20 | Freundschaften
Ich dachte, ich aktualisiere mal. Viel Spaß mit dem Kapitel.
„Oh, Scheiße. Ich hab mich schon gefreut, weil ich dachte, du kommst nicht."
Willow drückte Marten den Karton mit der Torte in die Hände und schob sich an ihm vorbei in den geräumigen Flur. Er hatte ihr nach mehrmaligem Klingeln die Tür geöffnet. Nun stand er in Shirt und Shorts vor ihr und sah erwartungsvoll auf sie herab. Seine blauen Augen funkelten, ein spitzbübisches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, während sie eine Augenbraue hob und ihn angriffslustig ansah.
„Das Denken lag dir ja noch nie besonders gut", sagte sie frech grinsend, ehe sie ihn vorsichtig in die Arme schloss, um die Torte nicht zu zerdrücken.
„Hättest dich ja wenigstens mal hübsch machen können für deine Schwester", stichelte er, als sie sich voneinander lösten und er sie betrachtete. Willow hingegen fand nicht, dass etwas gegen ihr Sommerkleid sprach.
„Witzig, dass mir das ein Typ sagt, der in seinen Badelatschen Tennissocken trägt", konterte sie, als ihr Blick auf seine Füße fiel. Marten inspizierte unbeeindruckt die Torte.
„Sieht gut aus. Hast du die selbst gemacht?", fragte er, ehe er von Cassies Geburtstagskuchen wieder in Willows Gesicht sah.
„Ja."
„Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Schlaubi Schlumpf."
„Nur, weil du zwei linke Hände hast?", lachte sie.
„Willst du die direkt mit rausnehmen?", überging er ihren Kommentar.
„Lass sie uns erstmal in die Küche stellen", antwortete sie und begleitete ihn dorthin.
„Ich verstehe nicht, wieso ich von dir noch nie so einen Kuchen bekommen habe; ich meine, ich kenne dich jetzt dein halbes Leben, Rosado", entgegnete er beinah beleidigt, als er den Karton auf der Anrichte absetzte.
„Weil du nie nett genug zu mir warst, sodass du sie dir verdient hättest", giftete sie grinsend.
„Kein Wunder, dass du keinen Freund hast", kommentierte er beißend. Ihre Augenbraue schnellte in die Höhe.
„Weil ich dir nie einen Kuchen gebacken habe?", grinste sie.
„Ich habe immer gedacht, wir hätten eine besondere Bindung zueinander, aber da habe ich mich wohl geirrt", erwiderte er theatralisch, bevor er erneut den Kuchen inspizierte. Sie konnte ihn gerade noch davon abhalten, einen Finger in die Sahne zu tauchen, um davon zu naschen. „Du bist so ein Primat, echt."
Er lachte.
„Ich ärger dich nur; als ob ich das jetzt kaputtmachen würde – sieht wirklich heftig aus."
„Danke", lächelte sie.
„Cassie ist draußen. Komm", sagte er. Sie folgte ihm durch die offen gestaltete Küche ins Wohnzimmer.
Die Grillparty schien bereits in vollem Gange zu sein. Zuerst begrüßte sie Raphael und Joe, die am großen Tisch auf der Terrasse saßen und sich angeregt über Musik unterhielten. Anschließend setzte sie die Suche nach ihrer Schwester fort. Sie lag gemeinsam mit Malia, Esra und Iara auf der Lounge-Insel in den unzähligen Kissen und nippte an einem bunten Becher. John stand vor ihr. Iaras Freund Tua hatte ihm gerade seine Hand auf die Schulter gelegt.
„Bei ihr solltest du vorsichtig sein", warnte er Cassie und deutete mit einem Kopfnicken auf seine Freundin. „Sie war mit 14 schon super darin, Trinkspiele zu erfinden."
Iara streckte ihm die Zunge heraus. Willow schmunzelte.
„Ich sehe schon, meine Schwester befindet sich wieder mal in bester Gesellschaft", kommentierte sie trocken.
