29 | Diskussion und Eifersucht

Nachdenklich starrte ich an das Gemälde, was vor mir im Flur hing. Eigentlich wollte ich nur den Flur herunterlaufen, um anschließend zum Trainingsraum zu gehen, aber irgendwie hatte es mich bei dem Gemälde, was nun vor mir an der Wand hing, festgehalten.

Es war der Stammbaum der Vollblutlinie, welchen Kaden und ich schon an meinem ersten Tag hier betrachtet hatten.

Langsam wanderte mein Blick die Kästchen herunter. Die Familie war nicht sonderlich groß, das konnte man jetzt schon sagen.

Trotzdem konnte ich es immer noch nicht glauben, dass unter Rosalia sich eigentlich noch ein weiteres Kästchen befinden sollte mit meinem Namen.

„Naa, was machst du da?", riss mich eine tiefe Stimme aus den Gedanken, worauf ich etwas zusammenzuckte und herum schoss. Nun stand Kaden hinter mir zusammen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Dabei wanderte sein Blick aber etwas hinter mich, sodass er nun auch einen Blick auf den Stammbaum werfen konnte.

Nun hatte sich seine Frage auch selbst beantwortet.

„Ich glaube, wenn die ganze Sache sich hier etwas beruhigt hat, muss wir den mal erneuern", murmelte er und ließ genauso wie ich seine Augen über die einzelnen Kästchen mit den Nachnamen wandern.

„So gesehen habe ich dann ja auch einen neuen Nachnamen", kam es aus mir heraus, als meine Augen auf die Schrift, mit welcher die Namen geschrieben waren, trafen.

„An sich schon"

„Langsam frage ich mich eher, wann dies hier wirklich alles ein Ende nimmt. Ich meine so gesehen haben wir alle nichts gegen Santiago in der Hand und wenn wir Pech haben, weiß er auch schon längst von meiner Existenz"

Mit einem entschuldigenden Blick betrachtete mich Kaden und beugte sich anschließend etwas vor, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.

„Wir werden das schon schaffen. Am wichtigstens ist nun erstmal, dass wir die Lunos Blätter bekommen. Danach sehen wir weiter"

Ich nickte nur, anstatt irgendeine weitere Bemerkung zu machen. Für mich wirkte die ganze Sache immer noch so, als würde hier nicht mal irgendeiner auch nur ein bisschen Ahnung davon haben, was wir taten.

War es nicht wichtiger herauszufinden, wie man Santiago stoppen konnte?

Ja klar, dazu sollte man sichergehen, dass er nicht an mich oder meine Mutter herankam, aber irgendwas in mir sagte, dass dieser Mann uns allen bereits schon einen Schritt voraus war und genau wusste, was er tat.

Schließlich hatte er es auch geschafft eine ganze Familie umzubringen, wobei er davor jedoch lieber etwas mehr hätte nachdenken sollen. Schließlich hatte er sich den Weg an die dunkle Krone zu kommen dadurch nur noch schwerer gemacht.

Aber manchmal überwog die Wut einfach. Das hatte Damian mich in der letzten Zeit auch ziemlich gut gelehrt.

„Ach und bevor ich es vergessen", ergriff Kaden wieder das Wort, sodass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde.

„Valencia hat es geschafft sich mit Tibalt in Verbindung zu setzten und er meinte irgendwas davon, dass wir ihm morgen im Guardians treffen sollen"

„Guardians?", hakte ich verwundert nach. Was war das? Wieder ein Kaffee, wo wir anschließend von Männern von Santiago angegriffen wurden?

„Ja, das ist ein Club in der Innenstadt", antwortete Kaden. „Irgendein Club oder wieder etwas, wo sich nur Übernatürliches herumtreibt"

Automatisch musste er etwas schmunzeln. „Die zweite Variante. Mir wäre es ja auch lieber, wir würden Tibalt bei ihm zu Hause treffen, aber er meinte er würde seine Pläne nun nicht extra für uns ändern"

„Wow, weiß er eigentlich wie ernst die Situation ist?", hakte ich nach, worauf Kaden nur mit den Schultern zuckte. „Er hat eine Schraube locker, dass wissen wir. Aber andereseits weiß er auch ganz genau, wie er seinen Arsch aus allen möglichen Sitautionen retten kan, sonst würde er schon längst nicht mehr unter uns Weilen"

„Na gut, wann gehen wir morgen dort hin?"

„Abends. Aber Valencia wird dir da bestimmt nochmal Bescheid sagen. Wahrscheinlich will sie wieder ihre modischen Fähigkeiten an die auslassen", entgegnete er mit einem Zwinkern, worauf ich einmal schluckte.

„Na super"

Kaden dagegen schmunzelte nur etwas, bevor er sich mit einem „wir sehen uns nachher ja bestimm nochmal", umdrehte und den Gang herunter verschwunden war.

Ich dagegen starrte ihm hinterher, bevor ich mich schließlich ebenfalls, jedoch einem lauteren Seufzen umdrehte und den Gang herunter verschwand.

Es dauerte nicht lange und da hatte ich die restlichen Flure durchquert, sodass ich nun vor der riesigen Tür des Trainingsraums stand und auf die Klinke starrte.

Zumindest bis ich mir schließlich einen Ruck gab und sie herunterdrückte. Mein Gehirn sagte mir jetzt schon, dass ich dort drinnen Damian auffinden würde.

Und irgendwie hatte ich auch nichts dagegen.

Zwar war er manchmal sehr anstrengend, aber genau das Gleiche würde er wahrscheinlich auch von mir behaupteten. Trotzdem mochte ich es irgendwie mit ihm Zeit zu verbringen.

Vorsichtig drückte ich den Türknauf etwas herunter, sodass ich mich schließlich durch den kleinen Spalt zwängen konnte.

