26*

Nach diesem Statement verschwanden nun auch die Engel und nur die Erzengel blieben noch da und betrachteten sie und Mikael nun ernsthaft oder eindringlich.

Und Mikael?
Der zauberte wieder irgendwas... oder vielleicht löste er seine Engelsmagie auch nur auf, denn seine Rüstung und sein Schwert verschwanden ebenso schnell, wie er sie gerade noch angelegt hatte.
Aus dem Krieger wurde nun wieder der Lichte und freundliche, warmherzige Engel Mikael. Und obschon er nun relativ ruhig und gefasst wirkte, konnte Emily selbiges von sich gerade nicht mehr behaupten.

Nein... ganz und gar nicht

Sie fühlte sich im Gegenteil, einfach nur schrecklich. Denn mal ehrlich...
Hatte sie das hier so gewollt? Dass man so vielen sicher lang gedienten Engeln auf solch brutale Weise die Flügel noch am Leib verbrannte und ihnen damit sicherlich großen Schmerz bereitete?
- Nein, ganz sicher nicht!

Sie blickte Mikael unglücklich entgegen, als er wieder zu ihr hintrat und nur sachte ihre Hand berührte.

„Geht es dir gut? Du siehst ja ganz erschüttert aus.", meinte er besorgt.
„Das ... hab ich so nicht gewollt. Dass du sie so hart bestrafst. Ich ... wollte doch nur, dass sie wieder gut sind. So wie echte Engel eben sein sollten.", wisperte sie leise schniefend zu ihm auf und er zog kurz die Brauen zusammen.

„Emily... es war nicht deine Schuld und auch ich bin nur der treue Diener des Herrn. ER hat sie gerade mit deiner Stimme sprechend, welche er sich von dir auslieh, verdammt, da er deine Worte über sie hörte und dann tief in ihre verdorbenen Seelen hineinblickte.
Sie handelten nicht ehrenwert, so wie Engel, also wie könnte der der Herr sie dann jetzt noch ehren. - Sollte er das wirklich noch tun? Sei Ehrlich!?", fragte er sie hart.

Emily senke nur wieder, bedrückt den Kopf und schwieg. Denn schließlich waren diese Engel ja irgendwann auch mal gute Wesen gewesen, sodass der Herr sie zu seinen Engeln berufen hatte. Er musste sich doch etwas dabei gedacht haben, oder?
Sie nun also einfach so aufzugeben, da irgendetwas ihnen derart geschadet hatte, dass sie es nun nicht mehr so wie früher taten, war so, als ob er nur all jene loswerden wollte, die ihm nun einfach nichts mehr nutzten oder lästig fielen ...

Mikael atmete leise aber tief empfinden aus.

Und sie sie blickte verwirrt zu ihm auf. Seine Hand an ihren Gesicht leuchtete...
hatte er also gerade ... was ...? - Ihre Gedanken gelesen?
Er nickte kurz.
„Wir teilen eine innige Verbindung, seid du nur wegen mir sterben musstest und dann auch durch mich in diese Form der Existenz zurückgeholt wurdest.
Und ja ... So funktioniert der Himmel, Emily. Bist du ein Engel oder auf dem Weg dazu ein solcher zu sein, dann belohnt dich der Herr... da! Sieh mal..." , drehte er sie nun an den Schultern, fassend herum und sie erblickte sehr erstaunt Pascal, Sedan, Anna und Elena, die sich und auch sie nun mit riesigen Augen und plötzlich ganz in Weiß gekleidet, anstarrten.

Und Metadron trat nun milde lächelnd zu ihnen hin und berührte Pascal ganz leicht am Rücken.
„Der Herr erkannte durch unseren neuen, gütigen, Erzengel Emily, wer und was ihr vier Seelen wirklich seid..." sprach er zu ihnen und auch drei weitere Erzengel traten nun hinzu und berührten die anderen Seelen, Anna und Elena und Sedan.
Alle starrten sie und dann auch sich nur wieder groß an, denn in dem Moment berührte auch Mikael ihren eigenen Rücken und ein hitziger Schauer überlief Emily von Kopf bis Fuß.

