⫷ Kapitel 22: Ein Hauch von Frühling ⫸
Der nächste Morgen brach ebenso geschäftig an, wie die davor. Maha war da, wenn Nanouk aufwachte und hetzte sie durch die Morgenroutine, um sie schleunigst bei den Küchen abzugeben und ihren eigenen Pflichten nach zu gehen.
Nanouk sollte es nur Recht sein. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal merkte wohin sie ging. Mit dem Korb voll geschälten Rüben in den Armen humpelte sie von der Hilfsküche in den Hauptraum mit den Öfen und stieß mit voller Längsseite mit einem anderen Mädchen zusammen. Nanouk fing sich stolpernd am steinernen Türrahmen, doch das schmächtige Kind mit fuchsfarbenen Haaren strauchelte und ließ die Schüssel, welche sie in Händen gehalten hatte, ungeschickt fallen. Das Porzellan zersprang in tausend Scherben, als das Mädchen einen erstickten Schrei ausstieß.
»Oh je«, murmelte Nanouk bestürzt und ließ den Korb zu Boden gleiten, um sich umständlich neben das gestürzte Mädchen zu knien.
»Hau ab«, fauchte diese und entzog ihren Arm Nanouks helfenden Händen.
Kurz darauf kamen auch schon die anderen Köchinnen angelaufen und erkundigten sich nach dem Unglück. Die Scherben wurden so schnell beseitigt wie nur möglich und die Küchenchefin schrie über den Lärm der Öfen hinweg, dass sie allesamt vorsichtiger sein sollten.
»Ist dir was passiert?«, fragte Nanouk dennoch und als das andere Mädchen sie aus wasserblauen Augen zurück anstarrte, erinnerte sie sich an sie. Inja. Das Mädchen, welches ihr gestern auf Saghanis Befehl hin den Wein gebracht hatte. Nanouk fühlte sich sofort noch schlechter und rutschte mit verkniffenem Gesicht auf dem Boden herum, um beim Aufsammeln der Scherben zu helfen.
Inja schnaubte und wischte sich mit den feingliedrigen Fingern über die Nase. Sie ließ sich von ihren Kolleginnen aufhelfen. »Alles bestens. Pass auf, dass du dir deine Nägel nicht brichst. Die sind hier deine letzte Verteidigung.«
Das schmale Lächeln, das Inja ihr daraufhin zuwarf, ließ Nanouk irritiert die Stirn runzeln, wusste sie schließlich nicht, worauf Inja anspielte. Ob es Rat oder Warnung war, das durch ihre Worte sprach.
Nanouk wurde ebenfalls wieder auf die Beine gezogen. Die alte Dame, die ihr über Reiki erzählt hatte, klopfte ihr auf die Schulter und sah nach dem Rechten, ehe sie die Mädchen allesamt wieder zur Arbeit aufrief.
Nanouk nickte, doch wurde mit einem Mal das seltsame Gefühl nicht los, dass Inja sie den restlichen Tag erbost aus der Menge heraus beobachtete, wann immer sie durch die Küche humpelte.
--⫷⫸--
Nanouk hatte angenommen, dass man sie früher entließe, als die anderen Frauen, doch Ischka hielt sie immer wieder dazu an dies und jenes zu erledigen. Anfangs nickte sie bloß und ging Ischkas Anordnungen so gewissenhaft wie möglich nach, doch über den Tag wurde es immer mühsamer. Ihr Bein schmerzte beinahe ohne Unterlass und jede Treppe wurde erneut zur Qual.
Die Sonne war längst untergegangen, als Nanouk durch die Hintergänge Wallheims schlurfte und eine Ladung an frisch gewaschener Laken zurück in den Wohntrakt schleppte. Sie verstaute die Wäsche in der großen Kammer neben den Wohnquartieren und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Beinahe musste sie auflachen. Dass sie im Zittergebirge jemals über Schweiß klagen würde, hätte sie sich nicht in ihren wildesten Träumen ausdenken können.
Es war angenehm ruhig in dem Wäschezimmer und Nanouk nutzte die Gelegenheit ein wenig zu verschnaufen. Es war ihr mittlerweile egal, dass Ischka hier das Sagen hatte, wenn Saghani außer Haus war, sie ließ sich nicht wie eine dumme Laufbotin auf ihrem geschundenen Bein durch das gesamte Haus scheuchen.
Müde und ausgelaugt machte sich Nanouk trotzdem wieder auf den Weg, eine Hand immer gegen die Wand gestützt, damit sie nicht einfach zusammenbrach. Sie hörte in der Ferne das Gelächter der Gäste, das Geschnatter der Mädchen und bog ohne zu Zögern in den dunklen Korridor zu ihrer rechten ein. Sie erkannte das Musikzimmer, in dem sie Nauju letztens aufgesucht hatte und versprach sich nur für eine Minute auszuruhen, ehe sie zurück in die geschäftige Küche ging, um sich von Ischka erneut die Leviten lesen zu lassen.
