kapitel 25*

"Also...?", hakte ich nach und betrachtete James genauer. Der sonst so kühne Anführer der Rebellen, starrte auf den Boden. Was war los mit ihm? War er nicht immer der teilnahmslos Typ dem eh alles egal war? Und was um Dreiteufelsnamen hatte Scar damit zu tun? Er sah wieder einigermaßen normal aus, auch wenn noch immer Blut von seinem verwundeten Bein tropfte.

"Also...", wiederholte James und nahm noch einmal tief Luft.

"Es begann, als ich deine Schwester kennen lernte, bis hin zu dem Tag, als sie aufgebracht den Wald verließ..."

In meinem Kopf bildeten sich Bilder aus seinen leeren Worten. Stück für Stück erschien die vage Erinnerung an die Nacht vor ein paar Jahren.

Das Mondlicht schien hell auf ihr sonst so sonnengebräuntes Gesicht. Sie summte eine fröhliche Melodie, während sie durch den Wald lief. Sie hatte einen heftigen Streit mit ihrem Vater gehabt, aber was war das schon. Er war einer wie die anderen, glaubte an den König und seine Macht...die fröhliche Melodie brach abrupt ab. Wenigstens hatte sie noch James. Der Name alleine reichte aus, um sie zum Lächeln zu bringen. Sie hatte ihn das erste Mal gesehen, als die Rebellen einen Aufstand ausübten. Sie war ihnen gefolgt, immer und immer wieder...und irgendwann kamen sie dann in das Gespräch. Er beschützte sie und hatte ihr versprochen, sobald das alles vorbei war, würden sie gemeinsam eine Zukunft haben. Zweige knackten und schreckhaft wie sie war, drehte sie sich in die besagte Richtung. "James?", hallte ihre Stimme durch die dichten Baumkronen. Nichts.. Geschwind rannte sie durch den dichten Weg, bis sie endlich an das Lager der Rebellen ankam. Es lag versteckt in der Mitte des Waldes und die Behausungen befanden sich auf den hohen Bäumen. Ein leiser, kalter Wind strich durch ihr Haar.

Eigentlich wollte sie heute mit Kiera an das Dorffest, aber zuerst wollte sie James noch sehen. Vielleicht könnte sie ihn überreden, die Maskerade zu lassen und mit ihr und ihrer Schwester in das Dorf zu gehen.

Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Jemanden. Sehana drehte sich aber nicht um, sondern lief schnell zu der Hütte von James. Kurz davor wandte sie ihren Blick. Scar stand mit den Händen in den Hosentaschen an einen Baum gelehnt und beobachtete sie. Schnell wandte sie den Blick ab und lief weiter. James Hütte stand als einzige auf dem knochigen mit Laub übersehenen Waldboden. Es brannte noch Licht. Die Türe war nur leicht angelehnt. In der Luft lag ein Duft nach frischen Kräutern, gedämpfte Stimmen drangen zu ihr. Leise schlich sie näher und blickte durch den kleinen Spalt an der Türe.

James saß wie gewohnt an seinem Tisch und war vertieft über die Pläne des Schlosses gebeugt. Das Einzige was sie daran hinderte, mit offenen Armen zu ihm zu rennen, war die zweite Person in dem Raum, die vertraut ihre Arme um ihn legte.

Es war Sasis, das Mädchen mit den langen braunen Haaren und den ebenso braunen Rehaugen. Es gab keinen, der noch nichts mit ihr hatte...

Sie lachte und fuhr ihm liebevoll über das Gesicht. Sehana lehnte sich immer mehr nach vorne, um eine besseres Sicht zu erhaschen, ohne zu merken, wie sie gegen die Türe stolperte und fiel. Die beiden drehten sich in ihre Richtung. James schien wenig überrascht und bemühte sich nicht einmal aufzustehen und ihr nachzurennen, als sie bei der Türe hinausstolperte, vorbei an Scar zurück in das Dorf.

