Kapitel 28
Tom
Er fühlte sich ausgelaugt und müde. Die Angst um Kenai hat ihn ausgesaugt. Am liebsten wäre Tom nach Hause gefahren, um ins Bett zu gehen. Doch er muss noch mit Luca reden, ehe er sich die Erholung gönnt, nach der sein Körper schreit.
„Fahrt ihr schon mal vor. Ich komme später nach", spricht er zu Eric gewandt, als sie das Krankenhaus verlassen. „Ich sollte kurz mit Luca reden."
„Wir kommen mit!", antwortet Amber.
„Du solltest jetzt nicht alleine Fahren", widersetzt sich nun auch Eric. „Wir fahren gemeinsam kurz vorbei und dann gönnen wir uns eine Mütze schlaf."
Tom ist viel zu erschöpft, als sich gegen die beiden Sturköpfe zu stellen, daher nickt er brav: „Von mir aus."
Als sie Richtung Eingang gehen, vor der ein, ihm Unbekannter Security steht, spürt Tom abermals den Stich in der Brust. Der rote Teppich wurde beiseite gerollt, doch er konnte ihn noch deutlich vor sich sehen. Das Blut, das ihn getränkt hat, während Kenai um sein Leben gekämpft hat. Und er hat gewonnen! Mahnt er sich selbst. Kenai lebt!
Den Kloß in seinem Hals hinunterschluckend, geht er weiter, während ihm der Ersatz für seinen Sicherheitschef, freundlich grüßt.
„Mr. O'Brain. Ich bin Kai. Luca hat mich angerufen, damit ich kurzfristig einspringe", stellt er sich kurz vor.
„Danke dir. Habt ihr über die Bezahlung schon geredet?", möchte er wissen, doch Kai schüttelt den Kopf. „Okay. Komm später in mein Büro."
„Werde ich machen Sir."
Tom betritt, dicht gefolgt von Eric und Amber den Club. Er hat das Gefühl von den beiden beobachtet zu werden, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Eric hätte sogar einen Grund, da er damals mitbekommen hat, wie er wegen Belles tot zusammengebrochen ist. Doch Kenai ist nicht tot und er würde sicherlich nicht hier zu Boden gehen. Er hat seine wahren Gefühle wieder hinter einer Maske versteckt und erst, wenn er alleine ist, würde Tom sich diesen Stellen. Denn das Gefühl, abermals einen geliebten Menschen verlieren zu können, hat ihn überrannt.
Er bahnt sich einen Weg durch die Feiernden und obwohl es bereits drei Uhr morgens ist, hindert es die Frauen nicht daran, auf der Tanzfläche zu Rihanna zu feiern. Tom findet Luca an der Wand lehnend, während er aufmerksam die Menge beobachtet. Als er ihn sieht, stemmt er sich von dieser ab und geht auf sie zu.
„Tom. Wir müssen reden!", fordert er sofort in dem gleichen besorgten Ton wie schon zuvor.Tom nickt: „Lass uns ins Büro gehen." Anschließend wendet er sich an Eric und Amber: „Bleibt ihr kurz hier?"
Sein Freund nickt, ehe er sich zu Amber umdreht und ihr etwas sagt, dass Tom wegen der Musik nicht verstehen kann. Sie reckt ihr Kinn und ein Glitzern tritt in ihr Gesicht, dass er schon oft an ihr gesehen hat. Die beiden wenden sich ab und begeben sich an die Bar, wo Tom sieht, wie sie sich Shots bestellen. Hoffentlich macht sie Eric nicht betrunken, sonst endet der Abend wieder in Sex.
Sich abwendet, begibt er sich ins Backoffice, gefolgt von Luca, ehe beide im zweiten Stock sein Büro betreten.
„Wie geht es Kenai?", fragt dieser sofort.
Tom umrundet seinen Schreibtisch und nimmt dahinter Platz, während sich Luca auf einen der Sessel sitzt.
„Er liegt noch auf der Intensivstation, doch laut den Ärzten, ist er stabil", antwortet Tom und reibt sich dabei über sein Gesicht.
