18*
Sie blinzelte Sekundenlang nur zu ihm auf und wusste nicht mehr was sie nun sagen oder machen sollte.
Die Engel grinsten sich derweil alle einen ab, vor allem Mikael, der sie lediglich eindringlich betrachtete und auf ihre Entscheidung wartete.
So irre...
Das war ja alles so irre hier.
Und als hätten Mikaels Worte nun sämtliche Energie aus ihren Muskeln heraus gezogen, hatte sie auf einmal kein Quäntchen Kraft mehr für irgendetwas übrig. Sie saß am Boden, noch bevor sie ihr Schwanken bemerkte.
Schon schlossen sich seine Arme sachte halten um ihren Oberkörper herum, und er zog auch ihr Gesicht an seine Brust, und hielt sie beschützend in seinen Armen.
„Ja, das war dann nun wohl der Overkill. Ein Quäntchen nur zu viel. Und das nach deiner sicher äußerst bemerkenswerten Darbietung. Deiner Geisteshaltung.", seufzte Mikael leise auf und strich ihr sachte über den Kopf und den Rücken.
Und Metadron trat nun feixend zu ihm hin.
„Ich denke noch kein einziger Engel hat die Stufen in so kurzer Zeit durchlaufen.", sprach er Bewundernd zu ihm, der nun gleichfalls lächelte und nickte, derweil Emily nicht einmal mehr geradeaus schauen konnte.
Sie fühlte sich nur noch unglaublich verwirrt... Nein, müde... Nein, komplett durcheinander...
Aber vielleicht flüchtete sie sich jetzt auch nur in ihrer brennenden Verlegenheit gefangen in diese willkommene Verwirrung, ... oder eine Ohnmacht?
Eine halbe?
Weil sie viel zu schnell atmete?
Hyperventilierte...?
War es das?
Was immer es auch war, sie keuchte und keuchte einfach nur noch rasch aus und ein.
Minuten lang.
Aber Mikael blieb bei ihr und raunte ihr leise flüsternd zu: „Es ist schon gut. Dir geschieht nichts... Beruhige dich, und lass dich einfach von mir halten, ja ?
Ich helfe dir, so wie du es dir gerade von mir gewünscht hast und hole dich hier heraus, mein kleines, süßes Engelchen, dass eigens vom Herrn erwählt wurde.
Kein Wunder, dass er mich zu dir sandte. Kein Wunder auch, dass der Herr dich auf keinen Fall den Dämonen überlassen konnte.
Nun ruhe aus, meine Emily. Ich verspreche dir, ich wache über dich und auch über deine Tugend.", hörte sie ihn noch leise flüstern und es beruhigte sie wie nichts anderes zuvor.
War das jetzt also auch nur wieder so ein Test gewesen? Oder hatte er tatsächlich vorgehabt, sie so wie die anderen Engel und Männer mitzunehmen, um ihre körperlichen Erfahrungen zu erweitern?
War das also wirklich ein Test der Engel, damit diese ihre Flügel erhalten würden?
Oh, das war ja alles so seltsam, hier im Himmel.
Emily wusste einfach nicht mehr, wie sie damit umgehen sollte. Also atmete sie einfach nur noch aus und aus und aus... und die Augen vielen ihr allmählich zu, derweil sie noch spürte wie Mikael sie aufhob und fort trug.
*
Sie musste irgendwie eingeschlafen sein, ... oder war sie doch noch ohnmächtig geworden? Denn als sie erwachte lag sie auf einem wunderschönen weißen Himmelbett, auf seidigen Kissen mit flauschigen Federn gefüllt.
Es war so weich...
So himmlisch...
Absolut abgefahren.
Prompt lächelte sie zu der mit Stuck verzierten Decke hinauf.
Aber... hm... wo war sie hier nun?
War das etwa Michaels zu Hause?
Sie richtete sich rasch auf bei dem Gedanken und sah sich verwirrt und verlegen um.
