⫷ Kapitel 8: Im Zittergebirge ⫸
Als Nanouk das nächste Mal ihr Bewusstsein erlangte, war sie in eine federleichte Wärme gehüllt, als würde sie schweben. Es war hell, demnach musste es bereits Morgen sein und sie spürte die warmen Strahlen der Sonne über ihr Gesicht tanzen. Der charakteristische Geruch nach Sonne auf Schnee umgab sie gemeinsam mit dem Duft von Harz und Tannennadeln. Und eine feine, für sie nicht zuordenbare Note nach Frühlingsblumen.
Kalt und frisch stach ihr die frostige Luft in den Lungen, die sich ohne Schmerz füllen ließen. Es hätte ein wundervolles Erwachen sein können, wenn ihr nicht die Bilder ihres Traumes nachhingen. Das Reißen von Haut, Blut, ein einzelner gellender Schrei.
Nanouk kniff die Augen zusammen und versuchte sich dieser grässlichen Erinnerung zu entziehen, spürte, wie sich ihr Körper zusammenzog und sie das Gesicht an die Wand ihres Schlafplatzes drückte. Doch das, was sie für das hölzerne Kopfstück eines Bettes gehalten hatte, war weich und warm. Sie hielt den Atem an und zwang sich aus den Abgründen des Albtraums zu tauchen, in denen Qiuq wieder und wieder sein Ende fand. Sie spürte einen sanften Druck unter ihren Kniekehlen und um ihre Schultern, wurde sich eines Schaukelns bewusst, als wiege sie jemand auf und ab.
Nanouk stieß ihren Atem aus, als sie sich des Hebens und Senkens eines Brustkorbes bewusst wurde an welchen sie sich drückte und ihr der Atem eines Fremden über die Haare strich. Mit einem Schlag war sie hellwach.
Sie öffnete die Augen und wurde sich nun endgültig des Griffes bewusst, in dem sie lag. Jemand trug sie knirschenden Schrittes durch den frostigen Winterwald. Sie erblickte die vorbeiziehenden Bäume, stilles Unterholz, in blaue Schatten getauchte Schneewehen und felsige Aufschlüsse, wo ihr scheinbar wahlloser Weg am Gebirgshang entlangführte.
Ihr Blick huschte über die stille Umgebung und dann hinauf zu demjenigen, der sie trug. Sie erkannte die Brust des Mannes, seine bestickte Lederweste, seine blasse Kehle, die scharfe Kontur seines Kiefers und die rostroten Strähnen seiner unordentlich gebundenen Haare.
Gerade, als der Mann den Kopf senkte, stieß sie sich gewaltsam von ihm ab und wand sich aus seinem Griff. Er ließ es geschehen, als wäre sie eine Katze die es Leid geworden war, gehalten zu werden und blieb ruhig stehen.
Nanouk kam stolpernd im Schnee auf, sank bis zu ihren Waden ein und strecke ihre Arme zur Seite weg, um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Schwer atmend zwang sie sich zur Ruhe, als sie den Fremden ihr gegenüber betrachtete. Normalerweise wachte sie mit dem ersten Licht des Tages auf, verpasste selten den Sonnenaufgang und dass sie sogar verschlafen hatte, wie sie jemand aufhob, behagte ihr ganz und gar nicht. Früher war sie selbst in der Nacht öfter aufgewacht wenn eines ihrer Geschwister im Schlaf nach ihr getreten hatte.
Doch sie war nur knapp ihrem Tod entronnen und hatte außerdem schreckliche Verletzungen davon getragen, da war es wohl selbstverständlich, dass sie unachtsam wurde. Verletzungen, die sie allerdings nicht mehr spürte.
»Was habt Ihr mit mir gemacht?«, fragte sie schließlich und blickte zu dem Fremden, der seine Hände in die Taschen seiner Hose geschoben hatte. Er musterte sie mit Interesse.
Seine rostroten Haare glänzten in der Sonne wie flüssiges Metall und standen in starkem Kontrast zu der weiß-schwarzen Welt um sie herum. Doch auf ihre Frage hin hob er nur nachdenklich seine geraden Augenbrauen und wirkte wie die Ruhe selbst.
