Sie sah mich an und lachte. "Komm schon Kiera!" Ich blickte in die Augen meiner Schwester. "Der Wald ist unheimlich und Abends durchzugehen, ist verboten!", sagte ich. Sie lachte und umarmte mich. "Du Kleine." Ich kicherte und drückte sie an mich. Sie war meine Schwester..."Kiera", rief mein Vater.

Moment mein Vater?

Ich schreckte hoch und blickte um mich. Ich lag auf Scar und umarmte ihn. Er sah mich an und hob abwehrend die Hände hoch. "Das warst du. Ich habe dich keine Sekunde angefasst.", meinte er ruhig. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Ich stieß mich von ihm ab und rollte mich an das andere Ende des Bettes.

Er stand auf und zog sich ein Oberteil an. Ich fuhr mir über den Körper, tastete nach meinen blonden langen Haaren. Noch immer starrte ich ihn an und mein Herz pochte. "Geht es dir gut?" Er sah mich an. "Ja." Ich lächelte und tat, als ob alles völlig normal wäre.

"Ich muss gehen.", murmelte ich. Er nickte.

"Auf welcher Seite stehst du?", fragte er mich auf einmal, als ich die Handfläche auf dem Tür Knauf hatte. Ich erinnerte mich an die Worte meiner Schwester.

Wo arbeitest du?" Ich sah in Sehanas Augen. Sie war hübsch, meine Schwester eben. "Im Wald, dort wo es sicher ist." Sie lächelte und zerzauste mir das Haar. " Für den König?" Ich sah sie erneut an. Sie schüttelte bloß den Kopf. "Für die Guten."

"Für die Guten.", wiederholte ich ihre Worte. "Ich stehe auf der Seite der Guten. Ich kämpfe gegen den König.", meinte ich. Er zog eine Augenbraue nach oben. " Wer sagt, dass der König schlecht ist?"

"Er hat meine Schwester getötet. Das Einzige was sie getan hat, war ihr Dorf zu verteidigen. Ich weiß nicht wer schlecht ist und wer nicht, aber meine Schwester war eine der Guten, also kämpfe ich für ihre Ansichten.", während ich diese Worte sagte, fühlte ich mich um einiges leichter. Als ob eine schwere Last meine Schulter verlassen hätte.

Er nickte. "Sehana war eine der Guten." Ein Schatten huschte über sein Gesicht bei diesen Worten. Ich hielt den Atem an. "Du kanntest sie also trotzdem?"

Er nickte. "James hatte sie eines Tages her gebracht. Sie sah ziemlich mitgenommen aus. Ihre Kleider waren zerfetzt und ihre Haare zerzaust. Wir haben nie verstanden, wieso James sie mitgenommen hat, er nahm nie jemanden mit. Auf alle Fälle hat er sie nie aus den Augen gelassen. Er hat ihr alles gezeigt, unsere geheimen Höllen, die versteckten Plätze, der große See."

Ich sah ihn an, während er weiter sprach. All diese Orte hatte sie mir auch gezeigt.

"Er hat ihr gezeigt, wie man in das Schloss gelangt ohne gesehen zu werden und sie ist jeden Abend dort herum geschlichen für ihn. Sie war eine gute Wächterin. Nur Liebe macht blind und unvorsichtig. James hatte nicht nur eine, er hatte mehrere und das fand sie irgendwann heraus. Er hat Sehana gemocht, er hat sie wirklich gemocht, aber nicht geliebt. Sie war am Boden zerstört hat ihn angeschrien, wir haben alles mitbekommen ... jedes Wort jeden Satz. Er ließ sie gehen und sie ist dann auch gegangen. Sie ist in das Schloss, wollte uns auffliegen lassen, aber irgendetwas scheint gewesen zu sein. Jedenfalls hatte sie sich um entschieden und wurde wegen irgendwelchen Vergehen festgenommen und ..." Er musste den Satz nicht beenden, ich kannte die Geschichte, ich wusste wie sie ausging. Das war der Tag an dem meine Schwester und mein Vater Streit hatten, sie war tagelang weg. Und als sie wieder kam, war sie anders, sie verschwand jeden Abend und irgendwann kehrte sie nicht mehr zurück.

Er sah mir in die Augen. "Kiera.."

Ich schloss die Augen. "Lass es...", sagte ich.

"Wieso behauptet ihr alle, ihr kanntet sie nicht? Dabei weiß jeder von euch wer sie war!" Ich schrie ihn an. Ich war wütend. " Wir...James sagt..."

Ich starrte ihn an. "James? James sagt?!", meine Stimme bebte. " Er hat sie umgebracht!", rief ich. Scar schüttelte den Kopf und stand auf. Er lief zu mir und zog mich hoch. Meine Beine gaben von alleine nach und ich fiel wieder. Er hielt mich fester. "Komm", meinte er und trug mich aus dem Zimmer. Vor mir wurde alles schwarz.