebracht war. Ich hatte vorher alles vergessen – vergessen, wie grauenhaft man hier behandelt wird. Scheint ja immer noch so zu sein, oder?" Samuel schwieg verschüchtert. „Wir wurden angeschrien, mit Essensentzug bestraft, geschlagen, in den Keller gesperrt – das sah Prof. Snape in meinen Erinnerungen. Hat sich daran etwas geändert?"
„Ne ... nein", stotterte Samuel. „Das ist immer noch so. Ich, ich hab' mich in der Nacht in die Küche geschlichen, weil, weil die Kleinen vor lauter Hunger nicht einschlafen konnten. Doch ich wurde erwischt und soll jetzt gehen. Ich weiß nur nicht wohin. Alle, alle, die aufmucken, werden rausgeschmissen und ins Moor hinausgejagt. Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Niemand hat sie mehr gesehen."
„Okay, das reicht mir." Der Zaubereiminister sah die hagere Frau, die schon einige Male versucht hatte, die Tür zu schließen, doch von Lucius jedes Mal grinsend daran gehindert wurde, wütend an. „Ich hole Verstärkung – die Auroren sollen im Moor nach Spuren suchen. Samuel, hilfst du uns? Ich verspreche dir, wir holen euch hier raus."
„Wirklich? Aber wir sind doch wertlose Squibs." Der Junge war sichtlich verwirrt über die Worte.
„Squibs ja, wertlos auf gar keinem Fall." Hermine umarmte den Jungen spontan. „Ihr werdet gebraucht – ihr wisst um die magische Welt. Ihr könnt im Zaubereiministerium arbeiten oder im Muggelministerium als Verbindungsleute, bei den Auroren, als Lehrer, als Ärzte in der Muggelwelt und haltet dort die Augen auf, ob magisch veranlagte Kinder von ihren Familien schlecht behandelt werden. Ich bin muggelgeboren – was meinst du, was mir als Kind für Sachen passierten, für die mich die Nachbarn, Lehrer und Mitschüler schief ansahen, mich ausgrenzten. Als ich meinen Hogwartsbrief bekam, ergab endlich alles einen Sinn für meine Eltern und mich. Ich war nicht verrückt oder tollpatschig, ich war nur anders, eine Hexe. Ich hätte so gern früher erfahren, warum dem so ist. Wäre es nicht schön, wenn es eine Grundschule für Squibs, Hexen und Zauberer gibt, wo alle miteinander lernen, spielen. Und für diese Art von Schule brauchen wir Lehrer – vielleicht sogar schon Erzieher für einen magischen Kindergarten. Leute, die um die magische Welt wissen und mit den Eltern von muggelgeborenen Hexen und Zauberern reden, ihnen die Situation erklären und ihnen bei Schwierigkeiten helfen."
„Das wäre schön." Samuel liefen die Tränen über das Gesicht. „Ich würde gerne im Ministerium arbeiten, irgendwo, wo ich nützlich sein kann. Wir, wir müssen hier von morgens bis abends lernen und wenn man etwas einmal nicht gleich versteht, setzt es Schläge. Wenn man volljährig wird, wird man in der Muggelwelt ausgesetzt, bekommt gerade einmal etwas Geld, um sich durchzuschlagen. Das Geld stammt so viel ich weiß von den Eltern, die uns hier absetzen. Wird man vor der Volljährigkeit fortgejagt, bekommt man gar nichts."
„Da finden wir etwas, mein Junge." Kingsley nickte ihm aufmunternd zu. Dann hörte man mehrere Ploppgeräusche – dreißig Auroren waren den Ruf ihres ehemaligen Kollegen gefolgt. „So, Jungs und Mädels, es gibt Arbeit: Samuel hier berichtete uns gerade, dass alle Kinder, die nicht spuren aufs Moor hinausgejagt werden und nie wieder aufgetaucht sind. Versucht herauszufinden, was aus ihnen geworden ist, aber bringt euch nicht in Gefahr!"
„Alles klar, Chef, können wir uns Samuel ausleihen?"
