Kapitel 40

Claire

Allie und ich hielten nach allem Ausschau, was unseren Plan gefährden könnte: die pinke Pest, Malfoy und seine Schergen oder sonst ein Mitglied des Inquisitionskommandos. Ich hoffte für Allie und für Harry, dass Sirius tatsächlich zu Hause war. Allie war am Ende des letzten Schuljahres am Boden zerstört gewesen, als sich herausstellte, dass ihre Vision bezüglich Cedrics Tod wahr geworden war. Das durfte ihr nicht noch einmal passieren.

"Bist Du okay?", traute ich mich schließlich zu fragen, auch wenn ich sehen konnte, wie konzentriert sie war. Es war wohl ihre Art, sich abzulenken. Sie war so vertieft in ihre Wache, dass ich sie anstupsen musste, um eine Antwort zu bekommen. Sie zuckte kurz zusammen. "Hm?"

"Bist Du okay?", wiederholte ich meine Frage. "Ich habe meine Prüfung verpasst, bin viel zu schnell diese Treppen da hochgerannt und Harry glaubt mir nicht bezüglich Sirius Black. Ich bin müde, angespannt und möchte gerade nichts weiter, als mich in meinem Bett zu verkriechen und zu weinen. Nein. Ich denke nicht, dass ich okay bin."

Allie versuchte nicht einmal, ihre wahre Gefühlslage zu verstecken. Nicht, dass sie das bei mir jemals müsste, doch ihre ehrlichen Worte erschreckten mich ein wenig. Mir fiel jetzt erst auf, wie furchtbar sie aussah. Ihre Haare, die noch halb von einem Zopfgummi zusammengehalten wurden, waren mittlerweile mehr ein großes Chaos als alles andere. Außerdem hatte sie jegliche Farbe in ihrem Gesicht verloren, sodass man von weitem meinen könnte, sie sei eine Leiche. Sie versuchte, aufrecht zu stehen, doch selbst ein Blinder konnte erkennen, dass sie jeden Moment einzusacken drohte.

"Komm mal her", forderte ich sie auf, woraufhin sie mich verwirrt ansah. "Vertrau' mir."

Sie schlurfte zu mir rüber. Sanft entfernte ich ihr Haargummi und löschte damit das Leben einiger ihrer Haare aus. Sie hatte sowieso genug davon. Anschließend ging ich vorsichtig mit meinen Händen durch ihre Haare und band sie wieder zusammen.

"So. Jetzt sieht man Dir wenigstens nicht mehr an, dass es Dir scheiße geht." Allie verdrehte die Augen, lächelte dann aber. "Danke Claire-"

Sie hielt inne. Und ich verstand auch, wieso. Es näherten sich Schritte. Und ich konnte Malfoys Stimme sowie weitere Stimmen vernehmen.

"Geh Du rein. Ich versuche, sie aufzuhalten." Und mit diesen Worten verschwand meine beste Freundin. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was hier gerade passiert war. Als ich es dann begriffen hatte, stürmte ich in Umbridges Büro.

Weasley und Hermine drehten sich erschrocken um und atmeten dann sichtlich erleichtert aus, als sie sahen, dass ich es war. 

"Hört auf, so beruhigt zu sein! Allie versucht gerade, Malfoy und die anderen davon abzuhalten, hier aufzutauchen. Wir müssen hier raus!"

Hermine und Weasley verschwendeten keine Zeit und zerrten Harry aus dem Kamin. Er sah nicht so aus, als hätte er etwas Beruhigendes gesehen. Doch uns blieb keine Zeit, seine Erkenntnisse jetzt zu diskutieren. Ich stürmte zur Bürotür und riss diese auf - nur um dahinter bereits in Umbridges Fratze zu blicken. Ihr Inquisitionskommando hielt Luna, Ginny, Neville und Allie fest und alle vier hatten Zauberstäbe auf sich gerichtet.