Doch alsbald sie sich auf das weiche Liegesofa gesetzt hatte, flatterten ihre Augenlider und sie sank völlig erschöpft auf den Rücken.
--⫷⫸--
Erst schlurfende Schritte rissen Nanouk aus dem leichten Schlummer. Es war dunkel um sie herum, doch als sie sich blinzelnd halb aufrappelte, erkannte sie das Mondlicht durch die zwei hohen Fenster des Musikzimmers fluten. Die Türe wurde langsam aufgestoßen und eine Gestalt drückte sich durch den Türspalt. Nanouk rieb sich verschlafen die Augen, ehe ihr heißer Schock durch die Glieder fuhr.
Sie war tatsächlich eingeschlafen und hatte bestimmt zweihundert weitere Befehle Ischkas versäumt. Viel schlimmer noch, Nauju kam nun schwankend am unteren Ende des Liegesofas zum Stehen, stützte sich gegen das polierte Holz der Lehne und legte langsam den Kopf schief, als er sie musterte. Verwirrung war in seinen Augen geschrieben. Er fuhr sich mit der freien Hand träge über das Gesicht und dann durch die Haare. Demnach musste das Fest am Palast vorüber sein.
»Nauju«, beeilte sich Nanouk zu sagen und zog die Beine an, als dieser sich mit einem schwerfälligen Seufzen auf das Fußende sinken ließ.
»Ich bin nicht Nauju«, murmelte er und Nanouk stellte fest, dass er fürchterlich betrunken war. »Aber ich liebe die Möwen, daher dachte ich ... ich könnte-«, nuschelte er weiter und sein glasiger Blick wanderte hinaus zum Fenster.
Nanouk schluckte und wollte weiter zurück weichen, als Nauju sich einfach bäuchlings neben sie legte. Er schob sie mit dem Ellenbogen ein Stück weiter zur Lehne hin, damit er genügend Platz hatte und dann stieß er den Atem ächzend aus.
»Lasst mich zuerst-«, begann Nanouk unbehaglich, die Nauju lieber nicht zu nahe kam, gerade wegen der Dinge, die er ihr gestern erzählt hatte.
Doch Nauju stieß nur ein Brummen aus und brachte Nanouk damit zum Schweigen. »Nauju kommt von Möwe, wusstest du das?«, fragte er sie träge und Nanouk schluckte beklommen. »Ich jedoch, bin keine. Ich heiße nicht Nauju, sondern-«, er stockte, als ihm eine innere Schranke den Mund verbat.
»Naujaq, die Möwe«, flüsterte Nanouk nach kurzem Zögern, als ihr die schwarzen Tattoos auf Naujus Unterarmen wieder vor Augen traten. »Wo habt Ihr-«
»Etamashuk«, unterbrach er sie erneut und ein atemloses Geräusch rang sich seine Kehle empor, das Nanouk mit leichtem Entsetzen mit einem Schluchzen in Verbindung brachte. Dann blitzte der eben genannte Name erneut durch ihren Geist und die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf.
Etamashuk war der Ewige der Mediziner und Heiler, sein Symbol die Möwe und Nanouk schnürte sich die Kehle zu, als sich ihr die schockierende Frage stellte, was um alles in der Welt Nauju mit diesem Ewigen zu schaffen haben sollte. Warum er sich sein Symbol auf die Arme gestochen hatte.
»Nauju, was deutet Ihr damit an?«, hauchte sie, doch er lag reglos auf dem Bauch, sein Gesicht abgewandt und reagierte nicht, als sie versuchte sich an der Lehne hoch zu stemmen.
»Ich bin einfach zu schwach«, sagte er schließlich und dieses Mal waren seine Worte von einem eindeutigen Schluchzen begleitet. »Ich bin zu schwach, er wird mich nie wieder anhören«, flüsterte Nauju, doch reagierte auf keine ihrer Fragen, von wem er sprach. Ob er den König meinte oder den Ewigen selbst – eine Frage, die Nanouk dermaßen viel Überwindung kostete, dass sie ganz aus Neue zu schwitzen anfing. Du darfst nicht an die Ewigen denken, du darfst nicht.
Nanouk versuchte ihr heftig hämmerndes Herz zu beruhigen und aufzustehen, doch Nauju packte sie bloß am Handgelenk und hielt sie zurück. »Bleib. Bitte.«
Seine Stimme war nur noch ein leiser Atemhauch und Nanouk ließ sich zögerlich wieder neben ihn auf das Liegesofa sinken, seltsam vor den Kopf gestoßen von Naujus plötzlichen Tränen. Sie drehte sich auf die Seite, bis ihre Nase beinahe seine Schulter berührte und durch die merkwürdige Nähe war sie sich deutlich bewusst, dass Nauju weiter still vor sich hin weinte. Doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also blieb sie einfach erstarrt liegen und wunderte sich, wie viel hiervon in Naujus eigenen Augen als absolut unverzeihlich geteiltes Wissen galt.
