Kapitel 10

Allie

"Hast du ganz toll hingekriegt, Jackson. Als ob ich mit dir nachsitzen will", meckerte Smith, als wir uns leider auf dem Weg zum Nachsitzen begegneten. "Hallo? Was hab ich denn gemacht, huh? Du hast doch angefangen, mir Zettel zu schreiben, nicht andersrum!", fauchte ich und schlug ihn kräftig gegen die Schulter. Normalerweise tat ich das nur bei meinen Freunden, wo es dann auch eher spaßhaft gemeint war, aber bei Smith gerade war es zu verlockend gewesen. "Aua! Spinnst du?!", zeterte Smith und sah mich vernichtend an. "Oops, die Hand ist mir wohl aus Versehen ausgerutscht, das tut mir aber leid", sagte ich und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. "Du bist so ein Freak!", erklärte Smith mir wütend. "Danke, gleichfalls!", erwiderte ich nur und stellte ihm ganz aus Versehen ein Bein, weshalb er der Länge nach auf den Boden fiel. Und weil Claire mir Schadenfreude 'anerzogen' hatte, lachte ich ihn dementsprechend aus, ließ ihn liegen und setzte meinen Weg zu Snape fort.

Ich hätte ihm aufhelfen sollen, aber es fühlte sich tatsächlich mal gut an, schadenfroh zu sein.

An der Tür angekommen klopfte ich genervt, als ich Smith schon hinter mir hörte. "Das wirst du bereuen, Jackson", keuchte er, als er bei der Tür ankam, die gerade geöffnet wurde. "Ach ja? Bevor du mir was antun kannst, brauchst du erst mal ein bisschen mehr Kondition", erwiderte ich ein kleines bisschen eingebildet und betrat Snapes Büro. Dort ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und sah den Professor an. Vermutlich hätte ich ihn begrüßen sollen, aber mein Tag konnte nicht mehr schlimmer werden, dementsprechend war es mir ziemlich egal.

"Mr. Smith, nehmen Sie doch auch Platz, ich bin kein Unmensch und lasse Sie stehen", höhnte Snape, weswegen ich ein bisschen grinsen musste. Also hatte ich ja doch alles richtig gemacht, als ich mich einfach hingesetzt hatte.

Als Smith Platz genommen hatte, sah Snape uns beide an.

"Sie beide bekommen verschiedene Aufgaben. Mr. Smith, Sie werden mir beim Sortieren meiner Bücher helfen. Miss Jackson, Sie sehen hier auf dem Tisch zehn Beutelchen. Ich möchte, dass Sie durch verschiedene Verfahren herausfinden, welche Zutaten sich in den Beutelchen befinden. Zudem werden Sie zu jeder Zutat mindestens drei Zaubertränke aufschreiben, für die man diese Zutaten benötigt. Alles, was Sie brauchen, finden Sie in diesem Büro. Ich möchte zu jedem Beutelchen ein ausführliches Protokoll. Viel Glück."

Hatte ich mich gerade verhört? Wie sollte ich denn herausfinden, was sich in den dämlichen Beutelchen befand? Konnte er das nicht selbst machen? Er war doch hier der Zaubertränkelehrer, nicht ich!

"Mr. Smith, wir beide werden zum Sortieren das Büro verlassen, damit Miss Jackson mehr Ruhe hat", erklärte Snape dem Hufflepuff, der mich nur böse grinsend ansah. Arschloch.

Die beiden verließen also das Büro und ich saß vor einer für mich unlösbaren Aufgabe. Ich nahm mir eines der Beutelchen und betrachtete es. Darin befand sich irgendetwas Schleimiges, das bläulich aussah. Es war widerwärtig.

Ich nahm mir ein Buch aus dem Regal und suchte nach Bildern in ihm. Da das Buch leider keine Bilder hatte, suchte ich im Verzeichnis nach Schleim. Tatsächlich fand ich ein Kapitel über verschiedene Schleimarten doch auch da musste ich mich erst wieder durchkämpfen. Schließlich fand ich eine Beschreibung für Flubberwurmschleim. Das gute daran - diese Beschreibung passte perfekt auf meinen Schleim. Jetzt hieß es nur noch, drei Zaubertränke zu finden, für die man Flubberwurmschleim brauchte. Ich fand heraus, dass man Flubberwurmschleim zum Andicken für Zaubertränke benötigte, was ich mir auch genauso notierte.

***

Ich wusste nicht, wie lange ich hier nun schon saß, aber Smith war längst entlassen worden und Snape saß mir gegenüber und schien irgendetwas zu korrigieren. Ab und zu schien er zu mir rüberzugucken, als wollte er gucken, ob ich immer noch am Arbeiten war.

