Kapitel 41
Allie
Wir hatten Harry und Hermine relativ schnell gefunden. Die beiden hatten Umbridge wohl in den verbotenen Wald geführt und sie dort den Zentauren überlassen.
Leider hatte nichts und niemand Harry mehr davon abhalten können, ins Ministerium zu stürmen, denn der Hauself von Sirius Black hatte Harry erzählt, Sirius sei nicht zu Hause. Nachdem Harry darauf bestanden hatte, dass wir anderen ihn alleine ins Ministerium gehen lassen sollten, waren wir alle ziemlich angepisst gewesen.
Und so landeten wir schlussendlich doch alle im Ministerium. Ich hatte mir von Harry das Versprechen geben lassen, dass wir das Ministerium sofort wieder verlassen würden, wenn Sirius Black nicht dort sei.
Luna hatte den Vorschlag gemacht, auf Thestralen ins Ministerium zu reiten. Das waren offenbar die Wesen, die die Kutschen nach Hogwarts zogen und die nur von Menschen gesehen werden konnten, die den Tod gesehen hatten. Der Flug war entsprechend schwierig gewesen, denn der Großteil von uns konnte die Thestrale nicht sehen.
Nun waren wir jedoch hier und Harry führte uns zielstrebig durch das Ministerium. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich fühlte. Auf der einen Seite wollte ich unter keinen Umständen, dass Sirius Black hier war und von Voldemort gefoltert wurde. Ich war diesem Ungeheuer noch nie begegnet und ich hatte es nicht vor. Auf der anderen Seite würde das bedeuten, dass meine Vision mit großer Wahrscheinlichkeit wahr werden würde. Und ich wusste nicht, ob wir schnell genug abhauen konnten, wenn Sirius wirklich nicht hier war.
Claire griff nach meiner Hand. Es war einerseits beruhigend, dass sie hier war, denn sie gab mir Halt. Andererseits hatte ich Angst, dass ihr was passieren würde, sollte es zum Kampf kommen. Immerhin wusste ich, dass Marco und Julie in Hogwarts in Sicherheit waren.
"Hier lang", wies Harry uns an. Er führte uns durch einen Gang, dessen Wände und Boden mit dunklen Fliesen bestückt war. Es gab keine Fenster oder Türen bis auf eine am Ende des Ganges. Das einzige, das den Gang erhellte, waren Fackeln, die an den Wänden festgemacht waren. Es war entsprechend dunkel und nicht besonders beruhigend.
Ich drückte Claires Hand einmal, was sie erwiderte. Ich konnte spüren, dass auch sie angespannt war. Verübeln konnte ich es ihr nicht, wer wusste schon, wie dieser ganze Trip ausgehen würde.
Wir kamen an der Tür am Ende des Ganges an. Sie wirkte im Licht der Fackeln grünlich und hatte einen goldenen Knauf. Harry atmete einmal durch, ehe er sie öffnete.
Wir betraten einen dunklen Raum mit unzähligen Regalen. Ich war ziemlich überwältigt von der Myriade an Regalen, die sich vor uns dank unserer Lumos-Zaubers erstreckte. Und in jedem dieser Regale stapelten sich unzählige Glaskugeln. Einige von ihnen leuchteten in hellem Blau, andere schienen bereits erloschen zu sein.
Harry begann nun, durch die Regalreihen zu sprinten. Sprinten war jetzt nicht das, was ich gebrauchen konnte. Ich fühlte mich immer noch etwas geschwächt von der Vision und meine Lungen begannen bereits nach kurzer Zeit zu brennen.
"Ich höre niemanden schreien oder reden", flüsterte Claire mir im Sprint zu, woraufhin ich nickte. "Was meinst Du wohl, woran das liegt?" Natürlich konnten wir nichts hören. Denn außer uns war hier niemand. Dessen war ich mir sicher.
Plötzlich blieb Harry stehen. "Sirius... er - er müsste hier sein."
Doch dort war niemand.
"Okay, kein Sirius, kein Voldemort. Wir geh-" "Harry, auf dieser Kugel steht Dein Name", unterbrach Neville mich und auch wenn ich Gefühle für ihn hatte, wollte ich ihn in diesem Moment erwürgen. "Nichts da. Du hast versprochen, dass wir gehen, wenn hier niemand ist, Harry. Wir gehen. Jetzt", protestierte ich, während Harry auf das Regal zuging, in dem sich die Kugel mit seinem Namen drauf befand. "Du weißt ja nicht mal, was das ist", pflichtete Hermine mir bei und klang ähnlich verzweifelt wie ich.
Doch Harry ließ sich nicht beirren. Er nahm die Kugel aus ihrer Halterung.
