9 | Training
„Und ihr macht das jeden Tag?", fragte ich Kaden zögerlich, als ich neben ihm den Gang herunterlief.
Ich hatte gestern Abend noch eine ziemliche Weile in der Bibliothek gesessen und vor mich hingestarrt. Irgendwann wurden aber auch meine Augenlider immer schwerer, weswegen ich mich schließlich aufgesetzt und zurück in mein Zimmer geschleppt hatte.
Nun schlurfte ich mit Kaden den Gang herunter, welcher uns laut ihm zu einem der Trainingsräume bringen sollte, wo sie immer trainierten.
„Nein, nicht jeden Tag. Es kommt immer drauf an, was so momentan los ist. Marian ist zur Zeit viel unterwegs wegen der Sache mit Rosalia, weswegen wir uns überwiegend selber trainieren oder besser gesagt fit halten"
„Und was macht ihr da so beim Training?", fragte ich neugierig, worauf Kaden leicht schmunzelte. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass sie nur Gewichte in die Luft stemmten.
„Wirst du gleich sehen", murmelte er nur und stemmte eine Tür auf. Nun hatte ich den Ausblick auf einen riesigen Saal, welcher mit Matten ausgelegt war. Zudem besaß er gefühlt in allen Ecken verschiedene Größen von Boxssäcken sowie einen großen Spiegel.
„Wow", murmelte ich nur, als ich Kaden durch die Tür folgte und den Saal musterte, dessen Decke bestimmt über zehn Meter hoch war. „Was macht sie denn hier? Ich dachte wir wollten heute ohne Zuschauer trainieren", ertönte auf einmal eine hämische Stimme, wobei ich schon wusste wem sie gehörte ohne meine Augen auf die Person zu richten.
„Fahr dich runter, Damian", murmelte Kaden nur und streifte sich die Trainingsjacke von den Armen, sodass er nun nur noch im Tanktop da stand, was seine muskulösen Arme gut umschmeichelte.
Damian dagegen hatte bereits sein Shirt abgelegt, was es nicht gerade leichter machte ihn nicht anzuschauen.
Er schien aber das selbe Problem zu haben. Abgesehen davon, dass seine Augen mich in einem genervten und arroganten Ton musterten. Zumindest bis er sich wieder an Kaden richtete. „Warum hast du sie her gebracht? Am Ende verletzt sie einer noch von uns beiden, wenn er sich nicht unter Kontrolle hat"
Sofort kam in mir Verwunderung hoch. Was sorgte er sich denn auf einmal so um mein Wohlbefinden. Gestern hatte er mich doch auch noch ohne irgendwelche Schuldgefühle gegen die Wand gedonnert.
Mein Rücken schmerzte von dem Zusammentreffen mit der Wand übrigens immer noch und der blaue Fleck würde in den nächsten Wochen bestimmt auch nicht kleiner werden.
„Wir sind beide gut trainiert und wenn du nicht wieder gerade einen deiner Wutausbrüche hast, dann wird hier rein gar nichts passieren", entgegnete Kaden nur, worauf der Blick von Damian sich nicht veränderte.
Trotzdem erwiderte er nichts, sondern drehte sich nur auf dem Absatz um und wandte sich wieder seinem Training zu.
Kaden dagegen wendete sich nun an mich und schaute mich mit einem kleinen Lächeln an, wobei ich mich automatisch wohler fühlte. Wenigstens einer hier in diesem Raum, der mich nicht komplett hasste.
„Willst du mal was sehen?", fragte er auch schon, worauf ich ihn verwirrt anschaute. „Kommt drauf an, was es ist. Wird es weh tun?"
Nun lachte Kaden etwas.
Es war ein warmes und angenehmes Lachen bei dem man sofort Lust hatte mit einzusteigen.
„Nein, keine Sorge. Davon tut überhaupt nichts weh. Außer man wird davon getroffen. Aber dafür haben wir ja die Boxssäcke"
Neugierig schaute ich ihm dabei zu, wie er sich diesen wandte, die am anderen Ende des Raumes standen. Im nächsten Moment wurden sie auch schon alle durch die Gegend geschleudert, worauf mir nur die Kinnlade herunterklappte.
Kaden dagegen musterte mich nur mit einem Grinsen, als ich immer noch nicht ganz kapierte, wie er es mit einer einzigen Handbewegung geschafft hatte, dass alle Säcke von ihrem Platz gefegt wurden.