"Professor, ich hab jetzt zu jedem Beutelchen Notizen gemacht. Darf ich jetzt gehen und Ihnen die Protokolle morgen geben?", fragte ich irgendwann vollkommen erschöpft. Snape musterte mich kritisch, nickte dann aber schließlich. "Morgen werden Sie noch einmal nachsitzen. Da werden Sie mir die Protokolle dann geben", erklärte er mir. Ich seufzte einmal frustriert, nahm dann meine Sachen und verschwand so schnell wie möglich.

Mein Weg führte mich als erstes in die große Halle, da ich ziemlich großen Hunger hatte. Als ich jedoch sah, dass kaum noch jemand da war und die Tische auch nicht mehr gedeckt waren, ließ ich einen genervten und gleichzeitig frustrierten Schrei raus. Wieso fing das Schuljahr denn nur so scheiße an? Erst das Gefühl, dass ich etwas vergessen hatte, dann zwei Mal Nachsitzen und jetzt bekam ich schon zum zweiten Mal nicht mal mehr etwas zu Essen ab.

"Allie! Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!", rief plötzlich eine mir bekannte Stimme, weshalb ich mich umdrehte. Schon warf sich jemand um meinen Hals und erdrückte mich fast. "Claire... ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich nicht umbringen würdest", keuchte ich, weshalb die Blondine mich losließ und mich besorgt ansah. Hinter ihr entdeckte ich Marco, Julie und Clary. Warum war meine Schwester nicht bei ihren hochbegabten Freunden?

"Wo warst du, Allie Ballie?", fragte Marco mich etwas besorgt. "Nachsitzen. Ich durfte Zutaten herausfinden. War 'ne echt schöne Beschäftigung", murrte ich. "Zum Glück haben wir dir etwas zu Essen aufbewahrt", kicherte Clary und holte eine kleine Box mit Pommes aus ihrer Umhangtasche. Meine Augen weiteten sich und ich riss die Box an mich. Sofort öffnete ich sie und verschlang die Pommes. "Ihr seid die besten", schmatzte ich und hob einen Daumen hoch.

"Warum hattest du eigentlich schon wieder Nachsitzen?", erkundigte Marco sich und hob eine Augenbraue. "Aaach... ich hab aus Versehen einen Zettel an Smith geschrieben und der Idiot hat mich verpfiffen", erklärte ich meinem besten Freund und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. "Oh man. Was schreibst du ihm auch Zettel?", erwiderte der Braunhaarige verwirrt. "Er... also... er hat mich provoziert", nuschelte ich und zeigte auf das Punkteglas von Gryffindor. "Allie! Ihr habt ja gar keine Punkte mehr! Wie hast du das denn hingekriegt?!", rief Clary entsetzt. Dafür, dass meine Schwester in Ravenclaw war, war sie doch ziemlich überrascht, dass Gryffindor keine Punkte mehr hatte. Es hätte sie doch eher freuen sollen. "Sie ist zu spät gekommen und hat sich anscheinend die Nacht in den Gängen rumgetrieben", übernahm Julie die Antwort. "Ach ja? Warum denn das?", erkundigte Claire sich nun misstrauisch. "Ich hatte 'ne Vision", meinte ich nur schulterzuckend.

Claire riss die Augen auf. "Was? Schon wieder? Aber so kurz hintereinander hattest du das doch noch nie! Was ist denn passiert?", wollte sie besorgt wissen. Claire konnte zwar manchmal echt aggressiv sein und auch verrückt und aufgedreht war sie oft, aber wenn es um ihre Freunde, also uns, ging, dann konnte sie auch ernst sein.

"Ach, nichts Wichtiges. Es ging um irgendwelche Träume, um eine Amalia und irgendwas mit "Keiner von beiden kann leben, während der Andere überlebt" oder so was...", versuchte ich das ganze harmloser wirken zu lassen, ich wollte nicht, dass Claire sich unnötig Sorgen machte. Leider ging mein Plan nach hinten los, denn Claire packte mich an den Schultern und sah mir in die Augen. "Ab zu Dumbledore mit dir und erzähl ihm, was passiert ist", wies meine Freundin mich an. "Ich war da doch erst, Claire. Ich werde ihn damit bestimmt nicht noch mal belästigen", erwiderte ich, doch Claire gefiel diese Antwort gar nicht. "Dumbledore sagte, du sollst immer zu ihm kommen, wenn du eine Vision hast. Und das tust du jetzt auch!" Claires Ton ließ keine Widerrede zu, weshalb ich schließlich doch zu Dumbledores Büro ging.