»Dir die beste Nacht deines Lebens verschafft«, antwortete er schließlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht und blickte ihr mit einer irritierenden Freundlichkeit in die Augen.
Nanouk rümpfte die Nase. Jemand, der so unbefangen in diesen tödlichen Wäldern spazieren ging, konnte nur Böses im Sinn haben.
»Also seid Ihr ein Diener des Winterkönigs und ein Ekel. Ich kann mich nur nicht entscheiden, was mich weniger überrascht.« Sie befühlte ihre Arme durch den Mantel hindurch, tastete nach ihrer Hüfte und dem Oberschenkel, doch selbst auf den Druck hin, spürte sie keinerlei Schmerzen.
»Vorsicht«, sagte der Mann nun und legte den Kopf schief. »Ich könnte noch den Eindruck bekommen, du wärst mir nicht dankbar.«
Und wieder klangen seine Worte weder nach Vorwurf noch nach einer Warnung. Nanouk presste ihre Lippen in eine dünne Linie, als sie einfach nicht schlau wurde aus diesem Mann.
Nein, sie war ihm nicht dankbar und auf der anderen Seite war sie das sehr wohl, aber das würde so jemand wie er nicht verstehen. Zu sterben hätte einen Ausweg bedeutet, einen endgültigen, doch einen, der ihr alles was nun geschah erspart hätte. Am Leben zu sein allerdings war ihre Pflicht, ihre Sorge um die anderen Kinder eine Aufgabe, die sie nicht verdrängen durfte. Und man konnte es tatsächlich als beste Nacht ihres Lebens bezeichnen, wenn nicht zu sterben tatsächlich Platz finden sollte auf so einer Liste.
»Wo sind die anderen Kinder?«, fragte sie daher verbissen und schluckte ihre Frustration hinunter. Sie fühlte sich schutzlos und hilflos, kein Weg führte nach Hause, Tod lag in alle Richtungen und, selbst wenn es ihr missfiel, war dieser Diener des Winterkönigs fürs erste ihre einzige Möglichkeit überhaupt in Erfahrung zu bringen, wohin der Prinz mit dem Konvoi verschwunden war. Wenn sie wusste, wo sie suchen musste, dann konnte sie mehr bewirken. Ihre Kameraden befreien, einen Plan schmieden, um zurück ins Tal zu flüchten. Durch den Wald, die Hänge des Zittergebirges hinunter. Natürlich. Erneut aufsteigende Panik schnürte ihr den Brustkorb ein. Viel zu tief.
Der Fremde stieß ein sanftes Seufzen aus und blickte sich um. »Adassett hat sie sicher zurück an den Palast gebracht. Die meisten jedenfalls.«
Nanouk nickte kurz und deutete dann an sich herab. »Ich habe keine Schmerzen mehr.« Sie wollte nicht darüber nachdenken, denn zu ergründen, was es hieß, dass ihre Wunden wie von Zauberhand genesen waren, würde bedeuten, dass sie sich auch eingestehen musste, dass der schwarze Nebel auf dem Schneepfad nicht ihrer Panikfantasie entsprungen war. Sondern echt gewesen war. Magie, die es nicht geben darf.
»Gern geschehen«, nickte der Diener allerdings seelenruhig und zog seine Hand aus der Tasche, um sich eine Schneeflocke von der Schulter zu wischen.
»Nein«, schüttelte Nanouk energisch den Kopf und wich einen weiteren Schritt von ihm zurück. »Wieso? Und wie? Warum habe ich keine Schmerzen mehr?«
Nanouk wusste, dass sie sich zügeln sollte, doch ihre Gedanken wirbelten haltlos durcheinander, dass sie für ausgefeilte Manieren keinen Platz fand. Eine überwältigende Mischung aus Angst und Wut mischte sich in ihrem Bewusstsein zusammen und sie stellte fest, wenn man sich einmal mit dem Tod abgefunden hatte, wurde alles andere zweitrangig.
»Der Mantel.«
Nanouk starrte ihn wortlos an, wartete auf eine Ausführung dieser Aussage, doch als er sie bloß ebenso still zurück anblickte, rang sie die Hände. Seine unbekümmerte, vage Art ging ihr langsam auf die Nerven und so wandte sie sich mit einem frustrierten Laut ab, um ihre Umgebung erneut in Augenschein zu nehmen.
