34 | tödliches Ende?

Irgendwas hatte man mir verabreicht, dass war das Einzige, was ich mitbekommen hatte. Zumindest so lange ich auf den kalten Boden gedrückt wurde. Die Stelle, an der mir wahrscheinlich eine Nadel in die Haut gerammt hatte schmerzte immer noch, wobei ich mir jedoch eher Sorgen darüber machte, was sie mir verabreicht hatte.

Mittlerweile wurden mir wieder Ketten an die Handgelenke gelegt, welche fest in der Wand verankert waren.
Statt mich aber zu wehren, saß ich dieses Mal an der Wand angelehnt und probierte meinen Atmen unter Kontrolle zu halten.

Zwar bewegte ich mich kaum, aber trotzdem hatte ich das Gefühl ich würde von Sekunde zu Sekunde immer mehr Luft in mich aufnehmen. Das Gleiche war es auch mit meiner Temperatur.
Abwechselnd wurde mir heiß und kalt und ich konnte schon spüren, wie sich auf meiner Stirn Schweißperlen ausbreiteten.

Auch das Gefühl, dass die schweren Metallringe an meinen Handgelenken immer enger wurden verließ mich nicht.
Es fühlte sich an, als wäre eine unsichtbare Kraft da, die probierte dem Druck des Metalles zu entweichen.

Keuchend lehnte ich noch immer an der Wand und beobachtete Santiago, wie er wieder in den Raum geschritten kam.
Er hatte eine aufrechte Haltung, als würde er ganz genau wissen, was er zu tun hatte.
Wahrscheinlich war es aber auch so.

Wieder probierte ich etwas an den schweren Ketten zu ziehen, worauf der Druck aber nur noch stärker wurde an meinen Handgelenken.

Ich stoppte jedoch, als ich auf einmal trampelnde Schritte höhren konnte. Panisch wanderten meine Augen durch den Raum, aber konnten nichts entdecken. Zumindest in den ersten paar Minuten. Immer mehr und mehr füllte sich anschließend der Saal mit Personen.

Um genauer zu sein Vampiren.

Neugierig wanderten ihre Blicke durch den Raum, wobei sie immer etwas länger bei mir verharrten. Manche von ihnen tuschelten leise miteinander, wohingegen andere nur gehässig grinsend umherschauten, als wüssten sie, was als nächstest passieren würde.
Das sie auf Santiagos Seite standen, entging sogar mir nicht.

Immer mehr rutschte ich an die dicke Steinwand hinter mir, sodass ich schon die Kälte durch meine Lederjacke hindurchspüren konnten.
Wenn die Anderen hier auftauchen sollten, dann waren sie am Arsch.

Niemals könnten sie es mit so einer Masse aufnehmen.

„Schau doch nicht so ängstlich", riss mich die Stimme von Santiago weg, sodass mein Kopf herumschoss und ich sein grinsendes Gesicht betrachten durfte.
„So lange du dort sitzen bleibst und mich die Sache regeln wirst, wird dir nichts passieren. Es sei denn du widersetzt dich"

Verbittert bis ich mir auf die Lippe, bevor ich meine Kopf von ihm weg drehte. Ich konnte nicht einfach hier sitzen und zu schauen, wie meine Freunde platt gemachte wurden.
Das würde ich mir nicht verzeihen können.

„Santiago!", riss eine laute Stimme die Aufmerksamkeit des Mannes, der mich noch gerade von oben herab abwertend angeschaute hatte von mir weg, worauf ich erleichterte ausatmete.
Trotzdem verhinderte es nicht, dass ich mich wenige Sekunden später erneut anspannte.

Das Tuscheln der Vampiere wurde mittlerweile immer lauter und ich konnte sehen, wie viele von ihnen sich zum Ausgang des Saales wandten und in eine Art Angriffsstellung einnahmen.

Bereits schon mit dem Hintergedanken, wer sich dort im Rahmen der Tür des Saales befand, ließ ich meine Blick herumwandern.
Und tatsächlich dort befanden sich in Lederjacken gekleidete Menschen. Jedoch Fremde und nicht die Gesichter, in die ich gehofft hatte schauen zu können.

Erstaunlicherweise waren es auch mehr, als ich erwartet hatte. Hatten sie etwa Verstärkung geholt?
Die Frage war trotzdem, ob sie es mit der Masse vor ihnen aufnehmen konnten. Schließlich waren sie immer noch deutlich in der Unterzahl. Angespannt biss ich mir auf die Lippe, als ich sehen konnten, wie beide Seiten sich angriffslustig anstarrten und sich immer mehr aufeinnader zu bewegten.