„Könnt ihr, aber erst einmal schauen wir uns alle im Heim um. Passt auf diese Person auf.", Kingsley wies auf die hagere Frau an der Tür, „Sie versuchte schon diverse Male, uns die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch erfolglos."
„Ist der gute Nev mit Gryffindors Schwert auf sie losgegangen", spottete Tonks, die mit von der Partie war. „Eigentlich hätten Neville und Harry doch hier allein alles aufmischen können: Einer köpfte Nagini, der andere vernichtete Voldy-Poldy, ich weiß gar nicht, was wir hier sollen."
„Auch unseren Spaß haben", lachte einer ihrer Kollegen. „Zum Glück können die zwei ja gut teilen."
„Können wir", grinste Neville. „Warum sollen Harry und ich den Spaß ganz alleine haben."
„Sehe ich genauso", bestätigte Harry. „Dann zeig uns mal alles, Samuel. Wie viele Kinder außer dir leben zur Zeit hier?"
„Fünfundzwanzig."
„In welchen Alter?" wollte Severus wissen.
„Die Jüngste ist zwei und der älteste siebzehn."
„Tonks", wandte sich Lucius an seine Nichte. „Informiere bitte schnell deine Mom und deine Tante – wir brauchen dringend einen Platz für die Kinder. Wir nehmen alle mit."
„Ich erledigte das schnell und komme mit Remus wieder. Vielleicht brauchen wir ja die Nase eines Werwolfes – können wir Teddy zu euch bringen, Harry?"
„Klar, dort ist er gut aufgehoben."
„Danke dir, Kleiner." Tonks umarmte Harry und verschwand.
Schweigend ging die große Truppe ins Haus, zwei Auroren passten dabei auf die hagere Frau auf und Samuel ging voran, führte die Gruppe sozusagen an. Im sogenannten Speisesaal, wenn man diesen tristen Raum denn so nennen wollte, saßen die Kinder schweigend an einem langen Tisch mit gesenkten Kopf. Vor ihnen stand eine undefinierbare Brühe in hässlichen, abgeschlagenen Schüsseln. „Da war ich bei den Dursleys besser aufgehoben", raunte Harry Hermine zu, die düster nickte. Fünf dunkel gekleidete Frauen standen um die Tafel herum und passten auf die Kinder auf, jede hatte einen Stock in der Hand. „Mischen wir sie ordentlich auf, Nev."
Neville atmete durch, grinste. „Guten Abend, mein Name ist Neville Francis Lord Longbottom! Dank meiner Familie kam ich mit fünfzehn Monaten in den zweifelhaften Genuss, hier einige Zeit verbringen zu dürfen bzw. müssen drückt es wohl besser aus. Tja, Überraschung, ich bin kein Squib – denn sonst wäre es mir wohl kaum gelungen, mit Unterstützung von Ms. Lovegood hier den Widerstand in Hogwarts gegen Voldemort und seine Konsorten zu leiten und mir wäre es dann wohl auch kaum gelungen, mit dem Schwert von Godric Gryffindor Nagini, Voldemorts Schoßhündchen, zu köpfen!"
„Mein Name", übernahm jetzt Harry, „ist Harry James Lord Potter-Black, mir gelang es mit Hilfe unter anderem von Lord Longbottom, Ms. Granger, Ms. Lovegood, Lord Malfoy, Prof. Snape und Minister Shaklebolt den nasenlosen Stinker zu besiegen!"
„Was wollt ihr hier?" fauchte eine der Frauen. „Hier habt ihr nichts zu suchen."
„Falsch, wir haben hier etwas zu suchen." Kingsley trat vor. „Samuel – gibt es hier ein Kind, welches freiwillig hier ist?"
„Nein, wir wurden alle abgeschoben."
„Gut, dann bring deine Freunde hier raus, erklär ihnen alles kurz und packt eure Sachen. Einige Auroren werden euch begleiten, dabei können sie sich etwas umsehen. Zeig ihnen auch bitte das Büro der Leitung. Danach könnt ihr die Suchaktion im Moor starten."
„Mach ich Sir." Samuel ging zu den Kindern. „Kommt, wir gehen, wir packen jetzt unsere Sachen und dann ziehen wir um."