--⫷⫸--
Nanouk wachte auf, als sich Nauju neben ihr das erste Mal im Morgengrauen regte. Sie hatte zwar geschlafen, doch alles andere als erholsam. Immer wieder war sie auf geschreckt aufgrund der unbequemen Schlafposition und der unbestimmten Furcht, neben Nauju tatsächlich gänzlich ins Traumland abzudriften.
Dieser stemmte sich nun mit einem unterdrückten Stöhnen auf die Ellenbögen und drehte sich umständlich auf den Rücken. Sein feines Hemd war völlig zerknittert und seine Haare eine reine Unordnung. Er blinzelte in die trübe Dämmerung und hatte sich gerade halb aufgesetzt, als er schließlich Nanouk erblickte.
»Oh.« Mit einem Schlag war er hellwach und musterte sie hektisch von oben bis unten. »Du- ... wir«, sagte er hastig und strich sich die Haare aus der Stirn. »Ich hab doch nicht etwa mein Angebot zunichte gemacht, oder?«
Nanouk hob bloß die Augenbrauen und drückte sich an der Lehne ebenfalls in eine aufrecht Position.
»Hab ich nicht«, wiederholte Nauju mit eingefallenem Gesichtsausdruck. »Das wäre mir in Erinnerung geblieben.«
»Ich weiß nicht«, meinte Nanouk langsam. »Ihr wart ziemlich betrunken.«
Nauju schluckte und ließ seine Beine über den Rand des Liegesofas fallen. »Nein, das wäre mir definitiv in Erinnerung geblieben«, murmelte er und räusperte sich dann.
Nanouk schob sich mit einem Ächzen vom Sofa und kam wackelig auf die Beine. »Tja, ich muss jetzt zu Ischka und mich von ihr köpfen lassen. Ich habe mich einfach vor der Arbeit gedrückt, aber heute Abend können wir gerne darüber plaudern, was Ihr gestern Nacht so wichtig befunden habt, los zu werden.«
Sie warf ihm dabei einen Blick voll Schadenfreude zu und musste sich ein hinterhältiges Grinsen verkneifen, als Naujus blasses Gesicht kalkweiß wurde. Er folgte ihr bis zur Türe und versuchte sie zurück zu halten.
»Was habe ich gesagt?«
Doch Nanouk ignorierte ihn, als sie durch den Gang humpelte und das Auftauchen von Maha jegliche Fragerei von Naujus Seite unterband.
»Ataha Nauju!«, rief Maha überrascht aus und dann kamen ihre Augen mit noch größerem Staunen auf Nanouk zum Ruhen. »Oh. Ich habe mich schon gefragt, wo du bist! Ischka hat mir ordentlich in den Ohren gelegen, doch wenn du beschäftigt warst, dann geht das natürlich in Ordnung!«
Nanouk warf einen Seitenblick zu Nauju, dem sie ansah, dass er versucht war diese Unterstellung geradeheraus zu leugnen, fasste sich dann aber und winkte unbestimmt mit der Hand.
»Jeder hier weiß doch, wie gewissenhaft ich meiner Pflicht nachgehe.«
Maha lächelte charmant und neigte den Kopf. »Ich borge sie mir dann wieder aus. Wir haben einen langen Tag vor uns. Anaana Saghani möchte ihr eine Garderobe anfertigen lassen und sie in die Etiketten des Hofes einführen.«
Nauju strich sich die zerknitterte Weste glatt. »Überanstrengt sie nicht so wie gestern. Sie braucht die Energie.«
Nanouk warf ihm einen verärgerten Blick zu, den Nauju süffisant lächelnd erwiderte. Von seiner morgendlichen Fassungslosigkeit war nichts mehr zu erkennen und er besaß sogar die Frechheit ihr zuzuzwinkern, ehe sich Maha bei ihr unterhakte und durch die Flure zu den Wohnquartieren zog.
--⫷⫸--
Die nächsten Stunden verbrachte Nanouk zwar nicht arbeitend in den Küchen, jedoch wurde sie durch ein völlig anderes, schlauchendes Prozedere gedreht. Maha hatte sie in einen kleinen Raum voller Spiegel gebracht. In den Regalen, welche neben den Spiegeln jeden erdenklichen Platz bedeckten, stapelten sich die feinsten und teuersten Stoffe, die Nanouk je in ihrem Leben gesehen hatte. Eine handvoll Frauen und Mädchen saß in der angrenzenden Webstube und waren dabei Kleidungsstücke zu nähen oder auszubessern.
Es roch nach Öl und Garn, nach dem Duft frischen Leders und feinen Fäden, nach Holz und Metall und das erste Mal fühlte sich Nanouk nicht von den Gerüchen erschlagen. Hier roch es vertraut nach Handarbeit und das wirkte sich tröstlich auf ihr Gemüt aus, als Maha und die Schneidermeisterin von ihr verlangten ewig still zu stehen und zu sitzen, um ihre Maße zu nehmen.
