♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓢𝓲𝓮𝓫𝓮𝓷𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰♕︎
Den Zauberstab fest in der Hand, wenden wir uns unvermittelt um. Mehrere Schemen tauchen aus dem Nichts um uns herum auf. Ein Mann in einer schwarzen Kutte, die fließend bis zum Boden geht und einer dunklen Maske, blickt uns entgegen. Seine Hand in Richtung Harry ausgestreckt, den Zauberstab gesenkt. Als wären wir keine ernstzunehmende Bedrohung für ihn. Ich schnaufe verächtlich und umklammere meinen Stab fester. In meinem Kopf rasseln die Abwehr Zauber herunter und gehen die Bewegungen durch. Ein Fehler und wir sind alle geliefert.
„Gib sie mir, Potter", wiederholt er mit schallender Stimme.
Im Augenwinkel blicke ich zu Harry hinüber, der die Kugel enger an seine Brust drückt. Ist es das, was sie wollen? Eine Glaskugel?
„Wo ist Sirius?", fragt ihn Harry mit fester Stimme.
Dass er so ruhig bleiben kann, bewundere ich. Ich spüre, wie meine Knie zittern, und mein Herz rast im Angesicht der Gefahr.
Ein grelles Lachen ertönt hinter dem Mann, bevor eine Weitere Gestalt neben ihn tritt. Die Frau ist kleiner und im Gegensatz zu den anderen Todessern trägt sie keine Maske. Ihre dunklen Haare fallen ihr lockig über den Rücken, die Haut ist blass und fahl. Doch ihr Gesicht, lässt mich zucken. Es liegt so viel Wahnsinn in ihrem Blick, der mich erzittern lässt. Ich erkenne sie von den Fahndungsplakaten wieder. Sie war einer der Hexen und Zauberer, die Anfang des Jahres aus Askaban geflohen sind.
Bellatrix Lestrange.
„Dummer kleiner Junge", spricht sie leise. „Der Dunkle Lord hat dich nur sehen lassen was er wollte das du siehst."
Abermals dringt ein hexenhaftes Lachen, aus ihrer Kehle.
„Bellatrix. Halt dich zurück", tadelt der erste Mann.
Die Hexe verzieht ihr Gesicht, als währe sie nicht begeistert Befehle von ihm anzunehmen.
„Wo habt ihr Sirius versteckt?", fragt Harry abermals.
Der Mann lacht und mit einem Schwung seiner Hand verschwindet seine Maske. Bleiche Haut und lange Wasserstoff blonde Haare kommen zum Vorschein. Sofort wird mir die Ähnlichkeit bewusst und luftschnappend betrachte ich den Vater von Draco.
„Du solltest den Unterschied zwischen Realität und Traum begreifen, Potter", erklärt ihm Malfoy. „Und jetzt gib mir die Prophezeiung."
Er wedelt mit seiner freien Hand Richtung Harry. Im Augenwinkel blicke ich hinüber. Harry drückt die Glaskugel immer enger an sich. Der Nebel darin wappt ruhig vor sich hin. Das soll eine Prophezeiung sein?
„Wenn Sie uns etwas tun, zerbreche ich sie", spricht Harry.
Abermals ertönt das schrille lachen der Hexe und lässt mir einen Schauer über den Rücken jagen.
„Oh, er weiß, wie man spielt. Das klitzekleine Baby, Potter", lacht sie kalt. „Na gut, also dann..." Sie hebt ihren Zauberstab, doch bevor ein Spruch über ihre dünnen Lippen gleitet, wird sie laut unterbrochen.
„NICHT. Habe ich gesagt", blafft Malfoy die Hexe an. „Lasst uns alle ganz ruhig bleiben. Wir wollen nur die Prophezeiung."
„Warum braucht Voldemort mich, um sie zu besorgen?"
Bellatrix kreischt. „Du wagst es, seinen Namen auszusprechen? Du wertloses Halbblut."
„Ruhig Bellatrix. Er ist doch nur ein neugieriger Junge."
Mein Blick huscht durch die dunklen Gänge und nehmen fünf weitere Todesser wahr. Wir sitzen in einer Falle. Abermals fallen mir Severus Worte ein. Doch hätte ich einfach meine Freunde im Stich lassen können? Ich war nie sonderlich mutig, doch gerade durchströmt mich eine Entschlossenheit, hier heil, mit meinen Kameraden, rauszukommen. Alleine, um Severus noch einmal zu sehen. Um ihm vielleicht auch zu sagen, dass ich ihn liebe. Ich will nicht glauben, dass ich ihm nichts bedeute.
