Kapitel 35

Allie

"Weil ich also nicht mehr in den Krankenflügel darf, habt ihr mich stattdessen in Myrtes Klo gebracht?", versicherte ich mich noch mal, um ganz sicher zu gehen, dass ich meine Freunde nicht falsch verstanden hatte.

Sie nickten.

"Wow. Wer kam denn darauf?", erkundigte ich mich verwirrt, woraufhin Julie sich betreten meldete.

Ich wollte gerade etwas sagen, da ergriff Claire das Wort. "Konntest du was Neues herausfinden?"

Seit ich durch die eigens erzwungene Vision etwas Eindeutiges gesehen hatte, hielt ich Claire, Marco und Julie auf dem Laufenden. Ich hatte es aufgegeben, selbst Visionen hervorzurufen, um neue Erkenntnisse zu sammeln. Meine Verbissenheit erlaubte mir nicht, meinen Geist zu leeren. Also musste es auf die herkömmliche Weise laufen.

"Nicht wirklich. Die Bilder sind immer noch zusammenhangslos und ich hab immer noch keine Ahnung, wen Voldemort warum foltern wird", erklärte ich ihr frustriert.

Finnick warf mir einen fragenden Blick zu. Natürlich tat er das. Er wusste nichts von den Inhalten meiner Visionen.

"Du hast ja keine Ahnung, entschuldige-" "Ist wohl richtig so, dass er nichts weiß. Ich bin mir nicht so sicher, ob man ihm vertrauen kann", unterbrach Marco mich und sah Finnick kalt an.

Dieser seufzte. "Was ist?" "Was ist? Was ist? Wovon hat Malfoy da vorhin gesprochen?"

Marco war aufgebracht. Sehr sogar.

Ich lehnte mich zu Claire. "Was hat Malfoy gesagt?" "Er hat Andeutungen gemacht, dass Finnick in seinem Zimmer war", erklärte sie mir, weshalb ich die Augenbrauen zusammenzog. "Was?"

Claire zuckte mit den Schultern.

Finnick fuhr sich einmal durch die Haare. "Hör zu, Marco, was du jetzt hören wirst, wird dir nicht gefallen. Aber du musst wissen, dass das schon lange her ist und-" "Jetzt sag schon!", fauchte Marco ungeduldig.

Julie sah Claire und mich an. "Lassen wir die beiden alleine?" Claire schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall. Es wird doch erst interessant. Wo ist das Popcorn?"

Für diesen Kommentar schlug ich ihr gegen die Schulter. "Du bist unmöglich."

"Ich war mal in Malfoys Raum, weil ich mal was mit Blaise Zabini hatte. Es war nichts Ernstes, das wollte auch keiner von uns. Und-" "Wie ernst war es?", unterbrach Marco Finnick, der daraufhin den Kopf schüttelte. "Überhaupt nicht ernst, Marco. Es war nur zum Spaß, mehr nicht-"

"Was genau soll das heißen?"

Marco konnte es wohl einfach nicht lassen, Finnick zu unterbrechen.

"Marco, was ist los mit dir? Das mit Zabini und mir ist vorbei, da läuft nichts mehr-" "Seit wann?", fragte Marco, dieses Mal leiser.

Ich fühlte mich langsam aber sicher unwohl, da das hier eindeutig eine Sache zwischen den beiden war. "Lasst uns gehen", flüsterte ich Julie und Claire zu, doch Claire hielt mich am Ärmel meines Shirts fest. "Auf keinen Fall!"

"Ich habe es sofort beendet, nachdem wir unseren ersten gemeinsamen Ausflug nach Hogsmeade geplant haben", erklärte Finnick meinem besten Freund, der daraufhin nach unten sah. "Vermisst du ihn?"

Finnick sah Marco verwirrt an. "Was?"

"Das mit uns geht doch bestimmt vergleichsweise langsam. Vermisst du... den Spaß mit ihm?"

Marcos Stimme zitterte. Er hatte wirklich Angst vor Finnicks Antwort und schien den Tränen nahe.

Er war wirklich verliebt in seinen Zimmergenossen.

Es war einen kurzen Moment lang still.

Marco atmete schließlich zitternd aus und fuhr sich durchs Haar. "Schon gut. Ich verstehe-"

In diesem Moment zog Finnick Marco am Kragen an sich und küsste ihn.

Ich hörte, wie Claire neben mir quiekte. "Seht ihr? Es hat sich gelohnt, zu bleiben!"

