Kapitel 11
Allie
Die bunten Blätter flogen durch den Wind bewegt durch die Gegend, während ich noch in meine Decke eingekuschelt in meinem Bett lag.
Es waren inzwischen fast zwei Monate vergangen und Dumbledores Trick mit dem an etwas Wichtiges denken, hatte tatsächlich funktioniert, ich hatte in all der Zeit keine Vision mehr gehabt. Und es fühlte sich verdammt gut an. Meine schulischen Leistungen hatten sich im Gegensatz zum letzten Jahr enorm verbessert, zudem war ich einfach viel entspannter. Ich war zwar nicht komplett entspannt, da wir alle viel zu lernen hatten, aber ich fühlte mich auf jeden Fall besser. Außerdem hatten Claire, Julie, Marco und ich gemeinsam mit einigen Hufflepuffs und Ravenclaws eine kleine Halloween-Party geplant - verdammt! Ich wusste, ich hatte irgendetwas vergessen!
Heute war Halloween und wir hatten uns um zehn verabredet, um zu dekorieren.
Ich kramte wie eine Irre nach meinem Wecker und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass noch eineinhalb Stunden Zeit waren. Langsam quälte ich mich also aus dem Bett und ging ins Bad. Als ich dort fertig war, zog ich mir etwas an und ging dann mit einer Pergamentrolle, einem Tintenglas und einer Feder und meinem Zaubertränkebuch in den Gemeinschaftsraum. Ich musste noch diesen blöden Aufsatz für Snape über Mondstein schreiben. Angefangen hatte ich schon, aber irgendwie hatte ich es verpennt, weiterzuschreiben.
Im Gemeinschaftsraum war es noch relativ leer, immerhin hatten wir Samstag, aber es saßen schon ein paar Schüler dort, wie Fred und George, Seamus und Cormac McLaggen. Ich ließ mich auf einen Sessel nahe des Fensters fallen, zog mir einen kleinen Tisch heran und breitete meine Schulsachen aus. Vollkommen konzentriert blätterte ich in meinem Zaubertränkebuch, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich bekam es im ersten Moment nicht mit und dachte, es sei eine Fliege oder Ähnliches. Als mir dann aber eine Hand vor dem Gesicht rumwedelte, zuckte ich kurz erschrocken zurück und drehte mich dann um.
"Hi, Jackson", begrüßte mich Fred Weasley - oder George. Keine Ahnung, wer von beiden wer war. "Hi... uhm, Weasley", wich ich deshalb auf den Nachnamen aus. "Was gibt's?" "Ich wollte dich nur was fragen, wegen Claire", erklärte mir der Rothaarige und da wusste ich, dass George vor mir stand. Fred interessierte sich nicht für meine blondhaarige Freundin. Und seit letztem Jahr hatte sich irgendetwas zwischen George und Claire entwickelt, obwohl sie sich die Jahre davor nur gestritten hatten. "Ich... also... sie war letztes Jahr irgendwie ziemlich sauer. Wir haben auch noch gar nicht darüber gesprochen, sie ist mir dauernd aus dem Weg gegangen. Weißt du, woran das liegen könnte?", fragte George mich verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
Natürlich wusste ich, woran das lag. George hatte Claire letztes Jahr deutlich klargemacht, sie solle mit niemand anderem außer ihm zum Weihnachtsball gehen. Sie hatte das also als Einladung verstanden und hatte sich wie ein kleines Kind gefreut. Und dann hatte ich mitbekommen, wie die Zwillinge Katie Bell und Angelina Johnson gefragt hatten. Und daraufhin war Claire notgedrungen mit Cormac McLaggen zum Ball gegangen. Der Abend war für Claire die reinste Katastrophe geworden - und für Cormacs Schuhe, die mit Claires Erbrochenem eingesaut worden waren, auch.
"Na ja, du sagtest ihr, sie solle mit niemand anderem außer dir zum Ball gehen. Und dann kreuzt du da mit Katie Bell auf. Da würdest du dich doch auch verarscht fühlen, oder? Und sag mir jetzt nicht, dass das irgendeiner deiner dummen Streiche war", erwiderte ich trocken und sah ihn ernst an. Er nickte kurz. "Na klar würde ich mich verarscht fühlen, aber das war eher so... dahingesagt. Verstehst du?", murmelte er. Ich schüttelte nur den Kopf. "Claire wird nicht mehr mit dir reden, bis du das wieder hinbiegst. Bei so was lässt sie ihren Stolz raushängen." George nickte erneut und verschwand dann.
Somit hatte ich wieder Ruhe und konnte entspannt meinen Aufsatz zu Ende bringen.
