Kapitel 9
Tom
Ein breites Grinsen legt sich auf ihr hübsches Gesicht, als sie an ihre Freundin denkt, doch so plötzlich wie das Lächeln erschien, so schnell bedeckt ein ängstlicher Ausdruck ihre Mimik. Amber beginnt vor ihm zu hyperventilieren. Panisch krallt sie sich an der Gartenschere fest.
„Amber", ermahnt er sie.
Doch sie blickt weiter starr auf die Rosen, die Finger krampfhaft um den Griff gelegt.
„Verdammt. Amber", brummt Tom und versucht sie, zu sich zu ziehen.
Ihr Körper bäumt sich auf, doch bringt nicht annähernd die Kraft auf, um sich gegen ihn zu wehren.
„Amber", knurrt er finster, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Siehe mich an."
Sie hebt den Blick und sieht ihm endlich in die Augen. Tom erkennt die Verwirrung in den grünen Iriden, als wüsste sie nicht, was gerade eben passiert ist.
„Alles okay bei dir?", fragt er vorsichtig nach.
Seine Hände liegen immer noch auf ihren nackten Oberarmen und erst, als Amber langsam nickt, wird ihm diese Berührung bewusst. Zart und weich fühlt sich ihre Haut unter seinen rauen Händen an. Ein Kribbeln, wie ein kleiner Stromschlag, wandert durch die Spitzen seiner Finger.
Augenblicklich lässt er sie los und lächelt sie an: „Wollen wir gemeinsam Abendessen kochen?"
Amber hebt ihren Blick und wirft ihm dieses wunderbare Grinsen zu, das er nicht deuten kann.
Normalerweise fällt es Tom leicht, seine Mitmenschen zu durchschauen und zu manipulieren, während er seine eigenen Gefühle hinter einem Lächeln versteckt. Niemand erfährt, wie er sich wirklich fühlt. Er lächelt, ist höflich und nett. Jeder der ihn kennenlernt, würde Tom als charmanten Zeitgenossen beschreiben. Doch das ist er nicht!
Eric hingegen ist die meiste Zeit schweigsam und grummelig, damit niemand auch nur in seine Nähe kommt. Er verbirgt seinen Charakter unter mehreren schichten dicken Betons, aus Angst angreifbar zu sein. Daher passen sie so gut zusammen.
Doch Amber bringt sie beide aus dem Gleichgewicht. Er hat schon lange nicht so ehrlich gelächelt und Eric hat er seit Jahren nicht mehr so lachen gehört. Diese Frau verdreht ihnen den Kopf und das macht Tom verrückt. Was ist an ihr so besonders, als an den anderen die sie kennengelernt hatten?
Liegt es an ihrer quirligen Art? Oder der inneren Stärke? Vielleicht ist es, weil Amber wie sie ist. Jemand, dem leid widerfahren ist und der tiefe Wunden auf der Seele trägt, die er zu verstecken versucht.
Wie ihr fehlendes Puzzlestück.
„Gerne", antwortet sie grinsend. „Lass mich nur kurz duschen gehen. Ich möchte mir den Schweiß vom Körper waschen."
Mit einem Lächeln wendet sie sich von ihm ab und betritt das Haus.
Gedankenverloren blickt er ihr nach. Für Eric und ihn stand schon früh fest, dass sie ihre Zukunft nie ohne den anderen verbringen werden. Ihre Leben haben mehr höhen und Tiefen erlebt, als ein Mensch alleine erträgt. Sie sind immer füreinander da, haben sich unterstützt und aufrechterhalten. Eric war für Tom da, als er ihn am meisten brauchte und er die Last nicht tragen konnte.
Ebenso hat Tom ihm jahrelang geholfen, die Vergangenheit zu ertragen und sich nicht davon gefangen nehmen zu lassen. Zwar fällt es Eric immer noch schwer, die Dunkelheit zu verstecken, doch es ist bei weitem nicht mehr so schlimm wie zu Beginn.
Damals haben sie sich geschworen, füreinander da zu sein. Da würde auch keine Beziehung etwas daran ändern. Gelegenheitssex, kurze Affären und schneller, emotionsloser Sex hat ihnen immer gereicht.
Durch den Club hatten sie genug Auswahl, um jeden Abend eine andere Gespielin abzuschleppen. Sie mussten sich noch nicht mal dafür anstrengen. Auch wenn es hart klingt, es gibt überall willige Frauen, die den Reiz suchen, sich gleich zwei Männer zu angeln, um am nächsten Tag vor ihren Freundinnen, über einer Schüssel Salat, zu prahlen.
Mittlerweile waren sie es aber überdrüssig. Das permanente Feiern und die verschiedenen Frauen, die denken, die eine zu sein, die Tom und Eric für immer an sich bindet.
Also hatten sich die Männer zurückgezogen. Doch Tom spürt, dass etwas in seinem Leben fehlt. Eine Frau an seiner und Erics Seite. Nicht nur für einen schnellen, emotionslosen Fick. Für eine Zukunft!
