Kapitel 51

Niklas

Ich hatte wirklich mit jedem gerechnet, aber nie im Leben mit Joint. 

Vanessa sah mich mit großen Augen an. Schnell rutschte sie vom Bett und stand auf, ich tat es ihr gleich. Ihr verstörender Blick brannte sich in meine Netzhaut. „Vielleicht ist er ... verletzt..." Sie wirkte total verwirrt und suchte angestrengt nach ihrem Shirt. Nachdem ich es ihr gegeben hatte, bewegte ich mich auf die Tür zu. Ohne Markus zu beachten, sprintete ich so schnell ich konnte die Treppe hinunter und bog in die Küche ab. Als ich eintrat, stand Joint wie vom Blitz getroffen von seinem Stuhl auf und kam auf mich zu.

„Hör zu, ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten", sagte er, bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte. „Es geht um Vanessa, sie ist einfach weg gerannt." Echte Besorgnis lag in seinem Blick, dunkle Ringe unter seinen Augen zierten sein Gesicht. So wie er aussah, musste er krank vor Sorge sein. „Ich habe sie schon die ganze Nacht gesucht, ihr Handy hat sie vergessen und..."

„Beruhig dich, Joint", setzte ich an, doch er redete einfach weiter.

„Was mache ich bloß, wenn ihr was passiert ist, Niklas?" Er fuhr sich angestrengt durch die dunklen Haare.

„Georg!" Er verstummte und sah mich an. „Sie ist hier." Ich trat einen Schritt auf ihn zu. „Sie ist zu mir gekommen, es ist alles gut."

Ungläubig schüttelte er mit dem Kopf. „Was?" Ich konnte Erleichterung in seinen Augen erkennen, die aber mit jeder verstreichenden Sekunde in Wut wechselte. „Sie ist hier?!" Ich kannte diesen Gesichtsausdruck.

„Ihr geht es gut, Georg. Du brauchst dir keine Sorgen machen."

„Keine Sorgen?!" Seine Augen waren weit aufgerissen. „Sie war die ganze Zeit hier und du hältst es nicht mal für nötig, mir Bescheid zu geben?! Was bist du nur für ein blöder Sack!"

Wie sprach er eigentlich mit mir? Wut klamm in mir auf. Er sollte sich gefälligst in meinem Haus zu benehmen wissen. Doch bevor wir uns an den Kragen gehen konnten, tauchte Vanessa in der Küche auf, gefolgt von meinem Bruder.

„Georg." Ihre Stimme klang schwach und in mir kam das Bedürfnis auf, sie in den Arm zu nehmen, doch Joint war schneller und ging mit bestimmten Schritten auf sie zu.

„Vanessa." Er schloss sie in eine Umarmung. „Was machst du denn für Sachen?" Er hatte sich etwas beruhigt. „Du kannst doch nicht einfach so wegrennen."

„Früher hat es dich doch auch nicht gestört", verpasste ich ihm einen Seitenhieb. Im Gegensatz zu ihm, wollte meine Wut auf ihn und seinen Vater noch nicht abebben. 

Mit wütend funkelnden Augen drehte er sich zu mir um. „Halt dich da raus!"

„Sprich nicht so mit ihm!", kam es kurz darauf von Vanessa, und er sah seine Schwester erschrocken an.

„Alsoooo..." Markus trat weiter in den Raum hinein. „Ich denke, wir könnten alle einen Kaffee vertragen." Damit ging er zum Tresen und holte vier Tassen aus dem Schrank.

„Vanessa, hör zu, du kannst wieder nach Hause kommen, er wird nicht wieder kommen", sprach Joint bewusst leise, doch ich konnte ihn verstehen.

„Wieso bist du dir da so sicher?", fragte Vanessa mit einem kurzen Blick auf mich. Ich wollte nicht, dass sie geht. Wie sollte ich sie sonst beschützen?

„Vertrau mir, ok? Ich werde aufpassen, dass er nicht mehr das Haus betritt", versuchte er sie weiterhin zu überzeugen.

„Wie willst du das anstellen?" Ihre Augen huschten zwischen ihm und mir hin und her.

„Vanessa." Joint trat einen Schritt zurück und schloss kurz die Augen, die rechte Hand an die Nasenwurzel gelegt, als würde er jetzt schon um Beherrschung ringen.

„Du musst etwas gegen ihn unternehmen", wandte ich mich vorwurfsvoll an Joint. Er hatte die ganze Zeit einfach nur zu gesehen, das konnte ich ihm nicht so schnell verzeihen, egal wie sauer er gerade auf mich war.

„Denkst du das habe ich nicht? Denkst du ich lasse ihn einfach damit davon kommen?" Zu meiner Überraschung lag Enttäuschung in seinem Blick.

„Ich werde nicht mir dir kommen, Georg", lenkte Vanessa wieder die Aufmerksamkeit auf sich. In ihren Augen stand Entschlossenheit.

„Was? Wohin willst du dann?" Joint sah sie verwirrt an.

„Ich gehe nirgendwo hin. Ich bleibe hier, bei Niklas."

„Bei ihm?", fragte Joint aufgebracht, und ich konnte ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken. „Wieso das denn?" Er musterte mich eingehend als könne er den Grund für ihr Bleiben an meinem Aussehen erkennen. Jetzt war der Augenblick, in dem ich sie unbedingt in den Armen halten wollte. Mir war es egal, ob Joint dann wieder ausrasten würde, Hauptsache Vanessa war bei mir, das war alles was ich brauchte. Doch ihre nächsten Worte ließen meine Beine an Ort und Stelle verharren.

„Weil ich ihn liebe!"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top