***
Gegen zehn begab ich mich dann mit ein paar "Accessoires" zu dem Klassenraum, den uns Dumbledore zur Verfügung gestellt hatte und traf dort schon auf Marco und Julie. "Wo ist Claire?", fragte ich die beiden, kannte die Antwort aber bereits. Sie hatte wieder mal verschlafen. "Was denkst du denn?", fragte Julie und musste grinsen. Und als hätte sie es gehört, kam Claire in dem Moment angerannt und kam vor uns schlitternd zum Stehen. "Claire. Wie immer früh dran", lachte Marco und Claire streckte ihm die Zunge raus. "Werdet ihr mal einen nervigen Weasley los", keuchte Claire und schlug Marco daraufhin gegen die Schulter. "Wir sollten mal anfangen, oder? So ein Raum dekoriert sich nicht in einer Stunde", mischte Julie sich kichernd ein und wir alle stimmten dem zu.
Andere würde das Aufbauen als Katastrophe bezeichnen, doch für uns war das sogar noch harmlos. Claire fiel fast von einer Leiter, weshalb wir beschlossen, die Sachen doch lieber mit unseren Zauberstäben und Zaubersprüchen in höhere Ecken zu befördern. Beim Abdunkeln des Raumes stolperte Julie und schlug mit ihrem Knie auf, weshalb es anfing zu bluten und wir ein Pflaster besorgen mussten. Marco stieß sich des Öfteren den Kopf an dem herunterhängenden Geist, weshalb wir diesen nach weiter oben verfrachteten. Und ich lief dauernd gegen die Tür bzw. gegen die Wand, weil es ziemlich dunkel im Raum war.
Als wir Stunden später endlich fertig waren, setzten wir uns auf den Boden und wünschten uns ein Sauerstoffzelt.
Auch wenn viel passiert war während des Aufbauens und wir uns alle irgendwie wehgetan hatten, fingen wir an zu lachen, als wir da so saßen und uns den Raum anschauten.
"Das erinnert mich an das eine Jahr Silvester, als wir alle unbedingt aufbauen wollten und Claire die Rakete hat hochgehen lassen", kicherte Julie und wir alle erinnerten uns daran, wie wir als Zehnjährige versucht hatten, zu dekorieren. "Ja und dann hat sie dich fast getroffen, Marco", lachte Claire, weshalb sie einen leichten Schlag gegen die Schulter erntete. "Dafür bist du damals wirklich von der Leiter gefallen", grinste der Braunhaarige. "Ja und Allie ist damals auch schon gegen jede Wand und jede Tür gelaufen, wenn es dubjel war", prustete Claire. "Genau. Und am Ende lagen wir alle in einer Punschpfütze und unsere Eltern hatten Angst, wir würden betrunken sein", giggelte ich und das ganze endete in großem Lachen. Es war schön an die schönen Zeiten zu denken - als wir uns noch keine Sorgen um einen bösen Zauberer oder irgendwelche Visionen machen mussten.
"Chrm chrm", ertönte es plötzlich hinter uns und erschrocken sahen wir uns alle um. Und natürlich stand dort die pinke Pest oder auch Umbridge genannt in der Tür. Wir standen auf und sahen die Kröte an. Umbridge sah uns ebenfalls an und räusperte sich. "Was machen Sie hier?" "Wir gestalten den Raum für unsere Halloweenparty nachher", erklärte Claire der Kröte lächelnd. "Eine Party? Ohne Genehmigung? Das gibt Nachsitzen und Punkteabzug", sagte Umbridge uns mit einem falschen Lächeln. "Falsch. Wir haben eine Genehmigung", erwiderte ich und kramte sie aus meiner Hosentasche. Anschließend hielt ich Umbridge das Stück Pergament hin, woraufhin sie ihr Gesicht verzog. Sie hatte sich wohl schon darauf gefreut, uns zu bestrafen. "In Ordnung", entgegnete sie mit eingeschnapptem Unterton und verzog sich wieder. "Endlich", murmelte Julie genervt.
Und damit war die fröhliche Atmosphäre von vorhin wieder versaut.
***
Abends trafen wir uns dann alle verkleidet und geschminkt wieder in unserem Raum. Es kamen noch andere Leute, aus Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw. Wir hatten auch Einladungen an Slytherins verteilt, doch die hatten wohl keine Lust zu kommen. War mir aber eigentlich auch ganz recht so.
Die Party verlief ziemlich gut, jeder hatte Spaß und George raffte sich sogar dazu auf, mit Claire zu reden. Hoffentlich würde das nicht tödlich für ihn enden. Ich beschloss, die beiden nicht zu stören. Da Marco mit Luna beschäftigt war und Julie mit Susan und Hannah über irgendwas diskutierte, beschloss ich zu Neville zu gehen. Dieser stand bei Ginny und trank mit ihr alkoholfreien Punsch.
