28 | Planänderung
Die Fahrt hatte nicht so lange gedauert, wie ich gedacht hatte, lag aber wahrscheinlich daran, dass ich zwischen durch immer mal wieder die Augen geschlossen und nur noch gespürt hatte, wie mein Kopf gegen die Fensterscheibe gedotzt war.
Immer wenn Damian über eine holprige Landstraße fahren musste, hatte es mich ab und zu aus meinem Dornrösschen Schlaf gerissen.
Trotzdem verhinderte es nicht, dass ich sobald wir angekommen waren mich am liebsten auf den Boden in der Eingangshalle gelegt hätte, so müde wie ich war.
Nur weil Damian mich noch an meinem T-Shirt Saum festgehalten hatte, sodass ich es schließlich doch noch die Treppen hoch schaffte und mich in mein Bett fallen lassen konnte.
Dafür war ich am nächsten Morgen ersteunlicherweise früh aufgewacht. Mit einem Gähnen saß ich nun in der Küche sowie einem Kaffee in der Hand. Anscheinend war noch niemand von den anderen wach.
Aber wir hatte schlißlich auch sechs Uhr.
Wer setzte um die Uhrzeit gerne einen Fuß aus dem Bett und das auch noch an einem Sonntag.
Na ja, Marian tat dies anscheinend, genauso wie Kaden und Valencia. Wobei die beiden noch etwas verschlafen aussahen. Denn Valencia hatte noch ein paar Lockenwickler im Haar sowie einen Satinschlafanzug, den sie mit einem eleganten schwarzen Morgenmantel etwas verdeckte.
„Stella", konnte man Marian erleichtert sagen hören, als ich Blick meinen kreuzte. Schnell stellte ich nur die Tasse mit dem Kaffee auf dem Tisch ab, damit sich dieser nicht gleich noch auf meinem gesamten Schoß verteilte.
Kurz darauf wurde ich aber auch schon von Marian in ihre Arme gerissen.
Auch die anderen beiden quetschten sich nun hinter Marian in den Raum und starrten mich neugierig sowie fasziniert an, worauf ich gar nicht konnte, als meine Augenbraue hochzuziehen.
Was hatten sie denn nun?
„Warum kamen wir eigentlich nicht von Anfang an darauf, dass du ein Vollblut bist?", kam es nur aus Kaden heraus und man konnte sehen, wie er sich durch das braune Haar fuhr. Verwirrt starrte ich ihn an. Wer hatte ihm denn davon erzählt? Wir waren doch erst heute Nacht angekommen und seitdem hatte ich Kaden, Valencia und auch Marian nicht zu Gesicht bekommen.
„Ich hab ihnen die Lage vor ein paar Stunden noch erklärt?", erklang nun eine tiefe Stimme hinter mir, worauf mein Kopf etwas herumsauste und ich in die blauen Augen von Damian schauen konnte.
„Ja und ich denke, wir sollten nun so schnell wie möglich etwas dagegen tun. Schließlich wird es nicht auf ewig so weiter gehen können", ertönte nun erneut eine Stimme.
Aber diese war mir total fremd.
Verwirrt wanderte mein Kopf wieder herum, sodass ich nun eine Aussicht auf eine etwas ältere Frau hatte. Sie besaß dunkles glattes Haar, das ihr bis knapp über die Schultern ging sowie hübsche hellbraune Augen, die denen von Valencia schon sehr ähnlich war.
Allgemein hatte sie ziemliche Ähnlichkeiten mit Valencia aber erstaunlicherweise auch mit Kaden.
„Ich bin Juliana Santos", stellte die Frau sich auch schon mit einem Lächeln vor, da sie wahrscheinlich bemerkt hatte, wie verwirrt ich über ihr plötzliches Auftreten gewesen war.
„Kaden und Valencias Mutter schob sie noch hinterher", und schüttelte meine Hand mit einem kräftigen Druck.
Das diese Frau Power unterm Hintern hatte, merkte ich alleine dadurch schon.
Dann richtete sie sich auch schon wieder gerade auf und ließ ihren Blick durch die Runde wandern.
Dabei strich sie etwas ihren Rock glatt.
„Wir müssen unbedingt eine Möglichkeit finden, wie wir an die Lunos Blätter kommen", ergriff sie auch schon wieder das Wort, wobei sie aber von ihrer Tochter unterbrochen wurde.
