18 | ein verbotenes Treffen

Die nächsten Tage hörte ich nichts mehr von David. Auch wenn es vermutlich besser war, dass er sich von mir fernhielt, vermisste ich ihn irgendwie.

Da waren noch so viele unangesprochene Dinge, die wir klären mussten, noch Fragen, die offen waren, noch Antworten, die ich unbedingt bekommen wollte.

Mein Sohn war im Kindergarten, mein Mann in der Arbeit, während ich allein daheim saß und Löcher in die Luft starrte.

Ich würde nicht lügen, wenn ich sage, dass ich meine Arbeit manchmal sehr vermisse. Egal wie stressig diese auch gewesen ist, ich hatte wenigstens etwas zu tun. Aber jetzt saß ich fast die ganze Zeit daheim und erledigte Hausarbeiten, was an sich natürlich nichts schlimmes war, aber auf Dauer auch ein wenig nervig war.

Momentan konnte ich an der Lage aber nichts ändern und musste geduldig sein, bis meine Tochter endlich kommt, und wenn mein Kind ersteinmal da ist, werde ich wieder diese ruhige Zeit vermissen.

Gerade hatte ich den Fernseher angeschalten und es mir mit einer Decke auf unserer Couch bequem gemacht, als es an der Haustür klingelte.

Schwerenherzens erhob ich mich wieder und trottete zur Haustür, wo ich schon eine große Shilouette erkennen konnte.

Ich riss überrascht die Augen auf, als ich David dort draußen stehen sah. Seine grünen Augen wirkten leblos, als er mein Gesicht musterte und ich fragte mich automatisch, ob es ihm gut ging.

"Hey", durchbrach ich die Stille, "Was machst du hier?"

David antwortete mir nicht gleich, er schluckte ein paar Mal ehe er sich räusperte und dann zu reden anfing.

"Ich...ich wollte nur bei dir vorbeischauen. Ich hoffe ich störe dich nicht.", seine Stimme klang unsicher, seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben, so als wüsste er selbst nicht, warum er hier war.

"Mein Mann und mein Sohn sind im Moment nicht da, also-", fing ich an und brach dann abrupt ab.

Was würde Logan sagen, wenn er wüsste, dass ich mich gerade mit David unterhielt?!

"Ich weiß. Deshalb bin ich auch ehrlich gesagt hier.", Davids Stimme gewann nicht an Sicherheit, als er weiterredete.

Ich schwieg, wartete nur auf seine Erklärungen, seine Gründe, warum er ausgerechnet heute um diese Uhrzeit vorbeigekommen war.

"Ich brauche jemanden zum Reden... Heute ist der Todestag meiner Schwester und ich-", seine Stimme brach ab und der Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wieder. Ich schluckte schwer und musterte David besorgt.

"Was soll ich tun?", fragte ich ihn, bevor ich es bereuen konnte.

"Fährst du mit mir in den Park, bei der Kirche?", er klang wie ein kleiner Junge, der ein Eis von seiner Tante spendiert haben wollte, so unsicher.

Ich nickte nur. Ich wusste selbst nicht, warum ich zugestimmt hatte. Meine Entscheidung war schon gefallen, als ich ihn da so verletzt vor mir stehen habe sehen.

Schnell holte ich meine Jacke und meine Schlüssel und sperrte hinter mir die Tür ab. Ohne zu zögern stieg ich in Davids Wagen. Ich hatte noch genug Zeit mich mit David in den Park zu setzen und zu reden, bevor ich meinen Sohn vom Kindergarten abholen musste.

Anders als ich erwartet hätte, war die Stimmung im Auto seltsam entspannt. Davids Blick war klar auf den Verkehr gerichtet und ich zwang mich ebenfalls ganz nach vorne zu schauen.

Wir schwiegen, als wir zusammen den Weg entlang gingen, bis wir uns endlich auf eine Bank setzten.

Ich fuhr mit meinen Händen unruhig meine Oberschenkel rauf und runter und zwang mich ruhig zu bleiben. Ich wollte ihn nicht mit Fragen bombadieren, wenn es ihm eh nicht gut ging.

"Es tut mir leid, wenn ich dich von irgendetwas abgelenkt oder dich gestört habe. Du hättest nicht mitkommen müssen, wenn-"

"Hey", sagte ich leise und stoppte so seinen Redefluss. "Es ist okay, wirklich. Ich wollte mitkommen."

"Dein Mann wird mich umbringen.", David lachte leise, trotzdem merkte ich, wie verletzt er war.

"Logan wird es schon verstehen.", meinte ich zuversichtlich, obwohl ich wusste, dass das eine Lüge war.