Nachdem auch Hermine, Weasley und ich trotz unserer Gegenwehr in Gewahrsam genommen wurden, wurde Harry von Umbridge auf einen Stuhl gezerrt. Sie richtete ihren Zauberstab auf ihn und beugte sich über ihn.

"Sie wollten Dumbledore kontaktieren, nicht wahr?" 

Ihre Stimme war so ätzend wie immer, aber dieses Mal war sie auch verdammt angsteinflößend. Sie bebte und war sichtlich wütend, dass immer noch so viele Kinder ihre Regeln missachteten. Ich fragte mich, wieso sie überhaupt an dieser Schule unterrichtete, so sehr wie sie Kinder hasste.

Harry räusperte sich. "Nein."

Umbridge ohrfeigte ihn. Seiner Reaktion zu urteilen nach schlug sie hart zu. Auch wenn das Ministerium ihr viele Kompetenzen gegeben hatte, das konnte nicht erlaubt sein.

In diesem Moment trat Snape an Umbridges Bürotür. "Sie haben mich rufen lassen, Schulleiterin?" "Ah, Snape, ja. Ich brauche hier eine Ampulle Veritaserum."

Snape schien es sich zu verkneifen, die Augen zu verdrehen. "Ich fürchte, Sie haben all meine Vorräte aufgebraucht, um Schüler zu verhören. Das letzte Bisschen benutzten Sie für Miss Chan. Wenn Sie Mr. Potter als nicht vergiften wollen, wofür Sie meine vollste Unterstützung hätten, kann ich Ihnen leider nicht helfen."

Als Umbridge nicht antwortete, wandte sich Snape zum Gehen. Da richtete Harry das Wort an unseren Zaubertränkelehrer.

"Er hält Tatze da fest, wo sie sich befindet!"

Natürlich, Snape gehörte ja aus nach wie vor unerklärlichen Gründen auch zu diesem Orden des Phönix. Und auch wenn ich nicht ganz genau wusste, wieso Tatze ein Tarnname für Sirius war, war ich mir sicher, dass es so war. Alles andere ergab in der momentanen Situation keinen Sinn. 

Auch Allie schien zu merken, dass Harry nach wie vor glaubte, Sirius wäre in Voldemorts Gewalt. "Ich bin mir sicher, dass dem nicht so ist", knurrte sie und plötzlich bekam meine beste Freundin wieder Farbe im Gesicht. Ihr war diese Sache wichtig und sie wollte das Leben eines ihr komplett Fremden um jeden Preis retten. Was nur verständlich war, nach dem, was im letzten Schuljahr passiert war.

Doch bevor Harry etwas einwenden konnte, mischte Umbridge sich ein: "Snape, wovon reden die beiden?"

Snape hob die Augenbrauen und schüttelte leicht den Kopf. "Keine Ahnung." Mit diesen Worten verschwand er.

Umbridge strich ihr pinkes Jackett glatt. "Nun gut. Sie lassen mir keine Wahl, Potter. Hierbei handelt es sich um ein Sicherheitsrisiko für das Ministerium. Es gibt keine andere Alternative. Der Cruciatus-Fluch wird Ihre Zunge lockern."

"Das ist illegal", wandte Hermine ein. "Das können Sie nicht machen, Sie verrückte Kröte!", platzte es schließlich aus mir heraus, woraufhin der Zauberstab, der mir vorher in die Seite gedrückt worden war, nun an die Kehle gelegt wurde. 

Umbridge drehte ihr Bild von Cornelius Fudge um. "Was Cornelius nicht weiß, macht ihn nicht heiß."

Die pinke Pest richtete ihren Zauberstab auf Harry. Doch bevor sie den unverzeihlichen Fluch aussprechen konnte, schrie Hermine: "Sag's ihr, Harry!" Damit zog sie Umbridges Aufmerksamkeit auf sich. "Was soll er mir sagen?" "Harry, wenn Du ihr nicht sagst, wo sie ist, mache ich es", beharrte Hermine, woraufhin  Umbridge ungeduldig wurde. "Wo was ist?"

Hermine atmete tief ein. "Dumbledores Geheimwaffe."

