8*
Noch während Emily den Mädchen bei ihrem seltsamen Treiben zuschaute, das so absolut vertraut und menschlich schien ... so wie früher die schwärmenden Girlys in ihrer Schule, wenn süße Typen vorbeigegangen waren ...verabschiedete sich Hasoc bereits wieder von Mikael und stieg so schnell hoch in den Himmel hinauf, dass Emily es erst mitbekam, als er schon fort war.
Doch die enorme Sturmböe, welche seine Flügel bei dem einen gewaltigen Schlag verursachten, der ihn hinauf katapultierte, riss Emily beinahe von den Beinen.
Wieder war es Mikael, der sie rasch festhielt und äußerst fürsorglich stützte, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte.
„Hoppla...", lächelte er zudem sanft auf sie herab und sie errötete verlegen, nun fast wie eine Tänzerin zur Seite gebogen in seinen Armen liegend.
Hu?!
Gott!
„Oh... hm... Danke. D... die machen ganz schön Wind... ich meine die... die Engels-Flügel.", stotterte sie verlegen und spürte überdeutlich seine warmen Hände auf ihrem Arm und Rücken.
Es kribbelte schon wieder so sehr, derweil er belustigt schmunzelte und sie nun behutsam wieder auf ihre Beine zurück stellte.
„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er sie sanft.
Oh-ha!
Hastig löste Emily sich von ihm und sah sich möglichst unauffällig um. Die Mädels waren nun alle verstummt wie auch erstarrt und sahen irritiert wie auch missbilligend erst zu ihr und dann immer wieder auch zu Mikael hin.
Jedoch ihre schier übersprudelnde Begeisterung von eben war nun restlos verschwunden... oh je.
Weil Mikael sie vor einem Sturz bewahrt hatte?
- Nein...
Weil er sie immer noch im Arm hielt!!!
Oh je...
Ja...
So viele missbilligende Blicke ruhten nun ganz schön finster auf ihr.
Die Mädels schwärmten also wohl zu Hauf für den attraktiven und mutigen Engel. Kein Wunder, bei seinem Supermodel-Aussehen.
Und auch die Bewohnerinnen des Himmels waren alle wirklich unglaublich schön... besonders die eine... eine unfassbar hübsche Blondine... mit allerdings echt giftigen himmelblauen Augen.
Oh-oh...
Wenn Blicke töten könnten.
Emily war sich sicher, dass sämtliche Mädchen hier gerade total entsetzt von ihrem Anblick in Mikaels Armen waren.
Da viel ihr plötzlich etwas ein...
Engel hatten keine Gefährtinnen oder Liebschaften, oder? Ja.. ja... so war es doch!?
Liebten und dienten sie nicht Gott allein...?
In der Bibel stand immer nur was von der Herrscharr der Engel... Diener Gottes, nur ihm alleine Treu ergeben und wenn nicht, dann mussten sie fallen... wurden aus dem Himmelreich geworfen... verstoßen.
- Oh verflixt...
Brachte sie Mikael also gerade erneut durch ihr ungeschicktes Stolpern in Verruf? Warum Klammerte sie sich gerade überhaupt an seinen Armen fest?!
Gott... nein! - NEIN!
Da ließ er sie fast schon über ihre Arme streichelnd los, und wollte gerade nur wieder so milde und warmherzig lächelnd nach ihrer Hand greifen, doch sie entzog die ihm rasch wieder und trat zwei schnelle Schritte von ihm fort.
„Nein...!", entfuhr es ihr erschrocken und sein Lächeln erlosch und machte einer nun deutlich Verwirrten Miene Platz.
„Was ist dir plötzlich Emily? Hast du dich erschreckt...?", fragte Mikael sie ebenfalls leise und trat eilig vor, da sie noch einen weiteren hastigen Schritt von ihm weg tat.
„Oh... Nicht, Mikael! Bitte! Man beobachtet uns doch schon! Also nimm besser nicht mehr meine Hand. Denn ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass alle hier deine Freundlichkeit mir gegenüber noch falsch verstehen.", flüsterte sie besorgt und sah wieder kurz zu den Mädchen rüber, die sich gerade wohl sichtlich entspannten... lächelten abwinkten.
- Gut...
Doch Mikael war da wohl vollkommen anderer Meinung, denn er folgte nun erstaunt ihrem Blick, zuerst noch mit irritierter und schließlich belustigter Miene und schnaubte leise auf.
„Was bitte gibt es denn hieran falsch zu verstehen, Emily?", fragte er sie weich.
„Äh... ich... äh..."
Sein Zeigefinger lag auf einmal auf ihren Lippen und unterbanden jedes weitere Wort. Er hatte sich so schnell bewegt, dass sie es nicht gesehen hatte und stand schon wieder unmittelbar vor ihr, beugte sich sogar zu ihr hinab um mit ihr auf Augenhöhe zu kommen...