Der Wald hier war etwas lichter, als der Abhang an dessen unterem Ende sie zum Liegen gekommen war und so erkannte sie zwischen den Stämmen niedriges Gestrüpp und herabgefallene Äste, die sich ineinander verkeilt hatten.
Sie würde bald etwas essen müssen, aber ohne ihr Jagdmesser, einem Bogen oder zumindest einem Speer kam sie nicht weit. Zielstrebig marschierte sie auf das Unterholz zu und fegte den Schnee grob mit dem Ärmel des Mantels zu Boden, auf der Suche nach einem geeigneten Ast, den sie als provisorische Waffe nutzen konnte. Und wieder wurde sie von der merkwürdigen Beschaffenheit des Mantels überrascht. Sie griff mit nackten Händen in den Schnee und fühlte dennoch keinen Kälteschmerz.
Was hatte er nur mit ihr gemacht? Warum fühlten sich ihre Knochen selbst an, als fließe ein sanftes Feuer durch sie hindurch? Warum waren ihre Muskeln trotz unzähliger Verletzungen geschmeidig wie frisch geölte Rentiersehnen? Was hatte ihr der Mann bloß gegeben? Oder war es tatsächlich der Mantel, wie er so nichts sagend vorhin angedeutet hatte?
Es war ihr nicht geheuer und ein Teil in ihr, der nach wie vor leugnen wollte, was sich auf dem Schneepfad zugetragen hatte, pochte leise, aber unaufhörlich gegen ihren Verstand. Es ist Magie, du törichtes Kind. Dein Großvater hat nichts als Wahrheiten erzählt.
Nanouk schluckte und wischte sich über die Stirn, versuchte ihre Haare hinter die Ohren zu schieben und sich naheliegenderen, verständlichen Dingen, zu widmen. Sie schüttelte den Schnee von dem Gestrüpp und blickte sich kurz nach dem Mann um.
»Danke«, zwang sie sich zu sagen und versuchte nicht daran zu denken, dass der Mann nach wie vor keinerlei Aura besaß, nichts, das ihr sagte, wo sie ihn zu erwarten hatte. Als könnte er jede Sekunde neben ihr auftauchen, ohne, dass sie es kommen sah.
Aus den Augenwinkeln erkannte sie nun aber, wie sich Verblüffung auf dem Gesicht des Mannes ausbreitete und das erste Mal, so schien es, zeigte sich eine Gefühlsregung in seinen Zügen, die nicht vollkommen einstudiert wirkte.
»Habt Ihr meinen Mantel?«, wollte sie dann wissen und strich über den samtweichen Kragen des weißen Pelz. »Auch wenn Ihr ohne Eurem sehr munter wirkt, wird es mir leichter fallen in meinem eigenen zu gehen und zu jagen. Dieser hier ist doch ein wenig ...«, sie suchte nach den rechten Worten, hob die Arme und blickte an sich herab. Der Wundermantel sammelte sich als weißer, pelziger See zu ihren Knien, bis zu denen sie im Schnee versank.
»Reizend«, grinste der Mann nun unvermittelt und begutachtete sie mit einer Offenheit im Blick, die Nanouk gleich noch einen Schauer den Rücken hinunter jagte.
»Lang«, widersprach sie mit angespannter Stimme und warf ihm einen stechenden Blick zu.
Ihr Gegenüber hob einmal kurz die Schultern. »Ich habe deinen Mantel liegen gelassen. Ich bin ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen, dass du meinen ablehnen würdest.« Er klang aufrichtig dabei und weder List noch Belustigung begleiteten seine Worte, sodass Nanouk bloß nickte, doch nicht minder verärgert war.
»Das war gutes Fell«, murmelte sie. »Ich habe lange gebraucht, bis alles wind- und wasserfest war.«
»Wie es scheint, hat er dir aber nicht viel genützt. Als ich dich gefunden habe, warst du bereits bis an dein Untergewand durchnässt. «
Nanouk biss die Zähne zusammen, nicht darüber nach denken wollend, woher er das wusste. »Ich habe mich noch nie in einer Lage befunden, in der ich mich davor schützen musste, einen gesamten Berghang aus meinen Kleidern halten zu müssen«, gab sie erbost zurück und wandte demonstrativ den Blick ab, als der Mann erneut lächelte.