„Das ist gut. Ich hatte wirklich eine Scheißangst", seufzt Luca. „Ich hoffe, es war okay, dass ich Kai angerufen hatte. Ich weiß, du möchtest über so etwas gerne informiert werden, aber ..."
Tom winkt ab: „Alles gut. Danke dafür. Was wolltest du mit mir so Dringendes besprechen."
Plötzlich wirkt Luca nervös und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, ehe er in seine Tasche greift und drei Päckchen auf den Tisch vor ihm legt. Mit übler Vorahnung nimmt er diese in die Hand und betrachtet sie. Er muss die Plastiktütchen nicht öffnen, um zu erfahren, was sich darin befindet.
„Woher hast du die?", fragt er ruhig, obwohl es innerlich zu brodeln beginnt.
„Es gab eine kleine Rangelei im Darkroom und der Gast, den ich rausgeworfen habe, hatte sie bei sich", erklärt ihm Luca.
Tom legt das Kokain wieder auf den Schreibtisch.
„Ich habe ihn zur Rede gestellt", erzählt der Security weiter. „Und mit ein bisschen Nachdruck hat er ausgespuckt, woher er das Zeug hat."
Ein ungutes Gefühl macht sich in seinem Magen breit. „Woher?"
„Aus dem Belle!"
Es ist wie ein Schlag in die Magengrube. Toms Hände ballen sich zu Fäusten. In seinem Club werden Drogen verkauft! Wenn er herausfindet, wer es wagt, dass Belle, in den Schmutz zu ziehen, wird dafür büßen.
„Doch das ist noch nicht alles", spricht Luca weiter und abermals breitet sich Panik in ihm aus.
„Ich habe den Namen des Verkäufers und es wird dir nicht gefallen."
Der Druck auf seiner Brust wird immens und seufzend schließt er die Augen.
„Wer ist es?", fragt er leise.
„Nate!"
Abermals ein Schlag in den Magen, der seine Fäuste auf den Tisch krachen lässt. Er hatte den Jungen gewarnt und jetzt wagt er es, Drogen zu verkaufen? IN. SEINEM. CLUB?
„Ich bin mir nicht sicher. Der Junge würde doch keine Drogen hier verkaufen? Oder?", fragt Luca besorgt nach.
„Mason hat ihn erst vorgestern beim Konsumieren erwischt", knurrt er bedrohlich.
Gott! Er ist es nicht gewohnt, dass seine Wut so nahe an seiner Oberfläche brodelt. Normalerweise ist es Eric, der sich nicht unter Kontrolle hat. Doch der heutige Tag, verlangt einiges von ihm ab. Kurz atmet er aus, um sich zu beruhigen, ehe er die Augen öffnet.
„Hast du es jemanden erzählt?", möchte Tom wissen.
„Nein!", schüttelt Luca den Kopf. „Nur wir beide wissen es."
Schick ihn hoch", ordnet er ruhiger an. „Durchsuche seine Sachen. Ich möchte sicher sein, ehe ich ihm an den Kragen gehe."
„Okay. Wird erledigt."
Damit erhebt sich Luca und verlässt sein Büro. Tom schließt die Augen und versucht, sich zu beruhigen. Ist Nate wirklich so dumm, Drogen im Belle zu verkaufen? Oder hat er das schon vor seiner Warnung getan?
Das klopfen an seiner Tür lässt ihn aufblicken und er bittet Nate hinein.
„Tom. Du wolltest mich sprechen?"
Er nickt und deutet Nate an, sich zu setzen. Der Student kommt diesem sichtlich irritiert nach.
„Ich habe das von Kenai gehört. Wie geht es ihm?", fragt er nach.
Tom lehnt sich in seinem Stuhl zurück und betrachtet den jungen Mann vor sich. Hat er wirklich seine Warnung ignoriert? Tom weiß, dass Nate Geldprobleme hat, daher schiebt er auch viele Schichten hier im Club, obwohl er in die Uni geht. Aber um diese zu finanzieren, muss er das tun. Reicht es nicht und hat sich zusätzlich noch etwas dazuverdient? Ein weiteres Mal klopft es an der Tür.
„Ja!"
Luca betritt den Raum und seine Miene aus Wut und Enttäuschung sagt einiges aus. Er wirft weitere Päckchen auf den Tisch.