„Wohin, Sam?" fragte ein kleines Mädchen von circa sechs Jahren. „Wer will uns schon haben."
„Wir wollen euch haben, Mäuschen, wir sind zwar noch am Anfang unserer Planungen, aber von Samuel wissen wir schon einmal, dass er im Zaubereiministerium arbeiten möchte. Also macht er erst einmal seinen Schulabschluss, dann eine Ausbildung oder ein Studium und bis dahin haben wir spätestens eine Abteilung geschaffen, in der Samuel die Arbeit zwischen den einzelnen Ministerium – sei es der magischen, sei es der in der Muggelwelt – koordiniert und neue Kontakte knüpft. Und so finden wir für jeden von euch etwas. Was möchtest du werden?"
„Lehrerin, aber eine nette."
„Das bekommen wir hin", lachte Lucius und hob die Kleine hoch. „Wie heißt du, Mäuschen?"
„Tiffany."
„Ein sehr schöner Name. Jetzt geh mit Samuel und deinen Freunden, pack deine Sachen und dann gibt es später etwas Richtiges zu essen." Angewidert sah der blonde Aristokrat auf die Suppenschüsseln. „Versprochen?" nuschelte das kleine Mädchen schüchtern. „Großes Zaubererehrenwort und ich glaube, heute ist auch ein guter Tag für ein großes Eis." Lucius setzte die Kleine ab, die gleich darauf mit den anderen Kindern verschwand.
„Ist alles klar?" erkundigte sich der Zaubereiminister eine Stunde später. Die Kinder waren mittlerweile ins St. Mungos gebracht worden. Dort würden die Heiler sie erst einmal durchchecken, bevor sie nach Malfoy Manor gebracht werden würden. Dort würden sie die erste Zeit wohnen, betreut von den Malfoys, Andromeda Tonks, ihrer Tochter und Schwiegersohn sowie Devon Zabini als Heiler. Die Betreuerinnen waren verhaftet und zwecks Anhörung ins Zaubereiministerium gebracht worden.
„Jetzt ja", Neville trieb eine weitere Frau vor sich her. „Hat versucht abzuhauen. Dank Severus' Okklumentik kann ich mich wieder an sie erinnern. Sie ist die Heimleiterin, die es besonders liebte, mich damals zu drangsalieren und zu verprügeln."
„Hat doch geholfen", fauchte die Alte, „kannst ja wieder zaubern!" „Du ...", Neville fuhr fast aus der Haut.
„Ist in Ordnung, Nev." Der Tränkemeister grinste seinen ehemaligen Schüler an. „Sie redete sich gerade um Kopf um Kragen, das war ein Schuldeingeständnis vor Zeugen. Den Rest übernimmt der Gamot und wir werden anwesend sein, Neville. Habt ihr euch eigentlich schon um eure entsprechenden Roben gekümmert, Neville, Harry?"
„Was für Roben?" kam es einstimmig zurück. Lucius schüttelte ungläubig den Kopf. „Das darf nicht wahr sein. Sev, wir sollten den Jungs umgehend unserem Schneider vorstellen." „Auf jeden Fall", nickte der Tränkemeister. „Erwische ich euch noch einmal in euren Roben aus Schulzeiten, dann verliert Gryffindor auf Jahre hinaus zum Schuljahresbeginn eintausend Punkte mit der Begründung, dass sie das euch zu verdanken haben."
„Unfair", jaulte Harry auf.
„Haben wir jemals gesagt, dass wir fair spielen", konterte Lucius.
Fünf Tage später traf man sich auf Malfoy Manor. Die Kinder aus dem Heim waren alle gesund, wenn auch ziemlich abgemagert und schreckhaft. Aber die Heiler waren mit ihnen zufrieden. Andromeda redete mit jeden der Kinder und auch Narzissa war immer für sie da, ebenso die Elfen der Malfoys und so langsam tauten die Jungs und Mädchen auf. Remus und die Auroren hatten im Moor in einer kleinen selbstgebauten Hütte noch drei weitere Jugendliche gefunden, die ebenfalls zu dem Heim gehörten. Sie hatten dort sechs Monate ausgeharrt und sich mehr schlecht als recht selbst versorgt. Auch sie wohnten jetzt bei den Malfoys. Sonst hatte man niemand mehr finden können. Aber in den Tageszeitungen war die Geschichte der Kinder veröffentlicht worden samt Namen. Gleichzeitig war ein Aufruf gestartet worden, dass man sich bitte melden möge, wenn man etwas über das Heim wusste bzw. dort selbst einmal gewesen war. Doch bislang ohne Erfolg.
