8. Eine Reise - Teil II

Tatsächlich musste er nicht lange warten. Die Männer standen auf. Zwei von ihnen gingen auf die Wirtin zu und schoben sie aus dem Raum. Die Tür zu den Gasträumen verriegelten sie hinter ihr. Die übrigen verließen das Gasthaus. Sobald sie die Einzigen im Raum waren, hielten die beiden auf Az zu.

„Was haben wir denn hier?" Der Mutigere der beiden lachte. Haare und Bart des Mannes waren verfilzt, seine Kleidung verschlissen. Zudem stanken er und sein Kumpan nach Alkohol.

„Ein Reisender, der hier nicht hingehört", warf der andere ein.

Az ließ sich nicht beirren. In Ruhe trank er sein Glas leer. „Verschwindet." Mit einem hörbaren Geräusch setzte er es auf dem Tisch ab.

Beide lachten. „Jemand wie du hat gegen uns keine Chance."

„Wenn unsere Kumpel mit deiner Freundin fertig sind, bringen sie sie her."

„Ihr Idioten werdet auch nicht einfallsreicher", knurrte er. Es waren nicht die ersten Gauner, die ihm begegneten. „Im Namen des Lords warne ich euch. Zieht euch zurück." Sein Eid als Soldat zwang ihn dazu, seine Gegner auf seine Stellung aufmerksam zu machen.

„Denkst du, der Name des Lords schüchtert uns ein?"

„Das täte es lieber." Dann müsste er sich nicht mit ihnen schlagen.

„Wir müssen auch von irgendwas leben", grunzte der Mutige.

„Versucht es mit Arbeit."

Der Andere trat vor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Genug jetzt! Rück dein Geld heraus!"

Sein Freund schritt gleich zur Tat. „Das können wir uns auch von ihm holen." Er holte aus, um einen Fausthieb auszuteilen.

Azrean wich ihm aus. Er nutzte den Schwung, um sich aus dem Sitz zu rollen. Die beiden Diebe waren keine Herausforderung für ihn.

Sobald er sie gefesselt und mit dem offiziellen Zeichen als Gesetzlose gekennzeichnet hatte, verfolgte er die anderen. Gnesh würde die drei aufhalten können, aber sich gleichzeitig gegen sie wehren und Isa beschützen, war selbst für ihn schwer. Auch die übrigen Gauner waren schnell besiegt. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Isa wohlauf war, kehrte er ins Wirtshaus zurück. Dort entließ er die Wirtin aus ihrem Gefängnis. Sorge zeichnete ihr Gesicht, als sie an ihm vorbei in den Schankraum stürzte. Dieser Ausdruck wich einem ungläubigen. „Wie ...?"

„Gute Frau, drei bis vier Tagesreisen zu Fuß entfernt gibt es ein neues Heerlager. Sendet Botschaft, wenn die Männer oder jemand anders die Gegend terrorisiert. Der Heerführer wird jemanden schicken, der sich darum kümmert." Er machte sich auf den Weg nach oben, ohne ihre Antwort abzuwarten.

Der Rest ihrer Reise verlief ereignislos. Nachdem Isa am Morgen zurück in ihr Zimmer im Gasthof gekommen war, waren sie aufgebrochen. Da sie nur gelegentlich anhalten mussten, damit Gnesh und sie etwas trinken konnten, erreichten sie das Lager in eineinhalb Tagen.

Azrean hielt eine halbe Fußstunde davor an. Mit ernster Miene wandte er sich an Isa. „Wir sind gleich am Heerlager. Ich bringe dich zum Heerführer. Ihm kannst du deinen Fall schildern und er wird sich darum kümmern." Vereinzelte Rufe drangen in sein Ohr und er seufzte. Eine Patrouille war nahe. Bevor sie ins Lager gingen, musste er eines klarstellen. „Dort sind nur Männer. Keine Frauen und Kinder. Verlauf dich also nicht. Die meisten haben sich im Griff, aber es gibt immer schwarze Schafe, die sich an junge Frauen wie dich ranmachen."