„Prophezeiungen können nur von denen geholt werden, die sie betreffen", erklärt Malfoy. „Hast du dich nie gefragt, warum eine Verbindung zwischen dir und dem dunklen Lord besteht? Macht es dich nicht neugierig, wie du überlebt hast?"
Der hellblonde Mann tritt langsam, mit ausgestreckter Hand näher. Mein Blick gleitet zu dem Todesser in meiner Nähe und lauscht auf ein Zeichen endlich von hier zu verschwinden.
„Ich habe vierzehn Jahre lang gewartet", haucht Harry.
„Ja das hast du."
„Ich kann weitere vierzehn Jahre warten", ruft er. „Stupor."
Ein Blitz schießt in Richtung Malfoy, der erschrocken wirkt. Sofort reagieren die anderen DA Mitglieder und feuern in verschiedene Richtungen Schockzauber auf die Todesser.
„LAUFT", schreit Harry, doch das muss er uns nicht zweimal sagen.
Wie rennen in die Richtung, in der sich der Ausgang befindet. Schlängeln uns durch die engen meterhohen Regale voller Glaskugeln. Immer wieder drehen wir uns um und schießen Zauber auf unsere Verfolger. Keuchen und stöhnen ist zu hören, als einige davon ihr Ziel treffen. Vor mir läuft Harry dicht gefolgt von Ron und Ginny. Neville und Luna müssten hinter mir sein, wenn ich den Schritten glauben schenke. Doch ich drehe mich nicht um.
Ein Todesser taucht vor uns auf und bringt uns zum Schlittern.
„Reductio", schreit Hermine und trifft damit das Regal direkt neben dem Kapuzenmann.
Hunderte Glaskugeln zersplittern in einem Ohrenbetäubenden knall. Perlweißer Nebel bricht aus ihnen heraus und nimmt die gestallt von Silhouetten an. Glassplitter regnet zu Boden, während die meterhohen Regale in Zeitlupe in sich zusammenbrechen.
„LAUFT."
Harry packt Hermine, die erstarrt scheint, am Kragen ihres Pullovers und zieht sie in die entgegengesetzte Richtung der berstenden, schwankenden Regale.
Mein Herz klopft laut in meiner Brust, als wir durch die endlosen Reihen laufen. Hinter uns das Klirren und Knarzen der Regale zu hören. Glas zerschellt auf dem Betonboden, während die Schemen die aus den Kugeln emporsteigen, dumpfe Geräusche von sich geben.
Endlich taucht die schwarze Tür vor uns auf und keuchend hechten wir darauf zu, als ich plötzlich an der Schulter gepackt werde und rücklings zu Boden gezogen werde.
Die Luft presst sich aus meinen Lungen, als der harte Untergrund mit meinen Rücken kollidiert.
„Ufff."
„Hab ich dich", grunzt eine männliche Stimme über mir.
Bevor ich erkennen kann, wer es ist, ertönt ein Knall gefolgt von einem lauten Schrei.
„Los, Amanda. Steh auf", Harry erscheint in meinem Blickfeld und hält mir seine Hand hin. Erleichtert ergreife ich sie und lasse mich auf die Beine ziehen.
„Danke."
Er nickt und schnell wenden wir uns der Tür zu, vor der die Restliche Gruppe wartet. Rennend nähern wir uns ihr, da hinter uns die sieben Todesser auftauchen und Zauber in unsere Richtung schießen. Duckend wird die Tür aufgerissen und wir eilen in den nächsten Raum. Nicht wie erwartet ist es die Halle, sondern eine Art Amphitheater.
„Colloportus", keucht Hermine gerade noch rechtzeitig und die Tür versiegelt sich hinter uns, bevor ein lauter Knall eines sich dagegen werfenden Körpers ertönt.
„Wo sind wir?", frage ich leise nach und blicke mich in dem seltsamen Raum um.
Der Boden ist mit Sand bedeckt und er wirkt schmutzig und unbenutzt. In der Mitte des Raumes türmt ein Torbogen, auf den Harry langsam zugeht.
„Was sind das für Stimmen?", fragt er nach.
Ich runzle die Stirn und nähere mich ebenfalls dem seltsamen Konstrukt. Warum stellt man mitten im Zaubereiministerium so etwas in einen Raum?
„Da sind keine Stimmen, Harry", bemerkt Hermine, die sich ebenfalls nähert.