„Willow!", platzte es fröhlich aus Cassie heraus, ehe sie ihrer kleinen Schwester in die Arme sprang. „Oh Gott, wie viel hat sie schon getrunken? Bin ich schon zu spät?", wandte die sich an John. Der grinste. „Du kommst gerade rechtzeitig. Hier, trink", forderte er und hielt ihr seinen Becher hin, doch Willow lehnte dankend ab. „Ich glaube, ich behalte meine paar Gehirnzellen. Gönn du dir lieber, Schwager in Spé, bei dir ist eh schon alles verloren."
„Schön, dass du da bist", lachte er, bevor er Willow in eine kurze Umarmung zog und sich anschließend gemeinsam mit Tua zu Marten, Nika und Joe gesellte. „Deine Schwester ist ganz schön frech", stellte Iara amüsiert fest. Willow fuhr grinsend zu ihr herum.
„Wir meinen das nicht so. Eigentlich lieben wir uns."
„Meistens", schmunzelte Cassie, bevor sie sich wieder neben Iara fallenließ.
„Du erinnerst mich ein bisschen an meine eigene Schwester. Die hat auch so eine große Klappe wie du", grinste Iara. Willow schmunzelte. „Ich bin nur so geworden, weil Cassie mich jahrelang unterdrückt hat."
„Hast du?", hakte Iara nach.
„Und wie. Sie war der Streber in unserer Familie", erzählte Cassie.
„Was heißt hier war?", protestierte Willow. „Ich bin nach wie vor sehr strebsam."
„Sicher, dass du nicht doch noch was trinken möchtest?", fragte Cassie an Iara gewandt, als sie merkte, dass ihr Becher leer war. Die grinste. „Nochmal was von dem Wodka mit Orangensaft."
Als Cassie aufstand, bemerkte Willow, dass Carlos erneut zu ihnen herüberschaute. Sein kurzer Blick reichte aus, um dieses angenehme Kribbeln in ihr auszulösen. Sie schmunzelte. Sie konnte es kaum erwarten, ihn endlich wieder zu küssen, dabei hatten sie sich vor nicht einmal zwei Stunden voneinander verabschiedet. Ihre Lippen prickelten noch immer, wenn sie an seinen Abschiedskuss zurückdachte. Es fiel ihr schwer, es sich einzugestehen, aber sie war ihm tatsächlich verfallen. Die Art, wie er sie manchmal anschaute, machte sie schwach. Sein eindringlicher Blick brannte sich auch jetzt wieder tief in ihr Gedächtnis und ließ sie erschaudern, selbst, wenn er gerade einige Meter von ihr entfernt war. Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihre Augen über seine Brust wanderten. Sie drückte sich durch den Stoff seines Nike-Shirts. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, seine Haut zu streicheln und seine Muskelfasern unter ihren Fingerspitzen zu spüren. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Hand sich in seiner anfühlte, wenn er sie fest umschloss, während er ihr tief in die Augen sah, sich dann zu ihr herüberbeugte und sie küsste.
„Bringst du mir ne Fanta mit?"
Erst, als Esra etwas zu Cassie sagte, gelang es Willow, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Cassie verschwand für einen Moment und auch Willow dachte darüber nach, nun einfach zu Carlos rüberzugehen.
„Du bist ganz schön spät", tadelte Malia sie, ehe sie sich auf den Weg machen konnte.
„Ich habe noch an einer Seminararbeit geschrieben und dabei einfach die Zeit vergessen", flunkerte Willow und schenkte Cassies Freundinnen ein entschuldigendes Lächeln.
„Sie dachte schon, du kommst nicht", schmunzelte Iara.
„Als ob", grinste Willow kopfschüttelnd.
„Hast du wenigstens die Torte mitgebracht?", hakte Esra anklagend nach.
„Selbstverständlich. Sie steht in der Küche, falls ihr sie euch anschauen wollt, aber Finger weg, bis das Geburtstagskind sie angeschnitten hat", mahnte Willow, ehe ihr Blick erneut auf Carlos fiel. Er stand gerade etwas abseits und unterhielt sich mit Marten. Als er sie kurz anschaute, umspielte ein Lächeln seine Lippen. Sie erwiderte es.
„Wo gehst du hin?", hakte Iara nach, als Willow sich aus den Kissen befreite.
