Kapitel 15

Allie

Man hatte mir nach dem Treffen noch eine mit dem Proteus-Zauber belegte, gefälschte Galleone überreicht, auf der das Datum für das nächste Treffen angezeigt werden würde, wenn Harry die "Seriennummer" seiner Galleone ändern würde. Diese Galleonen waren natürlich von niemand anderem als Hermine erfunden worden.

Mittlerweile saß ich mit Neville im Gemeinschaftsraum, da er mich gefragt hatte, ob ich ihm vielleicht helfen konnte, damit er in Verwandlung nicht mehr ganz so schlecht war.

"Neville, es ist ganz einfach. Du zeigst mit dem Zauberstab einfach auf das Armband und sagst laut und deutlich "Geminio". Und den Zauberstab nicht zu sehr bewegen. Du kannst das", erklärte ich ihm. "Soll ich es dir vormachen?" Schnell nickte Neville, woraufhin ich grinste. Ich zeigte mit meinem Zauberstab auf das Armband vor mir und machte eine kurze Zauberstabbewegung. "Geminio." Das Armband verdoppelte sich und ich grinste leicht. "Siehst du? Ganz einfach. Jetzt du", forderte ich ihn auf, woraufhin er seufzte. "Versuch' es wenigstens", murmelte ich und sah ihn aufmunternd an. Der Braunhaarige räusperte sich und richtete seinen Zauberstab auf das Buch. "Geminio", sprach er laut und deutlich, jedoch fuchtelte er wild mit seinem Zauberstab herum. Das hatte zur Folge, dass das Armband quer durch den Gemeinschaftsraum segelte und schließlich Seamus Finnigan gegen die Stirn knallte. Neville und ich sahen uns an und fingen direkt an zu lachen. Nachdem wir uns beruhigt hatten und nach einem vernichtenden Blick von Seamus rief ich das Armband wieder zu uns und legte es vor uns auf den Tisch. "Benutz' deinen Zauberstab nicht, als wäre er ein Messer, mit dem du versuchst, Karotten wie ein Karatemeister zu schneiden. Du musst ihn vorsichtig benutzen, als wolltest du niemandem etwas antun", erklärte ich dem Braunhaarigen und zeigte es ihm noch einmal. Wieder und wieder versuchte er es, doch irgendwie wollte es ihm nicht gelingen.

Nach etwa eineinhalb weiteren Stunden, gab er schließlich kopfschüttelnd auf. "Ich kann nicht mehr." "Schon okay. Wir üben morgen einfach weiter. Oder wann anders", schlug ich ihm vor und lachte leicht. "In Ordnung. Und danke für deine Hilfe", entgegnete er und lächelte. Ich schüttelte grinsend den Kopf. "Dafür musst du mir nicht danken, ich mache das gerne. Immerhin bin ich in-" Rechtzeitig konnte ich mich stoppen. Es wäre ziemlich peinlich gewesen, hätte ich den Satz zu Ende geführt. Immerhin bin ich in dich verliebt.

"Was wolltest du sagen?", erkundigte Neville sich, woraufhin ich kurz den Kopf schüttelte. Ich musste mir etwas einfallen lassen. "Ähm, immerhin bin ich in... Verwandlung einigermaßen gut", war meine Antwort und hoffte einfach, dass ich eine gute Schauspielerin war. "Ja, das stimmt wohl", lächelte mein Schwarm, weshalb ich erleichtert ausatmete.

"Ich muss dann mal... morgen müssen wir früh raus", erklärte Neville mir, nachdem es ein paar Minuten lang still gewesen war. Der Braunhaarige stand auf und ich wusste nicht, ob ich ihn gehen lassen wollte oder nicht. Wieso musste es auch schon so spät sein? Ich hätte so gerne noch länger mit ihm hier gesessen. Es war einfach so schön, Zeit mit ihm zu verbringen, da er so süß und lustig war.

Vielleicht konnte ich heute keine Zeit mehr mit ihm verbringen, aber vielleicht wenn wir nicht viel für die Schule machen mussten.

"Neville?", hielt ich meinen Schwarm deshalb auf, woraufhin er sich umdrehte. "Ja?" Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Ich holte tief Luft. "Sag mal... was hältst du davon, wenn wir nächstes Wochenende gemeinsam nach Hogsmeade gehen?"

Neville schien kurz zu überlegen, während ich mir Sorgen machte, etwas Falsches gesagt zu haben. Er wollte vermutlich lieber mit Harry, Dean, Seamus und Ron nach Hogsmeade und nicht mit einer Verräterin, deren beste Freundin in Slytherin war. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ich hatte wirklich Mühe, ein Zittern zu unterdrücken.