Ein Funke würde reichen und genau vor mir würde gleich eine Massenschlacht ausbrechen. Panisch wanderte mein Blick zu Santiago, der das ganze Spektakel nun von oben herab betrachtete.
Seine Lippen wurden von einem Grinsen geziert und ich konnte sehen, wie er jemandem in der Masse leicht zu nickte.

Diese einzige Bewegung hatte gereicht, um den Vampiren das Verstehen zu geben, dass sie nun freie Bahn hatten. Es dauerte auch nicht lange, da waren die Ersten los gesprintete und stürzten sich auf die Wächter, welche nun vor ihnen standen.

Nun war ein riesiges Getümmel vor mir. Schutzfelder wurden erzeugt und Personen mit Kraftfeldern durch die Gegend geschleudert. Die lauten Geräusche das Kampfes halten an den Wänden wieder und machten die ganze Sache, die sich da vor meinen Augen abzog nur noch mehr beängstigend.

Panisch rutschte ich an die Steinwand, um nicht auch noch mit den Kampf hinein gezogen zu werden, wobei dies einerseits aber ziemlich schwer werde würde.
Schließlich war ich immer noch mit den schweren Eisenketten an der Wand befestigt, dessen Ringe an meinen Handgelenken langsam ziemlich anfingen zu schmerzen.

Und das obwohl sie meine Handgelenke nicht mal eng umschlossen. Stattdessen wirkte es eher so, als würde eine Kraft den Schmerz erzeugen, die sich zwischen dem Eisen und meinen Handgelenken befand.
Hatte Santiago mir deswegen etwas verabreichen lassen?

Wollte er die Blockade von meinen Kräften zertsören?
Wenn ja, dann würden die Ketten demnächst wahrscheinlich nicht mehr lange halte, denn der Druck auf ihnen wurde immer stärker. Und langsam hatte ich Sorge, dass sobald das Eisen zerstört war, ich keinerlei Kontrolle mehr darüber hatte, was ich tat.

Schließlich waren meine Kräfte vor ein paar Tagen schon enorm stark gewesen, aber laut meine Oma immer noch zu Teilen unterdrückt gewesen.
Also wollte ich gar nicht wissen, was ich alles anrichten würde, sobald die Blockkade vollkommen behoben war.
Wie auch immer Santiago dies angestellt hatte.

Lange würde dies auf jeden Fall nicht mehr dauern, denn ich spürte schon, wie die Eisenringe an meinen Handgelenken langsam anfingen nachzugeben.

„Stella!", riss aber eine brüllende Stimme, die mir ziemlich bekannt vorkam meinen Blick von den Fesseln weg, worauf ich verwirrt aufschaute.
Kurz darauf durfte ich aber auch schon in das Gesicht von Kaden schauen, der auf mich zu gesprintet war und sich vor mir hingekniet hatte.

Sofort wanderten seine Augen über meine Handgelenke und ich konnte sehen, wie er zu einem von diesem greifen wollte, um die Fesseln von ihnen zu bekommen.
Da war es aber schon zu spät.

Denn die Ringe gaben nach und sprangen auf, sodass Kaden von mir weggeschleudert wurde und etwas über den Boden rutschte und liegen blieb.
Auch ich wurde stark an die Wand gedrückt und merkte, wie das kalte Metall von meiner Haut glitt.
Mit stockendem Atem betrachtete ich meine Hände ich war vollkommen frei.

Kaden, der sich nun wieder aufgerappelt hatte, wobei mir die blutenden Nase nicht entging, stand nun wieder vor mir und hielt mir seine Hand hin.
Bevor ich sie jedoch ergreifen konnte, spürte ich schon, wie sie nach meinem Handgelenk griff und mich auf die Beine zog. „Komm, wir müssen dich von hier wegbringen"

Dann rannte er auch schon los und zog mich hinter sich her, sodass ich die ersten paar Schritte nur stolperte.
Ich fing mich aber relativ schnell und drängte mich hinter ihm durch das Getümmel, wobei es sich aber eher so anfühlte, als würde ich einfach durch alles hindurch rennen ohne groß Schaden davonzutragen.

Es dauerte nicht lange, bis wir den Ausgang des Saales erreicht hatten und nun einen langen Flur herunter sprinteten. Zumindest bis wir abrupt stoppten.
Nun standen wir Vampiren gegenüber, die uns vom anderen Ende des Gangen mit gehässig grinsenden Blicken musterten.
Langsam machte ich ein paar Schritte rückwarts, als ich sehen konnte, wie sie auf uns zu kamen.

