﴿ Teil Drei - Rabe und Herz ﴾
»Ich liebe dich. Mehr noch als mein Leben.«
Er ließ seinen Blick über das Gesicht seines Freundes schweifen, der verständnislos wirkte. Verwirrt. »Mehr noch als dein Leben?«
»Ich begreife, dass du das nicht verstehen kannst, aber es ändert nichts daran, was ich empfinde. Lass es mich daher einfach aussprechen.« Er studierte das Profil seines Freundes. Die sanften Kanten, die Härte in seinen kindlichen Augen. Die Schwere einer Vielzahl an Leben darin gespiegelt.
Das Meer vor ihnen war rau und aufgewühlt, drängte gegen die felsige Küste und verlor erst weit im Westen in den Fjorden seine Wildheit. Er wusste, dass die tausenden Augen in ihren dunklen Fluten nach seinem Freund riefen, wie alles nach ihm rief, das Sina-wa Untertan war.
»Alles ändert sich und bleibt trotzdem gleich«, sagte sein Freund schließlich besonnen. »Wie das Meer zu unseren Füßen. Keine Welle gleicht der anderen und doch hören sie niemals auf zu schlagen. Eine Welle würde sich niemals jemand anderem hingeben als Saibiki, weil die Welle weiß, dass sie selbst Saibiki ist. Das Vertrauen in sich selbst ist das einzige, was dir in dieser Welt sicher ist. Wie kannst du dann dein ganzes Leben in die Hände eines anderen legen, als in die, welche dir immer treu sein werden?«
»Du meinst meine eigenen?«
Ein Nicken.
»Kann ich mir denn sicher sein, dass ich mir immer treu sein werde?«
Sie blickten einander an. »Ich hatte es angenommen.«
Er lächelte seinen Freund traurig an. »Menschen sind wankelmütig«, murmelte er und blickte zurück zum Horizont. »Und launisch wie die See. Aber du bist stet. Es wird sich alles ändern und niemand weiß in welche Richtung. Wir riskieren alles. Und das ist schon bedrohlich genug.«
⫷ Wenn man bereits auf dünnem Eis wandelt, kann man genauso gut gleich tanzen. ⫸ ~ ein Sprichwort der Inuit
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