⫷ Kapitel 52: Reikis Brief ⫸

Nanouk atmete tief durch und versuchte sich nicht schuldig zu fühlen. Sie wollte wirklich, dass Inja wusste, wie sehr sie sich um Wallheim Gedanken machte. Doch dies waren Sorgen, welche im Moment nichtig waren. Sie stieß die Luft zittrig durch den Mund aus und blickte auf den Brief in ihren Händen. Vielleicht war das eine wirklich dumme Idee, doch Nanouk konnte sich nicht mehr leisten, abzuwarten. Sie vertraute Nauju und das musste genügen.

Nanouk klopfte fest im Takt ihres Herzens gegen die Türe und lauschte. Es blieb für einige Augenblicke lang still, doch dann hörte sie Stimmen und hielt die Luft an. Nauju war gewiss nicht alleine und mit einem Mal war sie sich nicht sicher, ob sie wissen wollte, was er soeben tat. Die rechte Türhälfte wurde geöffnet und Nanouk erblickte Nauju ohne seine Stoffweste und mit offenem Hemd vor sich.

Er hatte noch ein laszives Grinsen auf dem Gesicht, doch als sein Blick auf Nanouk fiel, gefror dieses.

»Nanouk«, stellte er fest und fuhr sich durch die zerzausten Haare.

»Nauju, ich-«, fing sie mit stockender Stimme an, wurde jedoch unterbrochen, als die Dame von irgendwo innerhalb seiner Gemächer ein ungeduldiges Seufzen ausstieß.

»Sagt ihr, sie soll sich gleich zu uns legen oder wieder gehen.«

Naujus Lächeln zuckte für einen Moment, erreichte jedoch nicht seine Augen und ohne den Blickkontakt zu Nanouk zu unterbrechen sagte er: »Ich fürchte, unser Besuch genießt Zweisamkeit mehr, als Gesellschaft.«

»Na schön«, rief die Dame schmollend. »Dann beeilt Euch, das Bett wird kalt.«

Nanouks Griff um den Brief verstärkte sich. »Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie leise und schrumpfte trotz allem vor Naujus herablassendem Blick zusammen.

»Wie du merkst, bin ich gerade ein wenig beschäftigt.«

»Es ist dringend. Bitte«, bat sie mit rauer Stimme und fühlte sich, als würde sie an diesem Wort ersticken. Sie erkannte, wie etwas in Naujus Blick um Fassung rang, ehe er mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck zur Decke blickte.

»Ich bin gleich zurück«, rief Nauju schließlich über die Schulter und trat in den dunklen Korridor hinaus.

Nanouk wich einen Schritt zurück und wartete, bis Nauju die Türe fest hinter sich geschlossen hatte, versuchte nicht an eine andere zu denken, doch scheiterte. Die drängende Furcht, welche sie bei dem klagvollen Seufzen erfüllt hatte, ließ ihr selbst hier in trockener Wärme die Haare zu Berge stehen.

»Was befindet sich am Ende der Treppe?«

Naujus Gesichtsausdruck wechselte von überlegen zu verblüfft, als er sie kurz anblinzelte.

»In Saghanis Badesaal«, führte Nanouk mit zugeschnürter Kehle aus, »gibt es eine Türe. Hinter dieser liegt ein eiskalter, feuchter und vollkommen schwarzer Gang, der in den Bauch des Berges führt. Was befindet ich an dessen Ende?«

Nauju hob überrascht die Augenbrauen. »Du bist hinein gegangen

Nanouk schüttelte stumm den Kopf.

»Um der Ewigen Willen, Nanouk, es gibt einen Grund, weshalb diese Türe so fest verschlossen ist, wie nur irgend möglich.«

»Und welcher Grund wäre das?«, wollte Nanouk im Flüsterton wissen. Naujus Unbehagen verstärkte in ihr das entrische Gefühl einer verbotenen und noch gefährlicheren Entdeckung.

