♔︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓩𝔀𝓸̈𝓵𝓯♔︎

Severus Snape Sicht

In dem Augenblick, als Amanda die große Halle betreten hatte, sah ich, dass etwas nicht stimmte. Unter ihren Augen bilden sich tiefe Ringe. Ihr lächeln, dass sie mir heimlich immer zuwarf, war verblasst. Ich wünschte, sie fragen zu können, was los ist, doch ich konnte nicht.
Lange habe ich mich gegen meine Empfindungen gegenüber ihr gesträubt. Ich bin ihr Professor und sie eine Schülerin. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass Amanda dieselben Gefühle zu mir hegt, wie ich für sie. Ich versuchte, sie von mir zu stoßen, indem ich ihr zeigte, was die anderen Schüler schon so lange in mir erspähen. Einen verbitterten, emotionslosen Mann.

Doch Amanda hat mich nicht so betrachtet. Sie sieht etwas in mir, dass ich selbst nicht einmal sehe, wenn ich mich im Spiegel betrachte. Sie hat Emotionen in mir geweckt, die ich schon so lange für tot gehalten habe. Nach Lily habe ich nie wieder eine Frau so angesehen.
Bis auf sie.
Einer meiner Schülerinnen.
Eine verbotene Liebe.

Ich sollte das nicht zulassen, zu gefährlich sind meine Gefühle für sie. Ich werde Amanda zerstören und zurück wird eine verwelkte Blume bleiben. Doch mein Ego kann sie nicht fortschicken. Seit langem fühle ich mich wieder lebendig. Die Müdigkeit, die durch meine Knochen kriecht, ist schon so viele Jahre ein Bestandteil meines Lebens, dass ich vergessen habe, wie es sich anfühlt. Amanda gibt mir dieses Gefühl. Sie hat mich mit ihren großen Augen und ihrer lieblichen Art um den Finger gewickelt.

Ich, Severus Snape, bin ihr verfallen.

Mein Blick schweift zu ihr, wie sie gedankenverloren in ihrem Rührei herumstochert. Als Draco Malfoy und Pansy Parkinson sich ihr nähern. Ich kralle mich unbemerkt an die Armlehne des Stuhles, als ich zusehe, wie Amanda von beiden schikaniert wird.

Langsam erhebe ich mich, um dem ein Ende zu setzen, als Hermine Granger wutentbrannt vom Gryffindor Tisch aufspringt und zu ihr eilt. Der Streit wird immer lauter und schon bald sind alle Augen auf die Vier gerichtet. Als Potter und Weasley sich ebenfalls einmischen, eskaliert das Ganze. Wütend packt Amanda Pansy am Kragen und drückt sie gegen die kalte Wand. Beeindruckt hebe ich eine Augenbraue, als der Schulleiter neben mir auftaucht. Kurz sehe ich Überraschung in seinem Blick, bevor seine Stimme durch die Halle dröhnt.

Auf dem Weg in den Kerker halte ich meine Wut zurück. Malfoy und Parkinson haben sie schon einmal angegriffen und verletzt. Ich habe damals nicht gedacht, dass die Schikanen weitergehen.
Unweigerlich werde ich an meine eigene Schulzeit erinnert.
Als die vier Gryffindors mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit gezeigt haben, was sie von mir halten. James Potter, Harrys Vater, war der Anführer der kleinen Gang und hat gerne damit angegeben, wie herausragend er doch ist. Er stolzierte in der Schule herum, als wäre er etwas Besonderes. Quälte mich, wo es nur ging. Ich habe ihn gehasst, so wie ich das Resultat von ihm und Lily hasse.
Harry Potter ist nicht besser, als sein Vater und dass er die Augen seiner Mutter hat, macht es für mich nicht leichter. Doch ich habe Dumbledor etwas versprochen und dieses Versprechen werde ich halten.

Am Slytherin-Gemeinschaftsraum angekommen, bleibe ich stehen.

»Miss Johnson. Sie möchte ich in meinem Büro sprechen. Augenblicklich«, füge ich mich Nachdruck hinzu.

Wütend stapfe ich voraus, ohne zu warten, ob sie mir folgt. Ich möchte endlich alleine mit ihr sein. Sie in die Arme ziehen und ihr Trost spenden. Sie fragen, was sie bedrückt und ihr den Kummer fortwischen. Doch zuvor muss ich meine eigene Wut bändigen. Zu sehr haben mich die vergangenen Gedanken aufgewühlt.

An meinem Büro angekommen, öffne ich die Tür und lasse sie eintreten. Zögerlich, fast schon verängstigt, betritt sie das Zimmer. Ich schlage die schwere Tür hinter mir zu und sehe ihr zucken. Langsam dreht sie sich zu mir. Trauer und Angst spiegeln sich in ihren wunderschönen Augen. Warum fürchtet sie sich vor mir? Hat sie ihre Meinung geändert?

»Amanda ...«, fange ich an zu sprechen, werde aber von ihr unterbrochen.

