Kapitel 17
Allie
"Sieh' mal, Claire, mein Becher hat sich zerteilt, anstatt sich zu verdoppeln. Ist das nicht lustig?", versuchte ich Claire zum Lachen zu bringen, doch mein Versuch scheiterte kläglich. Ihre einigermaßen gute Laune von gestern war wie weggeblasen. Die Blondine saß immer noch mit traurigem Blick auf ihrem Stuhl und starrte Löcher in die Luft. Die Sache mit George gestern hatte ihr mächtig zugesetzt, was ja auch verständlich war. Sie hatte wirklich Gefühle für den Rotschopf entwickelt und er hatte ihr Herz quasi mit Füßen getreten. Ich verstand ganz einfach nicht, wie er das auf die Hormone hatte schieben können. Vor zwei Tagen beim DA-Treffen, nach dem Quasi-Date der beiden, war George die ganze Zeit verträumt gewesen und Fred hatte ihn sogar schon aufgezogen gehabt, ob er noch ein bisschen Spaß gehabt hatte. Und gestern waren es dann plötzlich nur die Hormone gewesen? Irgendwas stimmte mit den Weasley-Jungs ganz und gar nicht. Percy war sowieso immer nervig gewesen, George war ein Idiot, der wohl irgendwie zu blöd war, zu sehen, dass er und Claire quasi füreinander bestimmt waren, Fred hatte einen an der Klatsche, obwohl er trotzdem lustig war und Ron war sowieso ein Idiot, der sich auf seine Vorurteile beschränkte. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass Ginny die einzig Normale der Weasley-Kinder war.
"Gut, ich hoffe, Sie alle haben die Möglichkeit genutzt und den Geminio-Zauber geübt. Ich möchte, dass Sie zur nächsten Stunde ein Protokoll über Ihre Fortschritte schreiben und diese beim nächsten Mal abgeben", sprach Professor McGonagall und gab uns anschließend die Erlaubnis, zu gehen.
Claire räumte ihre Sachen unordentlich zusammen und verließ dann fluchtartig den Raum. War das ihr Ernst? Ich wollte sie doch fragen, ob wir was zusammen machen wollten, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Doch genau in dem Moment, in dem ich dies gedacht hatte, spürte ich etwas Heißes in meiner Umhangtasche und ich griff hinein, um festzustellen, dass es die gefälschte Galleone war, die heiß geworden war. Schnell packte ich also meine Sachen in meinen Rucksack und ließ meinen Blick dabei unauffällig auf meine Galleone fallen.
War das eigentlich Harrys Ernst? Er konnte doch nicht so ganz kurzfristig mal entscheiden, dass er heute ein DA-Treffen wollte.
Ich schüttelte den Kopf, er konnte schließlich nicht wissen, wie es Claire momentan ging. Also schulterte ich meinen Rucksack und verließ den Klassenraum, um zu hoffen, dass ich Harry im Gemeinschaftsraum antreffen würde, da er und seine Freunde bereits gegangen waren.
Ich ging an der großen Halle vorbei, als ich eine mir durchaus bekannte Stimme hörte, weshalb ich kurz stehen blieb.
"Wag' es nicht, irgendwem davon zu erzählen!", fauchte Marco, woraufhin jemand höhnisch lachte. "Tu' ich nicht, wenn du das tust, was ich dir sage. Und mich nicht anlügst." Diese Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, denn es war eindeutig die Stimme Draco Malfoys. Was sollte der Idiot denn niemandem erzählen, was Marco so wichtig sein könnte? Und was wollte Malfoy, das Marco es tat?
"Ich hab das jetzt lange genug getan, klar? Fast seit Beginn des Schuljahres erzähle ich dir, was passiert. Und wenn nichts passiert, kann ich nichts dafür, ich belüge dich nicht", erwiderte Marco und ich konnte Wut in seiner Stimme hören, allerdings war da noch ein anderer Ton, der in seiner Stimme mitschwang.
Verbitterung. Ein Gefühl, dass ich bei Marco bisher nie hatte beobachten können.
Ich beschloss, das Gespräch der beiden noch ein wenig länger zu belauschen und stellte mich neben den Eingang der großen Halle, nahm mir mein Verwandlungsbuch und tat so, als würde ich dieses interessiert lesen.
"Von mir aus. Aber ich meine es ernst, wage es nicht, mich anzulügen. Sonst erfährt jeder das kleine Geheimnis deines Bruders", säuselte Malfoy und ich stellte mir vor, wie er dabei süffisant lächelte. "Wag es nicht, du dreckige Kakerlake!", fauchte Marco und Malfoy lachte erneut auf. "Du kennst mich lange genug, Mazzini, um zu wissen, dass ich es tun werde." Einen kurzen Moment lang war es still und ich war mir fast sicher, dass das Gespräch nun beendet war. Auch Malfoy schien sich zum Gehen zu wenden, denn ich hörte Schritte, doch Marco hielt ihn noch einmal zurück.
"Warum willst du überhaupt, dass ich das mache? Was bringt es dir, diese Informationen zu haben?"
Die Schritte verstummten und erneut trat eine kurze Stille ein, ehe Malfoy belustigt lachte und meinem besten Freund antwortete.
"Das geht dich nichts an."
Ich packte mein Verwandlungsbuch ein und kurz darauf kam Malfoy auch schon aus der großen Halle stolziert, an seiner Seite seine beiden "Bodyguards", Crabbe und Goyle. Der arrogante Slytherin bemerkte mich nicht und ging mit seinen Freunden weiter, während ich in die große Halle stürmte.