Doch Nauju schnaubte nur und verdrängte den erschrockenen Ausdruck von seinem Gesicht. »Auf einmal verzehrst du dich nach meinen Worten. Hat Adassett nicht genug geplaudert? Warte, das war neben seinen umfassenden Trieben vermutlich gar nicht möglich.«

Nanouk biss die Zähne fest zusammen. »Du bist eifersüchtig, ist es das? Weil Adassett Gefühle für mich hegt, die du niemals haben wirst?«

Nauju wich zurück, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen.

»Dass ich dir weniger geben würde, wenn du diesen Schritt nicht gehst? Dass ich dich vergessen hätte, weil du Adassett – oder jedem anderen – so viel mehr zusprichst als dir selbst?«

Nauju sagte nichts darauf, sondern starrte sie bloß mit schmerzhafter Härte im Blick an. »Verstehe«, sagte Nanouk schließlich leise und fühlte förmlich, wie ihr Körper zusammensank. »Also? Sagt Ihr mir, was sich am Ende der Treppe befindet?«

Nauju schluckte und blinzelte, ehe er sämtliche Gefühle abwürgte und die Schultern hob. »Ein Altar«, sagte er schließlich und lehnte sich mit dem Arm gegen den Türrahmen. »Aber der Weg hinunter ist gefährlich und der Raum am Ende besitzt nicht einmal eine Mauer. Wenn du stolperst, stürzt du direkt von den Klippen in deinen Tod. Und dass der Altar schon lange nicht mehr besucht wird, weil Nao sämtliche Boten verschlungen hat, muss ich dir ja wohl nicht mitteilen.«

Nanouk holte erschrocken Luft, noch ehe ihr Verstand begriff, was sich ihr träge eröffnete. Sie musste unweigerlich an ihre Begegnung mit Sina-wa denken, als er sie mit einem heftigen Stoß zurück auf die Erde geworfen hatte. Auch da war ihr der Palast erschienen und sie selbst durch einen schwarzen Raum geflogen, in welchem besprenkelt von der rauen Gischt der Klippen ein weißer Altar stand. War dies gar der selbe Altar, von dem Adassett damals gesprochen hatte, als sie durch den Bauch des Palastes geschlichen waren? Doch dann musste der Gang tatsächlich den gesamten Weg von diesem bis nach Wallheim gegraben worden sein und Nanouk wunderte sich unbehaglich, wer das gewesen war und wieso der Gang in Wallheim endete.

»Und was«, fuhr sie fort und entfaltete den Brief in ihren klammen Händen, »steht hier?«

Nauju runzelte verärgert die Brauen und blickte auf ihre Hände, drauf und dran etwas unschickliches zu sagen, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken. Er griff nach dem Brief und strich über die geschwungene Handschrift. »Seit wann schreibt dir Reiki Briefe?«

Nanouk schüttelte den Kopf. »Er gab ihn mir, als ich meine Audienz bei Nao hatte. Ich kann ihn nicht lesen, doch ich muss wissen, was er mir sagen wollte.«

Naujus Augen huschten über die wenigen Zeilen, seine Lippen formten leise die Worte, welche für Nanouk selbst unerreichbar waren und dann schnaubte er herablassend.

»Es ist sinnloses Gekrakel«, sagte er dann und fuhr sich durch die schlohweißen Haare.

»Nauju, bitte

Er kniff die Lippen zusammen und rollte mit den Augen. »Er schreibt«, fing Nauju an, »Uki, das Weiß fällt in Zeiten der Kälte niemals ohne Grund. Wenn ich finde, was mich an dich bindet, das Versprechen deiner Vergangenheit an das Schicksal meiner Zukunft, rufe nach mir. Füge dich heute und erwache neben einem Freund«, las Nauju vor und hob dann eine Augenbraue. Nanouk kaute nervös auf ihrer Lippe, bis sie Blut schmeckte und das Gesicht verzog.

Nauju ließ den Arm mit dem Brief sinken, als Nanouk stumm blieb. »Tja, das klingt ziemlich sinnlos, wenn du mich fragst.«

Nanouk streckte schwach die Hand nach dem Brief aus und spürte regelrecht, wie sich ihre Gedanken überschlugen. Ja, sie hätte sich damals fügen sollen, als Nao gewillt gewesen war, ihr einen Wunsch zu erfüllen. Sie hätte mit Reiki gehen sollen und nicht mit Saghani. Doch der Rest klang verworren und dennoch merkwürdig vertraut. Als zupften diese Worte an etwas tief in ihren Erinnerungen.