Doch außer ihr befand sich nun keiner mehr in dem hellen, hübsch eingerichteten Raum.
Allerdings... Neben dem Bett auf einem kleinen Tisch, befand sich eine glänzende Federhaube.
Da stand was darunter...
Emily krabbelte rasch von der Matratze herunter und hob die Haube auf dem Tisch an... nur um darunter ein wahres Festmahl vor zu finden. Da gab es wirklich alles, was das Herz begehrte. Deftige Omelette mit frischen Frühlingskräutern und Gemüse, feinen Hirsebrei mit Zucker und Zimt, ein hohes Glas Milch, verschiedene Früchte und knuspriges Müsli, dazu ein paar Schälchen Joghurt und geschlagene Sahne...
Honig und einige Kännchen mit Sirup. Dazu herrliche Waffeln und kleine Kuchen ... Du meine Güte. Das sah so lecker aus...
War das alles wirklich für sie gedacht?
Sie hob eines der kleinen Kuchenteilchen auf und bewunderte es kurz von allen Seiten, bevor sie hastig hineinbiss und sofort die Augen verdrehte, vor Wonne.
Wie das schmeckte...
Oh...!
„... hab etwas gehört! Auch wenn diese Gemächer noch gar nicht benutzt werden dürfen. Die Erzengel kommen schließlich erst heute Abend, da sie mit ihrer Himmelsenergie Mundwinkel Atmosphäre für die neue Werdung aufladen müssen.
Sicher haben sich hier derweil einige der jüngeren Anwärter unbefugt hereingeschlichen ...", er klang eine Stimme, irgendwo von draußen, und die Tür ging auf.
Sicher war es für die unglaublich umwerfend aussehende Engeldame ein herber Schock, als sie Emily hier auf dem Boden neben dem Tischchen Knien fand, ebenso wie es auch für sie ein herber Schock war, auf einmal von gleich mehreren Engeln mit gewaltigen weißen Flügeln angestarrt zu werden, derweil sie sich den Mund so vollgestopft hatte, dass sie diese noch nicht einmal grüßen konnte. Nein, sie konnte gerade tatsächlich nur angestrengt kauen und mühsam schlucken.
Ohhhh....
„Na, das hört sich doch alles auf! Was schlägst du dich hier rein, kleine Seele? Hast du dir etwa auch noch eines der Gewänder einer himmlischen genommen?
Wo sollte das Tablett ursprünglich hin, eh?
Hast du etwa deinen Auftrag ignoriert, kleine Seele?", hetzte eine der älter aussehenden Engelsdamen vor und blieb streng guckend über ihr stehen.
Oh... oh...
Emily kaute so schnell sie nur konnte, bevor sie endlich runterschlucken konnte und sich dabei krebsrot angelaufen auf die Füße erhob.
„Verzeihung, aber ich bin hier gerade aufgewacht... I...Ich dachte, das Essen sei vielleicht für mich...", sagte sie unsicher zu der Fremden, die sie nun aber doch recht zornig anstarrte.
„Kleine Wenigwiedergeborenen-Seelen wie du eine bist, haben, nicht in den erhabenen Erzengel
-Gemächern zu schlafen! Wie kommst du überhaupt auf diesen aberwitzigen Gedanken, dass du das dürftest?! Sofort raus aus dem Gemach, ... Marschmarsch!", packte sie die strenge, schöne Engelsdame und zerrte sie unversehens zur Tür.
Oh...!
Was sollte sie denn jetzt tun? Und was sagen?
Mikael musste sie hierher gebracht haben, oder? Aber ihn sollte sie ja nicht erwähnen. Dann also besser, Metatron?
„Ich bin nicht unberechtigt hier eingedrungen! Ich habe doch bis eben geschlafen!
Die hohen Engel haben mich her gebracht. - Metatron...!", ächzte sie leise, schon wurde sie zur Tür hinausgeschubst und landete erneut auf Händen und Knien in einem hellen Korridor.
