Kapitel 49
Vanessa
„Oh Gott, ich bin genauso wie er!", erschrocken über diese Erkenntnis drehte ich mich von ihm weg. „Ich verhalte mich genau wie. Ich trinke, ich bin launisch, ich verletze immerzu andere Menschen. Ich verletze sogar den wichtigsten Menschen in meinem Leben!" Ich spürte wie Niklas hinter mich trat. Vorsichtig legte er eine Hand auf meine Schulter.
„Hey, sag sowas doch nicht." Ich konnte mich nicht zu ihm umdrehen.
„Doch, ich bin ein schlechter Mensch!" Heiße Tränen flossen meine Wangen hinab. Um sie zu verbergen schlug ich schnell beide Hände vors Gesicht. Ich schämte mich so!
„Nein!" Jetzt zog er kräftiger an meiner Schulter und brachte mich somit zum Umdrehen.
„Vanessa." Er griff nach meinen Handgelenken und schob sie langsam auseinander. „Schau mich an." Ich konnte nicht. Ich konnte nicht in diese aufrichtigen blauen Augen schauen, das würde ich nicht aushalten.
„Du bist hier bei mir. Das ist was zählt. Du hast dich mir geöffnet, deine Gedanken und Gefühle offen dargelegt. Du sprichst über deine Probleme und lässt sie nicht an andere aus. Noch nie hast du Gewalt verwendet um deine Probleme zu lösen, das macht dich zu keinem schlechten Menschen." Er machte eine kurze Pause, doch ich kniff die Augen immer noch fest zu. „Ganz im Gegenteil. Du bist einer der gefühlvollsten und ehrlichsten Menschen, die ich kenne." Bei seinen Worten schüttelte ich vehement mit dem Kopf.
„Doch!" Seine Stimme ließ keine Zweifel zu. Sachte legte er mir wieder einen Finger unters Kinn und ich musste bei seiner Berührung schlucken. „Vanessa, Liebling, bitte schau mich an."
Alles was in meinem Kopf existierte war seine Liebkosung. Liebling. So hatte mich noch niemand genannt. Doch es gefiel mir, sehr sogar. Langsam öffnete ich meine Augen. Sein Blau strahlte mir so intensiv entgegen, dass ich instinktiv wieder wegschauen wollte, doch seine nächsten Worte hielten mich gefangen.
„Du bist die einzige Person in meinem Leben, bei der ich mich verstanden fühle. Bei dir fühle ich mich besonders, und nicht wegen meines Aussehens. Du warst diejenige, die mich wieder zu meinem Ich verholfen hat, bei der ich alles um mich herum vergesse, wenn sie mich berührt. Du passt so perfekt zu mir, dass es mir eigentlich Angst machen sollte, doch das tut es nicht. Weil ich weiß, dass du das Mädchen bist, das ich liebe und mit dem ich zusammen sein möchte." Schon wieder rannen meine Tränen unaufhaltsam hinab. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie viel mir seine Worte bedeuteten. Ich fühlte bei ihm genauso, ich liebte ihn, das wurde mir in diesem Moment bewusst. Die letzten Tage hatte ich ihn so schmerzlich vermisst, dass ich ohne ihn in meinem Leben keinen Sinn mehr gab. Doch bevor ich ihm das sagen konnte, gab er mir einen sanften Kuss, der mein Herz auf und abspringen ließ. Seine Finger zeichneten vorsichtig die Striemen an meinem Hals nach, als könnte er sie damit verschwinden lassen.
„Ich werde nicht zulassen, dass er dich noch einmal verletzt!" Das waren sie. Diese Worte wollte ich schon seit Jahren auch nur von einem Menschen hören. Unendlich glücklich fiel ich ihm um den Hals. Niklas hatte anscheinend nicht damit gerechnet, verlor das Gleichgewicht, taumelte einige Schritte nach hinten und fiel mit mir in den Armen rücklings aufs Bett.
„Wie sehr habe ich mir diese Worte gewünscht.", flüsterte ich, während ich mich abstützte und in sein wundervolles Gesicht blickte.
„Ich meine es ernst, wenn er nicht dein Vater wäre, hätte ich ihn schon längst hierfür umgebracht." Obwohl seine Worte in mir Furcht auslösen sollten, konnte ich nicht anders als zu nicken. Es war mir egal, was mit meinem Vater geschah, solange ich Niklas in meinem Leben hatte.
Mit einem zaghaften Lächeln strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr. Wie oft hatte er diese Geste schon vollführt? Und doch bekam ich jedes Mal eine Gänsehaut davon. Ich wollte diesen Jungen so sehr! Ich brauchte ihn wie die Luft zum Atmen.
Stürmisch ließ ich mich vollends auf ihn sinken und küsste ihn auf den Mund. Als sich unsere Lippen berührten, stöhnte er leise auf, was mich dazu veranlasste, weiter zu machen. Langsam fuhr ich mit meiner Hand unter sein Shirt und zeichnete behutsam seine Bauchmuskeln nach. Doch sobald in an dem Bund seiner Jeans angelangt war, umfasste er sanft mein Handgelenk und brachte mich somit zum Stoppen. Ich zögerte, als ich aufschaute, die Angst war zu groß, abgewiesen zu werden. Trotzdem sah ich ihm direkt in seine blauen Augen, die mich dunkel musterten.