»Viel Spaß damit«, rissen sie Naujus Worte aus den Gedanken und das Zufallen der Türe holte sie vollständig zurück ins Hier und Jetzt. Nauju hatte sie ohne weitere Worte des Abschieds einfach stehen gelassen.

Nanouk zog sich in ihr Zimmer zurück und zwang sich den gesamten Weg dorthin die Worte, welche ihr in Naujus Stimme durch den Kopf sangen, wieder und wieder aufzusagen. Sie durfte kein einziges davon vergessen und starrte so lange auf die Buchstaben, bis ihre Augen vor Müdigkeit brannten. Sie hatte nichts, dass ihn an sie band, waren sie einander das erste Mal vor knapp einem Monat begegnet. Du hast etwas, das mir gehört.

Nanouk schluckte, als sie die Worte als dunkle Linien im bestickten Baldachin über sich in der Dunkelheit betrachtete.

Wenn sie auch nur einen Satz vergaß konnte das bedeuten, dass sie vielleicht nie wieder die Möglichkeit haben würde zu verstehen, was Reiki von ihr brauchte.

Du kennst die Lösung dieser Rätsel längst.

Doch auch, als sie in der Dunkelheit die Worte wieder und wieder vor sich in der Luft kreisen ließ, versagte ihr der müde Verstand schlussendlich den Dienst. Sie schlief ein, noch ehe sie es bemerkte.

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Nanouk erwachte schweißgebadet, als sie noch mit einem Keuchen vor der albtraumhaften Gestalt Naos floh, der sie mit einem blutigen Lächeln durch die Sterne verfolgte. Sie verschloss sich dem Gedanken, dass er begriffen hatte, wer ihm hinter den Sternen ins Netz gegangen war, denn andernfalls hätte Nanouk sich gelähmt vor Angst unter ihr Bett verkrochen und wäre dort vergangen.

Sie horchte in den stillen Morgen, kleidete sich rasch an und huschte schließlich in die niemals schweigenden Korridore Wallheims. Sie duckte sich in die Schatten der Türbögen und musste beinahe lachen, als sie daran dachte, wie Recht Ischka mit ihrer Anschuldigung hatte. Sie schlich tatsächlich durch die Gänge. Doch nicht, um ihrem Herren die Kehle durchzuschneiden. Nein, Nanouk drückte sich an den Wänden entlang, weil sie in stiller Furcht Saghanis endgültigem Urteil entkommen wollte. Sie lauschte den Damen in der Küche, doch niemand verlor auch nur ein Wort darüber, was sich nach ihrer Ankunft hier zugetragen hatte, keine sprach über ihre Gefühle für den Henker und selbst Inja schien keine Freude dabei empfunden zu haben, sämtliche Mädchen dahingehend einzuweihen.

Nanouk schluckte, als sie unbedacht durch Wallheim wanderte, bis sie im Festsaal im zweiten Stock ankam, welcher stets für die Bewohnerinnen Wallheims reserviert war. Erst da wurde sie angesprochen, als Maha auf sie aufmerksam wurde und zu ihr hinüber eilte.

»Nanouk«, sagte sie besorgt und ließ ihren Blick an ihr auf und ab wandern. »Wie geht es dir? Ich habe dich gestern nicht gesehen und mir ein wenig Sorgen gemacht.«

Nanouk schluckte und legte ihre Hände auf Mahas, welche ihr über die Schultern strichen. »Ist Saghani immer noch wütend auf mich?«

Maha seufzte die Luft aus ihren Lungen, als wäre sie zu alt für solcherlei Gefühlskriege. Sie schloss kurz die Augen und drückte Nanouks Schultern. »Sie hat eine ihrer schwachen Phasen, wollte mir nicht recht erzählen, warum. Aber wie es scheint, habe ich richtig gelegen.«

Maha sah nicht erbost aus, sondern traurig, stellte Nanouk mit Schrecken fest und fühlte wie sich die Reue tief in ihre Brust grub. »Es tut mir Leid. Ich wollte sie niemals ... ich wollte ihr niemals weh tun.«

