08 | Kalte Schulter

Das neue Kapitel war längst überfällig, ist aber dafür auch super lang 😀 Viel Spaß. Den besten Kommentar muss ich später am Laptop noch einfügen 🥰

„Du lehnst dich ja ziemlich weit aus dem Fenster", stellte die Blondine fest und streifte dabei wie zufällig mit ihren Fingern seinen Unterarm. Willow begann innerlich zu kochen, als Carlos ihr daraufhin ein Lächeln schenkte. Ihr Hals wurde trocken. Es tat weh, ihn mit einer anderen Frau flirten zu sehen.

„Ich kann es mir auch leisten", gab er selbstsicher zurück.

„Würdest du darauf wetten?", fragte sie und sah verrucht zu ihm auf.

„Was ist denn dein Wetteinsatz?", hakte er nach. Die Blondine antwortete nicht, biss sich stattdessen sinnlich auf die Unterlippe. Willow hatte das Gefühl, jeden Moment zu platzen. Ihre Finger schmerzten, so fest drückte sie das Glas zusammen. Als sie einen verächtlichen Laut von sich gab, drehten nicht nur Cassie und John ihr die Köpfe zu, sondern auch Carlos. Als er in ihre Augen schaute, runzelte er überrascht die Stirn. Willow biss fest die Zähne zusammen und schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Du bist echt ne krasse Spaßbremse, Willow", kommentierte John seufzend.

„Was?", fragte sie irritiert, als sie sich ihm zudrehte.

„Nur, weil ich sie jetzt geküsst hab, oder was?", hakte John verständnislos nach. Erst jetzt realisierte Willow, dass er sich offenbar durch ihr verächtliches Schnauben, das eigentlich Carlos gegolten hatte, kritisiert fühlte. Der hatte seine Begleitung inzwischen stehengelassen und kam auf sie zu.

„Das war nicht wegen euch", zischte sie, während sich ihr Herzschlag spürbar beschleunigte. Nun schienen auch Cassie und John ihren Freund zu bemerken. Willow setzte ein bemüht neutrales Lächeln auf, als er sie erreichte. Einerseits war sie unglaublich wütend, andererseits aufgeregt wie ein kleines Mädchen. Er begrüßte zunächst Cassie, anschließend fiel sein Blick auf Willow. Sie sah enttäuscht in seine Augen. Dennoch setzte er ein strahlendes Lächeln auf.

„Hey..."

„Hey...", erwiderte sie, bevor sie das Glas in einem Zug ausleerte, um sich an etwas festzuhalten. Wieso flirtete er mit einer anderen Frau, wenn er sie noch vor ein paar Tagen geküsst hatte? Die Erkenntnis, dass dieser Kuss für ihn möglicherweise nichts bedeutete, schmerzte. Hatte sie sich in ihm getäuscht?

„Wie geht's euch?", fragte er und ließ sich zu ihnen in die kleine Sitzecke fallen. Willow sog scharf die Luft ein, als sein Knie dabei ihrs berührte.

„Willst du uns deine Begleitung nicht vorstellen, Diggi?", hakte John neugierig nach. Willows Herz zog sich zusammen, doch sie durfte sich nichts anmerken lassen.

„Sie ist nicht meine Begleitung", gab Carlos zurück.

„Sah aber so aus, als wäre sie das gern", stichelte Cassie und brachte ihn damit zum Lachen, nichts ahnend, dass sie die Situation für Willow damit nur schlimmer machte.

„Sie sieht so jung aus, dass ich Angst hätte, mich strafbar zu machen", grinste Carlos amüsiert. Willow hatte das Gefühl, seine Anwesenheit nicht länger zu ertragen. Also setzte sie ein neutrales Lächeln auf und erhob sich. „Ich muss auf die Toilette. Soll ich euch noch was zu trinken mitbringen?"

Kurz darauf fiel sie schwer atmend mit dem Rücken gegen die Holztür des Gästebads, seufzte schwer und fuhr sich mit beiden Händen durch die offenen Locken. Die Erkenntnis, dass sie für Carlos möglicherweise nur eine von vielen war, tat ihr so weh, dass sie sich auf die Zunge beißen musste, um nicht loszuheulen. Wie konnte er ihr das nur antun? Hatte er nicht gesagt, dass er sie mochte, weil sie besonders war? Waren das alles nur leere Worte gewesen, um sie weichzuklopfen?