„Aber wie Mum? Wir haben alle keine Ahnung, wie wir neue auftreiben sollen, sobald die restlichen in dem Kästchen leer sind"
„Sie hat Recht, Juliana", mischte sich nun auch Marian ein. „Dieses Zeug kann ziemlich teuer sein und ist ja nicht umsonst so eine begehrte Waffe unter uns"
„Ja, aber irgendwer muss sie doch züchten. Sonst wäre Gloria gar nicht in der Lage gewesen Stella all über die Jahre von unserer Welt fernzuhalten"
Ich wusste, dass die beiden gerade über meine Oma sprachen und irgendwie war es ziemlich ungewohnt für mich, dass sie beim Namen genannt wurde.
Über all die Jahre hatte ich sie nur Oma genannt oder Granni, aber ihren richtigen Namen hatte ich nie in den Mund genommen.
„Vielleicht hat Tibalt ja Ahnung", gab nun Damian seinen Kommentar ab, worauf sich alle verwundert zu ihm umdrehten. Er hatte sich etwas an die Wand gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, wobei sein Blick nun auf Juliana lag, die ihn fragend anschaute.
„Was genau meinst du mit vielleicht hat Tibalt Ahnung?"
„Na ja, der Typ hat vielleicht eine Schraube locker, aber dafür weiß er, wo man das Meiste herbekommt und kann einem auch vieles besorgen"
„Das klingt so, als würdest du bei ihm öfter seine Bestellung aufgeben", murmelte Juliana mit einem misstrauischen Blick, worauf Damian aber nur leicht hämisch grinste und mit den Schultern zuckte.
„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht"
Juliana seufzte nur einmal, bevor sie sich auch etwas an den Küchentisch lehnte. „Pass nur auf, dass William nichts davon erfährt"
Auch wenn Damian nicht ihr leiblicher Sohn war, schien Juliana ihn genauso zu behandeln, wie ihre eigentlichen Kinder.
Aber er war ja auch schon im Kindesalter zu ihnen gekommen. Natürlich tat man da nichts anderes.
„Gut, also wer von euch wird mit Tibalt Kontakt aufnehmen?", fragte Juliana schließlich in die Runde, worauf Valencia nur von ihrem Stuhl aufsprang, sodass fast einer ihrer Lockenwickler einen Abgang machte.
„Ich kann das übernehmen. Wenn Damian es macht, antwortet er bestimmt wieder nicht"
Dieser schnaubte darauf etwas auf, aber gab keinen weiteren Kommentar zu der Sache ab. „Okay, also Valencia kontaktiert Tibalt und ihr fahrt anschließend zu ihm?", probierte Juliana weiter einen Plan zu basteln, was Kaden mit einem Nicken bestätigte.
„Da Stella nun ja auch nicht mehr auf der Karte zu sehen ist oder andere verdächtige Anzeichen auf Vollblutkräfte von sich gibt, können wir sie ruhig mitnehmen. Schließlich ist sie ja auch die Person um die es geht"
Sofort hatten alle ihre Köpfe gewendet, sodass sie mich nun anschauen konnten. „Also nur, wenn es für dich okay ist", schob Kaden noch hinterher und schaute mich fragend an. „Ähm...ja klar", kam es auch schon mit einem Nicken aus mir heraus, auch wenn ich mir immer noch nicht ganz sicher war, worauf ich mich da einließ.
„Okay, also werdet ihr zu ihm fahren und wenn ihr nichts herausbekommt, überlegen wir uns einen neuen Plan", schloss Juliana schließlich ihre Gedanken mit einem Seufzen ab.
„Keine Sorge", hatte Damian sie aber auch schon wieder unterbrochen. „Wir werden eine Antwort bekommen. Außerdem sind bis jetzt ja auch noch ein paar Blätter da und eh Stellas Kräfte zum vollen Vorschein kommen, kann es auch noch ein paar Wochen dauern. Bevor sie diese Zeug erneut eingenommen hat, waren ihre Kräfte schließlich auch nicht voll entwickelt"
Die Frage dabei war nun jedoch, ob man das positiv oder negativ sehen sollte. Schließlich hatte ich schon in den letzten Tagen Panik bekommen, dass ich die Kontrolle verlieren könnte.
Und wenn das nur der Anfang war, dann wusste ich langsam auch nicht mehr weiter, wie ich all das überhaupt noch hinbekommen sollte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top