Kapitel 19
Tom
Nachdem Eric Amber abgeholt hatte, ist Tom wieder nach unten in den Club gegangen.Dort angekommen, beobachtet er eine Weile die Menge und lässt seinen Blick schweifen. Die vier Tänzerinnen hat er spontan organisiert und er muss sagen, sie leisten gute Arbeit.
Ausgelassen tanzen und trinken seine Gäste und obwohl heute Mittwoch ist, ist das Belle wie an einem Wochenende voll. Höchstwahrscheinlich treibt es die Menschen nach dem Sturm endlich wieder raus und was gibt es Besseres als zu Feiern.
Tom huscht zur Bar, um seine Barkeeper zu fragen, ob er ihnen etwas helfen kann. Niemand hat heute mit einem so großen Ansturm gerechnet.Und da Tom nicht der Boss ist, der hinter seinem Schreibtisch sitzt und nichts tut, packt er auch gerne mit an.
Einer seiner Mitarbeiter bittet ihn, dass Bier aufzufüllen und nickend begibt er sich hinunter in den Keller, wo sich zwei Kühlhäuser befinden. Mittlerweile ist das Wasser abgepumpt worden, doch an der Wand sieht man deutlich, wie weit das Wasser eingedrungen war. Zwar sind es nur maximal zehn Zentimeter, trotzdem würde er einen Spezialisten kommen lassen, der die Wand dahinter prüft, ehe schwerwiegende Schäden, wie Schimmel, entstehen.
Mit zwei Kästen bewaffnet, begibt er sich wieder an die Bar und füllt die Kühlschränke auf. Da niemand mehr Hilfe braucht, verlässt er diese auch schnell wieder, als ein Funkspruch von Luca eingeht, der in der Lounge einen pöbelnden Gast hat. Der Darkroom ist nur an den Wochenenden auf, daher muss er sich nicht darum kümmern, was ihn erleichtert, da sie heute definitiv unterbesetzt sind. Alleine für den Darkroom braucht er zwei Security und eine Bardame. Oft sind auch Tänzerinnen in den Räumen, um die Gäste in Stimmung zu bringen. Jedoch nicht mehr. Seine Männer achten stets auf die Frauen in seinem Club und die meisten der Gäste wissen bereits, dass mehr als betrachten nicht drinnen ist. Dies hier ist kein Billiger Stripschuppen und noch weniger ein Bordell. Wer ficken will, muss freundlich sein!
Den ganzen Abend bis in die frühen Morgenstunden ist Tom damit beschäftigt, seine Mitarbeiter zu unterstützen. Er hilft der Security, Betrunkenen hinauszubringen, die sich selbst nicht mehr unter Kontrolle haben und füllt ab und an Flaschen an der Bar auf.
Gegen drei Uhr sitzt er in seinem Büro hinter dem Schreibtisch. Der Club würde in einer Stunde schließen und unten ist alles so weit in Ordnung, daher hat er sich irgendwann zurückgezogen. Obwohl so viel los war, gab es keine gravierenden Schwierigkeiten. Ein paar Betrunkene Männer und Frauen, aber keine Schlägereien oder Ähnliches. Im allem, ist der Abend vorbildlich verlaufen. Sie hatten hervorragende Einnahmen gemacht. Die Gäste sind alle begeistert und seine Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet. Er würde noch warten, bis der Club schließt, ehe er nach Hause zu Eric und Amber fährt.
Unweigerlich muss er lächeln. Der heutige Abend mit ihr war wirklich besonders. Kurzzeit hatte er Panik, als sie nicht mehr in der Lounge gewesen ist. Doch Luca hatte trotz der vielen Arbeit ein Auge auf sie und hat ihn informiert, dass Amber auf der Tanzfläche ist. Ihr dabei zuzusehen, wie sie sich in diesem verdammt heißen Kleid laszive zum Beat bewegt, hat ihn schier um den Verstand gebracht. Er konnte nicht anders, als sich ihr zu nähern. Denn diese Frau übt eine magische Anziehung auf ihn aus, die er nicht widerstehen kann.
Vor sich hin grinsend wie ein pubertierender Teenager, betrachtet er seinen Schreibtisch. Allein bei der Erinnerung pulsiert sein Schwanz. Ihr Stöhnen, als er in sie eingedrungen ist. Ihre Hingabe und ihr vertrauen, dass sich binnen weniger Tage verfestigt, hat Tom gezeigt, wie perfekt sie doch ist. Selbst jetzt spürt er noch diese innere Ruhe und Zufriedenheit. Sogar sein Lächeln ist ein echtes und es hat ihm Spaß gemacht, im Club zu sein und mit anzupacken. Dieses Gefühl hatte er seit fünf Jahren nicht. Nachdem ... Nein! Er ist schuld daran und er sollte Leiden für seinen Fehler. Doch er hat den ganzen Abend nicht daran gedacht. Hatte sie einfach vergessen.