„Ich glaube, dass wird Santiago aber nicht so gefallen, wenn ihr beiden einfach abhaut", konnte ich den Einen vernehmen und sehen, wie er etwas schneller wurde.

Automatisch hielt ich schützend die Hände vor mich, als ich sie beide zum Sprint ansetzten, in der Hoffnung so würde ich vielleicht etwas weniger zerfleischt werden.
Tatsächlich war dies auch der Fall, wobei Kaden und ich sogar überhaupt nicht angegriffen wurden.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und konnte sehen, dass wir von einem weiß, schimmernden Kuppel umgeben wurden.
Ein Schutzfeld.

Und dieses hatte nicht Kaden erzeugt sondern ich.
Anscheinend war es so stark gewesen, dass es die Vampire durch den halben Raum geschleudert hatte, denn die beiden langen nun am anderen Ende des Flures auf dem Boden und wirkte nicht mehr so, als wären sie noch ganz bei Bewusstsein.

Kaden, der neben mir stand, hatte nun seinen Kopf zu mir gewandt und starrte mich aus aufgerissenen Augen an.
Ich dagegen atmete nur schnell, bevor ich langsam meine Hand sinken ließ, worauf sich der silberne Film um uns verschwand.

„Erklär mir es einfach nachher", vernahm ich Kadens keuchend und auch etwas stockende Stimme, worauf ich mit mindestens genauso geweiteten Augen, etwas nickte. Dann rannten wir beide auch schon weiter den Flur herunter.

Ich hatte nicht wirklich Ahnung, wie wir hier herauskommen sollten, weswegen ich mich etwas hinter Kaden hielt und ihm einfach nur folgte. Hoffentlich hatte er Ahnung, wie wir aus diesem Gebäude herauskamen und dies am besten auch noch ohne weitere Zusammstoße mit Vampieren.

Mittlerweile befanden wir uns tatsächlich draußen, wobei es jedoch wie eine Art Hinterhof wirkte. Keuchend kamen wir zum Stehen und verschnauften erstmal.
Nachdem sich mein Atem langsam beruhigt hatte, hob ich meinen Kopf wieder an und richtete meine Augen vom Boden auf den Sternen übersähten Himmel.

Man konnte deutlich die Geräusche des Kampfes von drinnen hören, wenn man leise war.
„Kaden", wisperte ich, aber wurde bereits durch ein Lachen unterbrochen.
Erschrocken fuhren wir beide herum und starrten nun in das Gesicht von Santiago. Er hatte sich etwas im Huntergrund gehalten und kam nun aus dem Schatten der das dunkel Gebäude warf, herausgetreten.

Dabei war er jedoch nicht alleine. Neben ihm liefen zwei Vampire, die eine Person festhielten. Ich blinzelte etwas um genauer zu erkennen, wer es war und merkte, wie mir automatisch der Atem stockte, als ich die blauen Augen etwas aufblitzen sah.

„Damian", keuchte ich erschrocken und wollten einen Schritt auch ihn zu machen, wurde aber schon von Kaden abgehalten, indem er mich etwas am Arm packte. „Warte", vernahm ich ihn warnend in mein Ohr raunen.

Auf Santiagos Lippen dagegen bildete sich nur ein Grinsen, als er meine Reaktion sah.
„Ist ja sehr schade, dass du schon gehen willst, mein liebes Töchterchen", startete er auch schon seinen nächsten Versuch, wobei der hämische Unterton nicht zu überhören war.

Dabei machte er ein paar Schritte auf mich zu. Automatisch konnte ich sehen, wie seine Hand etwas zu seinem Hosenbund wanderte und dort einen Dolch hervorzog.
„Ich hatte echt gehofft, du würdest länger bleiben. Aber vielleicht kann ich dich ja nochmal dazu überreden"

Mit einem Grinsen bewegte er sich etwas auf Damian zu, wobei die Klinge des Dolches im Mondlicht etwas aufblitzte.
Diese wurde immer noch von den beiden Vampiren festgehalten, indem sie ihm die Hände auf den Rücken drehten.
Sein Gesichtsausdruck war verbissen und ich konnte sehen, wie seine Augen etwas zu mir wanderten, sodass sie aufeinander trafen.

„Nein", entfuhr es mir nur, als ich sah, wie Santiago den Dolch leicht in seiner Hand hob und etwas mit ihm herumspielte, bevor er ihn auf Damian richtete.