Zwischen ihren Schulterblättern juckte es kurz und dann ploppte es da plötzlich an ihrem eigenen Rücken... das Jucken endete abrupt und ein wirklich ganz seltsames Gefühl bemächtigte sich ihrer...
So als ob ihr nun tatsächlich noch ein paar weitere Arme gewachsen waren, ... oder?
Oh je...
Verwirrt drehte sie sich um, wandte den Kopf... und sah... zwei wunderschöne und wirklich tiefschwarze Flügel, die nun wohl tatsächlich ihre eigenen waren.
Dunkle Engelsflügel... so wie Mikael sie am Anfang noch gehabt hatte.

Wow...!

Und auch die anderen Erzengel sahen sie nun merklich verblüfft blinzelnd, aufkeuchend und groß staunend an.
Auch Mikael, der zuerst nur verdutzt erstarrte und sie dann aber schließlich doch wieder breit und fröhlich angrinste.

„Deine Essenz ist so unglaublich rein, Emily...
Unsagbar viel und mächtig und gut, dass du die dunkelsten Flügel aller Zeiten erhieltest.
Derart Passend zu deinem wunderschönen Haar...", berührte er nun fast schon andächtig eine ihrer Federn und Emily ... konnte es fühlen, als er mit seinen Fingerspitzen sachte über ihre Federn strich.

Ohhhh...

Das war so...
Das fühlte sich...!?

Ihre Hand fing seine ein und hielt sie errötend fest.
„Tu... das nicht! Das... fühlt sich so... fühlt sich...", verlor sich ihr Stottern bereits wieder in heiserem Wispern. Da breiteten sich plötzlich erneut seine Flügel um sie beide herum aus, zugleich er ihre Hand auf seine Brust, ja auf sein Herz drückte.
Und seine Schwingen umhüllten sie nun beide und schlossen sie in einen weißen, warmen Kokon ein, derweil seine Hand nun fast schon mit ihrer verschmolz.
Mikael, was tust du da!?", wisperte sie nur wieder heiser zu ihm auf, fast schon wieder ängstlich.

„Ich zeige dir nun, wer wir beide füreinander sind, meine Gefährtin! Denn nun, da du ebenfalls zu den höchsten Reihen der Engel gehörst und mit der Stimme des Herrn sprichst, für ihn siehst und Forschst, wie auch seelenrein handelst, bist du mir nicht nur in deinen Taten ebenbürtig, Emily, sondern auch in deinen Gedanken und Gefühlen.
Du magst noch sehr jung sein, vielleicht sogar ein wenig naiv, hier und da. Doch du vertraust dich mir bereits jetzt voll und ganz an.
Und so muss es auch sein.
Vertraue mir, Emily, dass ich dich hier in den Himmeln und auf allen Welten jederzeit beschützen werde, solange wir dem Herrn gemeinsam dienen.", sprach er irgendwie rituell klingend, und Emily hatte kurz das Gefühl, zu träumen, fast schon neben sich zu stehen, ja, dass es irgendwie gar nicht real schien, was hier gerade lief.
Sie hatte doch eigentlich gar kein Engel werden wollen, oder? Sie hatte es Metadron doch auch noch selbst so gesagt.... Sie hatte die letzte Tor-Prüfung doch auch gar nicht bestanden.
Denn sie sollte da ja noch mit irgendjemandem Sex haben, nur um ein hoher Engel zu werden. Und das wollte sie... wollte sie nicht...
Mit all diesen Fremden...
Mit all diesen...

„Hey... hey... hey... schon gut, beruhige dich... denn das musst du doch auch gar nicht, Em.
Ich bin doch bereits dein Gefährte in den Himmeln. Und du wirst hier niemals jemand anderen gehören, außer mir.
Der Herr wusste das.
Und genau das war dann auch deine eigentliche Prüfung.
Verkaufst du dich, nur für ein paar Flügel oder bleibst du dir selbst und dem Wissen treu, dass du lieben kannst, auch ohne alle Perversitäten und Obszönitäten?
Du brauchst keine Hundert Seelen in deinem Bett gehabt zu haben, Emily. Du brauchst nur mich. Denn wir haben einander schon längst erkannt. Dort auf der ersten Welt, in deinem einzigen Leben, auf der Straße, als mein Schwert, dich durchbohrte und du trotzdem so viel Mut, Mitleid und Vergebung aufbringen konntest mir meinen schrecklichen Fehler zu verzeihen.
In diesem Moment habe ich die Liebe in dir gesehen und dich erkannt. Genauso wie es auch dem Herrn ergangen sein muss.
Und du hast mich dabei ebenso gerührt, wie du ihn gerührt hast, Emily.", flüsterte er sich nun zu ihr hinab beugend. Seine Lippen waren den ihren so nahe... so unglaublich... so, so...