Sofort verfinstert sich seine Stimmung. Er hatte kein Recht, glücklich zu sein. Es ist eine Strafe, die Tom sich selbst auferlegt hat. Wenn er sie vergisst, was für ein Mensch wäre er dann? Was würde seine Schwester von ihm denken, wenn er doch an allem schuld war.
Müde und kaputt fährt Tom in die Einfahrt des Anwesens und trottet leise die Treppen empor. Es ist kurz nach vier Uhr morgens und Eric und Amber müssten noch schlafen.
Ausgelaugt betritt er sein Schlafzimmer und entledigt sich seufzend seinen Klamotten, ehe er in das weiche Kingsize Bett schlüpft. Obwohl er hundemüde ist, findet Tom allerdings keinen Schlaf. Mit offenen Augen blickt er zur Decke empor. Wälzt sich im Bett hin und her, während die ersten Sonnenstrahlen durch den Vorhang dringen.
Leise Schritte ertönen draußen und Tom ist sich sicher, dass Eric soeben aufgestanden ist. Abermals dreht er sich um und betrachtet das Bild auf seinem Nachtkästchen. Breit lächelnd strahlt ihn seine Schwester entgegen, die in einem süßen Sommerkleid vor der Freiheitsstatue posiert. Sie hat ihm oft Briefe geschrieben, hat ihm von ihrem Studium erzählt und von der Freundlichkeit der New Yorker. Sie hat sich gefreut, ihn bald an Weihnachten wieder zu sehen, und hat ihm freudig über den Weihnachtsbaum im Rockefeller Center berichtet. Es war schon immer ihr Traum ihn einmal zu bewundern und hat ihm versprochen, gemeinsam bei seinem Besuch dort hinzugehen. Doch leider, hat sie es nie geschafft. Und es war seine Schuld! Traurig schließt er die Augen und sieht ihr breites Lächeln vor sich, ihre braunen Augen, dieselben wie Tom sie hat. Vor fast fünf Jahren hatte er eine falsche Entscheidung getroffen, die seiner Schwester alles gekostet hat.
Unruhig wälzt er sich im Traum, nachdem er irgendwann eingeschlafen war. Der Ort ist immer derselbe. Die knarrende Holztreppe, die er emporsteigt. Die angelehnte Tür. Seine Stimme, die durch die leere Wohnung hallt. Es ist wie ein Film, indem er die Hauptrolle spielt. Tom sieht, wie er durch das Wohnzimmer geht und bemerkt die Flasche Bourbon auf dem Tisch. Seine Lieblingssorte! Gequält seufzt er, als er sich der braunen Schlafzimmertür nähert. Wie jede Nacht. Immer und immer wieder. Er stößt die Tür auf und blickt direkt auf den Fernseher, der an einer Wandhalterung hängt. Ein merkwürdiges Gefühl breitet sich in ihm aus, dass Tom die Kälte durch die Adern strömen lässt. Das schwarze Bild spiegelt eine Gestalt auf dem Bett wider. Sein Herz wummert gegen seine Brust.
Bum. Bumbum. Bum. Er hält den Atem an, versucht, das Geschehene zu ändern. Doch er kann es nicht.
Langsam dreht er sich um und wie jede Nacht sieht er ihr Gesicht, ehe er schwer atmend und mit rasendem Herzen aus dem Schlaf schreckt.
Der Schweiß rinnt ihm über die Stirn und seufzend schließt er seine Lider. Er sieht ihre dunklen Augen immer noch vor sich. Ihre braunen Haare, die wirr auf dem Kissen verteilt liegen. Jede Nacht kann er sie sehen. Sieht, was er seiner Schwester angetan hat. Es ist wie eine Buße, die Tom sich auferlegt hat. Eine Strafe, mit der er sich selbst quält.
Seufzend erhebt er sich. Wie jeden Morgen fühlt er sich ausgelaugt und erschöpft. Er reibt sich über sein Gesicht und spürt die Bartstoppel auf seinen Wangen. Er sollte sich bald wieder rasieren. Langsam verlässt er sein Zimmer und schleift sich ins Badezimmer, um sich zu duschen, und den Kummer abspülen. Nach einer gründlichen Rasur fühlt er sich besser, ehe er sich in die untere Etage begibt. Die Küche ist leer und mit einer Tasse Kaffee in der Hand, schlendert er durch das Wohnzimmer.