Sie würde eine eigens angefertigte Seidentunika bekommen, die handbestickt ihren besonderen Rang ersichtlich machen sollte. Außerdem hatte Saghani verlangt, dass sie einen schwarzen Pelzmantel bekommen sollte, eigens Schuhe und Arbeitertuniken, die auf ihre Größe angepasst waren.
Zu essen gab es nur kurz zwischendurch etwas, ehe Maha sie schließlich von der Schneiderin direkt zu Saghanis Privatgemächern brachte. Diese befanden sich im fünften Stock in der Mitte Wallheims und Nanouk begrüßte die ruhigere Atmosphäre hier. Dadurch, dass dies der Bereich der Herrin Wallheims war, war der Zugang den Gästen nicht gestattet und die wenigen Frauen, denen sie hier begegneten gehörten dem Personal an.
Im Empfangsraum war es dunkel und Nanouk erkannte gerade einmal die opulente Einrichtung aus massiven Holzkommoden, die mit Intarsien aus Holz und Edelsteinen in dem dumpfen Licht zweier Kerzenhalter aufblinkten. Von irgendwoher drang schwerer, süßlicher Weihrauch durch die Luft und entfachte in Nanouk einen Hustenreiz.
Saghani empfing sie in ihrer üblichen, samtenen Pracht und erklärte Nanouk den Rest des Nachmittags was ihre Aufgaben – nebst dem Beglücken des Königs – sein würden. Zu gehen, zu sprechen und zu dienen wie eine vornehme Dame bei Hofe. Eine Untergebene, wie eine Führende, je nachdem, wie es die Situation verlangte.
Nanouk lauschte ihren Worten mit immer stärkerem Unbehagen, nickte jedoch gehorsam und versprach ihr Bestes zu geben.
»Ich bin mir sicher, das wirst du. Gemeinsam werden wir endlich an unser Ziel kommen.«
Doch was dieses Ziel war, sagte Saghani nicht. Auch, als Nanouk zögerlich nachfragte, winkte die Herrin Wallheims ab und schickte sie schlussendlich zurück in ihr Krankenzimmer, damit sich Nauju um ihr Bein kümmern konnte.
--⫷⫸--
Nanouks Weg führte sie erneut durch die Wohnquartiere der Bediensteten und mit einem Mal fragte sie sich, wo Nauju seine Gemächer hatte. Zwar suchte er das Musikzimmer sehr gerne auf, allem Anschein nach wenn er das Bedürfnis hatte alleine zu sein, jedoch kam Nanouk nicht umhin sich zu wundern, was das über seine Stellung hier aussagte. Er mochte zwar vor dem Winterkönig auf der selben Stufe wie Saghani stehen, doch hier in Wallheim war dem nicht so.
Sie verlangsamte ihre Schritte, als sie an dem Korridor vorbei kam, in welchem das Musikzimmer lag und lauschte. Doch statt der Musik vernahm sie nur das lustvolle Stöhnen einer Dame und so beeilte sie sich schleunigst außer Hörweite zu kommen.
In ihrem Krankenzimmer angekommen legte sie sich zu aller erst nieder. Ihr Körper pochte unangenehm und die Schmerzen waren ihr Bein hinauf bis hin zu ihren Schultern nach oben gewandert. Nauju konnte sich ruhig Zeit lassen, vor allem, weil Nanouk dadurch endlich die Ruhe hatte, über seine merkwürdige Bitte nachzudenken.
Sie drehte seine Worte wieder und wieder im Kopf herum, doch ihr wollte kein triftiger Grund einfallen, weshalb es ihn von hier fortzog. Aber dann dachte sie wieder an seine Tränen, an die Momente in dem dunklen Musikzimmer, als Nauju von allen guten Geistern verlassen neben sie gesunken war wie ein Toter.
Nanouk wurde aus ihren Grübeleien gerissen, als ein einmaliges Klopfen Naujus tatsächliche Ankunft verkündete. Er trat ohne zu warten ein und stellte seinen Arzneikoffer auf den kleinen Tisch.
»Tut mir Leid, dass du warten musstest. Inja war erstaunlicherweise ziemlich bedürftig, wo sie doch sonst einen Bogen um mich macht.«
Nanouk richtete sich auf und legte den Kopf schief. Sie war drauf und dran Nauju nach Injas merkwürdigem Verhalten zu befragen, überlegte es sich dann aber anders. Sie wollte gar nicht wissen, was Nauju über sie zu sagen hatte. Stattdessen sagte sie: »Schon in Ordnung.«
Nauju hob seine Brauen und blickte sie für einige Momente erwartungsvoll an, ehe er sich seiner Arbeit zuwandte. Es war still, Nauju versunken in die Zubereitung der Salbe und Nanouk gefangen in den sich drehenden Gedanken. Doch als sich Nauju schließlich mit dem Tiegel in der Hand zu ihr ans Bett setzte und dabei half ihr die Strümpfe von den Beinen zu ziehen, zwang sie sich dazu endlich ihre ohnehin schon längst gefällte Entscheidung zu offenbaren.