Die Familien der Kinder waren schnell ausfindig gemacht worden – zum Großteil saßen sie in Askaban bzw. hatten die zweite Schreckensherrschaft von Voldemort nicht überlebt, da sie auf der falschen Seite standen. Millicent Bulstrode, die sich gemeinsam mit weiteren Slytherins der weißen Seite in der Schlacht um Hogwarts zugewandt hatte, freute sich darüber, dass sie ihren Bruder Samuel wieder hatte. Auch andere Familien, wie die Yaxleys, Dolohows, Crabbes, Goyles und Rosiers hatten Kinder, die sich als Squibs entpuppt hatten, in das Heim abgeschoben. Doch so würden diese nicht aussterben, sondern es würde ihnen neues Leben eingehaucht werden. Zwar hatten ihre Familien sie bei der Abschiebung enterbt, doch Kingsley hatte umgehend dafür gesorgt, dass die Enterbung für null und nichtig erklärt wurde und ein entsprechendes Gesetz eingebracht, dass man Kinder, die sich als Squibs entpuppten, nicht aus diesem Grund enterben konnte. So war die kleine Tiffany jetzt Alleinerbin des Familienvermögens der Rosiers, ihre Eltern sowie die drei Söhne im Alter zwischen dreiundzwanzig und siebenundzwanzig saßen lebenslänglich in Askaban. Samuel trug jetzt den Titel Lord Bulstrode, da sein und Millies älterer Bruder Raedwulf die Schlacht nicht überlebt hatte – er hatte die Ansichten des Dunklen Lords voll und ganz geteilt. Milly und Sammy waren ein Herz und eine Seele, es war, als wenn sie nie getrennt gewesen wären. Der vierzehnjährigen Kincaid, der gemeinsam mit dem fünfzehnjährigen Jackson Dolohow und der ebenfalls sechzehnjährigen Zoe Yaxley im Moor aufgefunden worden war, entpuppte sich als der Bruder von Gregory Goyle. Kincaid war zwar magisch unbegabt, dafür ansonsten deutlich intelligenter als sein Bruder Greg, was nach einstimmiger Meinung von Harry, Draco, Neville und Severus Snape auch nicht besonders schwierig war. Aber dennoch schlug Kincaid ihn um etliche Längen, war ein absolutes Mathegenie. Auch für Kincaid würde sich das Leben jetzt deutlich ändern – sein Bruder, seine Eltern und Großeltern waren entweder tot oder in Askaban. Auf dem Stammsitz der Familie Goyle warteten dafür drei kleine Schwestern zwischen drei und sieben auf Kincaid, denen es völlig egal war, ob Kincaid zaubern konnte oder nicht. Für sie spielte nur eine Rolle, dass Kincaid nett zu ihnen war und sich fortan um sie kümmern würde.
Aber als größte Überraschung hatte sich Anastasia Cinderella Miranda herausgestellt. Anastasia oder Ana, wie sie genannt werden wollte, war sieben Jahre alt, besaß kupferrote lange Locken und war ein kleines Ass, wenn es um Blumen und Pflanzen ging. Sie war sozusagen ein wandelndes Lexikon, die von Anfang an einen Narren an Neville gefressen hatte und ihn nicht von der Seite wich, wenn sie sich begegneten. Ihr Nachname war mit Rage verzeichnet in den Dokumenten, die die Auroren im Büro gefunden hatten, Mutter verstorben. Der Vater war mit Bert Rage angegeben. „Nie gehört", Lucius legte die Dokumente beisammen. „Allerdings verstehe ich nicht, was Ana im Heim gemacht hat. Sie hat vorhin definitiv gezaubert und wunderte sich noch nicht einmal darüber, sondern sah sich nur um, als wollte sie sich vergewissern, dass niemand es bemerkt habe."