„Wow, wie hast du das gemacht?", kam es auch schon aus mir heraus, wobei ich es mir ja eigentlich schon selber erklären konnte.
„Ganz einfach so", murmelte Kaden und erhob erneut seine Hand, worauf die Säcke wieder an ihre Stelle zurückflogen.
„Aufräumen kannst du auch noch?", kam es erstaunt aus mir heraus, worauf er leicht lachte. „Ja, so in etwa. Aber du hast recht es kann manchmal sehr praktisch sein. Normalerweise haben wir aber nicht so eine enorme Kraft", entgegnete er, worauf ich verwundert die Augenbrauen anhob.
Er dagegen zog eine von den kleinen Glasfläschchen mit dem schwarzen Zeug aus der Tasche seiner Jogginghose. „Cilium verstärkt sie etwas. Es ist wie ein Energiedrink, den du vor einer größen Prüfung nimmst nur das er zehn Mal so hart kickt"
„Ahh und macht ihr das vor jedem Training? Weil irgendwann muss doch euer Vorrat daran aufgebraucht sein, oder?"
„Nein, nicht vor jedem. Aber momentan haben wir genug. Das Zeug gibt es wie Sand am Meer", murmelte er und ließ die kleine Ampulle wieder in seiner Hosentasche verschwinden.
„Müsst ihr eure Kräfte eigentlich trainieren oder konnte ihr das ganze schon seitdem ihr geboren seid?", sprudelten die Fragen auch nur so aus mir heraus, worauf Kaden etwas schmunzelte.
„Nein, dass alles ist Jahre langes Training. Kleine Kinder können sie noch nicht so kontrollieren, deswegen verabreichen wir ihnen auch kein Cilium, sonst zerstören sie uns am Ende noch alles"
„Aber die meisten lernen schon sehr früh und schnell. Also ist das oft kein Problem"
Ich seufzte einmal leicht und musterte seine Hände, die eigentlich nicht so aussahen, als wäre sie zu so etwas mächtigen im Stande. Bestimmt niemand würde mir glauben, dass der Junge damit fast alles zerstören konnte, was ihm vor die Nase kam.
Außer sie hatten es selber gesehen.
„Es ist echt Schade, dass du nur so wenig Dämonenblut in dir hast", murmelte Kaden und kam einen Schritt auf mich zu gelaufen, wobei ich spürte wie er als Nächstes nach meinem Handgelenk griff.
„Ich denke du würdest schnell lernen und du könntest vieles mit diesen Dingern anstellen"
Dabei dabei musterte er meine Hand etwas, die immer noch in seiner lag.
Plötzlich ertönte aber ein lautes Klirren, worauf Kaden meine Hand ruckartig wieder freigab und wir beide verwundert herumschossen. Anscheinend hatte Damian gerade einen der Bocksäcke durch das Fenster gejagt, denn dieses war nun zersplittert, sodass wir nun die Luft auf unsere Haut spüren konnten, die hereingezogen kam.
„Was zur Hölle", murmelte Kaden nur und ließ seinen Blick zu Damian wandern, dessen Augen für einen kurzen Moment auf uns beiden lagen und sich dann wieder auf die anderen Boxssäcke richteten, welche er hoffentlich nicht auch noch aus dem Fenster jagen würde.
Kaden dagegen schüttelte nur den Kopf und wandte seinem Kumpel dann wieder den Rücken zu. Ich dagegen konnte noch einen Blick auf Damian werfen, der aber wieder beschäftigt wirkte. Trotzdem entging mir nicht der grimmige Ausdruck, welcher auf seinem Gesicht lag.
Aber bei ihm konnte ich mir auch vorstellen, dass er durchgehend mit solch einem Ausdruck durch die Gegend rannte.
Schließlich war das Damian.
„Wo waren wir stehen geblieben?", murmelte Kaden nachdenklich, was meine Aufmerksamkeit dazu brachte sich wieder auf ihn zu legen.
„Bei dem Anteil an Dämonenblut, was in meinen Adern ist", half ich ihm etwas auf die Sprünge, worauf er leicht schmunzelte.
„Ach ja, stimmt!"