Maha führte sie zu einer der kleinen Alkoven am Rande des Festsaals und drückte sie auf die samtene Bank hinter den dichten Vorhängen. »Ich weiß. Und sie weiß das ebenso«, murmelte sie dann und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Doch die Sache mit Adassett ...«

Nanouk kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich kenne ihre Beweggründe«, sagte Nanouk schließlich. »Ich weiß, was sie umtreibt, Nauju hat es mir erzählt. Ich weiß, was sie durch Nao und Adassett erlitten hat und kenne ihre Krankheit.«

Maha blickte Nanouk mit leichtem Entsetzen an, doch verzog dann die Augenbrauen mitleidig. »Wenn sie eine Wahl gehabt hätte, dann hätte Saghani diesen Mord niemals begangen.«

»Doch diese Wahl«, sagte Nanouk schließlich leise, »hat man ihr genommen.«

Maha nickte. »Sie denkt, sie tut das richtige und bei allem, was sie durchgemacht hat, bin ich die Letzte, die sie dafür verurteilt.«

Nanouk schluckte beklommen. »Auch, wenn es nicht hilft, weil er es nicht kann, würde Adassett um Vergebung bitten.«

Maha schnaubte ein freudloses Lachen. »Ich mag dich zwar nicht gut kennen, doch schätze ich dich ehrlich genug ein, dass du diese Dinge nicht aus Bosheit heraus sagst. Auch, wenn es mir schwer fällt es zu glauben.«

Nanouk lächelte matt und blickte auf ihre Hände hinab. »Ich möchte Saghani helfen«, sagte Nanouk. »Ich werde ihr helfen. Vielleicht hat sie dir das bereits erzählt, doch ich werde Nao töten, wenn sie mich zu ihm schickt. Es ist mit Adassett und seinen Männern beschlossen, denn auch er möchte dieser Schreckensherrschaft ein Ende setzen.«

Maha lächelte nun ein wenig breiter. »Ich werde mit ihr sprechen. Erwähne solche Dinge aber in Zukunft bloß nicht«, warnte sie dann Nanouk jedoch. »Niemand muss wissen, was du zwischen deinen Laken versteckst und der Nacht anvertraust. Sie werden es schon früh genug erfahren.«

»Sprichst du von lachenden Schönlingen?«

Maha lächelte verschwörerisch. »Ich habe dich nie gefragt, was es wirklich war, das Adassett und du in den Dienstbotenquartieren gemacht habt. Oder was mit dem Jungen geschehen ist. Ich denke, ich wollte es auch gar nicht wissen. Und ein Teil von mir, will es nach wie vor nicht.«

Nanouk schlug die Augen nieder, als sie an Itam dachte. »Er ist in Sicherheit. Bei Anuri. Jedes Kind, welches Adassett-«

»Was habe ich dir gesagt?«, unterbrach Maha und schüttelte lächelnd den Kopf. »Während Schweigen manchmal den Spielraum für Fehlinterpretation lässt, ist es in manchen Fällen dennoch mehr wert, als alles Gold der Welt.«

Nanouk bedankte sich. Sie wussten beide, dass Maha Nanouks Erläuterungen nicht glauben würde, oder diese zumindest nicht zur Gänze verstehen konnte und wichtig waren diese ebenso wenig. Niemand musste überzeugt werden und Nanouk wunderte sich, ob es allen Endes nicht doch klüger gewesen wäre, wenn Adassett und Saghani versucht hätten zu reden.

Doch Saghani war ungemein stolz und ihre Kränkung reichte so tief, dass Nanouk ihre wütende Kurzsichtigkeit nicht einmal zu verurteilen vermochte. Sie hatte die letzten Jahre mit der selben, freiwilligen Verblendung gelebt. Maha versicherte ihr, dass Saghanis Leiden ihrer Obhut oblag und damit wünschte sie Nanouk viel Glück. Es klang in ihren Ohren viel zu endgültig.