»Ich nehme Euer Angebot an.«
Naujus ockerne Augen huschten über ihre nervös verzogenen Gesichtszüge und er lächelte. »Schade. Aber ich bin mir sicher, dass du noch einige Fragen hast, also nehme ich dich noch nicht beim Wort.«
Nanouk seufzte, als er damit ins Schwarze traf. Sie hatte unzählige Fragen, angefangen bei seinem merkwürdigen Verhalten in der Nacht und von der Tatsache, dass von seinem Entsetzen über diese Momente nun keinerlei Regungen auf seinem gekonnt maskierten Gesicht erschienen.
»Warum wollt Ihr fort von hier?«, fragte sie schließlich leise in die Stille, als sie Naujus Hände dabei beobachtete, wie sie die Salbe auf der geröteten Narbe verteilten. Der Geruch nach zerstoßenen Fichtennadeln und anderen harzigen Aromen kroch ihr langsam in die Nase und beruhigte ihr wild klopfendes Herz.
»Ich würde gerne einmal die Welt sehen«, sagte Nauju schief grinsend und erwiderte Nanouks düsteren Blick kokett. »Aber mein böser, böser König lässt mich nicht.«
»Spricht da eben Nauju mit mir oder der Mann, der gerne eine Möwe sein wollte?«, fragte Nanouk leicht provozierend, doch nicht minder bedrückt.
Naujus Finger stockten für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er seine Arbeit ungestört weiter verrichtete. »Ich habe dir also gestanden, dass ich Möwen mag«, forderte er sie mit einer amüsierten Stimmlage dazu auf weiter zu sprechen.
Nanouk kniff die Lippen daraufhin verärgert zusammen. Gerne hätte sie ihn ebenso baumeln lassen, wie er sie damals nach dem Erwachen aus dem Fieberdelirium, doch sie wollte sich die Zeit sparen und gleich auf den Punkt kommen.
»Ihr habt mir dies unter Tränen gebeichtet, nachdem Ihr euch sturzbetrunken neben mich auf das Liegesofa gequetscht habt.«
Nauju jedoch lachte bloß erheitert. »Du musst wissen, dass das mein Liegesofa ist und rechtlich gesehen hätte ich dich einfach auf den Boden werfen dürfen. Tat es aber nicht, weil ich ein Kavalier bin.«
Nanouk schnaubte daraufhin. „Recht. Recht gibt es hier oben nicht.«
»Es ist ein sehr einseitiges Recht«, stimmte Nauju ihr schulterzuckend zu.
Nanouk ließ dies unkommentiert und schluckte, als ihre Augen immer wieder auf die Tätowierung auf seinen Unterarmen huschten. Doch diese Frage brachte sie nicht noch einmal über die Lippen. Sie wollte ihn drängen ihr zu erklären, was das zu bedeuten hatte, nun da sein Geist nicht von Alkohol vernebelt war, doch sie schaffte es nicht die plötzliche Sperre ihres Kiefers zu umgehen. Und dann war der Moment verstrichen, denn Nauju seufzte und rutschte in eine bequemere Sitzposition.
»Frag lieber nach den Dingen, die für dich selbst Relevanz besitzen, Nanouk.«
Nanouk knirschte mit den Zähnen, sich ihrer eigenen Unfähigkeit schmerzlich bewusst und dennoch musste sie hilflos zusehen, wie ihre Entschlossenheit mehr und mehr ins Stolpern geriet. Die Lehren ihres Großvaters regten sich immer öfter in ihr, tauchten aus dem ruhigen Sediment des Seegrundes auf und drängten sich an die Wasseroberfläche.
Vergiss niemals, wie wichtig es ist, den Geistern ihre Gaben zu bringen, kleiner Bär. Diese Bindungen in ihr Reich sind von bedeutender Wichtigkeit für alles, was noch kommen wird.
Und Etamashuk war einer der Ewigen so wie Irinjok, dessen Bindung wohl nun von bedeutender Wichtigkeit war. Auf welche Art und Weise auch immer. Doch Nanouk spürte bereits, wie sich ihr Magen alleine bei dem Gedanken daran verkrampfte und ihr kalter Schweiß ausbrach.
»Ich warte«, forderte sie Nauju schließlich mit einem amüsierten Grinsen auf und strich ihr mit den Fingerspitzen über die Haut unter ihrem Hosenbein.
Nanouk holte scharf Luft und zwang sich die Starre abzuwerfen. Es gab nichts, was sie nun tun konnte, weder für die Bindungen noch für ihren ataaq.
»Also schön. Was mich an Eurem Plan stört und woran ich sein Scheitern festlege ist die ... Tatsache, dass der Winterkönig schließlich merken wird, dass ich nicht weiß, was ich tun muss.«
Es lag weniger daran, dass Nanouk noch nie mit jemandem diese Intimität geteilt hatte, denn das Heiraten und Kinderzeugen waren schließlich keine unüblichen Begebenheiten und gerade in einem kleinen Dorf wie Tallik sprach sich das meiste sowieso binnen weniger Tage herum. Sie verstand was es bedeutete mit jemandem zu schlafen, doch konnte sie bei allem was ihr heilig war nicht glauben, dass es ausreichte, um einen König zufrieden zu stellen. Zumal sie hier vom Winterkönig sprachen, einem Mann, der offen zugegeben hatte, dass er es genoss, wenn seine Untertanen aus Qualen heraus wehklagten.