"Klar, gerne", riss Neville mich aus meinen Gedanken. "Echt? Cool. Ich... ich freue mich! Super!", stammelte ich und wir beide mussten lächeln. "Ich mich auch", erwiderte Neville, nickte noch einmal kurz und verschwand dann. Bis er weg war, blieb ich noch ruhig, als er jedoch nicht mehr zu sehen war, sprang ich auf und quietschte einmal auf. Innerlich ließen die Schmetterlinge in meinem Bauch gerade eine riesige Party steigen.

***

"Zum Glück kann die Stunde nicht mehr lange dauern", maulte Parvati am nächsten Tag in Zaubertränke. "Ich kann wirklich nicht mehr." Für mich würde der Tag dann noch nicht enden. Ich durfte nach Zaubertränke nämlich zu Trelawney, um diese Abwehrmethode zu erlernen. Ich war gespannt, wie das Ganze verlaufen würde.

"Ähm, ist es richtig, dass dein Trank rot ist?", erwiderte ich auf Parvatis Gemaule, woraufhin sie erschrocken auf ihren Trank sah. "Oh verdammt!", rief sie aufgebracht und schüttete eine ganze Phiole Nieswurzsirup in ihren Kessel, woraufhin der Trank gelb und ziemlich zäh wurde. Parvati konnte das Etwas kaum noch umrühren und wurde immer panischer. Ich hingegen fügte nun das Jasminöl hinzu, woraufhin mein Zaubertrank ein helles Grau annahm. Stirnrunzelnd nahm ich mir mein Buch und las, dass der Trunk des Friedens normalerweise eine milchig-weiße Trübung haben sollte. Was hatte ich falsch gemacht?

Jemand schrie laut und schrill auf, weshalb ich mich umsah. Der Schrei war von niemand anderem als von Lavender gekommen, die Parvatis mittlerweile grün-gelbe Masse sah. "Professor?", rief die Schwarzhaarige panisch, woraufhin Snape sie ansah. "Denken Sie, dass Zaubertränke ein Eigenleben entwickeln und Leute angreifen können?", fragte Lavender den Professor mit den fettigen Haaren aufgebracht und deutete auf Parvatis Etwas. Snape runzelte die Stirn und kam auf uns zu. Misstrauisch beäugte er Parvatis Etwas, ehe er den Kopf schüttelte. "Geben Sie es auf, Miss Patil, Sie werden das da nicht mehr retten können", erklärte Snape der Schwarzhaarigen und sah sie an, als wäre sie etwas Schlechteres als er. "Darf ich das vielleicht noch mal wiederholen?", fragte Parvati den Lehrer kleinlaut, woraufhin dieser den Kopf schüttelte. "Nein. Sie werden das jetzt aufräumen und einen Aufsatz über die richtige Zubereitung des Trunks des Friedens schreiben", erwiderte Snape mit kalter Stimme, woraufhin Parvati murrte. "Ich erwarte den Aufsatz zu morgen", fügte Snape mit gehässigem Unterton hinzu. Parvati war daraufhin still und fing an, aufzuräumen. Als Snape jedoch außer Sichtweite war, fing sie sofort an, mit Lavender zu tuscheln.

Typisch.

Am Ende der Stunde gaben wir alle unsere Phiolen ab. Es gab nur drei Tränke, die die perfekte milchig-weiße Trübung hatten: Natürlich der von Hermine, zudem noch der von Hannah Abbott und der von Justin Finch-Fletchley. Alle anderen Tränke sahen mehr oder weniger aus wie meiner, grau und trüb, andere waren jedoch auch gelb und einer sprudelte sogar fast über. Zu meiner Genugtuung war der von Zacharias Smith einer von den gelben, weswegen ich ihn auch angrinste und ihn kurz anrempelte. Daraufhin streckte er mir nur die Zunge raus und flüsterte seinen Freunden irgendetwas ins Ohr. Ich hingegen verließ schnell den Raum und lief nach oben.

"Hey, Allie, Al, warte mal kurz!", rief Claire hinter mir, weshalb ich mich umdrehte und die Blondine ansah. "Was gibt's? Ich muss zu Trelawney, wie du sicherlich weißt", erwiderte ich und umarmte meine beste Freundin kurz. "Oh, cool. Ich wollte eigentlich auch nur fragen, wie es in Zaubertränke war? Ich hab mir nämlich Nachsitzen bei Professor Grumpy eingehandelt und ich würde nur zu gerne wissen, wie der werte Herr drauf ist", erklärte mir meine beste Freundin hibbelig und ich konnte erkennen, dass sie hoffte, er hätte gute Laune. Na ja, wer hoffte das nicht, wenn man bei Snape nachsitzen musste?

"Ähm, also es haben viele den Trunk des Friedens verkackt, von daher... könnte er etwas angepisst sein. Provozier' ihn am besten einmal nicht", riet ich ihr, woraufhin sie nickte. "In Ordnung. Ach, übrigens. Komm nach deiner Sitzung mit Trelawney in die große Halle, ich warte dort auf dich, damit du mir Bericht erstatten kannst", grinste meine beste Freundin, umarmte mich noch einmal und verschwand dann.

