Kapitel 36
Bevor ich auch nur irgendetwas erwidern kann, spricht Mel bereits weiter "Tauchen hier auf wie die Unschuld vom Lande! Und Tate fällt auch noch darauf herein..." sie schnaubt und sagt noch "Aber glauben Sie mir, Sie werden es eh nicht schaffen! Wie sollten Sie ihn zufrieden stellen? Schauen Sie sich doch an!". Ihre Schimpftirade, die sie mehr lallt als spricht, nimmt kein Ende und ich bin so perplex, dass ich kaum ein Wort heraus bekomme. Ich versuche ein paar Mal sie zu unterbrechen, aber ohne Erfolg und so lasse ich ihre Worte über mich ergehen und sehe mich um. Ich sehe keine bekannten Gesichter und als ich zu Cal sehe, ist er gerade damit beschäftigt andere Gäste zu bedienen und er bemerkt mich nicht.
Ich werde immer kleiner und Mels Worte prasseln weiter auf mich ein.
Ob sie Recht hat? Die Selbstzweifel, ob ich Tate überhaupt bieten kann, was er braucht und sich wünscht, die eben bereits während der Vorstellung von Dariusz und Pearl aufgekommen sind, verstärken sich.
Plötzlich fühle ich mich nackt. Das Halsband wird zu eng und ich schiebe einen Finger darunter, in der Hoffnung so besser atmen zu können, wenn das Leder meine Haut nicht einschnürt. Meine Finger zittern zu sehr, als dass ich es allein und ohne Spiegel schaffen würde den Verschluss zu öffnen. Meine Atmung wird schwerer, mein Puls rast und ich bin stumm. Kein Wort dringt über meine Lippen, nicht einmal einen Laut und ich lasse die gesamte Tirade von Mel über mich ergehen. Worte wie "nicht genug", "unbeholfen", "Du kannst mir nicht das Wasser reichen", "nur ein Zeitvertreib" und "er wird Dich fallen lassen" brennen sich in mein Bewusstsein und ich schaffe es nur da zu sitzen.
Ich schlucke hart, mein Mund ist trocken. Ich habe ein Getränk vor meiner Nase stehen und kann mich nicht bewegen, bin wie gelähmt.
Ein vertrauter Duft steigt mir in die Nase und ich spüre die mir bekannte Präsenz neben mir. Ohne aufzublicken, weiß ich dass Tate neben mich getreten ist.
Er wirkt unmenschlich groß und Wellen der Wut gehen von ihm aus.
Meine Augen schließen sich wie von allein und ich vernehme seine eiskalte Stimme. Er spricht leise, aber so schneidend, dass es wirkt, als würde er brüllen: "Du bist sofort ruhig, Mel." und augenblicklich verstummt die Furie.
Die Ruhe, die daraufhin eingekehrt, ist himmlisch. Natürlich ist es nicht wirklich ruhig, Gesprächsfetzen und Musik wummern durch den Club, aber endlich verstummt Mel.
Eine kleine Stimme in mir bleibt allerdings und wispert immer wieder 'Was wenn sie recht hat?'.
Ich öffne meine Augen und der Anblick, der sich mir bietet, bringt mich nur noch mehr durcheinander.
Mel kniet vor Tate.
Trotz ihres hohen Alkoholkonsums und obwohl sie nur noch lallen kann, kniet sie dort wie die perfekte Sub. Sie sieht elegant, devot und gleichzeitig stolz aus. So wie es eine Sub tun sollte. Und sie blickt Tate von unten herauf an und sagt nur zwei Worte "Bitte, Sir" und mein Herz bricht.
Die Wut die von Tate ausgeht ist immer noch deutlich spürbar und seine Augen sprühen Funken. Er sieht auf Mel hinab und spuckt die folgenden Worte beinahe aus "Du hast lebenslanges Hausverbot. Und Du wirst weder mir, noch Sienna oder diesem Club jemals wieder nahe kommen, hast Du mich verstanden?". Seine Worte sind wie ein Donnerhall und lassen mich zusammenzucken, obwohl sie nicht an mich gerichtet sind.