Es vergingen einige Tage, bis sie sich wieder im Wald begegneten. Sie saß in der Mitte der Feuerstelle und kümmerte sich gerade um Fanja, das kleine Mädchen von einer der Rebellinnen.

Sie hob Fanja hoch und blickte misstrauisch in die Richtung von der James kam. Er sah müde aus und trug einmal keinen Umhang. Er blickte sich auf allen Seiten um, ehe er zu ihr kam. Kurz vor ihr blieb er stehen.

"Wir werden Leben James, leben hörst du...kannst du dich noch daran erinnern? An all das, wir, ich, du..? Gemeinsam... Es hätte eine romantische Liebesgeschichte werden können. Es wäre alles wieder beim alten. Es gäbe ein uns, kein du und ich!" Ihre Stimme war laut und verzweifelt.

Er warf einen Blick auf den Boden und holte tief Luft, ehe er sprach: " Es gibt kein Uns. Hat es auch nie. Ich bin der Anführer der Rebellen und du ...ein Mädchen aus dem Dorf." Er hatte die letzten Worte erst ausgesprochen, als Sehana Fanja sachte absetzte ihn böse anfunkelte und mit schnellen Schritten aus dem Wald rannte. "Das glaube ich dir nicht!", schrie sie ihm nach.

James fasste sich an die Stirn, um die Stimmen in seinem Kopf zu vertreiben. Er fühlte sich schuldig. Ein Lügner, mehr war er nicht. Ein Schatten löste sich aus einen der Bäume und trat auf ihn zu. James sah Scar an. "Ich hoffe du bist jetzt zufrieden.", meinte James und Scar nickte. "Es ist besser für sie, glaub mir. Ich weiß, sie bedeutet dir alles, aber sie hat noch eine Chance auf ein normales Leben irgendwo da Draußen. Also lass sie gehen."

Scars Worte verletzten ihn, aber er war wie ein Bruder, der ihm bloß helfen wollte. "Und das ganze Theater mit Sasis war auch nötig?" Er runzelte seine Stirn.

"Es ist besser so James." Ermutigend klopfte Scar ihm auf die Schulter und ließ ihn stehen. Nie...und das schwor er sich, würde er jemals wieder so viel für jemanden empfinden wie für sie, aber Scar hatte Recht, sie hatte eine Chance, während sie für den Tod und gegen den König kämpften. Er musste sie belügen, nur so würde sie gehen und ihr Leben weiter leben.

Ein Mädchen rannte verzweifelt durch den Wald, ihr blondes Haar wehte im Wind und Tränen rannen an ihren Wangen hinunter. Ihr Ziel war das Schloss, sie würde das erreichen, was die Rebellen niemals erreichen würden...den König töten. Und hoffentlich, würde er sie dann wieder lieben...

James brach ab und blickte zu mir.

"Also ganz von Anfang an, du und Sehana hättet eigentlich glücklich sein können, aber dank Scar hast du ihr irgendwelche Lügen aufgetischt und sie gehen lassen?" Fassungslos sah ich beide an.

"Es war nicht so einfach, ich wusste nie wirklich was ich fühlte, erst als sie gegangen war. Aber sie war nie eine von uns, sie hatte ihre Familie da draußen. Es war besser so.", meinte James und kratze sich nachdenklich am Kopf.

"Und was geschah dann? Wieso war sie noch einmal im Schloss?"

"Ich weiß es nicht, ich habe erst später mitbekommen, dass sie... es kam alles zu spät. ", murmelte er und ließ die Arme kraftlos baumeln.

Ich glaubte ihm, dass er nur das Beste wollte für sie und doch...

"Scar!", fauchte ich den Prinzen an, der zusammen zuckte, als er seinen Namen hörte.

"Kiera bitte...", seufzte er und stand auf.

