Kapitel 16

Claire

Mein Nachsitzen bei Snape hatte sich ewig in die Länge gezogen, da der alte Griesgram mich einfach nicht hatte gehen lassen. Er war ein Sadist, der es liebte, Kindern dabei zuzusehen, wie sie versiffte Kessel putzten. Doch es war jetzt endlich vorbei und ich beeilte mich, in die große Halle zu kommen, wo Allie vermutlich schon seit Stunden auf mich wartete.

Doch wie es der Zufall so wollte wurde ich aufgehalten, worüber ich mich normalerweise tierisch aufgeregt hätte. Aber als ich realisierte, dass es kein geringerer als George Weasley war, der mich am Arm gepackt und beiseite gezogen hatte, schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen und ich hätte schwören können, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch gerade Achterbahn fuhren.

„Hey, George", grinste ich den Rothaarigen an und er kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Hi, Claire." Was war los mit ihm? Hatte ihm die zugegebenermaßen wilde Knutscherei gestern nicht gefallen? War ich so schlecht gewesen? Ich konnte mir nicht anders erklären, warum er so... nervös wirkte.

„Alles in Ordnung?", fragte ich den Weasley vor mir vorsichtig und er nickte. „Ja... ich denke nur, dass wir, nun ja, reden sollten. Wegen gestern."

Also stimmten meine Befürchtungen. Ich war eine grottenschlechte Küsserin und es hatte ihm nicht gefallen. „George, ich, also, ähm, das war meine erste Knutscherei und es tut mir leid, wenn das so schlimm war, ich..." Doch weiter kam ich nicht denn George unterbrach mich. „Nein, Claire, das war alles, aber nicht schlimm! Ehrlich", versicherte er mir und ich atmete erleichtert auf. Also war es doch nicht so schlimm gewesen. „Keine Sorge, es war wirklich toll. Ich... würde nur gerne sichergehen, ob das für dich dieselbe Bedeutung hat wie für mich", fuhr er fort und ich musste mich beherrschen, jetzt nicht gleich loszuheulen. Oder loszulachen. Denn ehrlich gesagt hatte ich ziemlich Angst, dass es für ihn nicht dieselbe Bedeutung hatte wie für mich. Ich für meinen Teil hatte mich nämlich Hals über Kopf in den Rotschopf vor mir verliebt. Die Gefühle waren natürlich vorher auch schon da gewesen, aber seit gestern war ich mir absolut sicher, dass ich in ihn verliebt war.

„Welche Bedeutung hat es denn für dich?", fragte ich ihn vorsichtig und wartete gespannt seine Reaktion ab. Meine Hände versteckte ich vorsichtshalber in meinen Umhangärmeln, da sie zitterten und schwitzten. George kratzte sich erneut am Kopf und sah sich kurz um, ehe sein Blick auf mich fiel. „Also... ich weiß nicht, was gestern los war. Ich meine, wir wollen doch Freunde sein, richtig? Gute Freunde. Und das gestern war wohl einfach... das waren vielleicht einfach die Hormone. Also ich bin dafür, dass wir's einfach dabei belassen und gute Freunde sind. Oder siehst du das anders?"

Und ich hätte schwören können, dass man mein Herz genau in diesem Augenblick brechen hören konnte.

Oder auch nicht, denn George schien gar mitzubekommen, dass ich wirklich mit mir ringen musste, hier nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen. Oder ihm eine reinzuschlagen. Ich war traurig, weil ich gehofft hatte, dass George ebenfalls diese Gefühle für mich hatte. Gleichzeitig war ich wütend, denn wenn er doch wirklich mit mir befreundet sein wollte, warum küsste er mich am Vortag dann so?

„Claire, sag doch was, bitte. Hab ich was Falsches gesagt?", riss George mich aus meinen Gedanken und sah mich nervös an. Obwohl es mir schwerfiel, beschloss ich, keine Schwäche zu zeigen. Ich entschied, dass ich lieber stark sein würde.