„Merkwürdig", nickte Severus.
„Fragen wir sie doch." Narzissa ging die Kleine holen.
„Ana", begann Lucius behutsam mit den Fragen. „Uns ist aufgefallen, dass du zaubern kannst."
„Ups", die Kleine grinste verschmitzt und kletterte bei Neville auf dem Schoß. „Hab nicht aufgepasst."
„Wie nicht aufgepasst?"
„Daddy hat gesagt, ich darf es niemanden verraten, dass ich magisch bin." Ana kuschelte sich an ihren großen Freund. „Aber das galt nur im Heim. Ich kann ja mal Daddy fragen, ob ich jetzt wieder zaubern darf. Aber ich weiß nicht, wo er ist. Er hat gesagt, er holt mich, wenn alles sicher ist, es könne aber etwas dauern."
„Was meinte er damit?" fragte Narzissa nach und schenkte der Kleinen einen Kakao ein.
„Weil doch der Böse nichts von mir wissen sollte und die Verrückte auch nicht", erzählte Ana.
„Wen meinte dein Daddy damit?" Lucius war echt gespannt, was das für ein Geheimnis war, das Ana vor ihnen verbarg.
„Na, der Nasenlose – so nannte Daddy ihn immer. Und die Verrückte ist meine Tante. Daddy sagte, er versteht nicht, warum sein Bruder die geheiratet hat. Na ja, wahrscheinlich, weil die Großeltern es so wollten." Ana knabberte an einem Keks.
„Aha", Severus war jetzt immer noch nicht viel schlauer als vorher. „Wer der Nasenlose war, ist klar – Voldy Poldy. Und Verrückte? Da kenn ich eigentlich nur eine."
„Bellatrix", kam es von Narzissa.
„Du kennst meine Tante?" Ana strahlte Narzissa begeistert an.
„Deine Tante?"
„Ja. Tante Bellatrix ist mit meinem Onkel Rodolphus verheiratet, das ist Daddys Bruder."
„Du bist die Tochter von Rabastan Constantine Lestrange?" kam es vierstimmig.
„Ja, Daddy ist ein ganz lieber." Ana kuschelte sich enger an Neville. „Daddy wird dich mögen, Nev. Wir zwei heiraten doch, wenn ich groß bin, oder?" Neville nickte nur, im Moment fehlten ihm die Worte. „Fein, ich hab dich nämlich lieb, Neville."
„Ich hab dich auch lieb." Neville hatte seine Sprachlosigkeit überwunden. Eigentlich hätte er dieses kleine Mädchen hassen müssen, schließlich hatten ihr Vater, ihr Onkel und ihre Tante seine Eltern in den Wahnsinn gefoltert. Aber das konnte er einfach nicht. Wie konnte man auch ein kleines Mädchen, das Blumen etwas vorsang, nicht mögen?
„Ich hab hier ein Medaillon von ihm." Ana griff sich an den Hals. „Daddy hat einen Zauber drauf gelegt, damit man es mir nicht wegnehmen kann. Erst wenn ich es will, können andere es auch sehen." Ana zog es hervor und öffnete es. Darin war ein Foto versteckt sowie ein Zettel. „Für dich", die Kleine reichte den Zettel an Lucius weiter. „Vorlesen bitte."
„Ganz schön bestimmend", grinste Severus. „Neville, du hast keine Chance."
„Will ich vielleicht auch gar nicht haben." Der Bezwinger Naginis grinste. „Wer weiß, ob Ana mich in zehn Jahren immer noch heiraten will."
„Will ich", nickte die Kleine. „Du hast liebe Augen, Nev. Mein Daddy sagt immer, man kann an den Augen eines Menschen sehen, ob er lieb ist oder nicht. Meine Tante hat böse Augen, mein Onkel auch. Du hast liebe Augen, Tante Narzissa, Onkel Luc und auch Onkel Sev. Die Heimleiterin hat böse Augen. Woher kennst du meine Tante, Tante Narzissa?"