„Ich glaube, ich möchte jetzt doch etwas trinken", antwortete sie, bevor sie sich wieder auf den Weg ins Haus machte. Zunächst verschwand sie kurz auf der Gästetoilette, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. Zuhause angekommen hatte sie kaum Zeit gehabt, sich zu schminken, also hatte es nur für ein notdürftiges Make-Up gereicht. Glücklicherweise hatte ihre Haut bereits ein wenig Sonne angenommen, sodass sie nicht so blass war wie sonst. Sie lächelte, als sie sich bei dem Gedanken erwischte, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für Carlos gut aussehen wollte.
Sie strich über das knielange Sommerkleid und zupfte an ihrem Ausschnitt herum, bevor sie sich durch die offenen Locken fuhr und sie ein wenig zurechtlegte. Dann schürzte sie ihre Lippen, warf einen letzten Blick in den Spiegel und öffnete die Tür.
In der Küche schnappte sie sich eine Flasche Fanta und einen Becher, dann kehrte sie in den Garten zurück. Iara saß nun mit Tua, Carlos, Marten und Nika am großen Esstisch auf der Terrasse, während Raphael sich mit Malia auf die Lounge-Insel verzogen hatte.
„Hey, Bücherwurm", begrüßte Carlos sie grinsend, als sie unschlüssig neben ihm stehenblieb. Sie musterte ihn mürrisch, bevor sie einen Blick in die Runde warf.
„Worüber redet ihr?", wollte sie wissen, als sie sich zu ihnen setzte.
„Marten will unbedingt mit mir nach Thailand, aber ich kann dem nichts abgewinnen", erzählte Nika und strich sich die blonden Haare nach hinten.
„Weil du noch nie dort warst", setzte ihr Freund dagegen.
„Möglicherweise steht sie nicht so sehr auf kleine Thailänderinnen wie du", stichelte Carlos.
„Du stehst also auf kleine Thailänderinnen", wiederholte Nika, hob eine Augenbraue und musterte Marten amüsiert.
„Die haben süße, kleine Füße", grinste Marten.
„Und oft auch einen Schwanz; du solltest also vorsichtig sein", konterte Nika trocken. Willow schmunzelte, ehe sie die Fanta-Flasche öffnete und ein wenig Limonade in den Becher kippte. In Nika hatte Marten definitiv eine schlagfertige Freundin gefunden, auch, wenn sie ein wenig gebraucht hatte, um ihm Paroli zu bieten. Doch mittlerweile nahm sie kein Blatt mehr vor den Mund, was einem selbstüberzeugten Egomanen wie Marten aus Willows Sicht nicht schaden konnte.
„Keine Thai-Fotze kann dir das Wasser reichen, Baby", erwiderte Marten theatralisch. Nika legte ihm angesichts seiner Ausdrucksweise die Hand vor den Mund. Willow verdrehte die Augen.
„Da ist es wieder."
„Was?", fragte Marten, als er Nikas Hand von seinem Mund genommen und in seine genommen hatte, und drehte Willow seinen Kopf zu.
„Baby... was habt ihr alle nur damit?", wollte Cassies Schwester wissen.
„Da kannst du eh nicht mitreden, du hattest schließlich das letzte Mal in der achten Klasse einen Freund", erklärte Marten, bevor er ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche zog. Nika nahm es ihm kommentarlos aus der Hand. Er musterte sie stirnrunzelnd.
„Ich finde es schön, wenn er mich so nennt", gestand Nika, ohne ihrem Freund weitere Beachtung zu schenken, und ließ die Zigarettenschachtel in der Gesäßtasche ihrer knackig-engen Jeans-Hotpants verschwinden. Er wandte sich seufzend an Carlos. „Hast du mal ne Kippe?"
„Aber wieso?", wollte Willow wissen. „Babys sind unschuldig, hilflos und schutzbedürftig; der Kosename Baby impliziert, dass du schwach bist und beschützt werden musst, dabei bist du doch eine toughe, eigenständige Frau."
„Ist tatsächlich so. Ich kann das auch nicht ernstnehmen", pflichtete Iara ihr bei. Willow schenkte ihr einen dankbaren Seitenblick. Nika lächelte. Carlos reichte Marten unterdessen eine Zigarette über den Tisch.