Ich musste einfach wissen, worum es bei dem Gespräch zwischen Marco und Malfoy gegangen war. Und was mit Marcos Bruder war.
"Hey, Marco!", rief ich und winkte meinem besten Freund zu, der nur seinen Blick hob und mich verbittert ansah. "Was willst du, Allie?" "Worüber hast du gerade mit Malfoy geredet?", fragte ich ihn, woraufhin die Verbitterung in seinem Blick einem andere Gefühl wich - der Wut. "Ist doch egal", blaffte mein bester Freund und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Wollte er mich gerade eigentlich verarschen?
"Marco, was ist mit Tino?", erkundigte ich mich nach seinem Bruder Valentino und rannte ihm hinterher. Diese Frage hätte ich vermutlich nicht stellen sollen, denn Marco wurde nur noch wütender. Er stieß einen wütenden Schrei aus und schlug mit seiner Faust auf einen der Tische. "Das geht dich nichts an, Allie! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe, sonst verwende ich meinen Zauberstab gegen dich!"
So hatte ich Marco wirklich noch nie erlebt. Ich wusste ja, dass er manchmal eine kleine Zicke sein konnte und dass er auch wirklich stur sein konnte, wenn man ihn provozierte und ja, Marco konnte auch richtig wütend werden, aber so sauer war er noch nie gewesen. Erst recht nicht in der Nähe seiner Freunde.
"Marco, was ist los mit dir?", versuchte ich weiter, an ihn ranzukommen, doch ich hatte keine Chance. Der Dunkelhaarige zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf mich. "Bist du wirklich so blöd, oder tust du nur so, Allie? Lass mich einfach in Ruhe, okay? Ich werde jetzt gehen und wenn du weiterhin versuchst, mich auszufragen, dann werde ich dich verfluchen, klar?" Marcos Augen waren zu Schlitzen verengt und er spannte all seine Muskeln an. So langsam aber sicher bekam ich Angst vor meinem besten Freund. Was war denn so schlimm, dass er so reagierte?
Ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten verschwand Marco, während ich nur wie versteinert dastand.
***
"Allie, was ist denn los?"
Ich sah auf und erblickte Neville, der mich besorgt ansah.
Nach diesem sehr merkwürdigen Gespräch mit Marco hatte ich versucht, Claire zu erreichen, doch die hatte sich irgendwohin verkrümelt, weshalb ich doch zum DA-Treffen gegangen war, da ich beschlossen hatte, dass sie ein wenig Zeit für sich brauchte. Wir sollten heute weiter den Entwaffnungszauber üben, gleichzeitig jedoch auch den Schildzauber. Nur konnte ich mich nicht konzentrieren, da mir dieses Gespräch mit Marco noch immer im Kopf rumgeisterte.
Marco war nicht zum DA-Treffen gekommen, vermutlich, weil er zu aufgewühlt war, wegen des Gespräches mit Malfoy. Und vielleicht auch wegen unseres Gespräches, welches ja eigentlich nur daraus bestanden hatte, dass Marco mich angeschrien hatte. Da er nun aber nicht hier war, hatte ich beschlossen, mit Neville zu üben, da Julie bereits mit Cho übte.
"Nichts. Es ist nichts, Neville", erwiderte ich und rieb mir einmal die Augen. Ich wollte meinen Schwarm nicht mit solchen Sachen nerven. "Ich seh' dir doch an, dass es dir nicht gut geht. Ist etwas vorgefallen?", hakte Neville weiter nach und ich schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nichts vorgefallen. Können wir bitte einfach weiterüben?", murmelte ich erschöpft und nun schüttelte Neville den Kopf. "Komm mal mit."
Er schleifte mich zum Trainingspaar Julie und Cho und tippte Julie auf die Schulter. "Hey. Uhm, kann Allie vielleicht mit dir üben?" Julie drehte sich um und sah Cho kurz an, ehe ihr Blick auf mich fiel. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von belustigt in besorgt und sie nickte. "Auf jeden Fall. Komm, Allie." Neville lächelte mich an, während Julie mich am Handgelenk packte, um mich woanders hinzuziehen.
"Was ist los?", redete sie sofort los, um mir gleich darauf einen Entwaffnungszauber reinzuwürgen. Sie fing meinen Zauberstab mit Leichtigkeit auf und sah mich eindringlich an. "Ich höre?" "Also erstens ist es nicht nett, mich zu fragen, was los ist und mich direkt danach zu entwaffnen, ja? Und zweitens... weißt du, was mit Marco los ist?" Julie hob misstrauisch eine Augenbraue und warf mir meinen Zauberstab zu, welchen ich auffing. "Mit Marco? Nein. Wieso, was hat er gemacht?" "Er hatte ein Gespräch mit Malfoy, unter Anderem war irgendwas mit Tino und als ich ihn gefragt habe, worum es ging, ist er total ausgerastet und hat mir sogar gedroht. Und ich weiß nicht, was mit ihm los ist", erklärte ich meiner Freundin, die nachdenklich nickte. "Das erklärt, wieso er heute nicht hier ist. Aber was soll denn mit Tino sein? Und warum redet er überhaupt mit Malfoy?", fragte sie leise und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich habe rein keine Ahnung."
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Das Ende ist doof, ich weiß, aber ich wusste nicht, wie ich das Kapitel anders hätte beenden sollen.
What do you think?
bye. xx
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