Er wollte mich in den Arm nehmen, aber ich schlug seine Hände weg. "Wieso hast du sie nicht gelassen?", fragte ich und funkelte ihn zornig an. "Vielleicht würde sie noch leben!"

"Vielleicht ja, aber vielleicht auch nicht.", sprach er. Er nahm meine Hände und zog mich in eine Umarmung. Wütend versuchte ich mich zu befreien, aber er war stärker.

"Ich will euch zwei ungern stören, aber wir sollten in den Wald. Es wird nicht lange dauern und Raban und der Rest der Wachen werden hier erscheinen.", meinte James. Noch immer sah er ziemlich angeschlagen aus.

Ich nickte, aber Scar ließ mich noch immer nicht los. Er nahm meine Hand und rannte mit mir durch den langen Gang, so gut es mit seiner Verletzung ging.

James folgte uns. Ich ließ seine Hand nicht los, aber trotzdem war ich enttäuscht Zuerst die Lüge mit der Prinzensache und dann das. Wer war er? Und was war das mit uns?

So viel auf einmal..

-

Ich wusste gar nicht mehr wie wir es Schlussendlich zu dem kleinen Waldstück geschafft hatten. Alles verschwamm vor meinen Augen und den Rest des Weges stützte ich mich auf Scar, der mich irgendwie den richtigen Weg entlang führte. Besorgt warf er mir ab und zu einen Blick entgegen, aber ich beachtete ihn nicht weiter. Ich war wütend auf ihn und das sollte er nur merken.

"Kiera...", er sah mich an.

Ich betrachtete den Hauptort der Rebellen und ließ ihn links liegen. Überall waren versteckte Behausungen und ein großes Feuer brannte.

"Wie du willst..", zischte er neben mir und packte meine Arme Ruckartig zog er mich in seine Richtung, so dass ich gegen ihn lief. Ein Schmerz durchfuhr meine Handgelenke, ich schrie auf, aber er ließ nicht los.

"Warum bist du wütend auf mich? Weil ich James gesagt habe, er soll sie gehen lassen? Ihr hätte genauso gut jetzt etwas passieren könne. Und ich kenne James. Er hätte sich nie eingestanden, dass er mehr für sie empfinden würde, als für die anderen Frauen, die er nebenbei hatte. Er hatte seine Aufgaben und Sie hatte ihre oder ist es, weil ich dir nie gesagt habe, wer ich bin? Das wusste niemand und ich selber wollte auch nie etwas davon wissen." Er musterte mich.

Ich starrte ihn mit offenem Mund an.

"Ich...ich, nein! Ich ..ach vergiss es!", rief ich und wollte mich losreißen, aber er hielt mich immer noch fest an sich gedrückt. "Scar!"

"Nein! Du vertraust mir nicht, damit kann ich leben. Auch wenn du mich hasst, obwohl ich weiß, dass das nie der Fall sein wird, mir egal, aber sieh mich nicht so an, als ob ich ein Verbrecher wäre. Ich kann nichts für all das." Seine Stimme verstarb allmählich, aber seine Muskeln spannten sich immer mehr an. Er war wütend und aufgebracht. "Du bleibst hier bei mir, bis wir einen Plan haben.", sagte er. "Und das ist ein Befehl."

"Willst du mir befehlen? Das ich nicht lache.", schnaubte ich wütend.

"Du bist bei den Rebellen, schon vergessen? Nur Gefangene kommen hier her, also ich habe keine Probleme damit, dich hier irgendwo anzuketten, wenn du versuchst abzuhauen."

Ich hielt inne und wehrte mich nicht mehr gegen seinen Griff. Was sollte das? "Warum tust du das? Und auch das auf dem Ball?", meine Stimme erstarb in einem Zittern.

Er ließ mich los. "Was auf dem Ball?", fragend musterte er mich. "Der Kuss...oder willst du mir nun auch sagen, dass du ja ein Prinz bist und ich nur ein Mädchen aus dem Dorf?"