Wie ich schon vermutet hatte, blockierte Damian wirklich den Trainingsraum und schaute erst auf, als hinter mir die schwere Tür ins Schloss fiel.

Das schwach silberne Schutzfeld, was sich um ihn herum gebildet hatte, erlosch, sobald seine Augen auf meine trafen.

„Was machst du da?", fragte ich vorsichtig und lief etwas auf ihn zu, worauf er sich aber nur einmal durch das dichte schwarze Haar strich.

„Schutzfelder erzeugen", kam es nur murmelnd aus ihm heraus. Anscheinend schien die ganze Sache nicht so zu funktionieren, wie er sich es wünschte.

„Klappt es?", hakte ich vorsichtig nach, worauf seine blauen Augen wieder auf mich trafen und der kalte Ton in Sekunden verschwand. „Na ja", kam es mit einem kleinen Schmunzeln aus ihm heraus.

„Ich sollte mich glaube damit abfinden, dass jeder auch Schwächen haben kann"

„Heißt ja aber nicht, dass man sie nicht trainieren kann", entgegnete ich und half ihm dabei die Sachen, welche auf dem Boden verteilt waren, aufzuräumen, sodass der Trainingsraum wieder einigermaßen nutzbar war.

„Ich weiß, aber andereßseits kann man sich auch damit abfinden. Außerdem bin ich immer noch besser als du und das reicht mir", schob er mit einem hämischen Grinsen hinterher und wuschelte mir einmal durch das dunkelbraune Haar.

„Wenn ich nicht dieses Lunos Zeug nehmen hätte müssen, würde ich nun in fast allem besser sein als du, also spiel dich mal nicht so auf"

„Ja, außer in der Sache mit der Kontrolle", entgegnete er nur mit einem Zwinkern, worauf er von mir einen kleinen Schlag auf den Oberarm bekam.

„Weißt du wir könnten deutlich bessere tun, als uns gegenseitig runterzumachen und miteinander zu vergleichen"

„Ich weiß, aber das ist nicht so lustig. Dabei ziehst du nämlich nicht so ein Gesicht"

Dann spürte ich auch schon, wie er mir etwas auf die Nase tippte, worauf ich automatisch das Gesicht verzog.

„Siehst du"

Dann nahm er mir die Trainingsgeräte, welche ich gerade noch vom Boden aufgesammelt hatte, aus der Hand und verstaute sie.

„Hast du eigentlich schon davon gehört, wo wir morgen Abend hingehen?", fragte er, nachdem er alles weggeräumt und sich wieder zu mir gedreht hatte.

„Ja, Kaden hatte mir vorhin schon davon erzählt", antwortete ich, wobei ich jedoch merkte, wie sich seine Miene leicht verdunkelte, auch wenn es nur ein bisschen war.

„Du magst ihn hab ich recht?", konnte ich ihn darauf auch schon fragen hören, was aber nur dazu führte, dass sich ein Fragzeichen in meinem Gesicht bildete.

„Müssen wir diese Diskussinon jetzt wieder anfangen?", hakte ich stattdessen nur nach, worauf Damian mich mit einem Schmunzeln musterte.

„Bleib ruhig! Es war nur eine Frage"

„Wenn es nur eine Frage war, dann erklär mir mal, warum sich dein Blick gleich wieder so verändert hat?", entgegnete ich nur, was bei ihm ein weiteres Schmunzeln hervorrief.

„Schon sehr erstaunlich, wie sehr du auf meine Gestik und Mimik achtest. Man könnte ja schon fast meinen du magst mich"

Empört schnaubte ich einmal auf.

„Genau das Gleiche könnte ich auch bei dir behaupten. Sonst würdes du ja nicht immer solche Eifersuchtsanfälle bekommen, wenn ich Kadens Namen in den Mund nehme, oder?", entgegnete ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Ahh also gehen wir jetzt aufs große Ganze?", kam es stattdessen nur von ihm und ich konnte sehen, wie er sich etwas vor mir aufbaute, worauf ich automatisch einen Schritt zurückmachte.

„Du hast damit angefangen und ich habe nur probiert mich zu verteidigen"

Wieder schmunzelte er nur leicht, bevor jedoch eine laute Stimme und auseinanderriss. „Seid ihr jetzt mal fertig mit eurem geflirte? Andere wollen den Trainngsraum auch noch nutzen"

Verwundert schossen unsere Köpfe herum und konnte nun Valencia mustern, die ihm Rahmen der Tür stand und uns beide mit einem Schmunzeln betrachtete.

Automatisch spürte ich, wie mich eine Röte überkam, wohingegen Damian so gelassen wie immer seine Halbschwester musterte.

„Und es wäre auch nett, wenn du nächstes Mal anklopfen würdest, anstatt einfach hereinzuplatzen. Normalerweise hättest du sonst nämlich schlimmeres zu Gesicht bekommen"

„Na ja, wer weiß, wenn ich ein bisschen später gekommen wäre, hätte ich das bestimmt auch noch erleben dürfen", schob sie noch hinterher, bevor sie sich von dem Türrahmen abstieß und in den Raum gelaufen kam.

Das Grinsen, was dabei auf ihren Lippen prang, entging niemanden von uns beiden.

Stattdessen durfte ich aber spüren, wie Damian seine Hand meinen Rücken legte, was meinen Körper dazu brachte die Stelle dermaßen zum Prickeln zu bringen, das es sich so anfühlte, als würde Strom durch mich hindurchziehen.

„Überlassen wir der Tante mal den Trainigsraums, sonst kommen noch weitere dumme Kommentare", vernahm ich nur seine Stimme an meinem Ohr, bevor ich auch schon von ihm aus der Tür geschoben wurde.

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