Kapitel 24*

Mit verschränkten Armen stand ich vor ihm. Er kauerte auf der Treppe, von seinem Bein tropfte Blut. Meine Miene wandelte sich schlagartig in Besorgnis. Was war hier los?

Wo war Foxy eigentlich hin? Nachdem wir die Spur aufgenommen hatten, mussten wir bei einer Sackgasse umkehren und dann hatten wir ihn entdeckt.

Raban musterte mich belustigend. Ich verbiss mir einen Kommentar und starrte stattdessen auf sein bluttriefendes Schwert.

"Was? Habt ihr Angst? Angst vor der Wahrheit?", zischte Raban. Ich sah ihm nun direkt in die kalten Augen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Scar zusammen sackte. Erschrocken keuchte ich auf und rannte zu ihm.

Fay wollte mich festhalten, aber ihre Hände griffen in das Leere.

"Scar!", schrie ich und kauerte neben ihm. Er war leichenblass und noch immer tropfte Blut von seinem Bein. Eilige Schritte kamen näher, ich blickte kurz auf.

James stand direkt hinter mir. Seine Kleidung hing in Fetzen und eine starke Schnittwunde durchzog seine linke Gesichtshälfte. Raban wandte sich ihm zu und zog das Schwert.

"Sieh an, sieh an, der Anführer, der Waldleute." Rabans Stimme bebte durch den Saal.

Beunruhigend musterte ich die Situation. Fay trat hinter mich und legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich zog Scar zu mir und fühlte seinen Puls. Dieser schlug heftig gegen den Brustkorb, als wollte er sich mehr Platz verschaffen. Ich hatte Angst, Angst um ihn.

Müde öffnete er seine Augen ein wenig. Ein leichtes Lächeln kam mir entgegen. Ich Lächelte zurück und strich ihm behutsam eine seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Alles ist gut.", murmelte ich sanft.

Im Gegenteil, gar nichts war gut...

Der schwerverletzte Scar in meinen Händen, zwei Idioten die sich so wie es schien, bald die Schädel einschlugen, Rebellen und Kämpfer, die irgendwo im Schloss sich eine Schlacht lieferten, Foxy, Bill und Sanse, die verschwunden waren und ach ja meine Schwester, die gemütlich im Wald hinter Bäumen lauschte anstatt, so wie sie eigentlich sollte, hinter dem alten Lindenbaum liegen wo sie begraben wurde...

Er wandte seinen Kopf ächzend in die Richtung von Raban und James. Beide standen sich gegenüber, die Schwerter gezogen.

"Scar...", sprach ich sanft und wandte mich von den beiden ab. Er nickte nur schwach. "Ja?"

"Was geschah in jener Nacht?", fragend sah ich ihn an. Ich hatte Angst vor seiner Antwort.

Schwerter die gegeneinander schlugen...

Ich sah auf. Raban und James kämpften.

Fay sprang auf. Ich wollte sie gerade noch an dem Knöchel packen und zu mir ziehen, aber sie war schneller.

"Hört auf!", schrie sie und stellte sich dazwischen. "Du hast es mir versprochen!" Ihre Stimme bebte, während sie zu Raban sah. Er schob sie mit einer Leichtigkeit beiseite und holte für den nächsten Schlag aus.

Meine Augenbrauen fanden den Weg nach oben. Versprochen?

"Es war dein Fehler, mir zu glauben und mir alles über die Rebellen zu verraten was du wusstest, meine Liebe. Und Kiera war dir bewusst, dass deine Freundin dir heimlich nachgelaufen war, immer und immer wieder in den Wald?" Fragende Blicke durchbohrten mich. Das waren also diese Schatten, von denen ich immer dachte, es wären andere Rebellen...

"Sie hat dich benutzt und ausspioniert." Grinsend schlug er wieder auf James ein, der seine Schläge gekonnt abfing.

"Und bevor ich es noch vergesse, sie wollte sogar deinen Tod weil du zu viel Zeit mit dem da verbracht hast."

Er zeigte abschätzig auf den noch immer verwundeten Scar in meinen Armen. "Tolle Freundin nicht? Und sie wusste auch wie sehr dir Scar etwas bedeuten würde und sie hat mit ihm getanzt und glaub mir, bestimmt wäre sie auch weiter gegangen, nur um an Reichtum zu kommen." Raban lachte.

Fay blickte auf den Boden und lief einige Schritte zurück.

"Ich verstehe nicht." Ich sah zu Raban und dann wieder zu Fay.

"Du verstehst es sehr wohl, wolltest es einfach nie wahr haben, dass deine beste Freundin zerfressen ist von Macht und Reichtum." Die Worte von Raban bohrten sich tief in mein Herz. War das ihr Ernst?

Scar öffnete erneut seine Augen und bewegte sich dann. Mühsam stand er auf und stützte sich an dem Treppengeländer ab.

"Scar.." Ich wollte ihm meine Hand reichen, aber stattdessen zog er mich zu sich und hielt mich fest.

"Raban lass es, lass sie in Ruhe und wo sind die anderen?" Wütend funkelte er seinen Bruder an, der noch immer verbissen gegen James kämpfte.