„Du solltest es eigentlich schon besser wissen, als einen Engel des Herrn anzulügen, kleine Seele.
Man hat dir wohl widersinnigerweise gestattet, anstatt wiedergeboren zu werden, im himmlischen Reich zu dienen. Also diene gut und höre auf dir Vorteile zu ergaunern, indem du mit den großen Engeln schäkerst.
Solches steht dir als kleiner Seele noch lange nicht zu.", schimpfte sie mit Emily, die nur noch verwirrt zu den Engeln aufblickte.
Aber das hier war ja nun auch wirklich zu dumm, oder?
Warum waren weder Metatron noch Michael dageblieben, um ihr zu sagen, dass sie nun tatsächlich zukünftig die Engel im Himmel bedienen würde?
Naja, sie hatte es sich ja im Grunde selbst so gewünscht, fiel ihr wieder ein. Eine Arbeit im Himmel.
Also war es nun wohl tatsächlich gut so.
Sie musste ihre Unschuld nicht verlieren, und dürfte trotzdem im Himmel bleiben. Würde dann auch Michael nicht länger zu Last fallen, wenn sie nun eine angemessenen Beschäftigung nachginge.
Aber es war schon ziemlich fies, wie die großen Engel Damen, sie hier nun alle samt anstarrten und behandelten. Als würde eine kleine Seele nicht zählen. Als würde sie nicht zählen. Schon irgendwie merkwürdig. Dabei sollten das hier doch echte, gute Engel sein.
Die Engel des Herrn!
Derweil sie noch betroffen vor sich hindachte, trat diese Engeldame, die sie auch vom Tisch weg gezerrt hatte wieder zu ihr hin und zerrtesie am Arm wieder hoch auf die Füße, bevor sie sie hart im Genick packte und vor sich her den Korridor entlang bis zu einer verborgenen Treppe stieß, welche die andere, nun feixende jüngere Engeldame öffnete.
„Da gehörst du hin! Also wage es bloß nicht gleich wieder herein zu kommen, unwerte Seele!", grinste sie Emily derart grausig-verächtlich an dass es sie schaudern machte.
Sie schluckte also nur hart und sah die andere Engelsdame unsicher an.
„Was wenn Metadron mich sucht...?", wagte die noch einmal zu protestieren
„Dann wird er dich zukünftig in deinem Dienstgemach aufsuchen und hernehmen. Dort gehörst Du nämlich hin! Und nun gehst du da runter kleine Seele, bevor ich die Beine mache ... und lass dir dort unten ordentliche Dienenden-Kleidung geben, verstanden? Wage es ja nicht noch einmal hier hinauf zu kommen, um die Sachen der Erzengel zu stehlen, ihre Mahlzeiten für dich zu beanspruchen und deiner Faulheit in ihren Himmlischen Gemächern zu frönen, sonst stelle ich dich gleich doch wieder an den Baum der Seelen zurück und Gebiete meinen Kollegen deine verderbte Art zu bestrafen und Luzifer deine Seele nehmen zu lassen!", drohte sie ihr unverhohlen, stieß sie durch die Tür hindurch und schloß diese dann direkt hinter ihr mit einem lauten Knall.
Oh ja...
Nicht gut.
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Heute hat eine Leserin mich daran erinnert, dass noch zwei weitere Bücher, die ich hier begonnen habe, auf weitere Kapitel warten. Und dass ihr bei jedem Update eventuell darauf hofft, es könnte für diese oder für die andere Geschichte, Im Herzen des Dschungel, sein.
Also habe ich mich jetzt noch einmal heute Abend hingesetzt und an beiden Geschichten weiter geschrieben.
Ich hoffe es gefällt euch.
Und noch mal vielen Dank für den Kommentar. Er hat mich gerade tatsächlich inspiriert und zu diesen beiden Geschichten zurückgeführt. So kann es mir mitunter ergehen.
Also kommentiert ruhig weiter.
😁✌🏻😉❤️
LG
Bea
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