Und plötzlich begann eine Stimme zu sprechen, die klang, wie Trelawney:
"Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran.
Jenen geboren, die ihm drei Mail die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt."
"Wieso starrt Harry eine Glaskugel an?", wisperte Claire verwirrt, die Trelawneys Stimme nicht zu hören schien. "Du hörst das nicht?", vergewisserte ich mich, woraufhin sie den Kopf schüttelte. "Ich... ich denke, das ist eine Prophezeiung. Oder so was", sagte ich schließlich, ehe ich Trelawneys Stimme wieder lauschte:
"Und der Dunkle Lord wird Ihn als Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt.
Und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt."
"Harry", erklang plötzlich die besorgte Stimme von Hermine, woraufhin Harry und ich mich umdrehten. Harry stürmte mit erhobenem Zauberstab nach vorne, während ich mit Claire hinter Neville blieb.
Wir hatten nun keine Chance mehr, ohne Kampf hier herauszukommen. Denn zu jeder Seite tauchten nun Menschen auf, die in Schwarz gekleidet waren und Masken trugen.
Todesser.
"Wo ist Sirius?", fragte Harry den Todesser vor sich. "Du solltest wirklich lernen, Träume und Realität zu unterscheiden", sprach der Todesser und entfernte seine Maske.
"Natürlich ist Lucius Malfoy ein Todesser", murmelte Claire genervt, aber zum Glück schien Malfoys Vater sie nicht zu hören.
"Du hast nur das gesehen, von dem der Dunkle Lord wollte, dass Du es siehst. Und jetzt gib mir die Prophezeiung", verlangte Lucius Malfoy und streckte seine Hand in Richtung Harry aus. Harrys Hand klammerte sich fester um die Glaskugel.
"Wenn Sie uns etwas antun, zerbreche ich sie", drohte Harry mit ernster Stimme. Da ertönte ein Lachen hinter Lucius Malfoy. "Der Kleine weiß, wie man spielt. Das kleine Baby Potter."
Eine Frau in einem schwarzen Kleid und schwarzen, verfilzten Haaren trat ins Licht unserer Zauberstäbe. Ich erkannte sie von den Bildern aus dem Tagespropheten.
"Bellatrix Lestrange."
Nevilles Stimme klang etwas unsicher, aber gleichzeitig wütend. Immerhin hatte diese Frau dafür gesorgt, dass Nevilles Eltern ihn nicht mehr kannten.
"Neville Longbottom? Wie geht's Mummy und Daddy?", fragte Bellatrix gehässig. "Besser, jetzt wo ich sie rächen werde!", sagte Neville nun selbstsicher und hob seinen Zauberstab. Auch Bellatrix erhob nun ihren Zauberstab, was mich dazu brachte, an Nevilles Seite zu eilen. Egal, was zwischen uns vorgefallen war, ich würde nicht zulassen, dass diese verrückte Schrulle ihm was tat.
Bellatrix' Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem verwirrten. "A-Amalia? Nein. Nein, Lucius, diese Verräterin ist doch tot! Das kann nur heißen, dass es ihr gelungen ist..."
Ich wusste nicht, was Bellatrix da redete. Aber da war dieser Name. Dieser verdammte Name, der mich in meinen Visionen verfolgt hatte. Amalia. Und da war auch wieder dieses Gefühl, etwas vergessen zu haben. Es war nun stärker als es das gesamte Jahr über gewesen war.
"Wer zur Hölle ist Amalia-" Doch weiter kam ich nicht, denn Bellatrix richtete ihren Zauberstab nun auf mich. "Du widerliches Miststück!"
Ich wusste nicht, was ich ihr getan hatte und ich sollte es vorerst auch nicht herausfinden, denn Lucius Malfoy versuchte nun, Bellatrix zu beruhigen.
"Lasst uns nun alle miteinander ganz ruhig bleiben", sagte der Mann mit den langen Haaren und drückte Bellatrix' Zauberstab herunter. "Alles, was wir wollen, ist diese Prophezeiung."
Neville sah mich kurz mit dankendem Blick an. Claire trat derweil an meine Seite und griff wieder nach meiner Hand. Ich hatte noch nie zuvor im Leben eine solche Angst gehabt und ich hatte definitiv nicht vor, ein Opfer von Bellatrix Lestrange zu werden.
"Wieso brauchte Voldemort mich, um die Prophezeiung zu holen?", fragte Harry nun an Malfoys Senior gewandt. "Du wagst es, seinen Namen zu sagen? Du wertloses Halbblut!", kreischte Bellatrix, woraufhin Malfoy sie zurückhielt. "Schon in Ordnung, er ist nur neugierig, nicht wahr, Potter? Eine Prophezeiung kann nur von demjenigen geholt werden, von dem sie handelt. Was ziemliches Glück für Dich ist."