Schweigen..

"Ich habe verstanden.", meinte ich und ließ ihn stehen. Wie er wollte.

"Kiera!", rief er und folgte mir. Ich lief schneller. Sanse kam mir entgegen, er hatte Bill auf dem Arm, der vergnügt aufschrie als er mich sah. Lächelnd lief ich zu den beiden und nahm ihm Bill ab.

"Danke.", murmelte ich und betrachtete den ältesten Prinzen. Er hatte ein paar Kratzer im Gesicht und sah erschöpft aus, aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Scar hielt neben mir schwer atmend an. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Hatte ihn jetzt der so kurze Weg erschöpft?

"Habt ihr was von Foxy gehört?"

Scar schüttelte nur den Kopf und ich schwieg.

"Sehana !", schrie Bill und zeigte in den Wald. Ganz behutsam zog ich seinen Arm runter und sah ihn ermahnend an. "Das schreit er schon die ganze Zeit." Sanse lächelte mich gequält an.

"Die anderen sind vorne, kommt ihr auch?" Fragend sah Sanse zuerst zu seinem Bruder und dann zu mir.

Scar nahm meine Hand und zog mich trotz meiner Versuche wegzulaufen zu sich.

"Kannst du kurz noch auf Bill aufpassen. Ich muss mit ihr reden."

Sanse nickte, nahm Bill und ließ uns alleine zurück. Verwundert sah ich ihn an.

"Wieso musst du zu der Schlossuhr?"

Zuerst schwieg ich und betrachtete die grünen Blätter unter meinen Füßen. Irgendwo schrie eine Eule und es wurde immer dunkler. Ich war müde und wagte nicht einmal darüber nachzudenken, wann ich zu Letzt geschlafen hatte, aber dann schüttelte er mich leicht bis ich ihn ansah.

"Sehana hatte damit zu tun, sie hat etwas gegen den König geplant und es hat mit der Uhr zu tun.

Er nickte.

"Gut, ich schaue das mit James an. Wir finden einen Weg, du bleibst hier."

Ich riss mich los. "Nein! Das ist nicht nur euer Kampf."

Seine hellen Augen ruhten auf mir und ohne dass ich es wollte, verlor ich mich in ihnen. Ich kaute auf meiner Lippe und betrachtete ihn genauer. Das blau wirkte kühl, aber auch so vertraut und ich wünschte, er würde mich einfach wieder in den Arm nehmen und

Küssen.

"Kiera?", lächelnd sah er mich an. Sein Grinsen war leicht spöttisch und erst jetzt fiel mir auf wie ich ihn angestarrt hatte.

Er seufzte und zog mich zu sich. "Ich will einfach, dass dir nichts passiert, verstanden? Also bleib du hier und Pass auf die anderen auf."

Er kam immer näher und mein Herz machte einen Sprung, aber schon lagen seine Lippen auf meinen und ich zog ihn näher zu mir. Ich fuhr mit meinen Händen durch sein Haar und er lächelte. Die Welt um mich tauchte in farbige Schleier und ich schloss meine Augen und lauschte einfach der Stille und seinen Berührungen. Sein Kuss wurde immer fordernder und ich gab mich ihm völlig hin.

"Ich hoffe das hat jetzt bald mal irgendwann ein Ende, sonst übergebe ich mir hier."

Erschrocken ließ ich ihn los und sah hinter mich. Ich lief rot an und senkte meinen Blick.

James hatte die Arme verschränkt und warf uns einen genervten Blick zu.

Scar blickte ihn ausdruckslos an.

"Was gibt es?"

"Sie haben Foxy und nicht nur sie, sondern auch andere unserer Rebellen.", sprach James und blickte nun zu mir.

Erschrocken zuckte ich zusammen.

Auf einmal war wieder alles beim alten und selbst die Glücksgefühle wegen des Kusses von vorhin, waren vorbei.

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