„Doch. Ich kann sie genau hören."
Bevor jedoch einer Antworten kann, ertönt ein lauter Knall und die Tür am anderen Ende wird aufgesprengt. Binnen weniger Sekunden sind wir von den Todessern umzingelt. Unsere Zauberstäbe fliegen durch die Luft und landen im Dreck. Bevor sich der Staub legt, wurde jeder von uns ausgeschaltet und wird von einem Todesser unter Kontrolle gehalten.
„Gib sie mir", knurrt Malfoy, der langsam auf Harry zugeht. „Gib mir die Prophezeiung und deinen kleinen Freunden wird nichts passieren."
Erst jetzt bemerkt Harry anscheinend, dass wir nicht mehr in seiner Nähe sind und verwirrt sieht er sich um. Der Todesser, der mir meinen Arm schmerzhaft auf den Rücken dreht, lacht leise in mein Ohr. Bellatrix Lestrange drückt Neville ihren Zauberstab fest an den Kopf, dass ich sein Wimmern durch den ganzen Raum hören kann. Ron wird von einem weiteren Todesser im Schwitzkasten genommen und sein Gesicht verfärbt sich gefährlich Rot.
„GIB SIE MIR POTTER", brüllt Malfoy nun außer sich. „Oder sieh zu wie deine Freunde sterben."
„Gib sie ihm nicht, Harry", ruft Neville und kassiert dafür einen Stoß mit Bellatrix Zauberstab.
Ich versuche, mich aus dem Griff des Todessers zu befreien, doch vergeblich. Ich kann nur dastehen uns zusehen, wie Harry die Glaskugel in die ausgestreckte Hand von Malfoy legt.War jetzt alles umsonst?
Lucius Malfoy blickt triumphierend auf die Kugel in seiner Hand, als plötzlich helle Lichter uns blenden. Blinzelnd schließe ich die Augen, als der Druck auf meinem Arm leichter wird und gänzlich verschwindet. Perplex blicke ich mich um und immer mehr Zauberer erscheinen aus dem Licht. Ich erkenne Professor Lupin unserer Lehrer im dritten Jahr und Kingsley Shacklebolt einen Angestellten von Zaubereiminister.
„RUNTER", brüllt eine Stimme und sofort gehe ich hinter einem Stein in Deckung, als auch schon ein roter Blitz auf die Stelle trifft, an der ich gestanden habe. Gebannt beobachte ich die kämpfenden Paare. Todesser feuern Flüche ab, die von unseren Rettern gekonnt geblockt werden. Der Mann, der mich festgehalten hat, wird von seinen Füßen gerissen und an die Wand hinter ihm geschleudert. Dumpf prallt er auf den Boden auf und bleibt regungslos liegen.
Nur noch ein Paar kämpft in der Mitte des Raumes und ich erkenne Bellatrix Lestrange. Der Mann der gerade laut lacht, sieht dem Fahndungsfoto von Sirius Black kein bisschen mehr ähnlich. Der ausgemergelte Mann sieht gepflegt und gesund aus. Die lockigen Haare fallen leicht auf seine Schultern. Sein Körper steckt in einer dunkelroten Jacke.
„Komm schon, du kannst es doch besser", ruft er Bellatrix zu und lacht abermals laut, als ein zweiter Lichtblitz ihn direkt auf die Brust trifft.
Seine Augen weiten sich vor entsetzen, als er in Richtung Torbogen wankt. Ich höre Harry rufen, als sein Pate immer noch mit einem Lächeln im Gesicht, rücklings zwischen den Rundbogen fällt und wie von einer unsichtbaren Macht hineingezogen wird.
„SIRIUS" schreit Harry und hechtet in seine Richtung. „SIRIUS."
Bevor Harry den Bogen erreicht, wird er von Professor Lupin gepackt und festgehalten. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, da der Schmerz den ganzen Raum einnimmt. Stille herrscht um uns herum, nur das Rufen von Harry hallt von den steinernen Mauern zurück. Ein Schrei, der das Blut in meinen Adern gefrieren lässt.
Ein kaltes Kichern ertönt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht singt Bellatrix. „Ich habe Sirius Black getötet."
Wut zeigt sich auf Harrys Gesicht, als er sich von Lupins Griff befreit und der immer noch vor Freude singenden Bellatrix hinterher eilt.
„NEIN", ruft Professor Lupin, doch zu spät.
Harry verschwindet durch die einzige offene Tür im Dunklen.
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