„Sie ist meine große Schwester, war meine große Schwester, Engelchen."
„Schön", freute sich Ana. „Daddy wollte mir nicht verraten, ob wir noch Familie haben. Er meinte, das wäre zu gefährlich. Aber in dem Brief steht alles sagte er."
„Das stimmt", bestätigte Lucius. „In diesem Brief bestätigt Rabastan, dass Anastasia Cinderella Miranda seine Tochter ist. Er war heimlich verheiratet mit einer muggelgeborenen Hexe aus Russland, die leider bei der Geburt starb. Rusty verheimlichte die Existenz von Ana, da er befürchtete, dass Bella oder Tommy ihr etwas antun könnten. Außerdem steht hier, dass Rusty gar nicht an der Folterung von Alice und Frank dabei war, er war zu diesem Zeitpunkt erkrankt."
„Wer war dann dabei?" platzte es aus Neville hervor. „Es waren vier Leute, das hab ich damals gesehen."
„Was hast du gesehen, Nev?" wollte Ana wissen.
„Meinen Eltern wurde vor vielen Jahren weh getan, Mäuschen, sie verloren dabei ihren Verstand, erkannten niemand mehr. Ich war damals keine zwei Jahre alt, meiner Mutter gelang es noch, mich zu verstecken, doch ich konnte es sehen."
„Wer war das, Neville?" Ana begann zu weinen. Sie schien etwas zu ahnen.
„Deine Tante Bellatrix und dein Onkel Rodolphus. Bislang dachte ich, dein Vater wäre auch dabei gewesen, Mäuschen." Neville drückte die Kleine an sich. „Aber dem ist ja nicht so. Nicht weinen, Spatzi, nicht weinen."
„Das tut mir so leid, Neville." Immer noch weinte Ana. „Dann hat dich niemand mehr lieb gehabt?"
„Ich lebte danach bei meiner Großmutter, ihrem Bruder und dessen Frau", umging Neville die Beantwortung der Frage etwas.
„Wo ist mein Daddy?"
„In Askaban", beantwortete Lucius die Frage des Mädchens und rief schon seinen Umhang herbei, Severus tat es ihm gleich. „Wir kümmern uns drum."
„Das wird schon." Narzissa schnappte sich Ana und knuddelte sie durch. „Ist das schön, dass du meine Nichte bist. Na gut, das stimmt nicht so ganz, da dein Vater nur angeheiratete Verwandtschaft ist. Aber das ist doch egal, Nichte hört sich in meinen Augen sehr gut an oder bist du anderer Meinung, Mäuschen?"
„Nö", Ana lachte schon wieder. „Dann ist Draco mein Cousin?"
„Ganz genau. Den kannst du dann schön aufmischen. Draco braucht so eine kleine süße Cousine wie dich." Narzissa stand auf und drückte Neville die Kleine in die Arme. „Ich bin gleich wieder da. Ich muss unbedingt Andromeda über den Familienzuwachs informieren. Die wird sich freuen."
Keine Stunde später tauchten der Zaubereiminister, Lucius Malfoy und Severus Snape gemeinsam mit Amelia Bones als Vorsitzende des Gamots sowie drei weiteren Mitgliedern in Askaban auf und baten darum, dass Rabastan Lestrange in den Verhörraum gebracht wurde. Den Kuss des Dementors gab es nicht mehr – er war gleich nach dem Sieg über Voldemort und seine Kompane abgeschafft worden. Die Dementoren hatte man vernichtet – sie waren dank Voldemort außer Kontrolle geraten und wollten sich nicht mehr unterordnen, auch nicht, nach dem Tod von Tom Riddle. „Habt ihr Langeweile oder warum wünscht ihr meine Anwesenheit?" Rabastan Lestrange grinste seine Besucher spöttisch an.
„Wir kommen, weil ein kleines, bezauberndes Mädchen Sehnsucht nach ihrem Daddy hat und sie ihn wahrscheinlich sehr, sehr gerne bei ihrer Hochzeit dabei hätte", konterte Lucius ebenfalls grinsend.