"Hey", sagte ich und die beiden sahen mich an. Ginny grinste und verkrümelte sich, um angeblich mal aufs Klo zu gehen. Sie wusste seit letztem Jahr, dass ich Neville mochte, da ich sie wohl ein wenig zu sehr mit bösen Blicken gestraft hatte, nachdem sie mit ihm zum Winterball gegangen war.
"Hi", lächelte Neville. "Wie geht's dir?", fragte ich ihn und er nickte. "Gut. Und dir so?", erwiderte er. "Ganz gut. Wie findest du die Party?", erkundigte ich mich. "Oh, ähm, ganz gut. Habt ihr wirklich gut hinbekommen. Ist mal anders als diese ewige Depression, die im Schloss herrscht", erklärte er mir und wir beide lachten leicht. "Das war unser Ziel", grinste ich ihn an.
"Du bist so ein Idiot!", hörten wir eine Stimme quieken und reflexartig sahen wir beide in Richtung von Claire und George. Der Weasley hatte meine beste Freundin gerade hochgehoben und wirbelte sie im Kreis herum. "Was meinst du? Ob aus den beiden was wird?", fragte ich den Braunhaarigen neben mir und grinste. "Weiß nicht so genau... aber möglich ist es. Die beiden scheinen für den jeweils anderen etwas zu empfinden", lächelte Neville. Warum merkte er, dass Claire und George Gefühle füreinander hatten, aber nicht, dass ich Gefühle für ihn selbst hatte?
Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde es im Raum plötzlich leise und ein "Chrm chrm" ertönte. Nicht schon wieder, nicht an diesem Abend. Diese Frau würde mich noch wahnsinnig machen.
Nur stand sie nicht alleine in der Tür, sondern da standen noch Dumbledore, McGonagall, Snape, Sprout und Flitwick. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
"Diese Party ist hiermit beendet. Es ist mir einfach zu laut und ich fühle mich gestört", erklärte die Kröte uns mit ihrem falschen Lächeln. "Das können Sie doch nicht machen. Wir haben uns genau an die vorgegebene Lautstärke gehalten", meinte Marco wütend und baute sich vor der Kröte auf. "Und wie ich kann", erwiderte die Kröte grinsend. "Professor Dumbledore, wir haben nichts Schlimmes getan, sondern alles wie vereinbart gehandhabt", erklärte ich dem Schulleiter verzweifelt, der mich nur kurz ansah und dann seinen Blick wieder über die Menge schweifen ließ. War das sein Ernst? Er konnte das der Kröte doch nicht einfach so durchgehen lassen! Wenn nicht mal Dumbledore gegen die Kröte ankam, dann wohl niemand. Dabei war er doch sonst immer gegen das Ministerium. Und von Umbridge wollte ich gar nicht erst anfangen. Sie wollte uns nur eins auswischen, weil wir vorhin doch eine Genehmigung gehabt hatten. Am liebsten hätte ich ihr in diesem Moment eine reingehauen.
"Die Hauslehrer begleiten ihre Schüler bitte zurück in die Gemeinschaftsräume", befahl Dumbledore und die Hauslehrer nickten. "Ravenclaw, Hufflepuff, Slytherin und Gryffindor bekommen jeweils 50 Punkte Abzug wegen Störung der nächtlichen Ruhe", legte Umbridge fest und grinste triumphierend.
Und dann passierte es wieder. Mir wurde schwindelig und schlecht gleichzeitig. An was Wichtiges denken. Irgendetwas. Ich musste lernen. Für Zaubertränke. Bestimmt.
Normalerweise reichte so etwas schon aus, um die Vision abzuhalten. Doch dieses Mal nicht. Im Gegenteil, meine Übelkeit verschlimmerte sich, mir wurde noch schwindeliger.
"Hören Sie auf die Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen", hörte ich weit entfernt Umbridges Stimme, während sich die Welt immer schneller drehte. Umbridge schrie mich weiter an und Claire sagte mir, ich solle an etwas Wichtiges denken. Vielleicht wollte sie aber auch nur Brathähnchen. Ich verstand sie nicht besonders gut. Aber warum schrie sie wegen Brathähnchen so? Und warum ging sie nicht einfach in die Küche?
Das letzte was ich mitbekam, war Claire, die mich anschrie und mir eine knallte.
***
"Bring mir diese Prophezeiung."
"Nur über meine Leiche."
"Nun, das lässt sich einrichten, aber vorher bringst du mir diese Prophezeiung."
"Harry! Nein, das ist nur eine Täuschung, es ist nicht echt! Er will dich reinlegen! Harry - Harry bleib stehen!"
"Ich werde ihn dort nicht sterben lassen!"
"Wenn du jetzt gehst, dann wird etwas Schlimmes passieren, bitte!"
"Vergiss es."
"Meine Güte. Dass du auch immer so eine Zicke sein musst."
"Avada Kedavra!"
Eine Gestalt stolperte in eine Art Bogen und war verschwunden.
"Er ist nicht tot!"
"... Lüge."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top