„Blödes Arschloch", zischte sie leise, bevor sie sich dem großen Spiegel über dem Waschbecken zuwandte. Sie strich über den Stoff des knielangen Kleides, dann verzog sie ihr Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Sie gab sich einen Moment Zeit, sich zu beruhigen, dann atmete sie tief durch und machte sich auf den Weg in die Küche, um Cassie noch etwas Rum mitzubringen. Als sie die Tür öffnete, stieß sie beinah mit Carlos zusammen, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. Sofort begann ihr Herz erneut zu rasen. „Spinnst du?", fauchte sie aufgebracht.

„Ich dachte, du hast keinen Bock zu kommen", erwiderte er ruhig und schaute eindringlich auf sie herab. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit.

„Keine Sorge; von mir erfährt sie nicht, was für ein Arschloch du bist", fauchte sie, bevor sie sich an ihm vorbeidrückte. Er umfasste ihr Handgelenk und zog sie sanft zu sich zurück.

„Warte doch mal kurz..."

Das Herz hämmerte wild in ihrer Brust. Ihre Haut brannte dort, wo er sie berührte, also machte sie sich energisch von ihm los.

„Lass mich", zischte sie, bevor sie enttäuscht an ihm vorbeirauschte. In der Küche suchte sie hektisch nach der Flasche Rum, konnte sie jedoch nicht finden. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo John sie vorhin abgestellt hatte. Als sich plötzlich aus dem Nichts ein Arm von hinten um ihre Taille schlang, sog sie scharf die Luft ein. Carlos stand so dicht hinter ihr, dass sie seine Brust an ihrem Rücken spürte.

„Du bist heiß, wenn du wütend bist", flüsterte er so nah an ihrem Ohr, dass seine Lippen ihre Haut kitzelten und sich eine Gänsehaut in ihrem Nacken bildete. Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt; einerseits, weil er ihr plötzlich unerwartet so nah war und andererseits, weil sie diese Nähe nur schwer ertrug. Seine Hand strich sanft über ihren Bauch und hinterließ ein Kribbeln. Sie hatte das Gefühl, dass ihr schwindelig wurde und ihre Knie nachzugeben drohten. Sie konnte nicht verstehen, dass er trotz ihrer tiefen Enttäuschung noch eine solche Wirkung auf sie hatte.

„Fass mich nicht an", fauchte sie dennoch und stieß seine Hand weg. In der Reflexion der Fensterscheibe konnte sie sehen, dass seine Gesichtszüge sich verdunkelten. Die Luft zwischen ihnen schien regelrecht zu brennen. Es erschien Willow absurd, dass sie ausgerechnet in diesem Moment die Flasche Rum auf der Fensterbank entdeckte. Gerade, als Carlos ansetzte, etwas zu sagen, platzten seine blonde Verehrerin und ihre brünette Freundin glucksend in den Raum.

„Oh, hey, da bist du ja", sagte die Blondine, als sie Carlos sah, und setzte abermals ein einnehmendes Lächeln auf. Willow nutzte die Gelegenheit, in der er kurz abgelenkt war, schnappte sich die Flasche Rum und drückte sich an ihm vorbei.

„Hat aber ganz schön lang gedauert", tadelte John, als sie zu ihnen an den Pool zurückkehrte. Sie reichte ihrer Schwester den Rum.

„Weil du die Flasche dort hingestellt hast, wo niemand sie auf den ersten Blick vermuten würde", kommentierte Willow und ließ sich wieder zu den beiden auf das Loungesofa fallen.

„Was kann ich dafür, wenn du keine Augen im Kopf hast?", lachte John.

„Klar, immer haben die anderen Schuld", erwiderte Willow und rang sich ein Lächeln ab. Carlos, der gerade wieder aus dem Haus trat, warf ihr einen undefinierbaren Blick zu, bevor er sich zu Marten setzte, der sich etwas abseits mit ein paar Jungs unterhielt und einen Joint rauchte. So sehr sie versuchte, sich durch eine Unterhaltung mit Cassie abzulenken - es gelang ihr nicht. Immer wieder erwischte sie sich dabei, wie sie verstohlen zu Carlos herübersah, um zu überprüfen, was er machte. Als sich schließlich zwei andere Mädchen zu der Gruppe setzten, unterdrückte sie ein weiteres Wutschnauben. Es zerfraß sie innerlich, wie die beiden Carlos und Marten anzuhimmeln schienen. „Ekelhaft, die sie versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen."

„Wer?"