Ich machte mich ebenso auf den Weg, allerdings ging ich in Richtung des Sees, da Professor Trelawney mir heute morgen gesagt hatte, ich solle dort hinkommen. Dort angekommen traf ich, wie erwartet, auf Trelawney, jedoch zu meiner Überraschung auch auf den jetzigen Wahrsage-Lehrer Firenze.

Umbridge hatte durch ihre mittlerweile erlangte Macht als Großinquisitorin Trelawney entlassen, woraufhin man sich natürlich um einen Ersatz hatte kümmern müssen. Dabei war Dumbledores Wahl eben auf den Zentauren Firenze gefallen, bei dem der Unterricht auch irgendwie gar nicht so verkorkst war wie bei Trelawney.

"Ähm, hi", begrüßte ich die beiden und sah beide unsicher an. Ich hatte nur Trelawney erwartet, weshalb mich Firenzes Anwesenheit verwirrte. "Guten Tag, Alyson", erwiderte Firenze meine Begrüßung mit seiner üblichen, freundlichen und ruhigen Stimme. "Hallo. Setzen Sie sich doch", bat Professor Trelawney mich und sah mich etwas zerstreut an. Vermutlich freute sie sich einfach darauf, wieder unterrichten zu dürfen. Ich nahm auf einem der aufgestellten Stühle platz und sah die beiden Wahrsage-Experten an, wobei das Experte eigentlich nur auf Firenze bezogen war.

"Alyson, bitte schildere uns doch einmal, wie deine Visionen normalerweise ablaufen", bat Firenze mich freundlich, woraufhin ich kurz schluckte und dann nickte. Ich schilderte den beiden, wie unglaublich schlecht und schwindelig mir vor einer Vision wurde, wie die Stimmen sich immer weit entfernt anhörten, selbst wenn die Personen direkt neben mir standen und wie schließlich alles schwarz wurde und ich nur verschwommen etwas wahrnahm in den Visionen, oft nur Gesprächsfetzen aufgreifen konnte. "Haben Sie auch klare Visionen?", erkundigte Trelawney sich, nachdem ich zu Ende erzählt hatte. Ich bejahte dies, erzählte ihnen, wie die Vision am Tag der dritten Aufgabe des trimagischen Turniers ganz klar und deutlich die kommenden Ereignisse gezeigt hatte, woraufhin die beiden nickten und sich etwas notierten. Ich fühlte mich eher wie bei einem Verhör als bei einer Lehrstunde.

"Nun gut, Alyson, was wir dir jetzt erzählen werden, wird dir vermutlich nicht gefallen, aber es muss sein. Um zu lernen, wie du eine Vision abwehren kannst, musst du erst lernen, wie du eine Vision hervorrufst, damit du dann lernen kannst, sie wieder abzuwehren. Macht Sinn, nicht wahr?", erklärte Firenze mir, woraufhin er einen gleichzeitig enttäuschten und vermutlich leicht verstörten Blick meinerseits erntete. "Das meinen Sie doch jetzt nicht ernst", sprach ich meinen Gedanken aus, woraufhin Firenze nickte. "Doch, leider. Tut uns wirklich sehr leid, aber anders kannst du nicht lernen, eine Vision abzuwehren", erwiderte der Zentaur und obwohl mir seine Erklärung einleuchtete, wollte es nicht in meinen Kopf gehen. Trotzdem fügte ich mich diesem Schicksal und nickte.

"Wie kann ich die Vision denn hervorrufen?", erkundigte ich mich, woraufhin Firenze Trelawney zunickte. "Sie müssen Ihren Kopf von allen Gedanken befreien. Am Anfang ist es oftmals hilfreich, sich im Schneidersitz hinzusetzen, die Augen zu schließen und ein kurz darüber nachzudenken, was Sie gerade belastet. Und dann... dann versuchen Sie, einfach loszulassen. Anschließend konzentrieren Sie sich mit all ihrer Kraft auf das, was Sie in Ihren Visionen gesehen haben. Sie müssen es ganz deutlich sehen, hören, erleben. Nur so können Sie es schaffen, die Vision hervorzurufen. Sie werden es beim ersten Mal vermutlich nicht direkt schaffen, aber wie alles im Leben, braucht auch das Übung. Also... Setzen Sie sich", erklärte Trelawney, woraufhin ich mich vor meinem geistigen Auge schon sitzend in der Luft fliegen sah. Schnell verwarf ich diesen Gedanken, denn das war albern und hatte hier auch nichts zu suchen.

Ich nickte erneut und setzte mich im Schneidersitz auf den Boden. "Und jetzt die Augen schließen und-" Ich unterbrach Trelawney, schließlich war ich nicht dement. "Ich weiß schon." Auch wenn ich es nicht wollte, jetzt musste ich das wohl oder übel durchziehen. 

Also fasste ich mir ein Herz und schloss die Augen.

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Widmung: awaken-

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