„Ich habe dich hierher in den Himmel gebracht, weil du nun zu mir gehörst, Emily.
Der Herr ließ mich dich an diesem Tag finden. Doch fürchte dich nicht. Ich stelle keinerlei Erwartungen an dich, wie könnte ich auch, da ich dir schließlich dein Leben genommen habe? Doch ich werde nun mein möglichstes tun, dir dieses neue Leben, diese neue Existenz, hier im himmlischen Reich, zu erleichtern, auf dass du hier letztlich doch noch Glücklich und Zufrieden leben kannst. Vielleicht als meine himmlische Gefährtin aber letztlich ganz sicher so wie ich - als ein Engel des Herrn.", ließ er die Bombe platzen.
Emily schluckte hart und sah in groß an.
„Ich? Deine Gefährtin?
Wieso?
Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt... Sind es... Die Schuldgefühle? Oh, du musst das nicht tun! Nein wirklich nicht! Ich hab dir doch gesagt es war nur ein Unfall... und ich bin dir auch wirklich nicht böse... Und wenn hier alle Stricke reißen, weil ich vermutlich eher nicht hierher gehöre, kann ich ja immer noch dahin gehen, wohin alle anderen Toten gehen..."
„Kannst du nicht!", unterbrach er sie gelassen. „Denn als ich vorhin mit dem Richtschwert des Herrn in meiner Hand, kämpfend als sein Erzengel, deinen Leib durchstieß tötete ich auch zugleich deine Seele, Emily!
Es ist dir somit nicht mehr möglich in das Reich der Toten zu gehen. Es ist dir auch nicht mehr möglich wiedergeboren zu werden auf einer der anderen Welten."
Sie erbleichte vor Schreck und Fassungslosigkeit, derweil er nun vollkommen ernst geworden nickte.
„Du bist wirklich von mir getötet worden, Emily. - Derart Vollständig, dass ich meine Sünde an dir kaum jemals Wiedergutmachung kann! Doch der Herr wirkte ein seltenes Wunder und entschied in seiner grenzenlosen Güte, dass ich meinen Leib und einen Teil meiner eigenen Seele dazu benutzt durfte, um deine völlig zerstörte wieder auferstehen zu lassen.
Denn nie hätte ich dich erschlagen dürfen, Emily. Nie dich mit diesem Schwert auch nur leicht berühren.
Es richtet, ausschließlich durch meine Hand geführt das Böse, dass ausschließlich und absolut Böse, auf dass es niemals wieder kommt...!", erklärte er ihr nun überaus eindringlich und Emily stiegen vor Fassungslosem Entsetzen die Tränen auf, flossen über und rannen über ihr erschrockenes Gesicht.
Diesmal war es an Mikael tief durchzuatmen und sie besorgt anzublicken.
„Es tut mir so unendlich leid... Ich beging tatsächlich eine Todsünde an dir, Emily. Und ich hätte danach umgehend fallen müssen. Denn wenn mit dem Schwerte des Herrn unschuldig Blut vergossen wird. Kann ich kein Engel mehr sein. So dachte ich zumindest.
Doch du hast mir meine Sünde einfach so vergeben, verstehst du das?
Du hast mir deine Liebe entgegengebracht, wo ich eher Verachtung, Furcht oder sogar Hass erwartet hätte.
Das Geringste was also ich nun noch tun kann ist diese Liebe zu erwidern und mir deine Vergebung eines Tages auch wirklich zu verdienen."
Emily keuchte geschockt aus und wieder ein.
War das wirklich sein ernst? Er wollte ihre Liebe erwidern? Aber... Sie liebt ihn doch gar nicht wirklich, ... oder? Oh, okay... Ja ... er war natürlich eine Augenweide und warm und freundlich und ihr Herz schlug tatsächlich sehr viel schneller bei seinem Anblick... Doch er war ihr trotz allem noch so vollkommen fremd...
Sekundenlang rang Sie nach Luft, wie auch nach klaren Gedanken und brauchte eine ganze Weile um sich wieder zu fassen.
„Das ... das wusste ich nicht, dass dein Schwert mich so vollständig getötet hat. Das es auch meine Seele vernichtet hat.
Doch selbst wenn du es mir gesagt hättest, ich habe dir vergeben. Denn du hast zuvor alles versucht mich zu retten und zu beschützen."
„Habe ich nicht! Ich habe es im Gegenteil letztlich viel schlimmer gemacht, als dass es wahr."
„Wie ... kannst du das nur behaupten?", fuhr Emily nun restlos verwirrt auf. „Ich weiß genau, wie ich unter diesem Dämonenwesen gelegen habe, dass mich anfiel und es schnappte nach mir, wollte mich beißen und zerfetzte mir meine Kleider und Haut.
Meine Gedanken waren seltsam klar und ich ahnte da schon, dass ich gleich sterben würde. Und letztlich ist es doch egal, ob auch die Seele stirbt oder nicht. Man hört dann einfach auf zu existieren... Das ist ein Zustand, den viele Menschen irgendwann gerne erreichen wollen. Den Zustand des Nicht mehr sein. Nirvana. Das sind Buddhisten..."