Erst jetzt bemerkte Willow, dass sie ihre Gedanken offen ausgesprochen hatte. Cassie musterte sie aufmerksam von der Seite. Willow seufzte innerlich. „Die beiden... mit Marten und Carlos. Ich meine, wie wenig Selbstwertgefühl kann eine Frau besitzen, wenn sie sich so anbiedern muss?", fragte Willow kopfschüttelnd und schenkte sich noch etwas Cola ein. John zog an seinem Joint und blies den Rauch aus.

„Gönn ihnen das doch, Digga. Marten lässt sie schon den ganzen Abend abblitzen, aber Carlos ist Single. Wenn er's schlau anstellt, kann er heute Nacht beide mit nach Hause nehmen."

Willows Herz zog sich einmal mehr an diesem Abend schmerzhaft zusammen. Allein die Vorstellung, Carlos könnte sich gleich mit zwei anderen Frauen vergnügen, zog sie noch tiefer in das Loch aus Unsicherheit und Selbstzweifeln.

„Manchmal bist du echt primitiv", konterte sie bemüht lässig.

„Hör ihm einfach nicht zu", sagte Cassie. John grinste, zog nochmal am Joint und warf einen weiteren Blick zu Carlos herüber.

„Wieso? Ein Dreier ist doch cool", sagte er amüsiert. „Ich warte immer noch darauf, dass Iara und du mir endlich diesen Wunsch erfüllt." Willow verdrehte die Augen.

„Könntest du das vielleicht mit ihr zuhause ausdiskutieren, Don Juan?" John lachte. Er wollte gerade etwas erwidern, als Carlos an ihrem Tisch auftauchte.

„Worüber redet ihr?", fragte er neugierig, während er sich wieder neben Willow fallenließ.

„Nichts", knurrte Willow gereizt.

„Potenzieller Dreier", korrigierte John. Carlos grinste.

„Klingt interessanter als das, was die da drüben so zu erzählen haben", sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Runde, von der er sich gerade losgeeist hatte. Die zwei Mädchen saßen noch immer mit Marten und einem anderen jungen Mann, den Willow nicht kannte, am Tisch, schielten jedoch immer wieder zu Carlos herüber.

„Im Bett musst du mit denen nicht reden, Diggi", lachte John leise. Cassie verdrehte die Augen.

„Okay, wow. Das Niveau ist wie dein IQ schon wieder unter Körpertemperatur gesunken", kommentierte Willow trocken, bevor sie sich erhob. Cassie runzelte skeptisch die Stirn. „Ich glaube, ich hole mir noch was zu trinken, um den Abend zu ertragen."

Als sie kurz darauf die Küche betrat, stutzte sie. Der Dunkelhaarige mit den einnehmenden Augen, von dem Cassie vorhin gesprochen hatte, stand allein mit dem Rücken gegen die Anrichte gelehnt dort und tippte auf seinem Handy herum. Als er sie bemerkte, schaute er zu ihr auf und schenkte ihr ein Lächeln.

„Hey..."

Für einen Moment war Willow von seinem intensiven Blick irritiert, doch dann erwiderte sie sein Lächeln. „Hey...", echote sie, bevor sie sich auf die Suche nach einer Flasche Cola machte. „Kann ich dir irgendwie helfen?", wollte er wissen. „Ich suche nach etwas nicht-Alkoholischem", antwortete sie und öffnete den Kühlschrank. Es fühlte sich seltsam an, sich so zu verhalten, als wäre sie hier zuhause.

„Oh... Du bist die Arme, die fahren muss", stellte er mitleidig fest. Sie lächelte.

„Mir macht das nichts aus", erwiderte sie.

„Dass du den Chauffeur für deine Leute spielen oder dass du nüchtern bleiben musst?", hakte er interessiert nach.

„Beides", gab sie zurück.

„Ihr seid Freunde von Alex, oder?", hielt er das Gespräch am Laufen und steckte das Handy weg. „Richtig. Und du ein Freund von Rya", schlussfolgerte sie.

„So kann man es auch nennen. Ich bin ihr Bruder", lächelte er, bevor er ihr die Hand hinhielt. „Noah."

„Willow", stellte sie sich vor. „Schöner Name. Ungewöhnlich", sagte er. „Deiner auch", entgegnete sie. „Schade, dass du einen Freund hast, sonst wäre das sicher ein gutes Omen", lachte er. Ihr wurde schlecht, als Adrenalin durch ihren Körper schoss. Im ersten Moment fragte sie sich, woher er von Carlos und ihr wusste, doch dann zog sich ihr Herz unmittelbar zusammen, denn selbst, wenn er wo etwas wie ihr Freund war, schienen seine Augen auch bei den anderen Frauen zu sein.

