Kapitel 41
Henry
Sein Chauffeur manövriert den Wagen zu Club und bleibt direkt auf der rechten Spur stehen, was ein Hupen hinter ihnen auslöst. Unbekümmert steigt Henry aus dem Fahrzeug, eine Zigarre in seinen Mundwinkel und blickt zum Gebäude empor. Das Reklameschild ist aus, da das Belle erst in zwei Stunden öffnet. Doch laut seinem Neffen sind bereits alle Mitarbeiter im Club. Auf seinen Befehl hin hat Mason drei seiner Securitymänner eingestellt. Als Ersatz für die Ausgefallenen. Um die Restlichen muss er sich keine Gedanken machen, sie werden ohne Widerstand den Club weiterführen, da ist er sich sicher. Zwar könnte er sie einfach alle Kündigen und ersetzten doch ihm ist es lieb, wenn die High Society keinen Verdacht schöpft, sollten nur neue Angestellte im Belle arbeiten. Es soll alles bleiben wie beim alten, mit ein paar kleinen Anpassungen.
Grinsend betritt er den Club durch den Vordereingang. Leise Musik dringt an seine Ohren, als er auf die Bar zusteuert. Die Zigarre weiterpuffend blickt er sich um. Er hat seinem Neffen bereits verkündet, dass er hier ist, daher wundert es ihn nicht, alle Mitarbeiter an der Bar versammelt zu sehen. Sie haben ihm den Rücken zugekehrt und blicken Mason gebannt an, der sich vor sie gestellt hat. Henry nickt seinem Neffen zu und platziert sich leise auf einen der Barhocker am Ende des Tresens und wartet, das Mason mit der Ansprache beginnt.
„Danke, dass ihr heute alle früher gekommen seid. Wie ihr wisst, wird Kenai vorerst nicht wieder arbeiten können und Nate arbeitet nicht mehr für uns. Des Weiteren wird es eine kleine Umstrukturierung in der Führungsebene geben". Mason macht eine kleine Pause, da ein empörtes Raunen durch die Menge geht. „Tom hat das Belle verkauft. Zwar werde ich ..."
„Nein. Tom würde niemals den Club verkaufen", keift die blonde Barfrau dazwischen. „Das Belle bedeutet ihm alles."
„Das Belle interessiert ihn nicht, genauso wenig wie ihr", knurrt Mason und ein grimmiger
Ausdruck huscht über sein Gesicht. „Der Club wird unter Mr. Wilsons Führung neu aufblühen und ihr werdet dies akzeptieren."
Henry schmunzelt vor sich hin. Er wusste, dass sein Neffe auch eine bösartige Seite an sich hat und er ist gespannt, wie dunkel sie ist.
„WAS?", ruft der Securitymann mit der falsch herum sitzenden Kappe. „Das ist nicht dein Ernst oder? Hast du eine Ahnung, was Wilson aus dem Club machen wird?"
Mason grinst: „Ja. Er wird ihn größer und besser machen."
Da hat sein Neffe recht. Er würde große Kunden damit anlocken, dass sein Club ein Ort der Entspannung und Erholung ist. Drogen und Alkohol wird es im Überfluss geben, genau so wie Willige Frauen. Auch wenn er diese erst brechen muss.
„Da mach ich nicht mit", brummt einer der Barkeeper. „Ihr könnt mich mal."Er wendet sich ab und ist im Begriff zu gehen, als einer seiner Männer den Weg versperrt und ihn grob am Hals packt.
„Na na. Wer wird gleich so unfreundlich sein", schmunzelt Mason. „Hier wird niemand gehen. Ihr werdet wie zuvor weiterarbeiten und euch passiert nichts."
Der Securitymann lässt den Barkeeper los, der hustend und röchelnd zu Boden geht. Sofort tritt Barbie auf ihn zu und kniet sich besorgt zu ihm hinunter.
„Das kannst du nicht machen Mason. Ich ruf jetzt die Polizei", spricht sie mutig und kramt bereits nach ihrem Telefon.
„Ob Chantal heute wieder auf mich wartet, während dein Sohn in seinem Bettchen liegt?", fragt sein Neffe mit einer Ruhe die Henry so etwas, wie stolz verspüren lässt.
Mit großen Augen verharren die Finder der Barfrau über der Tastatur, ehe sie sich panisch zu Mason umdreht.
„Was?", haucht sie.
„Kelly ist bereits so groß geworden. Sie ist sicherlich aufgeregt bald zur Schule gehen zu können", grinst nun Mason den anderen Securitymann zu. „Und die kleine Leila ist ein wahrer Goldschatz. Sie hat mir letztens sogar ein breites Lächeln geschenkt, als ich bei euch war."
„Du mieses Arschloch", keift der Vater der beiden Mädchen zurück und tritt direkt auf Mason zu.
Doch ehe er ihn mit seinen geballten Fäusten niederstrecken kann, packen ihn seine Leute und halten ihn davon ab.
„Du wagst es, unsere Familien zu bedrohen?", giftet er ihn an.
„Ja. Und sollte einer von euch", er deutet auf die Barfrau, den Securitymann und die Barkeeper, „auch nur etwas erzählen, werde ich dafür sorgen, dass eure liebsten Leiden."
Die Blonde erhebt sich vom Boden und ein Hass glitzert in ihren Augen: „Du warst das mit Kenai. Hab ich Recht? Du bist dafür verantwortlich, dass er fast gestorben ist."
„Nein. Das war ich", antwortet Henry und jeder dreht sich zu ihm um, als hätten sie ihn erst jetzt bemerkt.
Die Blonde atmet hörbar ein, ehe sie sich die Hand vor den Mund presst.