Nanouk hielt in dem Festsaal nach Nauju Ausschau, den sie gedachte als nächstes zu stellen, um ihn mit ihrer Wahrheit zu konfrontieren. Sie fand, dass knapp zwei Tage lange genug war, um sich gekränkt zurück zu ziehen, während ihnen allen die Zeit zwischen den Fingern zerrann. Sie erspähte ihn auch wenig später auf einem der Liegesofas sitzend und mit einer Dame an jedem Arm.

Sie blickte ihn an, bis er selbst den Kopf hob und ihrem Blick durch den Saal hindurch begegnete. Nanouk hob langsam eine Hand zum Gruß, doch Nauju erwiderte diesen nicht. Stattdessen küsste er die Dame zu seiner Rechten ausgiebig, als wolle er Nanouk zeigen, wie wenig er sich um sie scherte. Wie unbefangen und glücklich er hier war.

Nanouk knirschte mit den Zähnen. Sie musste Nauju irgendwie unter vier Augen sprechen, doch wenn er seinem persönlichen Verfall derart freiwillig in die Arme lief, würde das schwierig werden. Aber wenn Nauju unbedingt kindisch sein wollte, dann gab es einen Weg ihn mit der selben Wahrheit zu erschlagen, welche er an erster Stelle erfleht hatte.

Sie kam vor ihm zum Stehen, doch Nauju hob lediglich eine abschätzige Augenbraue, als sein Blick an ihr herab wanderte.

»Nanouk. Was für eine Über-«

»Ich möchte unsere Abmachung lösen«, unterbrach sie ihn leise, doch fest.

Das Lächeln auf Naujus Gesicht gefror zu Eis und er legte den Kopf nach einigen Momenten der Stille schief. »Sicherlich deutest du damit nicht an, was ich denke.« Dabei erstarrte auch die Hand, welche er zuvor noch über die Taille seiner Sitznachbarin gleiten hatte lassen.

»Doch, genau das deute ich damit an. Denn offensichtlich liegt Euch nicht mehr viel daran.«

Nanouk erkannte den Moment, in welchem Nauju tatsächlich realisierte, dass sie sich keinen Scherz erlaubte. Sie erkannte den Moment, in dem ihm der Boden unter den Füßen entglitt und sie erkannte den Moment, als seine Welt mit dem grässlichen Gefühl ins Leere zu treten, zusammenfiel. Doch dann grinste Nauju breit und erheitert.

»Ist dem so? Normalerweise gehen die Damen zuerst in die Knie, wenn sie mit jemandem von Adelsstand sprechen. Ich dachte, Adassett hätte bloß strikt unterwürfige Mädchen in seinem Bett.«

Nanouk bemühte sich, neutral zu bleiben. »Allerdings befinde ich mich im Moment in Eurer, nicht in seiner Gegenwart.«

Nauju sah aus, als hätte sie ihm ein Messer zwischen die Rippen gerammt, was metaphorisch gesehen vielleicht sogar der Wahrheit entsprach. Doch wenn er sämtliche Versuche ihrerseits abblockte, ein vernünftiges Gespräch mit ihr zu führen, musste sie ihn aus der Reserve locken. Es tat ihr weh, dass er sie behandelte, als wäre sie Luft, es kränkte sie und obwohl sie ihm keinen Anlass gegeben hatte, ihr zu vergeben, half es ebenso wenig, wenn er nun dicht machte.

Naujus Lächeln wurde so scharf und kalt, dass Nanouk fürchtete sich an diesem zu schneiden, wenn sie nur lange genug hinsah. Er stand in einer fließenden Bewegung auf und kam dicht vor ihr auf die Füße.

»Weißt du denn auch, was du da sagst?«

Nanouk hielt seinem Blick stand, als er sie von oben herab ansah, obwohl ihr das Herz schmerzhaft in der Brust hämmerte und das Blut in ihren Ohren beinahe lauter rauschte, als ihre nächsten Worte.

»Ich bin mir sehr bewusst, was das bedeutet. Doch ich möchte es Euch gerne zeigen.« Sie griff zielstrebig nach Naujus Hand und drehte sich um. Nauju leistete kaum Widerstand, als Nanouk ihn durch den Saal zog und schließlich die Treppen nach oben zum Musiksaal nahmen. Er entzog ihr jedoch seine Hand alsbald sie die Türschwelle überschritten.


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