„Waren in seinem Spind", erklärt Luca und blickt missbilligend auf Nate hinab. „Ist das dein Scheiß ernst?"
Nate sieht verwirrt zu Luca auf: „Was? Ich verstehe nicht, was los ist?"
Schnaufend schüttelt Tom den Kopf: „Wirklich nicht?"
Nates blick huscht zwischen den beiden Männern hin und her, ehe er auf den sechs Kokain Päckchen hängen bleibt.
„Woher sind die?", fragt er nach.
„Das fragst du noch", brüllt Luca und packt den jungen Studenten an dessen Hemdkragen.
„Luca!", mahnt ihn Tom. „Geh bitte wieder runter. Ihr seid gerade unterbesetzt."
Lucas Mine bleibt finster, ehe er den sichtlich verwirrten Nate loslässt, und mit wucht die Türe hinter sich schließt.
„Tom ...", beginnt er, doch dieser unterbricht ihn.
„Ich habe dir schon einmal gesagt, was ich von Drogen halte", erklärt er ruhig, obwohl er stinkwütend ist. „Und jetzt wagst du es, in meinem Club Kokain zu verkaufen?"
„Nein. Ich weiß nicht von was du redest", verteidigt sich Nate.
Doch das macht Tom nur wütender. Er hält die Päckchen vor seine Nase.
„Du weißt nicht, von was ich rede?", fragt er mit Nachdruck. „Ein Gast hatte die bei sich und hat dich als Verkäufer genannt."
„WAS? Nein. Er muss mich verwechseln. Ich habe keine Drogen verkauft", streitet Nate ab.
Mittlerweile fällt es Tom immer schwerer, seine Wut zu zäumen. Er hasst es, wenn man ihn anlügt.
„Das haben wir in deinem Spind gefunden." Er schmeißt ihm die anderen drei Päckchen vor die Nase. „Immer noch keine Ahnung von was ich rede?"
„Tom. Bitte. Du musst mir glauben ... Ich ... Die gehören mir nicht..."
Wütend schlägt Tom auf den Tisch, was Nate zucken lässt.
„Hör auf mich zu verarschen", knurrt er ihn grimmig an. „Verschwinde aus meinem Club und lass dich hier nie wieder blicken. Hast du mich verstanden."
Mit großen Augen sieht ihn der Student an.
„Tom..."
Er ist es leid, sich anlügen zu lassen. Dass er Nate noch nicht an den Hals gesprungen ist, ist ein Wunder. Er hasst Drogen, weil dieser Junkie Annabelle getötet hat, und jetzt wagt es Nate in den Club seiner Schwester, ebenfalls Drogen zu schmuggeln. Wütend ballt er die Fäuste und erbebt sich bedrohlich über ihn.
„Raus hier. Oder du lernst mich kennen!"
Tom deutet auf die Tür. Seine Mitarbeiter kennen nur das von ihm, was er ihnen in den Jahren gezeigt hat. Den Netten, lächelnden Tom. Niemand kennt ihn wirklich! Niemand bis auf Eric.Wie ein getretener Welpe erhebt sich der Student und wankt mit hängenden Schultern zur Tür.
Doch ehe er sein Büro verlässt, wendet er sich ihm nochmal zu.
„Ich habe keine Drogen in deinem Club verkauft. Bitte glaube mir."
Doch Tom blickt ihn weiter grimmig an, daher wendet er sich der Tür zu und verlässt sein Büro.
Seufzend lässt sich Tom auf seinen Stuhl fallen und vergräbt sein Gesicht in den Händen. Er ist erledigt. Fix und fertig. Abermals klopft es an seiner Tür und kurz schließt er die Augen. Noch mehr stress verträgt er heute nicht mehr. Seine Bürotür öffnet sich und jemand betritt den Raum. Er nimmt den zarten Duft nach Himbeeren wahr, der Amber umgibt. Als er ihre zärtliche Berührung spürt, wie ihre Hände über seine Schultern gleiten, entspannt er sich. Langsam hebt er den Blick und zieht die zierliche Frau auf seinen Schoss, eher er seinen Kopf in ihre Halsbeuge schmiegt und ihr Duft ihn weiter beruhigt.
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