"Himbeermarmelade", murmelte ich, woraufhin der Wasserspeier zur Seite schwang und ich nach oben gehen konnte. Dort klopfte ich einmal gegen die Wand, damit der Schulleiter hörte, dass ich da war. Er sah auf und lächelte sanft, als er mich erblickte.

"Miss Jackson. Was führt Sie schon wieder her?", erkundigte der alte Mann sich. "Was denn wohl? Ich hatte die Nacht wieder eine Vision", murmelte ich und ließ mich auf den Stuhl gegenüber von ihm fallen. "Schon wieder? So kurz nach der ersten? Das ist ungewöhnlich. Ist denn etwas Neues passiert?", wollte Dumbledore wissen und musterte mich. "Nicht wirklich. Aber es ist ein Name gefallen. Kennen Sie eine Amalia?", fragte ich ihn. "Nein", erwiderte Dumbledore schnell. Doch irgendwas was daran falsch. Wieder schien er für einen kurzen Moment die Fassung zu verlieren, doch ich schob es wieder auf die Einbildung. Dumbledore verlor nie die Fassung!

"Warum sind Sie nicht früher hergekommen?", erkundigte Dumbledore sich. "Ich hatte Nachsitzen bei Snape. Ich war gestern Nacht noch draußen, weil ich auf's Mädchenklo gerannt war", nuschelte ich und fuhr mir durch die Haare. "Ach ja? Nun, das erklärt auch, wieso Gryffindor keine Hauspunkte mehr hat, würde ich mal sagen", sagte Dumbledore. "Ja. Tut mir auch leid, dass ich Ihre Zeit schon wieder in Anspruch genommen habe für so einen Schwachsinn", stammelte ich und stand auf, doch Dumbledore schüttelte den Kopf. "Miss Jackson, das ist kein Schwachsinn. Im Gegenteil, es ist sehr wichtig. Aber vielleicht kann ich Ihnen ja noch einen Tipp geben, wie Sie die Visionen unterdrücken können", murmelte der Schulleiter und stand auf. Damit kam er jetzt? Nachdem ich mich ein Jahr lang damit rumgequält hatte und deshalb Nachsitzen bekommen hatte? War das sein Ernst?

"Wie denn? Und warum sagen Sie mir das erst jetzt?", fragte ich ihn ein wenig verblüfft und verständnislos. "Ich wollte sehen, wie sich das mit den Visionen entwickelt. Und wie das geht? Denken Sie an etwas furchtbar Wichtiges. Zum Beispiel an das Lernen für eine Prüfung oder Ähnliches. Das sollte die Vision weghalten", erklärte Dumbledore mir. "Na ja, vielen Dank, dass Sie mir das jetzt sagen, wo die Hauspunkte weg sind und ich Nachsitzen habe", murmelte ich genervt und wandte mich zum Gehen.

"Miss Jackson?", hielt Dumbledore mich noch mal auf. "Ja?", erwiderte ich und sah den alten Mann an. "Gegen das Nachsitzen kann ich nicht viel tun. Aber, dass Sie gekommen sind, obwohl Sie meine Zeit hätten vergeuden können, wird mit 150 Punkten für Gryffindor belohnt", meinte der Schulleiter mit einem Zwinkern. "Vielen Dank, Professor", grinste ich und machte mich auf den Weg in meinen Gemeinschaftsraum.

Dort wurde ich als erstes von Plakaten mit der Aufschrift Potter der Spinner und Jackson die Verräterin begrüßt. Eines musste ich den Leuten, die die Plakate gestaltet hatten, lassen - zeichnen und gestalten konnten sie.

"Seht mal, da kommt die Verräterin", höhnte Seamus und er und Dean sahen mich mit vernichtenden Blicken an. "Fühlt ihr euch jetzt cool? Solltet ihr aber nicht", erklärte ich den beiden mit arroganter Stimme und setzte meinen Weg zum Schlafsaal fort. Jedoch wurde ich von Ron Weasley abgehalten.

"Was sollte das mit den Hauspunkten, huh? Willst du, dass Slytherin gewinnt, weil deine blöde Freundin da ist oder was?!", fragte der Rotschopf mich wütend. "Wie bitte? Das glaubst du?! Ich kann ja auch nichts dafür, wenn Snape mal wieder seine Tage hat! Außerdem hab ich die Punkte wieder reingeholt, falls es dich interessiert. Gute Nacht!" Mit diesen Worten rempelte ich Weasley an und ging in meinen Schlafsaal.

Normalerweise hätte ich mich auf eine Diskussion eingelassen, aber dafür war ich zu müde und überanstrengt. Aufgebracht ließ ich mich in mein Bett fallen und starrte an die Decke.

Wenn das mal nicht ein toller Tag gewesen war.

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