18 | Netflix & Chill

Und weiter geht's. Könnte etwas kurz geraten sein, hoffe, es gefällt euch trotzdem.

Willow sah den Regentropfen dabei zu, wie sie die Fensterscheibe hinabliefen. Sie war froh, dass sie sich heute im Wohnzimmer verkriechen konnte. Sie hatte am Nachmittag eine Online-Schreibaufgabe eingereicht und versuchte seither, sich zu entspannen. Also hatte sie es sich mit ihrem Buch auf der Couch gemütlich gemacht, sich in die Kuscheldecke eingewickelt und sich einen Kakao gemacht. Ihre Mutter war heute Abend mit einer Freundin zum Essen verabredet, also hatte sie für ein paar Stunden tatsächlich ihre Ruhe. Die Vibration ihres Handys auf dem Wohnzimmertisch ließ sie kurz von ihrem Buch aufschauen. Eigentlich war es gerade richtig spannend, dennoch warf sie einen flüchtigen Blick auf das Display. Als sie Carlos' Namen sah, schlich sich ein fröhliches Lächeln auf ihre Lippen.

Sie trafen sich nun schon einige Wochen, doch es wurde nicht langweilig. Bei keiner ihrer Verabredungen gingen ihnen die Gesprächsthemen aus, im Gegenteil. Sie hatten einander immer etwas zu erzählen – und wenn sie doch einmal den Faden verloren, schwiegen sie miteinander; etwas, das Willow sonst mit niemandem gekonnt hatte. Bisher waren ihr solche stillen Momente mit ihrem Exfreund immer unangenehm vorgekommen, doch mit Carlos konnte sie sie tatsächlich genießen. Dennoch hatte sie bisher niemandem davon erzählt, da sie unsicher war, worauf das Ganze hinauslief. Sie wollte keine Fragen beantworten oder mitleidige Blicke ertragen müssen, falls sie sich in ein paar Wochen entschieden, sich nicht mehr zu treffen. Außerdem war sie sich sicher, dass Cassie ganz und gar nicht begeistert davon sein würde.

„Hey", begrüßte sie ihn fröhlich.

„Krass. Der Grinch hat gute Laune. Liegt das an meinem Anruf?", stichelte er amüsiert.

„Nein, ich habe heute eine Schreibaufgabe abgegeben, die mir seit Tagen den letzten Nerv geraubt hat", zerstörte sie beißend seine Hoffnungen.

„Also hast du heute Abend Zeit für mich", überging er selbstbewusst ihren zurückweisenden Kommentar. Sie schmunzelte. Er war einer der wenigen, die mit ihrer zickig-bissigen Art umzugehen wussten.

„Das Wetter ist scheiße", kommentierte sie mürrisch.

„In meiner Wohnung ist es trocken", konterte er. „Solang ich dich nicht flachlege, jedenfalls."

„Carlos!", platzte es lachend aus ihr heraus, auch, wenn durch seinen dummen Spruch Bilder ihrer letzten gemeinsamen Nacht vor ihrem geistigen Auge aufblitzten. Sofort wurde ihr gleichzeitig heiß und kalt, während sich eine Gänsehaut in ihrem Nacken bildete.

„Also, was ist? Netflix und chillen, bist du dabei?"

„Netflix und chillen", wiederholte sie trocken. „Du weißt, wofür das steht, oder?"

„Ja, klar. Wir ziehen uns einen coolen Film auf Netflix rein und danach kannst du über mich herfallen, falls du es bis dahin ausgehalten hast", entgegnete er selbstbewusst. Sie verdrehte kopfschüttelnd die Augen.

„Ich kann mich gerade noch zurückhalten", gab sie gespielt gleichgültig zurück, dabei reizte sie die Vorstellung, wie er ihr sanfte Küsse auf den Nacken hauchte, während seine Hände ihre Haut streichelten.

„Also, kommst du vorbei?", blieb er hartnäckig. „Ich beziehe auch das Bett frisch, wenn du möchtest."

Sie lachte verzweifelt auf.

„Du wirst nicht lockerlassen, oder?"

Ein paar Stunden später schlug Willow verschlafen die Augen auf. Sie musste weggedämmert sein. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Lichtverhältnisse, während sie versuchte, sich zu orientieren. Ihre Fingerspitzen strichen über weichen Stoff, als sie ihren Blick vom flackernden Fernseher abwandte, der den Raum in ein wenig Licht tauchte. Erst jetzt realisierte sie, dass sie ihren Kopf an Carlos' Schulter gebettet hatte und über seinen Hoodie strich. Endlich kehrte ihre Erinnerung zurück.

Sie hatten zusammen einen Actionfilm und eine Liebeskomödie geschaut und mussten daraufhin beide eingeschlafen sein. Carlos hatte ihr sein Gesicht zugewandt, seine Augen waren geschlossen. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Er hielt sie eng umschlungen sicher im Arm. Slauson lag hinter ihm auf der Couch und schien ebenfalls zu schlafen. Erst, als Willow sich vorsichtig aufsetzte, schlug auch Carlos seine Augen auf. Sie funkelten fesselnd in der Dunkelheit. Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. Er erwiderte es, ehe er seine Hand an ihr Gesicht legte. Sofort begann ihre Haut zu kribbeln. Für den Bruchteil einer Sekunde wanderte sein Blick zu ihren Lippen, ehe er sie mit seinen sanft verschloss. Sie seufzte wohlig in den Kuss hinein, genoss das Prickeln, das er in ihr auslöste. Er hielt sie einen Moment bei sich, dann löste sie sich von ihm.

„Der war gut. Gib mal noch so einen."

Seine dunkle Stimme erzeugte einen wohligen Schauer in ihrem Nacken. Ihre Härchen stellten sich auf. Bevor sie etwas erwidern konnte, zog er sie nochmal zu sich heran und küsste sie erneut. Sie ließ es geschehen, schloss ihre Augen und sog seinen Duft ein. Seine Hand wanderte ihren Rücken hinab auf ihren Hintern. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah er geradewegs tief in ihre; so intensiv, dass sie erschauderte.

„Guck mich nicht so an, sonst wird Netflix und Chill gleich wirklich zum Klischee", forderte er heiser.

Sie biss sich auf die Unterlippe, während sich ihre Mitte heiß zusammenzog. Allein die Erinnerung daran, wie es sich anfühlte, seine Hände auf ihrer Haut zu spüren, reichte aus, um sie aus der Fassung zu bringen. Sie sehnte sich nach dem, was er mit ihrem Körper anzustellen vermochte. Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt beider Vorstellung, er könnte sie gleich wieder vollkommen ausfüllen und sie um den Verstand bringen. Ohne ein Wort zu sagen, presste sie ihre Lippen entschieden auf seine. Er erwiderte den Kuss sofort, während seine Hände in ihre Locken fuhren und sie nah bei sich hielten. 

Findet sie noch jemand süss zusammen?

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