„Ranmachen?" Irritiert wiederholte sie dieses Wort. Das hatte sie noch nie zuvor gehört.

Seit langer Zeit kam Azrean sich wieder unbeholfen vor. Wie sollte er einem so unschuldigen Ding erklären, was körperliche Freuden waren? Soweit er wusste, waren Rankenfrauen dazu fähig, vermehrten sich aber auf andere Weise. „Das erklärt dir besser jemand anders."

Er wandte sich gerade ab, da griff sie nach seinem Ärmel. „Warte." Sie hatte Geräusche gehört. „Da ist jemand."

„Das hier ist das Militär", erinnerte er sie. Er zählte bereits die Minuten, bis er sie los war. Dabei hatte er nichts gegen sie persönlich. Er wollte lediglich seine Ruhe. „Hier sind immer Wesen auf Streife."

„Aber Soldaten schleichen nicht."

Ungläubig drehte er sich zu ihr um. Meinte sie das ernst? Was brachte man den jungen Wesen im Tempel bei? Er konnte die Soldaten hören, die auf Patrouille waren. Sie sollten fort, bevor er sich erklären musste.

„Schnell!"

Völlig überrumpelt ließ er sich von ihr zwei Schritte weit ziehen. Dann hielt er inne. „Was soll das?"

„Scht", fuhr sie ihn an. „Wenn wir nicht verschwinden, erwischen sie uns!"

„Aber das ist doch der Si..." Weiter kam er nicht, denn auf einmal klammerte sie sich an ihn. Ihre vom Wind trockenen Lippen berührten seinen Mundwinkel.

Er blinzelte. Küsste sie ihn?

Den Moment, den er brauchte, um zu verstehen, was passierte und sie von sich zu pflücken, nutzten die Soldaten, um aufzutauchen. „He da!"

Innerlich aufseufzend löste er sich aus Isas Armen. „Weitergehen, Männer."

Die Gruppe ging weiter, nachdem sie vor ihm salutiert hatten. Einige von ihnen mit roten Köpfen. Er freute sich schon auf die Gerüchte. Sobald die Männer außer Hörweite waren, wandte er sich an seine Begleitung. „Was sollte das denn werden?"

Unschuldig blickten ihren grünen Augen zu ihm auf. „Eine Tarnung?"

„Zur Tarnung küsst du fremde Männer?" Maßloser Unglaube schwang in seiner Stimme mit. Wenn man im Tempel der Erinnerung so etwas lehrte, war er verloren.

„Aber das macht man doch so! Wenn man nicht auffallen will, küsst man seine Begleitung. Dann denken die Wachen nicht, dass man eine Gefahr darstellt." Zumindest hatte sie das in den Geschichten gesehen.

„Gehen wir weiter." Azrean war mit seinem Latein am Ende. In ein paar Metern war sie Sams Problem. „Solltest du irgendwo einbrechen, küss lieber nicht den nächstbesten Kerl, der dir dann über den Weg rennt."

„Einbruch ist illegal!" Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und funkelte ihn an.

„So etwas weißt du, aber die wichtigen alltäglichen Dinge nicht?" Er musste seinen Freund finden. Am besten sofort. „Gnesh, du kannst dich frei bewegen." Mit einem munteren Grummeln rannte sein Biest davon.

„Verläuft er sich nicht?"

Er überging ihre Frage. „Komm, wenn wir hier noch länger bleiben, werden sie denken, wir planen einen Angriff."

„Das ist doch Unsinn. Wir hatten die perfekte Tarnung."

Tief durchatmend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Bist du immer so stur? Lass uns gehen."

„Aber Gnesh! Er ..."

„... kommt zurecht", beendete er ihren Satz. Da sie keine Anstalten machte, ihm ins Lager zu folgen, warf er sie sich über die Schulter.

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Hallöchen :) Ihr kennt mittlerweile das Spiel, nicht war? Gefällt Euch das Kapitel, lasst bitte ein Like da :)

Vielen Dank :D

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