Nauju legte den Kopf schief und zuckte mit den Schultern. »Im Grunde ist mir der Teil recht egal«, meinte er amüsiert und grinste süffisant. »Ich habe dir lediglich angeboten, dich nicht dazu zu zwingen ein Bett mit mir zu teilen.«
Nanouk starrte ihn entgeistert an und war versucht ihm ins Gesicht zu treten, doch daraufhin lachte Nauju bloß erheitert. »Ich werde dich nicht anfassen, es sei denn, du verlangst es. Was deine Aufgabe bei Nao betrifft, halte ich mich heraus. Ich überlasse die Entscheidung daher auch ganz dir.«
»Und was«, fing Nanouk bemüht ruhig an, »würde Saghani dazu sagen, wenn Ihr durch Euer Angebot ihren Ruf zunichte macht?«
Daraufhin schwieg Nauju für eine Weile und sein Lächeln wurde eine Spur schmäler. »Saghani braucht mich. Sie kann so wütend auf mich sein, wie sie will, aber sie kann mich nicht verjagen.«
»Seid Ihr Euch da so sicher?«, fragte Nanouk. »Saghani scheint ein äußerst wichtiges Ziel zu verfolgen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt jemanden zwischen sich und den Winterkönig kommen lässt.«
Nauju seufzte tief und seine Hände ruhten bewegungslos auf Nanouks Bein. »Du machst dabei bloß einen kleinen Fehler«, wandte er ein. »Du vergisst, dass ich immer noch ein Getreuer an Naos Hof bin. Ganz egal, wie minder mich Saghani hier behandelt, ich besitze die selbe Macht wie jeder andere an seinen Tafeln. Du gehst davon aus, dass ich aus den selben Gründen hier bin, wie Saghani, doch dabei hege ich für König Nao ebenso viel Zuneigung wie du. Und was Saghani angeht ... ziehe keine voreiligen Schlüsse. Sie braucht mich.«
Nanouk hatte seinen Worten mit wild schlagendem Herzen gelauscht. Das Lächeln hatte sein Gesicht verlassen und die ernste Mimik erweckte in Nanouk das Gefühl, als spräche er das erste Mal direkt von Herzen.
»Deswegen schwört Ihr Saghani gegenüber auch bedingungslose Knechtschaft.«
Doch daraufhin lächelte Nauju wieder sein verschlossenes Lächeln, das zwar über seine wahren Gefühle hinweg zu täuschen vermochte, doch nicht ausreichte, um zu verschleiern, dass es da etwas gab, das er verzweifelt an erster Stelle zu verstecken versuchte.
»Und Ihr braucht mich«, stellte Nanouk zögerlich fest und fing Naujus Blick, der sich in ihren grub. In seinen hellen Augen zeigten sich eine Vielzahl an Gedanken, die er allesamt nicht aussprach und Nanouk wunderte sich, ob er ebenfalls Hemmungen hatte, die ihm nicht erlaubten gewisse Dinge zu verlautbaren.
»Ich verstehe zwar nicht warum, aber ich besitze etwas, das Euch fehlt.«
Nauju erwiderte ihren fragenden Blick bloß mit einem nichtssagenden Lächeln, also erhob sie selbst wieder das Wort. »Ich schlage Euch folgendes vor.« Nanouk wusste nicht, wie viel Macht sie in dieser seltsamen Beziehung hatte, konnte sich nicht erklären, weshalb ihr Nauju an erster Stelle solch ein Angebot unterbreitete und wurde ganz sicher nicht schlau aus seinem Verhalten, das bei Zeiten so widersprüchlich war, dass sich ihr selbst der Kopf drehte.
»Ich nehme Euer Angebot an, jedoch mit folgenden Bedingungen.« Nauju lauschte auch nun noch völlig offen und unbeschwert. »Ihr erzählt mir alles, was es über den Winterkönig zu wissen gibt und werdet mir vier Wochen herausschlagen. Nicht zwei.«
Nauju schnaubte ein lustloses Lachen. »Weil du gedenkst in vier Wochen bereits das Weite gesucht zu haben«, stellte er dann fest und hob eine Augenbraue.
»Ich begrüßte es bereits in zwei Wochen, wenn Ihr denn den Mut dazu besitzt, tatsächlich zu gehen.« Nanouk wusste, dass sie auf dünnem Eis wandelte, doch gab es in ihrem Dorf ein Sprichwort, nach welchem man ohnehin tanzen solle, befände man sich bereits in solch einer misslichen Lage. Und das tat sie, wenn auch nur im übertragenem Sinne. Jeder Atemzug konnte hier oben ihr letzter sein, wann also sollte sie anfangen alles erdenkliche zu versuchen, um zu überleben, wenn nicht jetzt? Ijiraq hin oder her. Er war schließlich nicht hier.