Aufgebracht stapfte sie zum nächsten Gebüsch und legte auch hier das Geäst frei.
Für einige Augenblicke war es still, doch dann ergriff der Fremde wieder das Wort. »Was suchst du?«
»Geeignetes Holz. Für einen Speer«, gab sie widerwillig zur Antwort und hob wie auf ein Zeichen den Blick, um tiefer in den Wald hinein zu schauen. Von einer Seite her mochten sie durch den ansteigenden Hang mitsamt seiner Gesteinsbrocken geschützt sein, doch die westliche Seite? Völlig ungeschützt und offen standen sie inmitten des Zittergebirges mit nichts am Leibe als einer lächerlichen Schicht Fellen.
Der Eisdämon war gewiss noch hier draußen, gemeinsam mit allem anderen Getier, vor dem man sie stets gewarnt hatte. Nebelgeister, Schneebären, Wölfe und mittlerweile war Nanouk sogar bereit an die Existenz von Urahnen zu glauben.
»Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte der Mann daraufhin allerdings bloß sanft und Nanouk fuhr zu ihm herum.
»Solche Worte aus Eurem Mund zu hören, nachdem Euer Freund hilflose Kinder entführt hat und der Winterkönig womöglich die Hälfte davon auf dem Gewissen hat oder haben wird, finde ich nicht gerade beruhigend!«, fauchte sie und schleuderte den verkrüppelten Ast, den sie aufgelesen hatte zurück in den Schnee.
»Wir sind keine-«, fing der Fremde an zu sprechen, doch Nanouk blendete seine nichtssagenden Worte einfach aus.
Gutes Holz für Waffen zu finden war schwer geworden, das meiste war schon lange tot und spröde, barst unter Beanspruchung viel zu leicht und löste allenfalls Splitter, wenn man damit zustach. Gutes Holz für Bögen zu finden war ein völlig irrwitziges Unterfangen. Selbst für diesen banalen Rohstoff waren sie die vergangenen Jahre auf Transporte aus Aalsung angewiesen gewesen.
Sich nicht verteidigen zu können, war Nanouks größte Angst. Der Welt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, ohne sich zur Wehr setzen zu können, verfolgte sie bis in ihre Träume, die sie oft in dunkle, tiefe Meeresspalten zogen und ihr die Luft zum Atmen raubten. Und auch die Welt außerhalb ihrer Angstfantasien tat ihr bestes, diese Furcht zu schüren. Nicht zuletzt von dem barbarischen Akt ihrer Gefangennahme und dem grässlichen Gefühl nichts gegen ihren Tod tun zu können. Bloß daneben zu stehen und die Katastrophe vor ihren Augen entfalten sehen zu müssen.
Nanouk schüttelte diese Erinnerungen ab, versuchte sich nicht zu stark in dem Gefühl der Schuld zu verlieren, als ihr der Schneepfad wieder vor Augen trat und konzentrierte sich auf die wenigen Dinge, die sie beeinflussen konnte.
In dem Gerippe eines umgestürzten Nadelbaumes, dessen schneebedeckte Äste aussahen wie die Gebeine eines Hirsches, fand sie, was sie gesucht hatte.
Der Mann beobachtete sie interessiert dabei, als sie nach dem dritten Versuch einen knorrigen Ast ausfindig machte und begann diesen in einen handlichen Speer zu formen. Sie legte sich den Ast quer über ihren Oberschenkel und brach ihn mit einem dröhnenden Bersten entzwei.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung war und fuhr zu dem Mann herum, der nun mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck durch den Schnee auf sie zu kam.
»Auch wenn du einen Hass auf mich und den König hast, würde ich es vorziehen, wenn du das nicht direkt auf meinem Mantel-«
Ein zweites Knacken hallte durch die sonnige Stille des Waldes, als Nanouk den Ast ein zweites Mal über dem Knie zerbrach und den Diener dabei provokativ anblickte. Sie pfefferte den unbrauchbaren Teil des Astes in den Schnee.