Zum Weitererzählen kam er jedoch nicht, da er abermals unterbrochen wurde und zwar durch das quietschendes Geräusch, der sich öffnenden Tür, welche zum Trainingsraum gehörte.
Nun stand dort Valencia.
Sie hatte ihre langen dunklen Haare in zwei französische Zöpfe gebunden, welche eng an ihrer Kopfhaut lagen. Trotzdem hatte sie anscheinend nicht verhindern können, dass sich bereits ein paar Strähnen lösten und ihr etwas in die Stirn hingen.
Dafür war sie abermals wieder top gestylt und stolzierte fast wie auf einem Catwalk in den Raum.
„Jungs!", konnte ich sie auch schon sagen hören, worauf sich Kaden zu ihr wandte und seine Schwester fragend anschaute.
Auch Damian hatte aufgehört Dinge durch die Gegend zu schleudern und sich nun Valencia gewandt, welche ihr Hände in die Hüften gestemmt hatte.
„Was ist?", kam es auch schon in einem genervten Ton von ihm.
„Heute Abend steigt bei Cantos was. Lust mitzukommen?", fragte sie auch schon in die Runde und musterte alle mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Schon wieder eine Party heute Abend? Waren wir nicht erst neulich auf einer?", entgegnete ihr Bruder nur darauf, was sie nur mit einem Schulterzucken betitelte. „Ja, aber warum nicht? Marian ist eh noch bis morgen in Brooklyn und so lange keine weiteren Signale von Rosalia auf der Karte angezeigt werden, können wir uns unsere Freizeit doch ruhig gönnen, oder etwa nicht?"
„Na gut", gab Kaden sich anschließend mit einem Seufzen geschlagen, worauf seine Schwester eine Augenbraue anhob, als wollte sie eine genauere Antwort.
„Heißt das jetzt du kommst mit?"
Kaden dagegen musterte seine Schwester nur und zuckte anschließend mit den Schultern. „Meinetwegen, aber unter einer Bedingung und zwar, dass Stella mitkommen darf"
Etwas verwundert schaute Valencia ihn an, bevor ihr Blick zu mir wanderte und sie schließlich langsam nickt. „Klar, warum eigentlich nicht"
Ihre Stimme klang dabei jedoch eher nachdenklich als positiv überzeugt.
„Gut", mischte sich nun auch Damian ein und musterte Kaden, bevor er mich mit seinen Augen durchbohrte. „Dann wirst du wohl den Babysitter für unsere kleine Fehlbildung spielen"
Dann war er mit einer ziemlichen Geschwindigkeit aus dem Raum verschwunden, die mich irgendwie an Tibalt erinnerte. Der hatte es nämlich auch geschafft sich in so einem enormen Tempo zu bewegen.
Kaden und Valencia schauten dagegen nur verwundert auf die Tür, die mittlerweile wieder geschlossen war und durch die Damian vor wenigen Sekunden noch verschwunden war.
„Was ist denn in den gefahren?", murmelte Valencia schließlich und richtete sich an ihren Bruder. „Der hat seine Aggressionen ja noch weniger als sonst unter Kontrolle"
Kaden dagegen zuckte nur mit den Schultern.
„Ich glaube es ist wegen mir", unterbrach ich schließlich die Stile, worauf beide mich anschaute. „Ich denke er hasst mich und zwar so richtig"
„Er hasst dich nicht", murmelte Kaden nur, wobei er aber nicht so überzeugend klang. „Er ist wahrscheinlich nur etwas überfordert mit der Sitaution. Außerdem hatten wir noch nie jemanden in einen unserer Aufträge verwickelt bei dem sich dann auch noch herausgestellt hat, dass er uns sehen kann"
„Du bist halt anders als wir und ich glaube Damian kommt nicht ganz damit klar, dass man darauf Rücksicht nehmen sollte", mischte sich nun auch Valencia ein, worauf ich leicht nickte.
Trotzdem konnte ich mir vorstellen, dass es Damian lieber war, sie hätten mich damals einfach in meinem Auto liegen lassen, als mich mitzunehmen.
Nun ja, leider war es nicht so gewesen und mittlerweile wünschte ich mir auch immer mehr, dass es nicht einfach so gewesen sein könnte.
Mal wieder ein neues Kapitel. Mal schauen, was so auf der Party passiert. Eins kann ich auf jeden Fall sagen...es wird sehr spannend
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