Nauju hätte sie längst verraten können, konnte ihr mit jedem einzelnen ihrer Worte bereits einen Strick drehen und hatte es dennoch noch nicht einmal als Drohung ihr gegenüber verlautbart.
Und nun kehrte Naujus sardonisches Lächeln zurück, als er sagte: »Du hältst zu viel von mir. Und sprichst mit eindeutig eine Verwegenheit zu, die ich nicht besitze. Vier Wochen also.«
Nauju holte Luft und griff nach den Bandagen, die er ihr nun wieder sorgfältig ums Bein wickelte. Nanouk beobachtete ihn dabei mit klopfendem Herzen.
»Aber vielleicht«, fing er dann wieder an und verknotete das Ende der Bandage an ihrer Hüfte, lehnte sich dabei ein wenig weiter über sie und schluckte. »Vielleicht wage ich es die Freiheit zu kosten, ehe mich die Vergänglichkeit verschlingt.«
Nanouk erkannte sein Vorhaben, ehe es dazu kam, als Nauju ihre Lippen betrachtete und war dennoch überrumpelt, als sie die seinen keine Sekunde später warm und weich auf ihrem Mund fühlte. Sie holte erschrocken Luft, als sie völlig erstarrt unter ihm saß und die Hände zu Fäusten ballte. Doch Naujus Kuss war weich und sanft, nicht mehr als ein Hauch, als er sich auch schon wieder zurück zog, ein verspätetes Grinsen auf dem Gesicht.
»Alles, das ich dir über Nao sagen kann, wird zu einem offenen Geheimnis zwischen uns werden. Dafür lüge ich in deinem Namen und sichere mir dadurch dein Versprechen mich mitzunehmen«, lächelte er dann selbstgefällig und die seltsame Niederlage, welche durch seine Worte geklungen hatte, war spurlos verschwunden. »Mein Rat? Erzähle Reiki nicht hiervon.«
»Abgemacht«, krächzte Nanouk und räusperte sich vehement, als sie gleichzeitig versuchte, ihr flatterndes Herz zu beruhigen.
Nauju grinste und wischte sich die Hände sauber. »Deine Wunde sieht übrigens sehr gut aus. Selbst für meine Fähigkeiten. Das erste Mal, als ich sie gesehen habe, dachte ich, es wäre um dich geschehen. Der Schnitt war so tief, dass er den gesamten Muskel durchtrennt hatte, vom Blutverlust ganz zu schweigen. Du magst mir zwar gebeichtet haben, dass Reiki dir zu Hilfe eilte, doch ich wusste das längst.«
Nanouk blickte ihn erschrocken an. »Saghani ahnt nichts, keine Sorge, doch sie ist auch keine Medizinerin. Ganz gleich wie rasch du nach Wallheim gekommen bist, du wärst längst verblutet, ehe du nur zwei Schritte getan hättest. Es ist demnach ein wahres Wunder, dass du überlebt hast.«
Nanouk schluckte und nickte beklommen. Sie war sich dessen bewusst gewesen, doch diese Tatsache nun direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, machte es noch einen Deut schauderhafter.
Nauju lächelte wohlwollend. »Aber du wolltest davon in deinen Fieberdelirien recht wenig wissen. Du beharrtest darauf, dass das wahre Wunder dem Retten der Ewigen und ihrer Boten, den Urahnen, gilt. Diese wunderschönen Monster, die an den Altären von ihren Ewigen genährt werden. Früher zumindest einmal.«
Nanouk presste die Lippen aufeinander, als sie versuchte, ihre Fassung zu bewahren. Dieses Thema war nach wie vor ein zweischneidiges Schwert. Sie erinnerte sich an ihren Traum, in dem sie den Urahnen ins goldene Licht gefolgt war, ihren Großvater herbeigesehnt und um das Schwinden der Magie geweint hatte. Doch darüber nun offen zu sprechen, war etwas anderes. Also sagte sie lediglich: »Es wäre auch ein Wunder, wenn man sie retten könnte.«
Nauju schnaubte belustigt. »Dann hast du einen langen, lamentierenden Vortrag über deinen ataaq zum Besten gegeben und im selben Atemzug behauptet, den Frühling an Reiki gerochen zu haben.«
Ihre Blicke trafen sich und Nanouk schoss die Hitze in die Wangen. »Na und? Ich war – wie Ihr gemerkt habt – nicht ganz bei Sinnen. Und wenn ich gesagt hätte, dass Ijiraq nach Fischtran stinkt, ich verstehe nicht, was Euch daran so interessiert.«
Nauju bedachte sie erneut mit diesem Blick der Nanouk verriet wie in seinem Kopf einige Puzzlesteine an ihren Platz rutschten. »Nimmst du es also zurück?«
»Bitte?«
»Möchtest du diese Tatsache deinen Hirngespinsten anhängen?«
»Mehrzahl?«, fragte Nanouk beleidigt und Nauju grinste. »Nein«, gab sie dann jedoch zu. Dieser verquere Duft nach Blumen, welcher Reiki angehaftet hatte, hatte sie ordentlich aus der Bahn geworfen. Und sie gegebenenfalls auch dahingehend beeinflusst ihm doch irgendwie zu vertrauen. Wie konnte ein Dämon wie dieser die Frechheit besitzen so unschuldig zu riechen?