Kaum hatte dieses Wort meinen Mund verlassen, wandte sich sein Kopf auch schon herum und das gehässige Grinsen blitzte mindestens genauso, wie die Klinge des Dolches im Mondlicht.
„Nein? Wieso denn nicht? Ich nehme mal an, dass du nicht vor hast hier zu bleiben, also wird wohl einanderer dafür büsen müssen"

„Nein, bitte nicht", probierte ich es abermals, wobei meine Stimme nun nicht mehr ganz so fest klang, wie am Anfang. Sie hatte eher einen panischen und angsterfüllten Ton.
Wieder probierte ich mich etwas auf ihn zu zubewegen, worauf Kaden schließlich auch meinen Arm losließ.

Santiago schmunzelte darauf nur und ließ seinen Dolch langsam sinken.
„Anscheinend ist dir die Wahl, wem du dein Herz schenkst ja nicht so schwer gefallen", vernahm ich ihn leise sagen, worauf ich stockte.

Wieder wanderten meine Augen zu Damian, der mich mit einem besorgten Blick anschaute. Kadens Miene, der sich immer noch hinter mir befand, war nun um einiges dunkler.
Sein Kiefer war etwas angespannt und ich sah, wie seine Augen leicht umher huschten, wobei sie die von Damian mehrmals streiften.

Trotzdem enting mir nicht, wie verletzt er war.
Santiago dagegen sah die ganze Sache eher als Spaß an, denn ich sehen konnte, wie sich auf seinen Lippen wieder ein Grinsen ausbreitete und er anfing mit dem Dolch in seiner Hand etwas herumzuspielen.

„Nun ja", ergriff er schließlich mit einer lauten Stimme wieder das Wort, bevor er sich wandte und mich hämisch betrachtete.
„Meine Bedingung! Schließ dich mir an und dein Freund hier wird unversehrt bleiben"

Dabei deutete er mit dem Dolch auf Damian und bohrte ihm die Spitze etwas in die Brust, wobei ich beinahe selber den Schmerz vernehmen konnte.
„Stella", knurrte Damian dagegen nur und betrachtete mich mit einer ernsten Miene, worauf ich aber nur den Kopf schüttelte und mir auf die Lippen biss.

„Tu es nicht!"

„Er wird dich sonst umbringen", flüsterte ich nur leise, worauf er mich aber weiterhin nur eindringlich anstarrte.
„Ich weiß, du wirst es aber trotzdem nicht tun, okay!"

Doch bevor er seinen Statz überhaupt richtig beantworten konnte, hatte Santiago die Klinge des Dolches etwas mehr in das Shirt gedrückt, was er unter der Lederjacke trug. Sofort verstummte Damian und krümmte sich mit einem schmerzverzogenem Gesichtsausdruck etwas.

„Ich denken meine Tochter sollte die Entscheidung alleine überlassen und nicht von außen beeinflusst werden"
Nun zog er den Dolch wieder etwas zurück worauf nicht nur Damian leicht ausatemte, sondern auch ich.
Kaden, der neben mir stand, hatte nun auch eine Angriffstellung angenommen und sah so aus, als wollte er sich jeden Moment auf Santiago stürzen.

Das Problem dabei war nur, dass wir beide nicht gegen ihn ankommen konnten. Eine Bewegung von und er würde den Dolch in Damians Brust versenken.

„Okay...", wisperte ich leise, worauf sich auf Santiagos Lippen ein Grinsen ausbreitete. „Stella!", konnte ich dagegen Damian nur warnend sagen hören, worauf er jedoch abermals mundtot gemacht wurde.

Sofort zog ich scharf die Luft ein und hatte das Bedürfnis auf ihn zu zulaufen, damit ich ihm helfen konnte, aber da hatte ich mich schnell wieder gefangen.
„Lass ihn unversehrt und...", sprach ich mit stockender Stimme weiter, wurde jedoch abermals unterbrochen.
Erschrocken keuchte ich auf, als ich sehen konnte, wie Santiago ein paar Meter weiter von mir entfernt von den Füßen gerissen wurde und mit einem ziemlich Schlag gegen die Hauswand knallte.

Trotzdem schaffte er es noch mit dem Arm aus zu holen und den Dolch zu werfen.

Mit aufgerissenen Augen und klopfendem Herzen starrte ich auf die Klinge, wie sie durch die Luft flog und sich schließlich in ihr Ziel bohrte.

———
Ich weiß ich bin gemein aber das musste sein
Den Rest gibt es morgen <3

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