„Hab ich nicht", sagte sie also entschieden. Noah runzelte skeptisch die Stirn.

„Der große Typ mit der roten Kappe und den vielen Tattoos ist nicht dein Freund?"

Als sie verstand, dass er Marten meinte, hob sie abwehrend die Hände. Vermutlich hatte er ihn mit ihr am Arm auf die Terrasse treten sehen, als Marten sie rausgeführt hatte.

„Oh mein Gott, nein", lachte sie beruhigt, weil sie doch nicht aufgeflogen war. „Er ist der Cousin vom Freund meiner Schwester."

„Eine positive Wendung. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich schon früher angesprochen." Sein Kommentar verunsicherte sie. Während sie eigentlich wütend und enttäuscht war, weil Carlos die Gelegenheit nutzte, sich von anderen Frauen anhimmeln zu lassen, kam auf einmal ein recht hübscher Kerl um die Ecke, der sich für sie zu interessieren schien.

„Du hattest also Angst vor ihm", feixte Willow frech grinsend. „Ich habe vor niemandem Angst", betonte Noah, ehe er ihr eine Flasche reichte.

„Ist Cola okay oder hättest du lieber was anderes? Ich könnte dir einen alkoholfreien Cocktail mixen." Erst jetzt realisierte sie, dass sie praktisch gerade in seinem Zuhause ungefragt sämtliche Schränke auf der Suche nach etwas zu trinken aufgerissen hatte.

„Das klingt natürlich verlockend", lächelte sie. Seine Gesellschaft reizte sie in der Minute tatsächlich mehr als die von Carlos. Wahrscheinlich klebte bereits das nächste Mädchen an seinen Lippen. Noah deutete auf einen der hohen Barstühle am Tresen gegenüber der Kochinsel. „Setz dich doch."

Willow folgte seiner Aufforderung, strich das Kleid glatt und beobachtete ihn dabei, wie er tatsächlich einen professionellen Cocktail-Shaker aus einem der Schränke holte.

„Okay, jetzt beeindruckst du mich ein bisschen", gab sie zu. Noah lächelte. Ein sympathisches Grübchen bildete sich auf seiner Wange. Er war tatsächlich süß, so, wie Cassie gesagt hatte. Sie frage sich, wie ihm ein Dreitagebart stehen würde.

„Magst du eher was Herbes oder was Fruchtiges?", erkundigte er sich.

„Fruchtig."

Noah lächelte, bevor er ein paar Früchte und frische Minze aus dem Kühlschrank holte. Dann schüttete er ein paar Säfte und Mineralwasser in den Shaker.

„Okay, es sieht aus, als wüsstest du, was du da machst", stellte sie fest.

„Ich habe eine Zeit lang als Barkeeper gearbeitet", offenbarte er, als er die Flüssigkeit aus dem Shaker in ein Glas schüttete, ein paar der Beeren hineinfallen ließ und mit einem Minzblatt garnierte. Anschließend reichte er ihr das Glas. Willow nippte zögernd daran. Der Cocktail schmeckte erfrischend beerig.

„Der ist wirklich super", sagte sie. „Vielen Dank."

„Du bist also mit deiner Schwester hier?", hakte er nach und ließ sich ihr gegenüber auf einen der Stühle fallen.

„Ist das so offensichtlich?", fragte sie frustriert.

„Naja, du weißt ja vermutlich, dass ihr euch ein wenig ähnelt. Wie gefällt es dir denn bisher - als eine der wenigen, die nüchtern sind?", wollte Noah wissen.

„Es ist ganz okay", erwiderte sie.

„Das klingt nicht so begeistert", lachte er. Es machte ihn sympathisch, dass er sie nicht dafür verurteilte, sondern ihre Antwort mit Humor nahm.

„Um ehrlich zu sein, sind Partys nicht so mein Ding", erzählte sie und nippte an ihrem Cocktail. „Aber du machst es gerade echt erträglich für mich", ergänzte sie lächelnd. Er erwiderte es.

„Danke. Wie kommt's?"

„Vielleicht liegt es daran, dass du nicht sturzbetrunken bist", grinste sie.

„Du magst also weder Partys noch betrunkene Menschen. Scheint, als hättest du dir also genau das richtige Abendprogramm ausgesucht", fasste er trocken zusammen. Sie lachte. Sein Humor war ihrem offenbar sehr ähnlich und das gefiel ihr. „Ich dachte, es könnte nicht schaden, mal rauszukommen", verschwieg sie, weshalb sie eigentlich hergekommen war.