Gemeinsam stehen sie wie schon am Abend zuvor in der Küche und bereiten das Abendessen vor. Während Amber das Gemüse schneidet, kümmert Tom sich um den Rinderbraten, der im Ofen schmort. Amber hat sich umgezogen und trägt eines der Outfits, die Jenny am Nachmittag vorbeigebracht hat. Ein niedlicher schwarzer Rock mit bunten Schmetterlingen und eine zierliche, weiße Bluse. Allein ihr Anblick hat sein Blut zum Wallen gebracht und in Regionen gepumpt, die nun gegen seine Jeans drücken. Daher versucht er sich mit dem Essen abzulenken, was einfacher klingt, als es wirklich ist. Ihre Anwesenheit setzt Tom zu. Das smarte Lächeln das Amber ihm immer wieder zuwirft. Das zaghafte Umschmeicheln des Rockes, der über ihre blasse Haut streift. Wie sehr würde er sie gerne genau dort berühren.
Wieso fällt es ihm so schwer, sich zu beherrschen? Sonst ist er auch die Ruhe selbst? Doch diese Frau macht es ihm unmöglich. Eher Tom den Kampf gegen seine Kontrolle verliert, wendet er sich ab und öffnet die Flasche Rotwein, die er zuvor aus dem Keller geholt hatte. Ein exzellenter Merlot, perfekt zum dunklen Fleisch. Normalerweise trinkt er nicht und wenn auch nur zu seltenen Anlässen, aber genau heute, braucht er einen kleinen Schluck, um sich selbst zu beruhigen.
„Möchtest du auch ein Glas Wein?", möchte Tom wissen und sieht Amber fragend an.
„Klar. Warum nicht!", antwortet sie ihm und nimmt das Weinglas entgegen.
„Dann auf einen schönen Abend", grinst Tom und stößt mit ihr an.
Die Tür hinter ihnen öffnet sich und Eric betritt die Küche. Da Amber mit dem Rücken zu ihm gedreht steht, bemerkt sie nicht, wie sein Freund sie mustert. Tom kann sich ein schmunzeln nicht verkneifen, als er dieselbe Gier in Erics Augen erkennt, die er wahrscheinlich selbst hat. Warum musste Jenny auch derart niedliche Röcke einpacken.
„Das sieht phantastisch aus", schmunzelt Eric und tritt dabei näher.
Amber zuckt kurz zusammen, ehe sie sich umdreht und sein Freund die junge Frau zwischen ihnen eingehend betrachtet.
„Ist das Rinderschmorbraten?", möchte Eric spitzbübisch wissen, ohne Amber aus den Augen zu lassen. „Es riecht auf alle Fälle herrlich."
Dabei beugt er sich zu ihr herunter und atmet den Duft ein. Das Eric sie damit unweigerlich wieder zum Erröten bringt, scheint ihn nicht zu stören. Im Gegenteil. Ein diabolisches Lächeln erscheint auf seinen Lippen.
„Möchtest du ein Glas Wein? Das Essen ist gleich fertig", unterbricht er das intensive Starren seines Freundes.
„Nein Danke. Ich muss später noch arbeiten", antwortet Eric ihm.
Sein Freund, auch wenn man es ihm nicht ansieht, ist ein erfolgreicher Programmierer, der für verschiedene Software Firmen arbeitet. Zwar sieht Eric nicht wie der typische Nerd aus, ist aber definitiv einer. Tom mochte diese Seite von ihm, besonders wenn er mit Begeisterung seine Arbeit erledigt. Insbesondere Spielehersteller sind Erics Lieblingskunden. Auf alle Fälle macht es ihn um einiges Jünger, wenn er im Wohnzimmer sitzt und auf der Konsole seine Spiele zockt, wie ein Teenager.
„Was arbeitest du denn?", fragt Amber interessiert nach.
„Ich bin Programmierer, Kleines", schmunzelt Eric.
Sie sieht staunend zu ihm empor. „Wirklich? Du?"
Eine ihrer Augenbrauen hebt sich, als sie Eric irritiert betrachtet.
„Ja", antwortet er ironisch. „Stell dir vor, ich habe einen Job."
„Darum geht es nicht. Aber du wirkst nicht wie jemand, der ellenlange Programme schreibt", zieht ihn Amber auf und schmunzelnd wendet sich Tom dem Ofen zu.
„Ach wirklich?", fragt Eric kampfeslustig und verschränkt seine Arme vor der Brust. „Wie wirke ich denn?"
Amber scheint kurz zu überlegen, da sie ihren Kopf zur Seite legt und die Augenbrauen zusammenzieht.
„Eher wie ein Stallbursche", antwortet sie ihm ernst. „Manchmal riechst du auch so."
Kurz entweichen seinem Freund die Gesichtszüge und Tom kann sich nicht beherrschen in schallendes Gelächter auszubrechen.
„Na warte", brummt Eric, ehe er auf Amber zugeht, die kichernd die Insel umrundet und seinen Händen damit entgeht. „Komm her Kleines, damit ich dich bestrafen kann."
