Kapitel 1
"Achte auf deine Balance! Wenn du weiter so unsicher stehst, kann dein Gegner dich viel zu leicht aus dem Gleichgewicht bringen!"
Die Stimme ihrer Mentorin schallte in Dunkelpfotes Ohren. Sie wackelte und im nächsten Moment fühlte sie, wie ihr die Beine unter dem Körper weggezogen wurden. Ein Fauchen entwich ihr, bevor sie unsanft auf dem Boden aufprallte.
"Du machst dich viel zu verwundbar", erklärte die weiße Kätzin, die hinter ihr hervor gelaufen kam. Ihr seidiges, langes Fell verbarg ihr paar Flügel fast vollständig.
"Ja, Schneefeder", zischte die Schülerin durch zusammengebissene Zähne. Sie rappelte sich auf und schüttelte den Dreck aus ihrem schwarzen Fell. Sie sah auf in die grünen Augen ihrer Mentorin, die ungeduldig mit dem Schwanz schnippte.
"Na los, greif mich an!", provozierte die Kätzin mit einem Grinsen.
Dunkelpfote knurrte tief und kroch rückwärts ein Stück zurück. Ihre Mentorin saß gelassen vor ihr und leckte sich über die Pfote.
Ihr werde ichs zeigen!, dachte sie sich und schickte eine Welle schwarzer Magie von sich, die sofort die Augen ihrer Mentorin befiel. Die weiße Kätzin fauchte erschrocken, ihr Fell sträubte sich und ihre Augen waren komplett schwarz. Dunkelpfote preschte vor und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen Schneefeder, welche daraufhin zu Boden ging. Tief atmete die Schülerin ein, zog ihre Magie wieder an und erlöste somit die Kätzin von ihrer Blindheit.
"D-du weißt, dass du deine Kräfte nicht gegen deine Clangefährten einsetzen sollst!", schrie Schneefeder sie an. Ihr Fell war gesträubt, ihre Krallen ausgefahren und ihre grünen Augen sprühten Funken nur eine Schnurrhaarlänge von Dunkelpfotes Gesicht entfernt. Die große Kätzin wirkte so noch viel gigantischer und jagte der Schülerin Angst ein, doch sie wollte sich nichts anmerken lassen.
"Wie soll ich denn dann lernen mit ihnen umzugehen?", fauchte Dunkelpfote ihre Mentorin an und sträubte ebenfalls ihr Fell. Doch der Blick ihrer Mentorin wurde wieder weicher, liebevoller. Sie legte ihr Fell wieder an und schüttelte sich kurz. Das war eher die Schneefeder, die sie kannte.
"Das mag sein, aber wir wissen nicht genug über deine Kräfte, alsdass wir sie wirklich ausschöpfen könnten. Es ist zu gefährlich, zu viel kann schief gehen."
Dunkelpfote schüttelte den Kopf.
"Ich spüre doch meine Kraft, ich kann unseren Clan mit ihr verteidigen!"
"Das darfst du doch auch", erwiderte die weiße Kätzin sofort.
"Doch es ist zu gefährlich, deine Kräfte gegen deines Gleichen zu benutzen."
Der Schülerin entwich ein knurren.
"Wie soll ich dann jemals mit ihnen umgehen können?"
Sie sprach nur zu sich selbst und wandte sich dann ab.
Alle haben Angst vor mir, dachte sie schweigend und spürte ein Stechen in ihrem Herzen. Alle denken, ich würde ihnen etwas antun.
Dunkelpfote wollte gerade ihren Kopf senken, als sie ein Flügelschlagen hörte. Sie drehte sich um und folgte dem Blick ihrer Mentorin zu einer großen Eule, die sich auf dem Boden vor ihnen niederließ. So gleich verwandelte sie sich in die Gestalt ihres Anführers.
"Was ist hier los? Tintenfleck hat mich alarmiert, er hat euch Streiten hören von der Sandgrube aus."
Schneefeder trat sofort zu ihm und begrüßte ihn Nase an Nase. Der große, schwarzgefleckte, braune Kater schnurrte sie kurz an, bevor er wieder zu mir sah. Dunkelpfote wusste genau, dass Eulenstern skeptisch gegenüber ihren Kräften war, so wie alle anderen auch. Somit würde sie sich allein verteidigen müssen. Doch erstaunlicherweise begann Schneefeder zu sprechen, bevor die Schülerin zu Wort kam.
"Ach, wir haben uns nur über die beste Kampftaktik unterhalten. Dabei haben wir wohl etwas zu laut diskutiert."