"Mach dir keine Gedanken, wie schon gesagt, ich wusste alles von eurem Plan."

Schüsse kamen näher. Raban lächelte und Wachen schrien ganz in der Nähe auf. Das waren definitiv keine Rebellen!

"Rennt!", rief James, der die Situation in wenigen Augenblicken in den Griff bekam. Er rannte zu mir und half mir, Scar zu stützten. Gemeinsam trugen wir ihn. Aber anstatt in den Keller, zeigte ich nach oben. Ich musste zu der Turmuhr. Er nickte.

Fay kniete auf den Boden und sah uns schluckend nach. Es war nicht mehr meine Aufgabe auf sie aufzupassen.

Raban verschränkte nur die Arme und lachte. Die Wachen erreichten ihn und folgten uns. Schüsse fielen erneut und ich zuckte jedes Mal zusammen.

Auch wenn James mich unterstützte, war Scar schwerer als gedacht. Bei jedem Schritt spannten sich seine Muskeln an und er keuchte auf. Sie würden den Prinzen nicht töten, aber bestimmt auch nicht mit einem roten Teppich in Empfang nehmen.

Die Stufen lagen hinter uns und wir rannten weiter den Gang entlang.

"Da vorne ist eine Sackgasse!", rief ich atemlos aber James lächelte nur müde.

"Vertrau mir.", sprach er.

Tatsächlich, als wir bei der vermeintlichen Sackgasse ankamen, betätigte er einen Hebel an der Wand, augenblicklich verschob sich die Wand und ein Durchgang wurde sichtbar.

Wir rannten hindurch und James verriegelte gleich darauf die Türe. Erschöpft ließen wir und auf den Boden fallen. Die aufgebrachten Stimmen von Draußen verstarben. Was geschah echt mit Fay?

"Sie werden sie einsperren.", murmelte Scar als ob er meine Gedanken lesen konnte.

Ich nickte und sah ihn an. Noch immer war er blass.

James erhob sich langsam.

"Moment meine Herren.", sagte ich als er gerade weiter gehen wollte.

"Scar geht es schlecht. Ich lasse nicht zu, dass er auf dem Weg stirbt." Meine Stimme hatte einen bestimmenden Ton. James hob überrascht seine Augenbraue.

"Wie rührend O'dell, aber wir müssen in den Wald, zu den anderen und dann weiter sehen." Ich nickte.

"Und was ist jetzt geschehen, in jener Nacht?" Fragend musterte ich den Prinzen der mich vor wenigen Stunden noch geküsst hatte. Wer war er?

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James

Länger konnte man sich das hier ja nicht antun.

Scar verletzt und totenblass am Boden und die junge O'dell wie eine besitzergreifende Henne ober ihm. Er fuhr sich durch das etwas längere Haar. Frauen waren immer ein Unglück, das wusste er.

"Welche verfluchte Nacht, sprich endlich deutlich O'dell." Sein Tonfall war gereizt. Was auch immer Scar an ihr sah, er sah es nicht.

Sie war hübsch, keine Zweifel aber mit der Dauer würde er sie lieber im Wald zurück lassen, als sich das hier anzutun. Obwohl, wenn man es so sah, Scar war auch solch ein Fall... kämpferische Natur und eine Laune, die sich schlagartig ändern konnte.

"Die Nacht als du meine Schwester getötet hast!", schrie sie ihn an. Ihre Augen funkelten auf.

Sehana.. das Mädchen mit den blonden langen Haaren und dem Lächeln

"Was tust du?", fragte er sie.

"Ich begleite dich." Ssie lächelte.

"Sehana bitte, es ist gefährlich." Er zog sie sanft zu sich und betrachtete sie genauer unter dem Mondschein. Er küsste sie, bevor sie weiter um ihren Plan kämpfen konnte. Sie war anders als jede Frau die er kannte. Sie entzog sich sanft seiner Umarmung. Nur widerwillig ließ er sie los.

"Lass das bitte, ich will einfach frei sein. Hier mit dir im Wald ein neues Leben anfangen! Und irgendwann den Leuten beweisen. wer der König wirklich ist! Und dann nehme ich Kiera mit hier her und zeige ihr die Seen und Flüsse und die anderen und gemeinsam bauen wir ein neues Dorf! Wir werden Leben James, leben hörst du?"

Er zuckte zusammen, als Kiera ihn besorgt musterte. Er kannte den Blick... sie hatte denselben...

"Ahhh!", wütend raufte er sich die Haare.

"Du bist wie sie! Nein, noch viel schlimmer!" Er keuchte auf und wandte den Blick ab. "Also du willst die Wahrheit O'dell, die Ganze? Dann Pass auf und am besten hältst du dich an Scar fest, nicht dass du vor Entsetzen noch umkommst und bevor ich es vergesse, bitte töte ihn danach nicht."

"Mir geht es gut", zischte Scar und sah ihn mit zusammen gekniffene Augen an. Die Farbe war wieder zurück und er sah langsam wieder wie der Alte aus.

"Tut mir leid mein Freund...", wisperte James ehe er sich zu Kiera wandte, die nicht mehr wusste, wohin schauen, zu ihm oder Scar..

"Also...

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