20 | Vorsicht ist angesagt
Damians POV
Schnell rappelte ich mir vom Boden auf, wobei ich den Schmerz, der durch meinen Körper zog einfach ignorierte.
Ich hatte nicht wirklich Ahnung, wie auf einmal durch den halben Raum geschleudert werden konnte. Das Einzige, was ich gesehen hatte, war das Stellas Augen vor Wut gefunkelt und sich irgendwas um sie herumgebildet hatte.
Zuerst hatte ich gedacht es wäre ein Schutzfeld, aber das kam mir nun unmöglich vor. Schließlich sollte sie zu sowas überhaupt nicht im Stande sein.
So war es aber nicht. Stattdessen lag sie nun ein paar Meter von mir entfernt mit geschlossenen Augen auf dem Boden.
Auch Kaden und Valencia starrten sie mit aufgerissenen Augen an, als könnten sie nicht ganz glauben, was sie das gerade gesehen hatten.
Das konnte ich jedoch auch nicht.
Kaden war der Erste, der wieder ein Wort sagte. Im nächsten Moment stand er nämlich vor mir und musterte mich mit einem wütenden Blick, bevor er mir einen kleinen Schups verpasste, was auch in mir die Wut hervorrief.
Normalerweise stritten wir uns nie, aber dies war wirklich eine besondere Situation. Schließlich wollte immer noch keiner glauben, was er da gerade gesehen hatte.
„Wie konntest du das machen!", wurde ich auch schon von meinem Adoptivbruder wütend angefahren und saß, wie er noch einen Schritt auf mich zu machte.
„Du hättest sie fast umgebracht"
„Umgebracht!", entfuhr es mir wütend. „Ich habe überhaupt nichts getan. Zu deiner Erinnerung war ich derjenige, der hier durch den Raum geflogen ist und nicht sie. Das heißt das Kraftfeld kam von ihr und nicht von mir"
„Red dich nicht raus!", fuhr Kaden mich jedoch weiter an, wobei er aber selber merkte, wie wenig Glauben man seinen Aussagen jetzt noch schenken konnte.
Schließlich hatten wir alle deutlich gesehen, was passiert war.
Und dass das Kraftfeld von Stella ausgegangen war, was eigentlich unmöglich war, konnte keine mehr verheimlichen.
„Jungs!", wurden wir aber von Valencia unterbrochen und spürten, wie wir von einer starken Kraft auseinander gedrückt wurden, sodass wir uns nicht noch an die Gurgel springen konnten.
„Ihr könnt euch gerne ein anderes Mal weiterstreiten, aber ich denke, wenn wir ihr jetzt nicht helfen, dann wird Stella das letzte Mal mit uns ein Wort gewechselt haben"
„Wir sollten sie auf die Krankenstation bringen", murmelte Kaden nur und eilte zu Stella zurück, die immer noch reglos auf dem Boden lag und schwach atmete.
Valencia nickte darauf nur einmal und erhob sich anschließend vom Boden, auf dem sie gerade noch neben kleinen, zarten dunkelbraun haarigen Mädchen gekniet hatte.
„Bringt ihr sie hoch und passt darauf auf, dass sie atmet. Ich gehe in der Zeit Marian holen. Wenn irgendwas passiert, müsste ihr so schnell wie möglich Bescheid geben"
Wir beide nickten ihr einmal zu, bevor sie anschließend die Treppen hoch sprintete. Kaden dagegen hatte seinen Blick wieder auf Stella gerichtete und anschließend seine Finger an ihre Pulsader gelegt, worauf sein Gesichtsausdruck sich sofort verzog.
Fragend schaute ich ihn an.
„Was ist passiert?"
„Ihr Puls wird immer schwächer", murmelte er und wollte im nächsten Moment seine Hände unter ihre Beine legen, wobei ich ihm aber zuvorgekommen war. Verbissen schaute er mich an, was wieder die Wut in seinen Augen aufloderte ließ.
„Ich denke, nachdem was du ihr angetan hast, solltest du sie nicht hochtragen. Sonst lässt du sie vielleicht noch zufälligerweise auf der Treppe fallen"
Ich dagegen schnaubte nur einmal auf. „Ich glaub wir beide wissen, wie ernst die Sitaution ist, also wird das denke ich schon nicht passieren"
Mit einem wütenden Blick musterte Kaden mich noch ein letztes Mal, bevor er sich vom Boden erhob und dann zur Treppe umdrehte. „Dann beeil dich gefälligst aber auch"
Ohne noch groß auf seine Aussage einzugehen, da dies wahrscheinlich eh nichts bringen würde, erhob ich mich mit Stella auf dem Arm vom Boden, um anschließend hinter Kaden die Stufen herzusprinten.
Sobald wir auf der Krankenstation angekommen waren, legte ich sie ins eins der weißen Betten. Ihr Atem ging nur noch extrem schwach, worauf auch in mir die Panik aufkam, dass sie dies nicht überleben würde.