Ihr Gefährte sah sie mit einem durchdringenden Blick an. Seine Miene verzog such kaum, während Schneefeder ihn schnurrend anstrahlte mit ihren leuchtenden Augen. Nach einigen Momenten der Stille seufzte der breitschultrige Kater und sah wieder zu der schwarzen Schülerin.
"In Ordnung. Seid bitte von nun an leiser."
Eulenstern leckte der weißen Kätzin kurz über den Kopf, wandte sich dann um, sprang, und nahm in der Luft wieder die Gestalt der Eule an, um zurück zum Lager zu fliegen.
"Danke", murmelte Dunkelpfote leise und sah zu ihrer Mentorin.
"Dachtest du wirklich ich würde wieder die Diskussion über deine Kräfte aufbringen?", schnurrte sie und trat näher an ihre Schülerin heran. Verlegen senkte die schwarze Kätzin den Kopf.
"Ja, das dachte ich", gestand sie.
Schneefeder nahm das mit Humor und drückte ihre Nase an den Hals ihrer Schülerin. Ihr Schnurren erfüllte Dunkelpfote mit einer unbeschreiblichen Welle der Zufriedenheit.
"Mach dir keine Sorgen. Nicht alle sind gegen dich."
Glück füllte die Kätzin aus und ein schnurren erklang auch in ihrer Kehle. Diese Nähe fehlte ihr so sehr. Dunkelpfote war immer unerwünscht gewesen aufgrund ihrer Kräfte. Sie war ohne Eltern aufgewachsen, da diese in der großen Schlacht gestorben waren. Alle fürchteten ihre Kräfte so sehr, dass sie nicht einmal jemand zur Schülerin nehmen wollte, als sie ernannt wurde. Die Szene lief erneut vor ihren Augen ab.
Vor sich sah sie den Hochstein in der Mitte des Lagers, auf dem Eulenstern trohnte. Überall um Dunkeljunges herum waren die Katzen ihres Clans. Es wurde viel gemurmelt und getuschelt.
"Im Namen des SternenClans ernenne ich dich hiermit zur Schülerin des DunkelClans. Dunkelpfote, dein Mentor wird fortan..."
Er brach ab. Seine Augen wanderten über die anderen Katzen. Alle meideten Blickkontakt oder duckten sich weg. Es tat so weh, derart verstoßen zu sein.
"Elfenbein, nimm Dunkelpfote zu deiner Schülerin."
Die cremefarbene Kätzin erschrak und riss die Augen auf. Überall um sie herum wurde laut getuschelt, bis plötzlich ihr Gefährte Tintenfleck aufstand und sich einmischte.
"Das ist keine gute Idee. Sie beherrscht weiße Magie! Wer weiß was geschieht wenn sie in Kontakt mit der schwarzen Magie kommt!"
Zustimmung wurde unter den anderen Katzen laut. Eulenstern senkte kurz den Blick.
"Nun gut. Dann wähle ich..."
Schweigen kehrte wieder ein während Tintenfleck seinen Schwanz um Elfenbein legte. Dunkelpfote war das alles so unangenehm, sie wollte sich am liebsten einfach nur verstecken.
"Ich werde ihre Mentorin sein", erklang es dann plötzlich hinter Eulenstern.
Der Kater drehte sich um, als seine Gefährtin sich plötzlich hinter ihm erhoben hatte und vor trat.
"Schneefeder, das ist nett von dir, aber du kannst doch nicht-"
"Sehr wohl kann ich", unterbrach sie ihren Gefährten und Anführer. Ohne ein weiteres Wort sprang sie vom Hochstein hinab und kam auf Dunkelpfote zu. Das Herz der frisch ernannten Schülerin raste und Angst erfüllte sie in einer seltsamen Mischung mit Freude. Schneefeder kam mit Liebe erleuchteten Augen auf sie zu und drückte ihre Nase an die ihrer Schülerin.
"Ich passe auf dich auf", hauchte sie, so leise, dass nur Dunkelpfote es hören konnte.
"Dunkelpfote?"
Die Stimme ihrer Mentorin holte sie zurück in die Realität. Sie sah auf, zu der großen Kätzin vor ihr.
"Ist alles in Ordnung?"
Dunkelpfpte schüttelte sich.
"Ja, tut mir leid, ich war in Gedanken."
Schneefeder schnippte mit dem Schwanz.
"Ich habe gesagt es ist schon nach Sonnenhoch, wir sollten langsam ins Lager zurückkehren."
Sofort nickte die Schülerin und hörte so gleich ihren Magen grummeln, woraufhin ihre Mentorin schnurrte.
"Vielleicht finden wir ja noch etwas zu Essen auf dem Weg."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top