„Vanessa, ich möchte deinen verletzlichen Zustand nicht ausnutzen." Er sagte es so mitfühlend, dass ich den Blick nicht abwenden konnte, jedoch auch nicht meine Hand von seiner Haut nehmen konnte. Er hielt sie immer noch fest, als könnte er sich nicht weiter beherrschen, wenn ich sie weiter hinunter gleiten ließ.
„Das tust du nicht." Zur Überzeugung beugte ich mich vor um ihn zu küssen. Er kam mir auf halbem Weg entgegen und schloss den Abstand zwischen uns mit seinen Lippen. Diesmal war ich diejenige, die aufstöhnte, als sich unsere Münder berührten. Mein Verstand setzte völlig aus und ich gab mich nur diesem wunderbaren Gefühl hin. Niklas hatte mich an den Haaren gepackt und vertiefte somit den Kuss. Als sich unsere Zungen berührten, durchzuckte mich der vertraute Stromschlag, den ich nur bei ihm spürte. Anscheinend fühlte er dasselbe, wirbelte mich in der nächsten Sekunde herum, sodass ich unter seinem Körper gefangen war. Sein Mund lag immer noch auf meinem, was mich dazu veranlasste, sein Shirt hoch zu ziehen. Diesmal wehrte er sich nicht, und ich berührte seine heiße Haut mit den Fingerspitzen, fuhr seine glatte Haut entlang hinauf zu seinem Hals. Unterdessen hatte er sich von mir gelöst und sah mir gebannt in die Augen. Jetzt lagen meine Hände an seinen Wangen und umschlossen somit sein Gesicht. Immer noch lag sein wärmender Blick auf mir und in seinen Augen konnte ich deutlich sein Verlangen erkennen.
„Schlaf mit mir, Niklas." , hauchte ich ihm zu, woraufhin er die Augen schloss, nur um sie dann mit einem intensiveren Verlangen wieder zu öffnen. Er kam mit seinem Gesicht näher, und berührte sanft meine Lippen mit seinen. Wie ich dieses Gefühl liebte. Mein Aufstöhnen wurde von einem weiteren Kuss verschluckt und ich wurde immer ungeduldiger. Wieder ließ ich meine Hand gegen seinen Schritt schnellen und wurde mit einem tiefen Brummen seinerseits belohnt.
„Vanessa." Seine Stimme klang so kratzig tief, dass ich nicht anders konnte und ihn noch einmal berühren musste. Als ich wieder aufschaute, schenkte er mir ein verführerisches Lächeln, nahm jedoch Abstand zu mir. Ich wollte ihn schon zu mir ziehen, da setzte er sich auf.
„Was ist los? Willst du keinen Sex mit mir?" Enttäuscht beobachtete ich ihn, wie er sich das Shirt überzog.
„Ich wünsche mir nichts sehnlicher.", sagte er, und verwirrte mich damit nur noch mehr. Ich folgte ihm und setzte mich ebenfalls auf, rutschte jedoch zu ihm auf und zog an dem Kragen seines Shirts, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht, sodass er in meine Nähe fiel. Ich bewahrte ihn mit einem Kuss vor dem Sturz. An meinen Lippen spürte ich sein Lächeln und schaute auf.
„Wir sind beide viel zu aufgewühlt dafür." Ich schüttelte bei seinen Worten den Kopf. „Doch" er lachte wieder, nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich dann eindringlich an.
„Ich werde mit dir schlafen, Vanessa, doch nicht so, nicht heute.", sagte er und ich gab mich geschlagen. Der endgültige Ausdruck in seinen Augen würde kein Aber zulassen. Mit einem lauten Seufzer ließ ich mich in die Kissen fallen, er tat es mir gleich und machte es sich neben mir bequem. Als wir so dalagen, bemerkte ich erst wie erschöpft ich war und hätte auf der Stelle einschlafen können. Niklas musste meine Müdigkeit bemerkt haben, und breitete die Decke über uns aus.
„Schlaf gut, Liebling." Seine Liebkosung brachte mich zum Schmunzeln, und ich kuschelte mich an seine Brust.
„Wenn wir schon kein Sex haben, kannst du dann wenigstens zum Schlafen dein Shirt ausziehen?", fragte ich müde, und ein freches Grinsen lag auf meinen Lippen. Sein tiefes Lachen ging durch meinen Körper, wärmte meine Brust. Dann bewegte er sich neben mir und ehe ich mich versah, lag ich auf seiner nackten Brust.
„So werde ich auf jeden Fall besser schlafen können." Ich gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Brust und schloss zufrieden die Augen.
Sein leises Lachen hörte sich gedämpft an, doch ich war zu platt um meine Augen zu öffnen, um ihn an zusehen.
„Ich werde wahrscheinlich kein Auge zu machen können.", flüsterte er noch, während er mir sanft über den Kopf streichelte und ich ins Traumland wegdämmerte.
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