»Was spielt es überhaupt für eine Rolle, wie er riecht?«, wollte sie dann beschämt wissen und Nauju hob unbeteiligt die Schultern.
»Ich finde es einfach ... amüsant. Wie konnte jemand, der nach Frühling riecht, die Altäre zerstören und unser aller Untergang einläuten?«
»Reiki hat die Altäre zerstört?«
Nauju summte vor sich hin und begann dann seinen Arzneikoffer einzuräumen. »Sein Auftauchen hat das alles losgetreten. König Nao«, fuhr er dann fort und warf Nanouk einen Blick über die Schulter zu, »war ein Jüngling Ohnegleichen. Er misst an Jahren kaum mehr als ich, auch wenn er die Haare eines Greises haben mag. Zu Beginn seiner Regentschaft war dies noch anders.«
Nauju stockte und hielt kurz inne in seiner Arbeit. Nanouk erkannte, wie sich seine Schultern anspannten, doch ehe sie ihn zum Weitersprechen auffordern konnte, erhob er erneut das Wort.
»Er war wunderschön. Augen so dunkel wie die Nacht, Haar so üppig wie kräftige Borke und Haut so rein wie fruchtbare Erde. Er war ein Kronprinz, er war perfekt.«
Nauju verstummte erneut und diesmal räusperte sich Nanouk merklich. »Perfekt bis wann?«
Nauju lachte kurz auf und als er sich zu ihr umwandte, war die Anspannung aus seiner Haltung gewichen. »Bis Reiki kam. Bis sein Vater starb.«
Nanouk beobachtete Nauju regungslos und dadurch entging ihr nicht, wie sich seine Mundwinkel kaum merklich nach unten zogen. »Starb?«
»Wenn du hier nach Königsmord suchst, wirst du nichts finden. Weder Motiv noch Beweise. Naos Vater erlag einer Krankheit, die meine –«
Nauju wurde unglaublich ruhig, als er in eine abrupte Starre fiel. Sein Blick wurde glasig, als suche er in weiter Ferne nach den Worten, die ihm eben noch auf der Zunge gelegen hatten.
»Die Eure...?«
»Nichts. Niemand. Er starb und Nao wurde König.«
»Wollt Ihr damit andeuten, dass Reiki etwas mit dem Tod des alten Königs zu tun hat?«, fragte Nanouk unruhig und runzelte die Brauen misstrauisch. Doch Nauju lachte bloß.
»Ich sagte doch, es gab keinen Königsmord. Doch Nao hat sich gewandelt, seit Reiki bei ihm ist. Seit Adassett zum Hauptmann seiner Garde ernannt wurde. Hm. Nachdem auch Adassetts Vater den Tod gefunden hat.«
Nanouk fühlte sich, als entglitt ihr die Kontrolle ganz aufs Neue. »Adassett?!«
Naujus neckendes Lächeln kehrte zurück, als er sie musterte. »Du würdest staunen, wie nahe sie sich einst standen.«
»Einst?« Nanouks Kopf drehte sich, als ihr das Herz heftig im Brustkorb hämmerte. »Und jetzt?«
Doch daraufhin hob Nauju nur die Schultern. »Jetzt würde ich nicht einmal in heimlicher Zweisamkeit wagen zu behaupten, dass sie einander verabscheuen. Vielleicht sind wir allesamt auf die gleiche Art zerbrochen. Immerhin ist Nao ein Meister seines Handwerks.«
Nanouk sank entsetzt in sich zusammen. Die schlechten Neuigkeiten wollten allesamt kein Ende nehmen. Nicht nur, dass Reiki ein übermächtiges Wesen unter Naos Befehl war, welches in den verschneiten Wäldern Menschen fraß, sondern Adassett unterstand diesem nun ebenfalls in einer so engen Beziehung, dass Nanouks Magen rumorte. Sie konnte sich gar nicht mehr entscheiden, welche Option die schlimmste war. Ob Saghanis Zuneigung trotz ihres Wahnsinns die sicherste Position war.
Doch auf weitere Fragen hin, schüttelte Nauju bloß den Kopf. »Es ist spät, du solltest schlafen und ich habe ein Gespräch mit Saghani zu führen. Schließlich muss ich ihr beichten, dass sie Nao ein Versprechen gegeben hat, das sie nun wieder brechen muss. Eine Freude.« Er zwinkerte ihr zu, als wäre es das tatsächlich, doch Nanouk schluckte nur beklommen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top