Finnick löste sich recht schnell wieder von Marco, der einfach nur verwirrt und überfordert wirkte.

"Du verstehst überhaupt nichts, Marco. Ich vermisse Blaise nicht. Ich vermisse den Spaß mit ihm nicht. Ich will, was auch immer das mit uns ist, langsam angehen. Das mit Blaise war zum Spaß. Das mit dir ist was Ernstes. Krieg das in deinen Dickschädel."

Marco blinzelte noch ein paar Mal verwirrt, ehe sich ein schüchternes Lächeln auf seinen Lippen bildete. "Entschuldige, dass ich an dir gezweifelt hab." Finnick schüttelte den Kopf. "Ist schon gut. Ich-"

Plötzlich kam etwas aus der Toilette geflogen.

"Das ist ja so romantisch!", rief die maulende Mryte begeistert und flog um Marco und Finnick herum. "Wenn ihr zwei jemals sterben solltet, könnt ihr hier einziehen und eure Liebe für alle Zeiten hier ausleben!"

Claire verzog das Gesicht. "Jetzt sollten wir gehen. Ich hab fast vergessen, dass die hier wohnt."

Nachdem wir das Mädchenklo unter Protest von Myrte verlassen hatten, setzten wir uns an einen Tisch in der Großen Halle. Auf dem Weg hierher hatten wir Finnick über meine Visionen aufgeklärt. Darüber, dass Voldemort irgendwen foltern würde, dass jemand sterben würde und über den mysteriösen Namen Amalia.

"Es bedeutet mir viel, dass ihr mich eingeweiht habt", erklärte Finnick uns schließlich, als wir uns am Tisch niederließen. "Dir ist bewusst, dass du das für dich behalten wirst, richtig? Ansonsten..."

Claire hob drohend ihren Zauberstab. Finnick nickte. "Schon verstanden."

"Leute", quengelte Marco und brachte Claire dazu, ihren Zauberstab wieder zu senken. "In einem Monat schreiben wir schon unsere erste ZAG-Prüfung."

"Ich weiß. Zaubertränke. Ich habe solch eine Angst, Leute. Ich bin schon seit Monaten mehr oder weniger dabei, mir die Formeln in den Kopf zu prügeln. Ich will das nicht versemmeln. Ich brauche ein Ohnegleichen in der Prüfung, um eine Chance auf meinen UTZ-Abschluss zu bekommen", sagte Claire und redete sich immer mehr in Panik. "Wieso willst du Zaubertränke nächstes Jahr noch haben? Du hasst Zaubertränke", erwiderte ich verwirrt.

"Ich will Aurorin werden! Und dafür ist ein UTZ-Abschluss in Zaubertränke vonnöten. Leider", brummte Claire und legte ihren Kopf auf den Tisch. "Das wird ein Desaster."

"Wird es nicht. Wir können doch noch mal gemeinsam lernen", schlug Marco vor, woraufhin Julie nickte. "Auf jeden Fall. Und dann zeigen wir es Snape!"

Claire sah auf. "Ihr seid viel zu optimistisch." "Und du bist viel zu pessimistisch", erwiderte ich und wuschelte ihr einmal durch das Haar. Sie schnaubte.

"Fass meine Haare nicht an." Sie richtete sich wieder auf. "Vor welcher Prüfung habt ihr am meisten Angst?"

"Kräuterkunde", antwortete ich sofort. "Seit ich nicht mehr mit Neville lerne, kapiere ich den ganzen Kram nicht mehr."

"Verteidigung gegen die dunklen Künste. Umbridge hasst uns", sagte Marco, woraufhin Julie nickte. "Ich stimme Marco zu." "Ja und? Sie kann ja nicht alle Fünftklässler außer die Slytherins durchfallen lassen", erwiderte Claire gelassen.

"Woher kommt der Optimismus?", fragte ich meine beste Freundin schockiert, die daraufhin mit den Achseln zuckte. "Ich kann ja nicht zulassen, dass jeder an diesem Tisch hier negativ denkt."

Wir lachten.

"Was haltet ihr davon, jetzt gleich zu lernen? Wir könnten unsere Sachen holen und dann loslegen", schlug Julie schließlich vor und sah in die Runde. Ihr Vorschlag stieß nicht auf Widerstand.

"In Ordnung. Dann bis gleich", sagte ich, stand auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.

Das konnte ja lustig werden.

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