Sein Mund berührte den ihren und Emily zuckte wie von einem Blitzschlag getroffen, zusammen. Ihr war nicht bewusst, dass ihre Flügel gleißend hell aufleuchteten, genauso wie auch Mikaels Flügel, welche sich nun rasch ebenfalls tiefschwarz verfärbten.
Schwärzer noch als je zuvor.
Denn aus einem waren nun wahrlich zwei geworden. Und zusammen waren sie nun reinste himmlische Energie... wie Adam und Ewa es einst gewesen waren und dann die Welten für die vielen Seelen erschaffen hatten die ihr Wissen und Erleben erweitern wollten, studieren, geboren werden und dann Leiden wie auch Bitternis erfahren wollten, die Liebe, das Altern und den Tod.
Darum war es einst gegangen. Um die Erweiterung von Wissen und das entwickeln von Weisheit. Sich selbst zu kultivieren und die eigene Seele letztlich zu entfalten um letztlich einem höheren Zweck zu dienen als nur sich selbst. Ein Engel zu sein... wenn nicht gar sogar ein Erzengel.

Mikael hatte Emily vor wenigen Äonen erst seine Rippe gegeben. Er hatte ihr einen Teil seiner selbst, wie auch den Großteil seiner Energie gegeben, damit sie die werden konnte, die sie nun war. Nach dem Willen des Herrn geformt, ein Gefäß seiner Güte. Seine Gefährtin, sein Ein und Alles.
Jetzt schon.
Er versank in ihren wunderschönen Augen, im Gefühl dessen was Liebe in ihrer reinsten Form bedeutete. Das Berühren der Seelen und erkennen, das er nie wirklich ganz gewesen war, ohne sie... seine Emily.

Beiden war nicht bewusst, dass ihrer beider Flügel, nun eine pulsierende Energie Abgaben, welche durch den gesamten Unterhimmel floss, wie Wellen von lichtem Wasser.
Und wo sie auf jene Seelen trafen, welche Emily als gut und rein und schön empfunden hatte, wandelten sich deren Gewänder in weiße Engelstracht.
Die Köchin, die Mädchen, die mit ihr aufgewaschen hatten, der Vorarbeiter der Seelen-Dienerschaft... den lustigen kleinen Burschen der das Feuer geschürt und sich dann einen Keks von der Köchin stibitzt hatte...
Der gesamte Unterhimmel erstrahlte in gleißend hellem himmlischen Licht und alle schwebenden Samen der Himmelsblume Avalon senken sich nun gleichzeitig zu Boden und erblühten augenblicklich in ihrer vollen Pracht.
Eine vollendete Engelwerdung, von Dutzenden guter Seelen, welche niemand sonst in den Himmeln hatte erkennen können...

Aber Emily bekam davon rein gar nichts mit.
Die tosenden Gefühle in ihrem Inneren waren überwältigend. Denn das hier war nun gerade ihr erster richtiger Kuss im Leben...
und Mikael war derjenige der sie küsste! Ihr wundervoller, guter Engel, der sie beschützt und ihre Seele gerettet hatte.
Die Liebe erblühte erstmalig in ihrem noch so jungen Herzen und genau das war dann auch
der Katalysator, welcher den vormals nur recht hübschen Unterhimmel-Wald ebenso erblühen und im Dunkeln leichten ließ, mächtige warm-weiß strahlende Gottes-Bäume erwuchsen bis ins unendliche hinauf und himmlisch leuchtende Blüten in allen Farben und Formen trieben wie eine Flutwelle über den Boden rollend aus.  Sie lockten prompt mit ihrer puren Essenzenergie die schönsten himmlischen Paradiesvögel an, wie auch die Engelsbienen, welche für die Verbreitung des Lebens in den Himmeln Sorge trugen und nun wie leuchtende Glühwürmchen auszuschwärmen, begannen.

Die neuen Engel standen andächtig lächelnd da und bewunderten den Wandel und das nun so  neue erwachte himmlische Leben.
Noch nie zuvor, seit Ewa's Erzengel-Werdung hatte es ein solches Paradies in den Himmelreichen gegeben.
Nun aber doch wieder.
Erweckt, einzig durch die einzigartig reine Essenz des neuen hohen Erzengels Emily.

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