Zumindest bis George aus meinem Sichtfeld war.

„Nein. Ich sehe das genauso wie du", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. George atmete erleichtert aus und umarmte mich einmal. Anschließend grinste er mich an. „Ich muss leider gehen, Goldkehlchen, hab noch was mit Fred zu erledigen." Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Na ja, so gleichgültig, wie das mit gebrochenem Herzen eben ging. „Von mir aus. Viel Spaß. Ich muss eh los." Schnell drehte ich mich von ihm weg und lief hastig Richtung große Halle.

Gestern war ich der glücklichste Mensch auf Erden gewesen. George und ich hatten jeweils ein Butterbier getrunken, uns unterhalten und dann hatte er mich geküsst, als gäbe es keinen Morgen. Und jetzt wollte er mir weismachen, dass er nichts für mich empfand, dass das die Hormone gewesen waren? Das konnte er doch nicht ernst meinen! Ein Kuss bedeutete, dass man Liebe, egal in welcher Weise, für jemanden empfand und so wie George mich gestern geküsst hatte, hatte ich gedacht, dass er mehr als Freundschaft für mich empfinden musste. Aber ich hatte mich wohl getäuscht. Oder nicht? Dachte er, dass Gryffindor und Slytherin keine gute Idee war? Vielleicht war es das. Obwohl ich diesen Gedanken schnell in eine der hintersten Schubladen meines Gehirnes steckte. Ich war einfach ein naives, fünfzehnjähriges Mädchen, dass sich immer noch Hoffnungen machte und glaubte, dass Liebe bedeutete, dass man rosafarbene Herzen kotzte und alles durch die rosarote Brille sah.

Und dass es irgendwann mit seinem Traumprinzen auf einem Schimmel in den Sonnenuntergang reiten würde. Obwohl es in der Zaubererwelt wohl eher ein weißer Besen sein würde.

„Claire! Hallo? Erde an Claire?", ertönte es vor mir und ich hob meinen Kopf, um in braungrüne Augen zu sehen. „Allie. Hey", murmelte ich und umarmte meine beste Freundin. „Okay, was ist passiert? War George es? Ich bring' ihn um", erklärte meine Freundin mir und ich sah sie verwirrt an. „Woher zur Hölle weißt du, dass was mit George war?" „Ich würde jetzt ja so was Kitschiges wie „Wir kennen uns schon so lange, dass ich dir ansehe, wenn du Liebeskummer hast" sagen, was irgendwie auch stimmt, aber eigentlich war es eher geraten. Was hat der Spaten gemacht?", erkundigte Allie sich und ich musste ganz leicht schmunzeln. „Hör auf zu schmunzeln und sag mir, wieso George Weasley gerade seine letzten Atemzüge tut", murrte Allie und ich schüttelte den Kopf.

„Wir waren gestern im Drei Besen, wie du vielleicht weißt. Na ja und da haben wir... wir haben ziemlich rumgeknutscht", fing ich an zu erzählen und Allie hob misstrauisch eine Augenbraue. „Und das ist schlecht, weil?" „Das ist nicht der schlechte Teil, dumme Nuss. Der schlechte Teil ist, dass er mir gerade gesagt hat, dass er das auf die Hormone schiebt", entgegnete ich geknickt, woraufhin Allie mit ihrer Faust in ihre andere Hand schlug. „Arschloch. Ehrlich", murmelte die Rothaarige und ließ sich auf einen Stuhl fallen, was ich ihr gleichtat. „Ich meine, wie kann der das bei einem Mädchen wie dir auf die Hormone schieben. Das mit dem Ball letztes Jahr war ja schon strohdumm, aber das übertrifft echt alles. Ich lass' mir was Qualvolles für den Jungen einfallen. Niemand verletzt meine beste Freundin auf diese Weise. Schon gar nicht, wenn dieser Jemand ebenfalls rote Haare hat. Aber immerhin erkenne ich jetzt die Ähnlichkeit mit Ron."