„Ihr seht das zu eng. Ich bin tough und eigenständig, aber es gibt mir trotzdem ein gutes Gefühl zu wissen, dass er mich beschützt", räumte die Blondine ein. Willow lächelte ebenfalls, denn Nikas Augen strahlten, als sie ihre Worte aussprach.
„Aber das kannst du doch nicht auf einen Kosenamen zurückführen", widersprach Iara. „Er würde dich auch beschützen, wenn er dich Zuckerschnitte nennen würde – weil ihr in einer Beziehung seid."
„Trotzdem gefällt mir Baby. Ich finde das schön; ganz egal, was ihr dazu sagt", entgegnete Nika. Marten schmunzelte zufrieden. „Außerdem passt sie ja auch auf mich auf", offenbarte er mit einem befriedigten Lächeln auf den Lippen, ehe er Zigarette zwischen die Lippen steckte.
Es freute Willow zu sehen, wie glücklich die beiden miteinander waren, seit Marten aus der Haft entlassen worden war. Nika nahm ihm die Zigarette weg, ehe er sie anzünden konnte. „Auch, wenn sie manchmal übertreibt", schob Marten nach.
Nika musterte ihn skeptisch. „Weil ich dir deine Kippen weggenommen habe?", schmunzelte sie. „Ich will eben nicht, dass du Krebs bekommst. Hier. Iss lieber ein paar Salzstangen."
„Darf ich wenigstens noch ein Bier trinken, oder ist das jetzt auch schlecht für mich?", hakte er bissig nach. Sie verdrehte die Augen, dann grinste sie und gab ihm seine Zigaretten zurück.
„Ihr seid so süß, dass ich gleich kotze", murmelte Willow. Marten lachte, bevor er sie mit einer Salzstange bewarf.
„Du bist so ein Grinch, was Pärchen angeht, Willow", lachte Iara, die es sich mittlerweile auf Tuas Schoß bequem gemacht hatte.
„Gar nicht wahr", protestierte Willow.
„Sie ist einfach sexuell frustriert", warf Marten trocken ein.
„Oh man", murmelte Iara.
„Du musst es ja wissen", konterte Willow.
„Wann hattest du denn das letzte Mal Sex?", fragte Marten neugierig.
„Das geht dich gar nichts an", warf Nika ein, bevor sie seine Hand nahm und aufstand. „Komm, wir sehen mal nach den anderen."
„Aber-"
Er brach ab, als er erkannte, dass jeglicher Widerstand zwecklos war.
„Spielverderberin", nuschelte er, als er sich ebenfalls erhob.
„Dass du immer so übertreiben musst", zischte Nika, als sie sich vom Tisch entfernten. Marten legte ihr grinsend den Arm um die Schultern.
„Also, erzähl... Bist du sexuell frustriert oder nicht?", hakte Carlos mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen ein. Willow war so überrascht über seine Offensive, dass sie einen Moment brauchte, ihre Sprache wiederzufinden. Er grinste frech und musterte sie herausfordernd. Es reizte sie, dass er sie aus der Reserve lockte.
„Wenn du auch noch gehst, ist das Niveau schlagartig wieder auf Zimmertemperatur."
„Ganz schön verbittert für eine Frau in deinem Alter", stellte er unbeeindruckt fest.
„Weil ich gewisse Ansprüche an einen Mann habe?", hakte sie belustigt nach.
„Zum Beispiel?", fragte er grinsend, legte den Kopf schief und sah ihr fest in die Augen.
„Er sollte mir beispielsweise geistig auf Augenhöhe begegnen können", entgegnete sie gespielt überheblich und reckte ihm trotzig ihr Kinn entgegen.
„Dumm fickt gut", sagte Carlos gleichgültig.
„Intelligente auch; nur eben nicht mit euch", konterte Willow trocken. Iara und Tua grinsten amüsiert.
Er legte sich gespielt getroffen die Hand aufs Herz.
„Warum bist du immer so gemein zu mir, Baby? Ich hab doch jetzt gar nichts gemacht."
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
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