Eigentlich hatte ich sie vorhin nicht so anfahren wollen, aber als ich sie da zusammen mit Kaden gesehen hatte, der sie auch noch stützte, waren einfach die Pferde mit mir durchgegangen.
Ich hatte sie verletzten wollen, wie noch nie jemanden davor. Nicht unbedingt durch Taten, sondern eher durch Worte.
Ich wollte, dass sie genau denselben Schmerz zu spüren bekam, wie ich ihn empfunden hatte, als ich sie zusammen mit Kaden entdecken durfte.
Es klang albern, aber in manchen Situationen konnte ich mich nicht einfach nicht zügeln, wobei ich selber überhaupt nicht wusste wieso.
Nun würde Stella wahrscheinlich nie wieder auch nur ein Wort mit mir Wechseln egal, ob sie wieder die Augen aufschlug oder nicht.
Keuchend standen Kaden und ich einfach da und hatten unseren Blick auf das Bett von Stella gerichtet. Keiner von uns hatte gerade irgendeine Ahnung, was genau wir tun konnten, damit es ihr besser ging.
„Weißt du vorhin...", konnte ich Kaden schließlich sagen hören, worauf ich etwas aufschaute, aber merkte, dass er seinen Blick immer noch auf das Bett gerichtet hatte.
„Als wir in dem Café waren. Da wurden wir von einem von Santiagos Männern angegriffen. Er hatte sie gepackt doch bevor ich sie aus seinem Armen befreien konnte, hatte sie dies schon längst selber geschafft"
Verwirrt schaute ich ihn an und kniff die Augenbrauen etwas zusammen, bevor ich langsam kapierte, wie sie dies angestellt hatte.
„Durch ein Kraftfeld", murmelte ich leise, worauf Kaden seinen Kopf anhob, sodass seine braunen Augen auf meine trafen und er langsam nickte.
„Ich weiß nicht genau, was mit ihr ist, aber sie ist definitiv keine Fehlbilung. Nicht mal die extremen Fehlbildung können ein Kraftfeld bilden"
„Aber was soll sie denn sonst sei? Eine von uns? Das alles kam erst in den letzten Tagen, wie kann es sein, dass sie davor, wie ein normaler Mensch gewirkt hat?", entgegnete ich, worauf Kaden nur ratlos mit den Schultern zuckte.
„Ich habe wirklich keine Ahnung"
Seufzend legte ich meinen Blick wieder auf Stella, dessen Gesicht schon ganz bleich war. Auch ihr Atem stockte immer mehr und ihr Puls war nur noch schwach zu spüren.
„Kaden, wir müssen irgendwas tun, sonst stirbt sie uns hier noch weg", murmelte ich und probierte dabei meine Stimme unter Kontrolle zu halten.
„Was ist mit Cilium?", entfuhr es ihm auf einmal, was mich nur dazu brachte verwundert aufzuschauen. „Spinnst du, das Zeug wird sie erst recht umbringen"
„Wer weiß, das sie kein normaler Mensch sein kann wissen wir. Also warum sollten wir es nicht ausprobieren? Es könnte sie immer noch retten"
Verbissen schaute ich zwischen Kaden und Stella hin und her. Er hatte auf eine gewisse Weise schon recht. Trotzdem gab es aber immer noch die Chance, dass sie davon starb. Aber wenn wir nicht bald etwas taten, dann würde sie das so oder so.
„Wo bleibt Marian? Wir sollten das mit ihr absprechen", entgegnete ich stattdessen nur, worauf Kaden sich etwas auf die Lippe biss, aber anschließend nickte.
Im nächsten Moment wurde auch schon die Tür der Krankenstation aufgedonnert, was mich zusammenzucken und aufschauen ließ.
Nun konnten Kaden und ich beide in das wutentbrannte Gesicht von Marian schauen, die auch schon in den Raum geschossen kam.
„Wenn dies alles vorbei ist, habe ich ein Hühnchen mit euch zwein zu rumpfen", knurrte sie auch schon wütend, bevor sie sich Stella wandte und sie besorgt musterte.
„Sie ist ganz kalt", entfuhr es ihr auch schon erschrocken, als sich ihre Hände an ihre Wangen legte und anschließend wieder zurücknahm.
„Ihr Puls und ihr Atem verlangsamt sich auch immer mehr", fügte Kaden noch hinzu, was Marians Gesichtsausdruck nicht gerade besser machte.
„Vielleicht hat Tibalt Ahnung, was wir machen können. Er hat doch gesagt, dass er in zehn Minuten hier sein wird", mischte sich Valencia wieder besorgt ein.
„Das dauert zu lange", kam es stattdessen nur von mir. „Wir müssen jetzt etwas tun, sonst wird sie nicht überleben"
Angespannt starrten wir alles auf Stellas reglosen Körper, bevor ich leicht meinen Kopf hob. „Kaden, hol das Cilium!", wies ich meinen Adoptivbruder schließlich an, was Marian aber nur einen erschrockenen Blick entlockte.