»Warte, bevor du anfängst zu sprechen«, spricht sie schnell. »Es tut mir leid. Es war dumm, mich provozieren zu lassen. Wenn ich in deinen Augen nun das naive Schulmädchen bin ...«

»Amanda ...«, versuche ich mein Glück, ihren Redeschwall zu stoppen.

»Wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein möchtest, verstehe ich das. Ich bin keine Frau in deinen Augen. Nur ein Kind«, flüstert sie.

Langsam gehe ich auf sie zu. Amanda hat ihren Kopf gesenkt. Als ich meine Finger nach ihr ausstrecke, um sie an mich zu ziehen, bemerke ich etwas auf ihrer linken Hand. Irritiert und mit böser Vorahnung, greife ich ihr Handgelenk und betrachte fassungslos die Narbe auf ihrem Rücken.

»Wie ist das passiert?«, frage ich kühl.

Die bloße Vorstellung, jemand hat ihr mit Absicht Schmerzen zugefügt, lässt mein Inneres kochen. Doch wie so oft, verstecke ich meine Wut hinter einer Fassade aus Emotionslosigkeit und Kälte. Amanda versucht, mir ihre Hand zu entziehen, doch mein Griff lässt dies nicht zu.

»Severus, du tust mir weh«, fleht sie weinerlich.

Erst jetzt bemerke ich, wie fest ich sie gehalten habe, und sofort lockere ich meinen Griff um ihr Gelenk.

»Wer hat das getan? Malfoy?«, frage ich mit Nachdruck.

»Nein. Es ist nicht so schlimm«, beteuert sie mir.

Ein Lachen verlässt meine Kehle. »Nicht so schlimm? Amanda, auf deinem Handrücken sind Narben. Sag du mir nicht, was schwerwiegend ist und was nicht.«

Mit großen Augen sieht sie zu mir hinauf, bevor sie den Blick abermals senkt.

»Malfoy war es nicht«, murmelt sie leise.

Nur eine Person fällt mir ein, die in der Lage wäre, so etwas zu machen.

»Umbridge«, murmle ich zu mir selbst.

Ein kleines Nicken, das ich fast nicht gesehen habe, bestätigt meine Vermutung. Abermals keimt Wut in mir auf, daher wende ich mich ab, um sie nicht an Amanda auszulassen.
Dass einer meiner Kollegen es wagt, sich an ihr zu vergreifen.
Die Hände zu Fäusten geballt, wende ich mich meinen Tränkevorrat zu. Schnell habe ich das gewünschte Elixier gefunden und drehe mich zu Amanda um.

Sie steht an derselben Stelle wie zuvor, die Pullover Ärmel weit über beide Hände gezogen. Ich ziehe Amanda zu einem der Sessel am Kamin und drücke sie in die Sitzfläche, bevor ich mich neben sie setze.

»Gib mir deine Hand«, fordere ich sie auf.

Die Wut siedet nahe an meiner Oberfläche, bereit, alles, um sich herum niederzureißen. Zögerlich legt sie ihre Finger in meine ausgestreckte Hand.
Abermals betrachte ich die tiefen Schnitte auf ihrer blassen Haut. Mein Trank wird die Wunde nicht gänzlich verschwinden lassen. Aber er wird den Schmerz lindern. Vorsichtig träufle ich einige Tropfen auf die Stelle und vernehme ihr zischen, als das Elixier ihre Hand berührt. Ich halte ihr Gelenk fester, damit sie es mir nicht entzieht. Ein weiteres Mal wiederhole ich die Prozedur. Die Wunde schließt sich und zurück bleibt eine blasse Narbe.

Ich stelle den Trank beiseite, ohne ihre Hand loszulassen. Mein Groll ist allgegenwärtig, doch je länger ich neben Amanda sitze, desto beherrschter werde ich. Sachte streiche ich mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Spüre die Narbe unter meinem Finger. Wünschte mir, sie davor zu bewahren. Sie zu schützen, vor allem Bösen dieser Welt. Doch dafür bin ich nicht der Richtige. Amanda weiß nicht, wer ich tatsächlich bin. Was ich im Stande bin zu verrichten. Was mir zu verüben auferlegt wurde.

»Severus?«

Ihre leise Stimme holt mich zurück in mein Büro. Gemächlich gleitet mein Blick in ihre Augen. Zärtlich sieht sie mich an, bringt mein Herz schneller zum Schlagen. Sie hebt ihre Hand und berührt meine Wange. Seufzend schmiege ich mich in ihre Berührung, schließe die Augen und genieße das Gefühl.

»Ich möchte dich nicht verlieren«, haucht sie kaum hörbar.

Meine Augen öffnen sich und sehen direkt in ihre.

»Ich bin nicht gut für dich«, antworte ich ihr.

Amanda schüttelt den Kopf und eine kleine Träne kullert über ihre Wange.

»Lass mich das entscheiden«, flüstert sie.

Ich schlucke und streiche die Träne von ihrem Gesicht. Habe ich das Recht, sie in Gefahr zu bringen? Jetzt, wo sich alles verändern wird?

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