„Wie jetzt?" Rabastan ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Welche Tochter?"
„Deine kleine Anastasia Cinderella Miranda. Harry James Potter fand in seinen Unterlagen einen Dauerauftrag der Blacks, der uns zu dem Squibheim in Dartmoor führte", erläuterte Severus dem ehemaligen Mitschüler. „Wir lösten das Heim auf, da die Kinder dort schlecht behandelt wurden, auch deine kleine Ana."
„Ich wollte sie doch nur in Sicherheit wissen, ich wusste nicht, wem ich vertrauen konnte. Hätte ich auch nur geahnt, dass ihr sowie Narzissa und Draco gar nicht auf der Seite von Voldemort standet, hätte ich mich euch anvertraut. Aber so wusste ich mir nicht anders zu helfen. Und da ich im Moment noch keine Briefe versenden darf, konnte ich auch noch niemanden kontaktieren, um Ana dort herauszuholen." Rabastan rieb sich die Augen. „Wie geht es meiner Kleinen?"
„Jetzt wieder besser. Sie hat einen Narren an Neville Longbottom gefressen und machte ihm vorhin einen Heiratsantrag."
Rabastan sah Severus verblüfft an, dann begann er zu schallend lachen. „Sieht meiner Süßen ähnlich – so erging es mir mit ihrer Mutter auch. Ich begegnete Anastasia das erste Mal, da war sie neun und ich fünfzehn – Sprachferien in den Sommerferien. Jedenfalls erklärte Anastasia mir damals nach fünf Tagen, sie würde mich später einmal heiraten. Leider starb sie bei Anas Geburt, so dass meine Kleine ihre Mutter, nach der sie benannt ist, nie kennenlernte."
„Ana gab uns auch deinen Brief aus ihren Medaillon", berichtete der Tränkemeister Hogwarts weiter. „Wir sind hier, um dich unter Veritaserum zu befragen – im Anschluss nehmen wir dich gleich mit."
„Ah, deshalb also der verkleinerte Gamot", Rabastan grinste. „Dann wisst ihr auch, dass ich bei dem Anschlag auf Frank und Alice Longbottom gar nicht dabei war."
„Wissen wir", bestätigte Kingsley Shaklebolt grimmig. „Neville ist jetzt am Überlegen, wer die anderen beiden waren."
„Dolores Umbridge und ihr Mann Archibald – das rosafarbene Monster war Bellas beste Freundin." Rabastan streckte die Hand aus und nahm das Glas mit dem Veritaserum entgegen, trank es in einem Zug aus. „Die zwei waren schon in der Schule eng befreundet, hielten es aber geheim. Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich vermute, dass die vier ab und an die Partner getauscht haben – oder sich gemeinsam amüsierten."
„Der Stoff aus dem die Alpträume sind." Severus schüttelte sich. „Das musst du dann aber Cissy und Medea erzählen, Rusty. Luc und ich sind da raus."
„Na toll", maulte der lachend. „Dann stellt schon eure Fragen."
„Hast du wirklich einmal etwas mit einer Ravenclaw in der Großen Halle gehabt?" stellte Amelia Bones die erste Frage. Alle sahen sie erstaunt an. „Was denn? Das Gerücht habt ihr doch sicherlich auch schon gehört. Jetzt kann Rabastan wenigstens nicht ausweichen."
„Doch nicht in der Großen Halle", sprudelte es aus Rabastan raus. „Das war in Dumbledores Büro, als der auf einer Fortbildung war."
„Vor den Gemälden?" platzte es aus Kingsley Shaklebolt heraus.
„Über die hatten wir einen Zauber gelegt – die hätten uns doch sonst verpetzt und wer will schon Zuschauer. Wäre eher das Ding von meinem Bruder."
„Ich fass es nicht!"