Der blondhaarige Mann und Bellatrix kamen nun auf uns zu, während Malfoy Senior weitersprach. "Hast Du Dich nie gefragt, was der Grund für die Verbindung zwischen Dir und dem Dunklen Lord ist? Wieso er Dich nicht töten konnte, als Du nichts weiter als ein Baby warst? Willst Du nicht das Geheimnis Deiner Narbe erfahren? All die Antworten liegen dort in Deiner Hand, Potter. Alles was Du tun musst, ist mir die Prophezeiung zu übergeben. Dann kann ich Dir alles zeigen."
Die anderen Todesser kamen nun auch auf uns zu, sodass wir unsere Zauberstäbe auf sie richteten. Sie sahen gruseliger aus, je näher sie kamen.
"Ich habe vierzehn Jahre lang gewartet", stellte Harry fest und sah dabei auf die Prophezeiung in seiner Hand. Lucius Malfoy tat, als würde er Harrys Gefühle verstehen und setzte einen empathischen Blick auf. "Das hast Du."
Alles war angespannt. Die Luft war so dick, dass man sie mit einem Messer hätte durchschneiden können. Meine Hand zitterte ein wenig, während ich mit ihr meinen Zauberstab auf einen der Todesser hielt. Gleich würde es zum Kampf kommen, das hatte ich in der Vision gesehen. Und ich konnte es nicht verhindern, denn das war unser einziger Weg hier raus. Während ich mir bereits einen geeigneten Zauber überlegte, um den Todesser vor mir auszuschalten, überlegte ich, was ich tun konnte, um Sirius Blacks Tod zu verhindern, auch wenn er noch gar nicht anwesend war.
"Da kann ich auch noch ein wenig länger warten", unterbrach Harry meine Gedanken, ehe er schrie: "Jetzt! Stupor!"
Alle um mich herum begannen, Zaubersprüche zu sprechen. Da mir in den letzten Sekunden nichts Besseres eingefallen war, schrie ich: "Bombarda!" in Richtung des Todessers, auf den mein Zauberstab gerichtet war. Die Person konnte schnell genug disapparieren, aber immerhin waren er und sein Kollege nun fürs Erste weg.
Wir rannten nun in verschiedene Richtungen davon, während wir nebenbei versuchten, uns die diese vom Leib zu halten. Claire versuchte dabei, ein paar Todesser in Brand zu setzen, Neville entwaffnete einige Todesser wirklich geschickt und ich warf mit Explosionen und Ganzkörperklammern um mich.
Plötzlich tauchte genau vor mir ein Todesser auf, der meine Taktik mit den Explosionen wohl kopieren wollte und Claire und mir ein: "Bombarda!" entgegenwarf. Claire rief: "Finite Incantatem!", um den Spruch aufzuheben, während ich mit einem: "Protego!" einen Schutzschild um uns schuf. Anschließend lähmte Claire den Todesser, indem sie: "Impedimenta!" schrie. Ich war wirklich beeindruckt von meiner besten Freundin, aber wir hatten keine Zeit für große Lobeshymnen. Ohne Weiteres griff ich nach Claires Hand, um weiterzurennen.
Nachdem wir wieder zu den anderen gestoßen waren, sahen wir uns um, ob wir alle Todesser los geworden waren. Bis wir bemerkten, dass einer von ihnen direkt auf uns zugeflogen kam. Ginny machte einen Schritt vorwärts und rief: "Reductio!" Ich war mir ziemlich sicher, dass sie den Todesser damit getötet hatte, aber wir hatten gerade andere Probleme.
Denn nachdem Ginnys Fluch den Todesser getroffen hatte, begannen die Prophezeiungs-Kugeln reihenweise aus den Regalen zu fallen und wir drohten von dieser Glaswelle erfasst zu werden.
Wir begannen also wieder, zu rennen. Meine Lungen brannten, meine Waden taten weh und mein ganzer Körper schrie nach einer Pause. Doch das ging jetzt nicht. Ich musste durchhalten.
"Da vorne ist eine Tür!", rief Harry, was mich anspornte, noch etwas schneller zu rennen. Ich wusste, dass mir danach noch keine Pause vergönnt sein würde, aber zumindest würde ich vielleicht nicht mehr drohen, von Glasscherben durchlöchert oder von Regalen zerquetscht zu werden.
Harry riss die Tür auf und ging hindurch. Erst, als ich ihm durch die Tür folgte, merkte ich, dass Harry nicht durch die Tür gegangen war, sondern durch die Tür gefallen war und wir jetzt auf dem besten Weg waren, in unseren sicheren Tod zu fallen.
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