"Ich kann einfach nicht mehr.", David atmete tief ein und aus und wandte den Blick von mir ab.

"Ich vermisse sie so, Emma.", seine Stimme klang stark und unzerstörbar, auch wenn er gerade innerlich zerbrach.

"Immer wenn ich an sie denke, gebe ich mir die Schuld an allem. Hätte ich doch damals nicht den Lkw überholt."

Mir kamen die Tränen, wenn er von seiner Schwester sprach. Ihr Tod hatte damals alles verändert, hatte ihn verändert, hatte mich verändert.

"Du kannst es nicht mehr ändern, David. Gib dir bitte nicht die Schuld an diesem Unglück. Ich hätte damals auch dich verlieren können.", redete ich sanft auf ihn ein.

Sein Blick war immer noch in die Ferne gerichtet, weit weg von dieser Tatsache und von mir.

"Meine Eltern wissen nicht, dass ich draußen bin.", war das nächste, was er sagte und mir verschlug es wieder die Sprache.

Bevor ich fragen konnte, warum er sich nicht bei ihnen gemeldet hatte, redete er weiter.

"Sie haben den Kontakt abgebrochen."

Ich riss geschockt meine Augen auf. Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

"Oh mein Gott das ist ja furchtbar.", sagte ich voller Entsetzen und beobachtete David, der wieder eine kalte Miene aufgesetzt hatte.

"Ich verstehe sie sogar. Ich würde auch nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, nach allem was ich getan habe."

Es brach mir das Herz, wie hart er zu sich selbst war. Wie sehr er sich die Schuld gab, wie er sich für diesen Unfall selbst verabscheute.

"David.", ich berührte ihn kurz an der Schulter, um ihn dazu zu bringen, mich anzusehen, als er leise wimmerte.

"Emma, bitte hör auf.", er klang zerbrechlich, als er meine Hand von seiner Schulter nahm. "Ich halte es nicht aus, wenn du mir so nah bist und ich nichts mehr für dich empfinden darf."

Das Grün seiner Augen bohrte sich in mein Braun und ließ mich unkontrollierter atmen.

David empfand tatsächlich noch etwas für mich.

"David.", ich wusste nicht was ich sagen sollte.

"Ich will kein Mitleid, bitte. Ich bin so glücklich, dass du mir überhaupt zuhörst. Das müsstest du eigentlich gar nicht und ich weiß es zu schätzen, dass du mich nicht abweist. Vorallem da dein Mann eh schon vollkommen am Rad dreht, wenn er mich überhaupt zu Gesicht bekommt."

"Logan ist manchmal ziemlich impulsiv. Ich weiß, sein Verhalten ist dir gegenüber nicht immer gerechtfertigt, aber will mich eben nur beschütz-", ich verstummte, als ich merkte, wie verletzend das klang.

"Vor mir beschützen, ich weiß Emma.", er klang verbittert und fuhr sich durch die Haare.

"Tut mir leid.", meinte ich traurig und schaute nach unten auf meine Oberschenkel.

"Braucht es nicht.", ich wusste nicht, ob er es wirklich so meinte oder nicht.

Wir schwiegen ein paar Minuten ehe plötzlich mein Handy vibrierte.

Ich zog es aus meiner Jackentasche und entsperrte es schnell.

Logan hatte mir eine Nachricht geschickt:

Ich hole Logan aus dem Kindergarten❤

Ich lächelte kurz und schrieb dann:

Danke❤ Bin aber gerade nicht zuhause.

Ich wusste, dass sich Logan sofort furchtbar aufregen würde, wenn ich ihm sagen würde, dass ich gerade mit meinem Exfreund auf einer Parkbank saß.

Die nächste Nachricht 'Wo bist du?' ignorierte ich trotz Gewissensbisse und steckte mein Handy wieder ein.

"Ich bringe dich wohl besser zurück.", Davids Stimme brach mein angespanntes Schweigen und ich nickte langsam.

"Danke für alles, Emma.", seine Augen waren leblos und wässrig, als er mich anschaute und dann den Blick abwand.

Er stand auf und hielt mir seine Hand hin, die ich wenig später ergriff. Ich spürte ein seltsames Ziehen in der Magengegend, als meine Hand in seiner lag. Trotzdem war das hier nicht richtig. Nicht so. Also entzog ich mich ihm schnell wieder und wir gingen schweigend zu seinem Auto.

Ich würde sowieso schon genug Ärger bekommen...

Uiuiui

Könnt ihr David ein kleines bisschen verstehen oder hasst ihr ihn trotzdem haha?

Danke für #9 in Romantik❤

Ah omg hab gerade so eine coole Idee für ein neues Buch und kein Plan ob ich es tatsächlich schreiben werde😱

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