„Ach, komm Blondie, du bist doch nur neidisch, weil du nicht auf diese Idee gekommen bist." Rabastan grinste frech. „Nächste Frage: Warst du an den Folterungen von Frank und Alice Longbottom beteiligt? Nein, war ich nicht. Ich war krank. Umbridge und ihr Mann waren dabei – doch wem hätte ich das erzählen sollen. Auf einmal standen die Auroren vor meinem Haus und nahmen mich mit. Dabei wollte ich am nächsten Tag aufbrechen, um Anastasia zu besuchen. Wurde nichts draus. Ich konnte ihr nur noch schnell eine Patronusnachricht senden, um ihr mitzuteilen, warum ich nicht kommen würde."
„Ich dachte, wir stellen hier die Fragen", lachte Amelia Bones.
„Ich war halt schneller", grinste der Insasse Askabans. „Nächste Frage."
„Wie viele Tote gehen auf Ihr Konto?"
„Einige Todesser", kam es wie aus der Pistole geschossen, gefolgt von den Namen. „Ich hab mich von den Überfällen ferngehalten, ging ganz gut, weil ich für Voldemorts Vermögen zuständig war. Mir gelang in jungen Jahren eine sehr gute Anlage, von der Rodolphus begeistert war und von der er Voldemort vorschwärmte. Schon war ich für diese Aufgabe abgestellt. Ich kann euch da auch die nötigen Details liefern und ihr könnt das Vermögen konfiszieren und für Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche nutzen."
„Finde ich gut", nickte Amelia Bones.
„Nächste Frage?" grinste Rabastan und sah in die Runde.
„Lust im Ministerium zu arbeiten und dich bei der Jagd nach Todessern zu beteiligen?" fragte Kingsley.
„Neben der Aufdeckung von Voldemorts Finanzen und Vermögensgegenstände", ergänzte Amelia schnell.
„Klar, warum nicht. Wird auch mal Zeit, dass ein Lestrange im Ministerium arbeitet", flachste Rabastan.
„Dann sollten wir zusehen, dass wir ein kleines Mädchen glücklich machen."
„Darf ich mich noch von Rodolphus verabschieden?" Rabastan grinste fies.
„Lasst ihn uns doch gemeinsam besuchen", schlug Lucius vor.
„Kindsköpfe", schnaubte Amelia Bones. Sie hatte ihr Duell mit Voldemort nur mit knapper Not überlebt, da dieser sie für tot gehalten hatte und nach seinem Sieg verschwand. „Sehen wir uns später, Snape?"
„Was hab ich noch alles verpasst?" Rabastan sah grinsend zwischen Amelia Bones und Severus Snape hin und her.
„Sei nicht so neugierig."
„Ich bin wissbegierig, Severus. Also?"
„Amelia und ich sind zusammen und werden bald heiraten, zufrieden?"
„Fürs erste, ich will Details."
„Soweit kommt es noch." Amelia Bones funkelte die Männer an. „Und jetzt abmarsch."
„Daddy", brüllte Ana, als ihr Vater einige Stunden später auf sie zukam. Rabastan war zuvor von den Heilern durchgecheckt worden, hatte geduscht und saubere Kleidung angezogen - schließlich sollte seine Tochter keinen Schock bekommen. „Daddy, lieber Daddy, ich hab dich so vermisst."
„Ich dich auch, Prinzessin." Rabastan wirbelte sein Töchterchen herum. „Aber jetzt gehe ich nicht mehr weg."
„Schön, Daddy."
„Ich hörte, Märchenprinzessin, dass du heute jemanden einen Heiratsantrag gemacht hast?" Rabastan sah grinsend zu Neville hinüber, der feuerrot im Gesicht wurde.
„Ja, hab ich", bestätigte Anastasia voller Stolz. „Das ist mein Neville. Neville ist lieb."
„Äh, angenehm Lord Lestrange." Neville verbeugte sich vor Rabastan. „Wer weiß, wie Ana in zehn Jahren denkt."
„Rabastan oder Rusty reicht völlig aus, Neville. Anas Mutter machte mir mit neun einen Heiratsantrag. Und ihre Großmutter ihrem Großvater mit fünf, ihre Urgroßmutter war sogar noch schneller und machte mit drei Jahren einem fünfzehnjährigen einen Antrag. Liegt in der Familie. Also, herzlich willkommen in der Familie."
„Danke schön."
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