Prolog

Dichter Nebel lag im Tal hinter den Bergen. Über die Baumwipfel des dort liegenden Waldes hinweg konnte man den Dunst in der Luft erkennen.
An den felsigen Klippen des Berges saß eine weiße Kätzin. Ihr langes, weißes Fell wehte im kühlen Wind.
"Siehst du sie herkommen?", ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr aus dem Gestrüpp. Sie wandte sich nicht um, während ein schwarzer Kater aus den Schatten zu ihr trat. Er nahm an ihrer Seite Platz, so dicht bei ihr, dass ihre Pelze sich berührten. Ihre Körper waren vom Sternenlicht durchdrungen und schimmerten im Licht des Mondes.
"Noch nicht", antwortete die weiße Kätzin. Ihre blauen Augen funkelten und strahlten eine große Weisheit aus.
"Sie hätten schon lange da sein sollen", bemerkte der Kater besorgt.
"Ich weiß, auch mich beunruhigt ihre Abwesenheit. Der Halbmond hat schon bald seinen Höhepunkt überschritten."
"Was tun wir, wenn sie nicht herkommen?", setzte der Kater fort. In seinen bernsteinfarbenen Augen leuchtete die Angst. Doch die Kätzin schwieg und schaute weiter ins Tal hinab.
"Engel, ich rede mit dir!"
Sein schwarzes Fell sträubte sich vor Angst, während die Kätzin ihn anfauchte.
"Beruhige dich! Wir finden eine Lösung. Hab keine Angst." Engel zwang sich zur Ruhe und schaute ihn sacht an.
"Wir werden eine Heilung für dich und die anderen finden. Selbst, wenn sie heute nicht erscheinen."
Ihr Blick wanderte wieder hinab in das Tal.
"Dann werde ich eben zu ihnen gehen müssen."
Der Kater sträubte sein Fell und schüttelte wehement den Kopf.
"Das kannst du nicht tun - dort können sie dich auch noch infizieren!"
Sein Blick wurde sanfter nachdem er feststellte, dass er bei ihr so keinen Erfolg hatte.
"Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen würde", hauchte er leise und glättete sein Fell wieder.
Engel begann zu schnurren, stand auf und machte einen Schritt zur Seite. Sie beugte sich vor, um ihm liebevoll über den Kopf zu lecken, doch er wich aus. Engel stockte und zog sich verlegen wieder zurück.
"Tut mir leid. Ich vergaß."
Einige Minuten lang saßen die beiden so beieinander, in Schweigen gehüllt. Nur das rascheln des Windes im Gestrüpp unterbrach die Stille. Bis letztendlich eine weitere Katze zu ihnen trat. Beide schauten sie auf, als ein ebenfalls schwarzer Kater auf sie zu kam, mit grünen Augen.
"Entschuldigt mich, aber ich habe euch zu gehört."
Engel schnippte nur mit dem Schwanz.
"Macht nichts, Jadeblick."
Er sah von einer Katze zur Anderen und haftete seinen Blick letztendlich auf Engel.
"Ich bitte dich. Geh zu ihnen."
Der andere Kater sprang sofort wieder auf und wollte losfauchen, doch Engel hob ihm den Schwanz vor die Schnauze.
"Lass ihn sprechen, Glut."
Jadeblick tauschte einen kurzen Blick mit ihm und nickte dann.
"Sie werden nicht mehr herkommen können wenn das so weiter geht. Seit dem großen Kampf sind sie immer weiter aufeinander losgegangen und verfeinden sich immer mehr. Ihre Anführer verbieten es bereits, hier zu erscheinen."
Sein Blick trübte sich und er schwieg einen Moment.
"Wenn sie jemand zur Vernunft bringen kann, dann du."
Die Kätzin senkte ihren Blick, welcher sich ebenfalls trübte. Es schien, als ob die beiden an das selbe denken würden.
"Ich werde es tun", verkündete sie schließlich.
"Zum Wohle aller werde ich ihnen persönlich eine Botschaft überbringen."
Bevor einer der Kater noch ein weiteres Wort verlieren konnte wandte sie sich um und rannte davon, einen Trampelpfad neben der Klippe entlang, hinab ins Tal. Ihre Fußspuren leuchteten im Licht der Sterne.

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