„Oh, klingt, als hättest du momentan viel Stress", schlussfolgerte er.

„Ja, die Uni raubt mir wirklich den letzten Nerv", erzählte sie.

„Was studierst du denn?", hakte er interessiert nach.

„Literaturwissenschaft", antwortete sie.

„Was genau umfasst das?", wollte er wissen. Sie hatte selten jemanden kennengelernt, der sich überhaupt dafür interessierte.

„Epochen und konkrete Werke von Autoren. Du besuchst zum Beispiel Seminare und Kurse zu Literaturgeschichte, Literaturkritik, der Epoche Romantik, dem Genre Krimi oder Goethes Werken", führte sie aus.

„Klingt spannend", sagte er. „Vielleicht hätte ich mich auch dafür entscheiden sollen."

„Was machst du denn stattdessen?", fragte sie.

„Ich studiere Germanistik", antwortete er.

„Oh, ich glaube, das wäre mir zu viel Sprachwissenschaft", grinste Willow. „Ich habe es nicht so mit Semantik."

„Du liest also lieber, als dich mit Linguistik zu beschäftigen", schlussfolgerte er.

„Richtig."

Willow nippte erneut an ihrem Getränk. Es schmeckte wunderbar. „Was liest du denn besonders gern?", hakte Noah nach.

„Das ist schwer zu sagen; ich lese unheimlich gern Klassiker, würde ich sagen, aber auch viel moderne Literatur. Fantasy, Roman, Krimi - ich bin da nicht festgelegt."

„Was war denn zum Beispiel das letzte Buch, das du gelesen hast?", wollte Noah wissen.

„Jane Austens Stolz und Vorurteil, aber ich bin noch nicht ganz durch", erzählte Willow.

„Wow, du stehst also wirklich auf die Klassiker", lächelte er.

„Ich bin eben ein Nerd", grinste sie und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Cocktail.

„Macht dich sympathisch; hat ein bisschen was von den Jungs von der Big Bang Theory."

„Wie schlecht war bitte das Serienfinale?", winkte Willow kopfschüttelnd ab.

„Schlecht? Es haben doch alle ihr Happy End bekommen", widersprach Noah energisch.

„Die ganze Zeit haben sie den Plot um Pennys und Leonards Vorstellungen einer Beziehung  aufrechterhalten, und dann machen sie sowas. Das war echt nicht nötig", stellte sie fest.

„Die Autoren wollten damit ausdrücken, dass Meinungen junger Menschen sich durchaus noch ändern können", warf Noah ein.

„Ich fand es immer gut, dass sie keine Kinder wollten. Ich finde, sie hätten das zum Ende hin nicht ändern müssen; immerhin gibt es genug Paare im wirklichen Leben, die keinen Kinderwunsch haben. Außerdem fand ich es enttäuschend, dass Sheldon diese Rede gehalten hat und seine Mutter nicht dort war."

„Okay, das war wirklich doof. Aber seine Rede war gut und für seine Verhältnisse wirklich emotional." Sie lächelte.

„Gut, von dem Standpunkt aus betrachtet ist Sheldon als Figur wirklich über sich hinausgewachsen. Er hat meiner Meinung nach die beste Entwicklung in der Serie durchgemacht, auch, wenn ich ihn häufig verstehen konnte", sagte Willow.

„In welchen Dingen, zum Beispiel?"

„Seine Abneigung gegenüber Menschen", grinste sie.

„Du bist also ein Misanthrop", sagte er.

„Du musst zugeben, dass viele Menschen gewöhnungsbedürftig sind", entgegnete sie.

„Und wie macht sich das in deinem Alltag bemerkbar? Läufst du mit erhobenen Händen durch die Welt und streckst sie alle nieder, wenn sie dir zu nah kommen?" Willow lachte. Sie mochte seinen Humor tatsächlich. Gerade, als sie etwas sagen wollte, ließ ein leises Geräusch sie herumfahren. Sie erschrak, als sie in Carlos' dunkle Augen sah. Er stand im Türrahmen und musterte sie mit einem Gesichtsausdruck, der nichts Gutes bedeutete.

Hm wie hat euch Noah so gefallen? Mögt ihr ihn? Und könnt ihr verstehen, dass sie sich lieber mit ihm unterhalten hat als mit Carlos? Oder findet ihr, dass sie mit ihrer Wut auf Carlos übertreibt?

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