„Und wer nicht an dem Schmerz und leid seiner liebsten Schuld sein möchte, wird ab sofort tun, was man von ihm verlangt", spricht er kühl, während er langsam in den Raum hineinschreitet.
Jedes Augenpaar ist auf Henry gerichtet. Angst. Verständnislosigkeit. Wut. Dass alles spiegelt sich in ihnen. Ein Schmunzeln tritt auf seine Lippen, als er auf Mason zu steuert und ihm eine Hand auf die Schulter legt. Seine Art - gut gemacht- zu sagen.
„Lass uns in meinem Büro kurz reden", spricht er leise zu seinem Neffen. „Hat irgendjemand noch Einwände?"
Sein Blick gleitet über seine Mitarbeiter, die ihn schweigend betrachten.
„Gut. Ihr werdet normal weiterarbeiten und erhaltet euer Gehalt wie gewohnt. Kümmert euch um eure Aufgaben und wir geraten nicht aneinander. Ich habe viele mächtige Freunde und genügend Polizisten auf meinen Gehaltsschecks. Daher rate ich euch, nicht auf dumme Ideen zu kommen, sonst bereut ihr es."
Er blickt jeden nacheinander an, während seine Worte langsam Wirkung zeigen. Die Kampfeslust verschwindet und Angst steigt in ihnen empor. Gut so! Sie sollen sich fürchten.
Er umrundet seinen Neffen und bestreiten den Weg hoch zu dem ehemaligen Büro von O'Brain. Momentan ist er noch am Leben, da er bei weitem nicht mit ihm fertig ist. Doch nicht mehr lange!
„Wo ist Tom?", fragt Mason, als er das Büro betreten hat.
Henry hat es sich derweil in dem Lederstuhl hinterm Schreibtisch bequem gemacht.
„Er lebt, wenn du das fragen wolltest", antwortet er. „Ich habe für heute Abend ein paar wichtige Männer eingeladen. Sorge dafür, dass sie sich hier wohlfühlen und das meine Mitarbeiter nicht aus der Reihe tanzen."
„Deine Mitarbeiter?", fragt Mason sichtlich irritiert, während seine Hände auf dem Schreibtisch landen. „Ich dachte, dass Belle obliegt nun mir, Onkel."
Wütend blickt ihn sein Neffe an.
„Sei nicht albern, Mason. Du führst das Belle in meiner Abwesenheit", antwortet er gelangweilt.
„Ich habe für dich alles gemacht. Habe hier Nächtelang irgendwelche Rechnungen korrigiert, während ich Tom in den Arsch gekrochen bin", knurrt er entrüstet. „Nur um weiterhin dein Handlanger zu sein?"
Wütend landet seine Faust auf den Tisch und kaum sichtbar zuckt Mason zusammen, ehe sich Henry langsam erhebt.
„Sei vorsichtig, wie du mit mir sprichst, oder du landest dort wo deine Schlampe von Mutter ist", brummt er grimmig.
Niemand redet so mit ihm. Nicht mal sein Neffe. Eine Ader pulsiert auf Masons Stirn und wütend blickt er ihm entgegen, als es an der Tür klopft.
„Tom? Können wir bitte kurz reden?", fragt jemand durch die Tür, als diese auch schon aufgerissen wird und ein junger Mann mit wuscheligen, blonden Haaren vor ihnen steht. „Oh. Mason. Tut mir leid. Ich dachte, Tom ..."
Er unterbricht sich mitten im Satz und sieht Henry direkt an.
„Nate. Was willst du hier?", fragt sein Neffe grimmig.
„Ähm. Also", beginnt er stotternd. „Ich wollte mit Tom sprechen, bezüglich gestern Abend. Ist er heute nicht hier?"
Abermals wandert der Blick des ehemaligen Securitymanns zu Henry, der sich wieder im Sessel bequeme gemacht hat.
„Nein. Wie du siehst und jetzt verschwinde. Komm ein anderes Mal wieder", brummt Mason, ehe er sich ihm zuwendet.
Nate sieht ihn kurz an, ehe er nickt und die Tür hinter sich zuzieht.
„Wird er zu einem Problem?", fragt Henry ruhig und steckt sich eine Zigarre an.
„Interessiert mich nicht", knurrt Mason, anscheinend immer noch aufgebracht.
„Sollte es aber. Wenn du versagst, wird dein Blut, die Wände meines Kellers schmücken", antwortet Henry mit einer Gelassenheit, die ihn überrascht.
Sein Neffe blinzelt, ehe er die Hände von seinem Schreibtisch nimmt und ihn fassungslos anblickt.
„Du drohst mir?", möchte er wissen.
„Du sollst lernen, wo dein Platz ist", brummt Henry. „Und zwar unter mir. Du bist lange nicht der
Position, den Club zu leiten. Beweise mir, dass du es kannst, dann können wir gerne noch einmal darüber reden."
Mason scheint kurz über sein Angebot nachzudenken, aber ein besseres wird er nicht erhalten. Denn dass er noch nicht tot vor ihm liegt, verdankt er nur ihrem Verwandtschaftsgrad. Aber wenn sein Neffe ihn weiterhin so respektlos gegenübertritt, wird er ihn ebenfalls töten. Wie seine kleine, Hure von Mutter. Sie hat ihn betrogen und hinterrücks bestohlen. Henry blieb nichts anderes übrig, als seine Schwester zu töten.
„Okay. Gut", antwortet Mason. „Ich kümmere mich um deine Gäste."
Gut so! Braver Junge!
Ein Lächeln gleitet über Henrys Gesicht, während Mason sich abwendet und sein Büro verlässt. Er würde ihm niemals die Verantwortung über das Belle erteilen. Und sobald er das erfährt, wird er ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Hinter seinem Schreibtisch sitzend, lacht Henry kalt.
Endlich läuft alles nach seiner Vorstellung.
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