Mel scheint in sich zusammen zu sacken und beginnt zu betteln, dass er ihr dies nicht antun könne. Doch Tate lässt sich nicht erweichen und das merkt auch Mel. Sie klingt inzwischen wieder ein wenig klarer, vielleicht hat das Ganze sie ein wenig ernüchtert. Ich nehme eine Bewegung von der Seite wahr und Franziskus und Saphir treten zu uns. Franziskus positioniert sich zu Tate und Saphir streicht mir über den Arm. Als ich sie ansehe, scheint sie in meinen Augen lesen zu können, wie verletzt ich bin. Sie zieht mich sanft von dem Barhocker und schließt mich in ihre Arme. Ein Schluchzen kommt aus meiner Kehle, aber ich beherrsche mich, nicht zu weinen. Die Umarmung ist wohltuend und nur am Rande bekomme ich mit, wie Saphir Franziskus auf die Schulter tippt. Er erblickt mich und nickt Saphir nur zu, die mich weg führt. Sie steuert mit mir eine Tür an, die zu ihren Privaträumen führt.
Ich höre Mel noch "Und das wegen IHR? Nach Allem was wir hatten?" sagen, kann aber Tates Antwort nicht mehr hören.
Wir treten durch die Tür und Saphir dirigiert mich im Büro von Franziskus auf eine kleine Couch, die in einer Sitzecke steht.
Aus einem kleinen Kühlschrank holt sie eine Saftschorle und reicht sie mir. Obwohl ich einen so trockenen Mund habe, finde ich keine Kraft die Flasche zu öffnen und behalte sie nur in der Hand. Keiner von uns beiden sagt etwas. Aber Saphir nimmt mir die Flasche aus der Hand, dreht den Verschluss auf und reicht sie mir mit der Aufforderung "Trink" wieder zurück.
Ich gehorche und die kühle, süße Flüssigkeit bringt wieder Leben in meinen Körper.
Ich stelle die Flasche auf den Tisch und Saphir setzt sich neben mich auf die Couch. Sie zieht mich an sich und automatisch landet mein Kopf in ihrem Schoß. Wir sprechen nicht, aber das ist auch nicht nötig. Sie schiebt ein paar meiner Haarsträhnen zurück und streichelt meinen Kopf und ich schließe die Augen. Tränen brennen darin, aber ich kann verhindern, dass sie überlaufen.
Meine Augen öffnen sich schlagartig, als die Tür auffliegt. Tate tritt ein und sein suchender Blick findet mich sofort. Mit wenigen großen Schritten ist er bei mir und geht neben mir in die Hocke. Nur am Rande bekomme ich mit, dass auch Franziskus ins Büro kommt und die Tür schließt. Ich spüre Tates Lippen an meiner Stirn und etwas in mir rückt wieder an die richtige Stelle, aber ausgelöscht sind Mels Worte nicht.
Ohne sich abzusprechen tauscht er mit Saphir den Platz und Tate zieht mich sofort auf seinen Schoß.
Nun laufen meine Tränen doch über und benetzen Tates Hemd. Beruhigend reibt er mir über den Rücken und murmelt immer wieder "Mein kleiner Zirkon. Es waren nur Worte. Hohle Worte von einer Betrunkenen, die uns nicht kennt."
Ich klammere mich regelrecht an ihm fest und nicke langsam, auch wenn seine Worte nur langsam in mein Bewusstsein sickern. Ich spüre seine Finger an meinem Kinn und er zwingt mich so, ihm in die Augen zu sehen. Er gibt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und als ich danach meine Augen wieder öffne, blickt er in meine sagt leise "Ich glaub ich hab mich wirklich in Dich verliebt".
Und meine Welt bleibt stehen.
Liebe Leser, ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr. Passt auf Euch auf <3
Einer meiner Vorsätze ist es, im kommenden Jahr wieder mehr zu schreiben und ich bedanke mich bei allen, die weiterhin Sienna und Tate verfolgen, obwohl ich die beiden so vernachlässigt habe^^
Eure Soul
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