Automatisch gleiten seine Augen zum Sekretär, auf dem die Flasche Bourbon seit fünf Jahren unangerührt darauf steht, ehe er zur Fensterfront tritt und den Blick auf den See richtet. Die Oberfläche glitzert im Sonnenlicht und es hat etwas beruhigendes an sich, dem Wasser dabei zuzusehen wie es kleine Wellen schlägt.
Seiner Schwester hat das Anwesen ihres Onkels immer geliebt. Als sie Kinder waren, sind sie im Sommer oft hier gewesen. Haben sich mit den Nachbarskindern zusammengetan und hatten die beste Zeit ihres Lebens. Sein Onkel und seine Tante haben regelrechte Gartenpartys geschmissen. Es wurde gegrillt und gefeiert. Solange sich Tom erinnern kann, ist dieser Ort für ihn immer magisch gewesen. Dass sein Onkel ihm das Anwesen vor drei Jahren vererbt hat, bedeutet ihm sehr viel. Annabelle hätte es gefreut, hier leben zu können. Sie hätte es geliebt, sich um die Pferde zu kümmern. Sie zu pflegen und zu reiten. Tom ist sich sicher, dass sie sogar mit Amber klar gekommen wäre. Belle war immer schon stark und temperamentvoll und hätte bestimmt Ambers Charakter genossen.
Seufzend wendet er sich ab. Das, was wäre wenn Spiel, hat Tom zu oft gespielt. Es bringt Belle nicht zurück. Sie ist tot!
„Schlecht geschlafen?", brummt Eric hinter ihm und Tom wendet sich ihm zu.
Er steht leicht verschwitzt neben der Couch, ein Handtuch um seinen Nacken. Tom braucht ihm nicht zu antworten, ebenso wie er Eric nicht fragen muss, wie er geschlafen hat.
Seit Jahren leidet sein Freund unter Alpträumen. Mal schlimmer, mal erträglich. Doch einen unterschied, haben ihre Träume. Eric würde sie gerne loswerden. Tom hingegen, bestraft sich mit ihnen selbst. Immer und immer wieder.
„Ich geh kurz duschen", murmelt Eric. „Für das die Kleine uns bekochen wollte, schläft sie verdammt lange."
Ein Grinsen huscht über Erics Lippen. Das Amber noch schläft, wundert ihn tatsächlich. Zwar ist es ihm gestern bereits aufgefallen, dass sie den ein oder anderen Cocktail zu viel hatte, aber für so einen Langschläfer hat er sie nicht gehalten.
„Ich mache gleich Frühstück. Zieh mir eben nur was an", erklärt Tom und deutet auf sein leichtes Outfit bestehend aus einer Boxershort.
„Amber stört es sicherlich nicht, wenn du so rumläufst", grinst Eric und bewegt sich durchs Wohnzimmer, ehe er die Treppen emporsteigt und die Badezimmertür hinter sich zuschlägt.
Eric hat recht, Amber würde es nicht stören. Die Kleine ist verdammt gierig.
Ein Schmunzeln legt sich über den Schatten auf seinem Gesicht, als er an sie denkt. Er hatte sie absichtlich provoziert und war erstaunt, dass sie anstelle Angst zu haben, sich weiter an ihn gepresst hat. Sie hat es geliebt und sich ihm hingegeben. Zwar hatte er nie mit Eric darüber geredet, wie er sich eine Zukunft vorstellt, doch so abwegig, sich irgendwann eine Partnerin zu teilen, ist sein Gedanke nicht. Er würde sich niemals von Eric trennen und andersherum ebenso nicht. Doch Tom wollte eine Familie. Eine Frau und Kinder. Würde das Eric auch wollen?Vielleicht wird es Zeit, mit ihm darüber zu sprechen, den Tom vermutet, dass Amber perfekt zu ihnen passt.
Nachdenklich leert er die Tasse aus, ehe er sich nach oben in seine Zimmer begibt. Doch bevor er sich an kleidet, nimmt er das Foto von seinem Nachtkästchen und betrachtet die hübsche Frau darauf. Annabelle war immer schon quirlig und ein Sonnenschein, dass die Jungs reihenweise bei ihr anstanden. Doch die meisten kamen nicht an ihm vorbei. Tom hat dafür gesorgt, dass seine Schwester nicht mit dem falschen Jungen ausging. Damals hat sie es tierisch gestört und ihn regelrecht dafür gehasst.
Er stellt das Foto an seinen Platz zurück, ehe er zu seinem Kleiderschrank schlendert, als es kräftig an seiner Tür hämmert und wenige Augenblicke später, Eric Splitterfaser nackt durch diese tritt, mit einer Strampelnden, ebenfalls nackten Amber auf seiner Schulter.
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