„Ich kenne aller Welten Religionen. Letztlich ist es nur eine einzige, denn ein jede Seele kehrt hier ein, wird gemessen und gewogen und dann weiter geschickt, um noch mehr zu erfahren oder die ewige Ruhe im Paradies wie auch Verdammnis in den Dämonenlöchern zu finden. Eine jede Seele hat das Recht dazu so viele Erfahrungen in seinem Leben zu sammeln wie sie nur möchte. Und nur die bösen Seelen werden restlos ausgelöscht. Doch du bist und warst nicht böse. Du hattest nur dieses eine kurze Leben. Ich habe dich einer harmonischen Existenz beraubt, die da hätte entstehen können. Ein Spiel aus geboren sein, leben und sterben. Verschiedene Welten, verschiedene Wirklichkeiten, verschiedene Lebensweisen. Du hättest so viel erfahren und lernen können...", erklärte er ihr leise.
Sie schniefte leise und schüttelte dann unter Tränen lächelnd den Kopf. „Du machst dir nun wieder Vorwürfe, aber das musst du nicht, Mikael. Ich bin dir wirklich nicht böse, auch wenn ich nur ein ganz kurzes Leben hatte, doch ich bin dem Herrn sehr dankbar dafür.
Andere Menschen sterben schließlich schon als Babys oder Kleinkinder..." , versuchte sie das Positive an allem hervorzuheben. Schließlich hatte sie ganze 18 Jahre lang gelebt...
Da zog Michael sie auf einmal leise fluchend an sich und barg auch ihren Kopf erneut umfassend und haltend an seiner Schulter.
„Es tut mir leid! Wirklich Emily...! Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Ich hätte mich umdrehen müssen, als du aufgeschrien hast...", stöhnte er gequält auf und strich sachte über ihr langes Haar.
„Das konntest du nicht. Das weiß ich doch. Denn dann hätten die Monster dich ebenfalls getötet. Es waren so unglaublich viele von ihnen... Hunderte... Tausende ...
Wie kannst du dir da nur die Schuld geben? Wenn du nicht gekommen wärst, wäre ich auf jeden Fall gestorben..."
Er schüttelte nur laut einatmend den Kopf.
„Du warst noch so jung und bist es noch. Verstehst noch so wenig von den wandernden Seelen. Nun... Vielleicht verstehst du es eines Tages besser und wirst mir dann doch noch zürnen."
„Nie!", versprach sie ihm impulsiv und er verstummte, stieß leise auflachend die Luft aus.
„Wie bereits gesagt, bist du die reinste und gütigste Seele, der ich je begegnen durfte. Es wird mir darum eine hohe Ehre sein dich für alle Ewigkeiten zu beschützen und zu behüten. Auch wenn diese Existenz, als Engelsanwärter und später auch als Engel, falls du je ein solcher werden kannst, nicht gerade leicht zu nennen ist. Doch Zweifle niemals an mir und meiner nun stetig wachsenden Zuneigung, Emily, Ja?", fragte er sie schließlich leise und schob sie wieder ein klein wenig von sich fort.
Sie schniefte nur leise und senkte betreten den Kopf.
„Wie bitte kannst du denn jetzt schon von Zuneigung sprechen? Und wie bitte könnte aus mir denn ein echter Engel werden? Ich bin doch ein Niemand... Nur irgendein Mädchen aus irgendeiner Welt. Du solltest dich wirklich nicht derart verpflichtet fühlen..."
Mikael grollte leise auf, packte diesmal fester und entschlossen ihre Hand entflocht ihre Finger und presste sie gleich darauf auf seine Brust.
„Verpflichtet sagst du?"
Sein Herz pochte mit schier ungeheurer Kraft gegen ihre Finger.
Sie konnte jeden einzelnen Herzschlag deutlich fühlen, so als wäre es ihr eigener. Und als Michael schließlich auch seine Hand auf ihr Herz presste geschah etwas ganz und gar unglaubliches.
Sie begannen alle beide plötzlich hell leuchten zu strahlen. Wie ein Stern, der am Himmel explodiert. Das gleißendes Licht blendete alle in der Nähe stehenden Himmelsbewohner, Engel wie auch die Toten Seelen, welche sich hastig von ihnen abwandten, derweil Emily fast gar nichts mehr um sich herum wahrnehmen konnte, nur noch Mikaels strahlend blaue Augen welche sie nun regelrecht bannten.
Sie konnte ihn nur noch ansehen und spüren, seine Wärme, seine Flügel, die sich nun erneut an ihm entfalteten und welche er sofort schützend um sie beide herum legte.
Es fühlt sich seltsam richtig an.
Es fühlt sich warm an. So unglaublich schön, richtig und warm, wie noch nie etwas zuvor in ihrem ganzen Leben.
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