»Euer Freund hat mein einziges Jagdmesser gestohlen und ich werde ganz sicher nicht unbewaffnet durch diesen verfluchten Wald marschieren. Ganz gleich, wie viele Tricks Euer Mantel auf Lager hat. Dieser Eisdämon-«
»- wird nicht wiederkommen«, unterbrach er sie mit leicht aufgebrachter Stimme und war schließlich bei ihr angelangt. Energisch griff er nach dem Ast in ihren Händen, doch Nanouk lehnte sich flink aus seiner Reichweite.
»Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein? Es gibt nicht nur ein Monster im Zittergebirge.« Unterbewusst hatte sie den behelfsmäßigen Speer auf den rothaarigen Diener ausgerichtet und diesem war das nicht entgangen. Doch nun wanderten seine dunklen Augen von ihren Händen, die den Speer hielten, zurück in ihr Gesicht.
»Oh, dessen bin ich mir bewusst.« Für einige Sekunden blickten sie einander an, dann beugte sich der Mann zu seinem Stiefel nach unten und griff nach etwas silbrig glänzendem, das Nanouk zuvor als Teil der Verschlüsse geglaubt hatte.
Sofort wich sie einen Schritt zurück, schob ihre Beine auseinander, sodass sie selbst in dem tiefen Schnee sicher stand und ihre Augen huschten argwöhnisch zwischen dem Gesicht des Mannes und seinen Händen hin und her. Aber er präsentierte ihr lediglich einen einschneidigen, eleganten Dolch.
»Wenn du unbedingt mit etwas herumfuchteln willst, dann nimm wenigstens eine Waffe, die tatsächlich jemand anderem schadet als bloß dir.«
Nanouk schnaubte, überlegte es sich aber. Ein Speer hielt zwar gut auf Abstand, aber dieser hier würde wohl bei der geringsten Belastung zerbrechen und sie sich allenfalls – da hatte der Mann leider Recht – Splinter einziehen.
Sie griff also nach der ellenlangen Waffe, behielt den Speer aber zur Sicherheit in der anderen Hand.
»Na siehst du«, grinste der Mann und betrachtete sie selbstzufrieden, als hätte er ihr soeben tatsächlich einen Dienst erwiesen. »Und wenn du jetzt noch einmal Danke sagst, dann bin ich das glücklichste Monster weit und breit.«
Nanouk rümpfte allerdings bloß erneut die Nase. »Ein zweites Mal danke ich Euch, wenn ich am Leben bleibe. Und keine Sekunde früher.«
Der Mann seufzte, als er zum wiederholten Male an Nanouks misstrauischem Charakter abprallte. »Diese Wälder gehören mir, ich gehöre dem Winterkönig und du stehst unter seinem und damit auch meinem Schutz. Das einzige, das du zu fürchten brauchst, wäre alleine mich.«
»Und das soll mich beruhigen?«
»Ich hatte es angenommen«, entgegnete der Mann schulterzuckend und machte sich nun wieder auf den Weg. Er stapfte durch den Schnee wie ein vollkommen normaler Mensch, nur ein wenig eleganter als sie selbst, da er nicht gar so tief im Schnee einsank wie Nanouk.
Sie war ein wenig überrascht, dass er ihr den Rücken kehrte, nachdem er ihr seine einzige Waffe ausgehändigt hatte, doch dann erinnerte sie sich wieder an das Gefühl seiner Ausstrahlung. Vermutlich brauchte er keinerlei Waffen, wenn seine Existenz alleine schon tödlich genug wirkte. Vor allem gegen ein Mädchen wie sie es war musste er sich nicht wappnen und so neutral Nanouk das auch zu sehen versuchte, fühlte sie eine schäumende Abneigung dieser Haltung gegenüber.
Genauso wie der Prinz in der Halle der Abgaben, maß ihr dieser Mann hier ebenso wenig Bedeutung zu, als wäre sie vernachlässigbar, unwichtig und keine Gefahr. Doch da ihr nichts anderes übrig blieb, folgte sie dem Diener weiter durch den Wald, stets bergauf.
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