Der Raum wurde ruhig. Alle sahen etwas verwirrt drein, im ersten Moment auch Harry. Doch dann schien der Groschen bei uns allen zu fallen. Hermine wollte Umbridge ablenken. Auch Harry sah das nun ein. "Das können wir nicht machen, Hermine."

"Wir müssen", beharrte die Brünette. Umbridge nickte. "Und wie Sie das müssen. Mr. Crabbe, lassen Sie Miss Granger los. Sie zeigen mir jetzt, wo diese Geheimwaffe ist."

***

Nachdem die pinke Pest sich mit Harry und Hermine auf den Weg gemacht hatte, um "Dumbledores Geheimwaffe" zu suchen, war es ziemlich still im Raum. Einigen von uns konnte man ansehen, dass sie überlegten, wie zum Teufel wir hier rauskommen sollten. Ich gehörte nicht zu diesen Menschen, denn meine Kreativität war im Moment nicht vorhanden.

Plötzlich äußerte Weasley sich. "Ich habe Hunger. In meiner Hosentasche sind einige Süßigkeiten, kann mir jemand vielleicht welche rausholen?"

Alle Blicke wanderten zu dem Rotschopf. Die meisten Blicke zeigten Unverständnis, andere einfach nur pure Verwirrung. Auch ich war mehr als verwirrt. Auf der anderen Seite war Weasley praktisch nur am Essen, von daher war diese Frage nun auch nicht so verwundernd.

Malfoy grunzte nur überheblich. "Zabini, hol die Süßigkeiten aus Weasleys Taschen. Wollen wir mal sehen, was er hat." Blaise verdrehte die Augen, gehorchte Malfoy dann aber und holte in einfaches Bonbonpapier gewickelte Süßigkeiten aus Weasleys Tasche. Als er von einem Bonbon das Papier entfernte, erkannte ich eine Pastille mit einer grünen und einer gelben Hälfte. George hatte mir diese Pastillen oft genug gezeigt und testen durfte ich sie auch einmal. So langsam dämmerte mir, was Weasley vorhatte.

"Was ist das denn?", fragte Malfoy und wandte sich an Crabbe und Goyle, vermutlich, weil die beiden genug Berührung mit verschiedensten Süßigkeiten hatten. Die beiden zuckten jedoch nur mit den Achseln. Weasley ergriff stattdessen das Wort.

"Die sind ganz neu auf dem Markt, gerade erst rausgekommen. Die heißen, uhm..." "Dualios! Die haben meine Mum angefragt, ob sie die vor Gericht vertreten könnte. Die gelbe Hälfte schmeckt nach Zitrone, die grüne nach Apfel. Die halten ihre Rezeptur streng geheim! Für das volle Geschmackserlebnis soll man die gelbe Hälfte erst eine ganze Weile nach der grünen essen", half ich Weasley aus. Malfoy hob die Augenbrauen.

"Und Du hast also Hunger, Weasley?" Der Rotschopf nickte. Daraufhin verteilte Malfoy die Kotzpastillen an seine Mithelfer aus dem Inquisitionskommando. "Guten Appetit!"

Es dauerte nicht lange, bis der Brechreiz einsetzte und Umbridges Lemminge vor uns in die Knie sanken. Weasley und ich sammelten die gelben Hälften ein, damit die Mägen der Lemminge sich nicht zu schnell wieder beruhigten. Die übrigen sammelten unsere Zauberstäbe wieder ein.

"Das war clever, Weasley. Hab ich Dir nicht zugetraut", gestand ich, als ich ihm die von mir gesammelten gelben Hälften reichte. "Und Du bist gut mit eingestiegen, Trescott. Vielleicht bist Du gar nicht so übel." 

"Genug geturtelt ihr beiden, wir müssen zu Hermine und Harry und Harry davon abhalten, was Dummes zu tun", unterbrach Allie uns und reichte uns unsere Zauberstäbe. Ohne ein weiteres Wort verschwand die Rothaarige und wir anderen folgten ihr.

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