Ein leichtes Lächeln bildete sich erneut auf meinen Lippen und Allie grinste. „Na geht doch. Und jetzt wechseln wir das Thema, damit diese Mundwinkel schön oben bleiben." Ich liebte Allie dafür, dass sie versuchte, mich aufzumuntern, egal was war. Mein Herz blieb zwar zerbrochen, aber immerhin konnte ich lachen.

„Wie war das Nachsitzen?", wechselte Allie schließlich das Thema und ich schüttelte nur den Kopf. „Also ganz ehrlich Allie, das war ein sehr schlechter Themenwechsel. Du denkst doch nicht, dass Nachsitzen bei Snape ein besseres Thema als mein gebrochenes Herz ist", murmelte ich und knuffte sie in die Seite. „Hey! Wer hat mir letztes Jahr erklärt, dass Herzen nicht brechen können, sondern aus einer unzerstörbaren Masse bestehen und ab und zu zwar Risse bekommen, aber diese Risse immer mit neuer Masse aufgefüllt werden?", erwiderte die Rothaarige und ich grinste.

Letztes Jahr hatte Allie sich gar nicht darüber gefreut, dass Neville mit Ginny zum Weihnachtsball gegangen war und daraufhin gesagt, dass ihr Herz halb durchgebrochen sei. Daraufhin hatte ich ihr erklärt, dass Herzen nicht brechen konnten, egal, wer sich da bemühte, diese Masse auseinanderzureißen. Anschließend hatte ich Cormac auf die Füße gekotzt und war mit Mundgeruch weggerannt.

„Okay, okay. Mein eingerissenes Herz. Ist ja auch egal. Wie war deine Voodoo-Stunde bei Trelawney und Firenze?", erkundigte ich mich und Allie fing an zu reden. Darüber, dass ihr eigentlich nur irgendwelche Fragen gestellt worden waren und sie dann quasi dazu gezwungen worden war, eine Vision hervorzurufen, was allerdings auch beim zehnten Versuch nicht geklappt hatte, worüber sie aber eigentlich ganz froh gewesen war. Allerdings durfte sie jetzt einmal die Woche zur Voodoo-Stunde, wie wir dieses „Training" offiziell tauften.

„Und sonst? Nichts Neues?", redete ich weiter auf Allie ein, woraufhin diese leicht grinste. „Eine Sache wäre da noch..." „Ach ja? Und was? Eine Einhornarmee kommt unter der Herrschaft von Lord Voldemort und will Hogwarts angreifen?", erwiderte ich, woraufhin Allie kurz lachte. „Nein. Es ist etwas weniger spektakulär. Neville und ich... wir gehen nächstes Wochenende gemeinsam nach Hogsmeade."

Hatten die beiden es auch endlich mal geschafft, ein Date auszumachen? Allie antwortete auf diese Frage mit einem „Es ist ja kein richtiges Date", aber allein die Art, wie sie dabei auf ihre Finger sah und dieses niedliche Lächeln auf ihren Lippen trug verriet mir, dass es aus ihrer Sicht sehr wohl ein Date war. Ich freute mich ehrlich für meine Freundin, da sie immerhin seit der zweiten Klasse auf diesen Tag wartete und sie und Neville zusammen vermutlich einfach nur Zucker sein würden. Ich gönnte es ihr aus ganzem Herzen.

„Du musst mir unbedingt erzählen, wie das Date gewesen sein wird, klar? Nimm keine Rücksicht auf mein eingerissenes Herz, ich will am Sonntag jedes Detail hören, verstanden?", schärfte ich der Rothaarigen ein, die daraufhin grinste und salutierte. „Verstanden, Sir." „Ma'am, wenn ich bitten darf!", rief ich empört, woraufhin Allie sich verbesserte.

„Verstanden, Ma'am."

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Uff, auch mal geschafft.

Nicht mein bestes Kapitel, aber ich hoffe, es ist nicht ganz schlecht. :)

bye. xx

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