Lachend umkreist sie die Insel, während Eric hinter ihr herläuft. Was Amber allerdings nicht weiß, dass sein Freund es liebt, Hintern zu versohlen und sollte er sie in die Finger bekommen, wird er es auch tun. Doch Amber ist windig und daher schafft sie es immer wieder, Erics Griffen auszuweichen, bis dieser grimmig dreinblickend stehen bleibt.
„Denk bloß nicht, du bist jetzt in Sicherheit", schnauft er. „Du erhältst deine Strafe noch früh genug. Dann, wenn du es nicht erwartest."
Zwar kann Tom sehen, wie Amber grinst, doch auch ein ängstlicher Ausdruck huscht über ihr hübsches Gesicht. Tom ist sich nicht sicher, ob Amber eine Frau ist, die diese Art von Sex genießen könnte. Obwohl sie nicht auf den Mund gefallen ist, steigt ihr oft die Röte in die Wangen, was irgendwie unschuldig wirkt. Nicht jede Frau liebt es, den Hintern versohlt zu bekommen und somit Lust und Schmerz zu kombinieren. Doch für Eric ist es ein wichtiger Aspekt im Schlafzimmer. Er braucht die Kontrolle über die Situation und liebt es, seinen dunklen Trieben zu folgen. Er hingegen benötigt das Gefühl, gebraucht zu werden, und liebt es, wenn die Frauen sich in seine Arme flüchten, um vor Erics nächsten Hieb zu entkommen. Noch mehr liebt Tom es, ihr Vertrauen zu sehen, wenn sie ihn beim Sex anblicken.
Daher würde Tom ihn nicht davon abhalten, sollte er sie erwischen. Denn er weiß, was mit seinem Freund passiert, wenn er das dunkle Verlangen zu lange verdrängt. Irgendwann dringt es ungefiltert an die Oberfläche und selbst für ihn fällt es schwer, Eric dann zu erreichen.
„Los setzt euch hin und lasst uns essen", spricht er zu den beiden, um die Situation zu entschärfen.
Nach dem Essen hat sich Eric wie zuvor erwähnt in sein Büro zurückgezogen, um die liegengebliebene Arbeit abzuarbeiten. Währenddessen hat Tom es sich mit Amber und einer zweiten Flasche Wein im Wohnzimmer bequem gemacht. Sie hatte ein Kartenspiel im Regal gefunden und zockt ihn nun regelrecht ab.
„Ich hasse dieses Spiel", murrt Tom, da er ein weiteres Mal gegen Amber verloren hat.
Breit grinsend sieht sie ihn an.
„Mir macht es aber Spaß", kichert Amber.
„Du magst es wenn ich leide", schnauft er.
„Nur ein wenig", lacht sie. „Aber gut. Wir können auch etwas anderes Spielen."
Kichernd erhebt sie sich von der Couch und wankt zum Regal, auf dem unterschiedliche Brettspiele und Kartenspiele, liegen. Anscheinend verträgt sie den Alkohol schlechter als erwartet und Tom stellt fest, dass die zweite Flasche bereits leer ist und er kaum etwas davon getrunken hatte.
Als sich Amber an die Regalbretter klammert und kurz seufzt, springt er sofort auf und eilt zu ihr, ehe etwas passiert.
„Alles gut bei dir?", fragt Tom sichtlich besorgt.
Stürmisch dreht sie sich um und stößt direkt an ihn, da er unmittelbar hinter ihr steht. Sofort packt er ihre Oberarme, da Amber zu wanken beginnt. Ein Keuchen verlässt ihre Kehle.
„Tut mir leid", faselt sie leise, obwohl es kein Grund dafür gibt.
Tom lockert seinen Griff, doch seine Hände bewegen sich nicht, von der nackten Haut auf ihren Oberarmen weg. Seine Fingerspitzen beginnen wie am Nachmittag zuvor, zu kribbeln. Langsam legt sie ihren Kopf in den Nacken, um sein Gesicht zu betrachten. Doch ihr Anblick lässt ihn den Atem stocken. Die Wangen mit einem zarten Rosa bedeckt, das wahrscheinlich vom Wein herrührt. Der vollmundige, himbeerfarbene Mund leicht geöffnet, dass ihn schlucken lässt. Doch seine Disziplin fällt, als ihre smaragdgrünen Augen ihn voller verlangen anfunkeln.
Toms Körper beginnt sich gegen seinen Verstand aufzubäumen. Sachte streichen seine Finger über ihre nackten Oberarme. Eine Gänsehaut bildet sich an den Stellen, die zuvor seine Hände berührt haben. Ambers Oberkörper hebt sich stark und drückt ihre Brüste gegen die hauchzarte Bluse. Es fällt Tom verdammt schwer, sich nicht an sie zu pressen und sich zu nehmen, was sein Körper gerade verlangt. Er möchte sie küssen, ihre weiche Haut berühren und verflucht noch mal seinen Schwanz in sie schieben, der hart gegen seine Jeans drückt. Es hätte auch funktioniert, doch als Amber ihre Finger nach ihm reckt und beginnt, Kreise über seine Brust zu zeichnen, stürzt seine Beherrschung wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
„Verdammt", haucht Tom, ehe er sich zu ihr runter beugt und sich endlich nimmt, was er seit Tagen begehrt.
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