„Damian, dass können wir nicht machen und insbesondere auch nicht verantworten! Sobald sie es einnimmt, wird sie sterben"
„Das wird sie auch, wenn wir jetzt nichts tun. Ehe Tibalt hier ist, wird sie wahrscheinlich gar nicht mehr atmen", entgegnete ich mit einer bedrohlichen Stimme, worauf Marian verzweifelt seufzte.
„Bitte, Marian", probierte ich es erneut. Mittlerweile hatte ich es auch eingesehen, dass es besser war, ihr das Zeug zu geben, anstatt zu warten.
Dass es beides am Ende auf das gleiche Ergebnis herauslaufen konnte, war wahrscheinlich der eine Grund, warum ich meine Meinung geändert hatte.
„Das sie mehr als nur eine Fehlbildung ist, ist uns doch nun allen bewusst"
„Na gut", murmelte Marian leise, wobei ihr Gesicht nun mindestens genauso weiß war wie ihre Haare.
„Gebt ihr das Zeug"
Mit einem Nicken an Kaden öffnete dieser darauf das kleine Fläschen, was er in seiner Hand hatte, bevor er den Inhalt Stella verabreichte. Gespannt starrten wir alle auf ihren Körper, der aber immer noch so regungslos da lag wie davor.
„Komm schon", murmelte ich leise. Sie musste es einfach schaffen. Was anderes war doch gar nicht möglich, oder?
„Ihr Puls ist nicht mehr zu spüren", konnte ich Kaden panisch sagen hören, worauf ich mich etwas vorbeugte, um zu hören, ob sie noch atmete.
Aber Fehlanzeige!
Keinen einzigen Atemzug konnte man von ihr vernehmen.
Verbittert biss ich mir auf die Lippe und spürte, wie mich eine Wut ergriff. Das war meine Schuld gewesen! Wenn ich sie nicht so provoziert hätte, wären sie wahrscheinlich nie in diese Situation gekommen.
Auch Valencia und Marian schauten verbissen auf Stellas reglosen Körper, wobei Valencia angespannt ihre Hände in ihrem Schoß knetet.
„Ich glaub...", konnte man Kaden stockend sagen hören, wobei man merkte, wie schwer es ihm fiel die Worte auszusprechen.
„Sie ist..."
„Nein!", unterbrach ich ihn nur. „Sie ist nicht tot. Das kann nicht sein"
Jedoch konnte ich mir selber kaum Glauben schenken, als ich die Worte aussprach.
„Damian...", vernahm ich nur Marian sagen, wobei ihre Stimme einen besorgten, aber auch traurigen Ton hatte. „Nein, dass kann nicht sein. Sie wird es vertragen haben, da bin ich mir sicher"
„Sie atmet aber nicht mehr", probierte Marian den zweiten Versuch, was mich trotzdem nicht dazu brachte meinen Blick von ihr zu nehmen. Sie würde wieder anfangen zu atmen. Ich wusste es einfach. Es musste schließlich so sein.
Wieder herrschte Stille zwischen uns allen, in der wir nur betrübt auf den Boden schauten.
Zumindest bis Valencia einen erschrockenen Schrei von sich gab. Verwirrt schreckte ich hoch und starrte sie an. Sie dagegen hatte aber ihre aufgerissenen Augen auf Stella gerichtet.
„Was ist passiert?", schoss es auch schon aus mir heraus.
„Sie hat sie bewegt", brachte Valencia jedoch nur mit einer zitternden Stimme heraus, worauf sich auch meine Augen weiteten und ich mich schnell wieder zu Stella wandte.
Und tatsächlich.
Ganz leicht und langsam fing ihr Brustkorb wieder an sich zu heben und zu senken.
Erleichtert atmete ich einmal aus und ich spürte, wie mir ein Stein vom Herzen viel.
Sie lebte!
Auch die anderen atmeten erleichtert auf und schauten gespannt auf Stella, die auf einmal auch wieder mehr Farbe im Gesicht hatte.
Das Cilium hatte wirklich gewirkt!
Im nächsten Moment ertönte aber auch schon das Quietschen einer Tür, worauf wie alle verwundert zur Seite schauten und nun in Tibalts Gesicht blickten, der uns mindestens genauso verwundert anguckte.
„Was ist denn mit euch los?", fragte er nur und schloss die Tür hinter sich. „Ist die kleine Muas bereits tot?"
Automatisch schnaubte ich auf und wollte etwas erwidern, aber da hatte Marian schon das Wort ergriffen.
„Sie hat gerade noch so überlebt. Trotzdem wäre es glaube ich sehr sinnvoll, wenn du sie dir mal anschauen könntest, damit wir wissen, was wirklich hier los ist"
„Überlebt?", hörte man ihn verwundert murmeln und konnte sehen, wie er mehr in den Raum gelaufen kam, sodass er sich schließlich über das Bett von Stella beugen konnte. „Was habt ihr denn mit ihr gemacht?"
„Ihr Cilium gegeben", murmelte Kaden als Antwort, worauf die mittlerweile bunt gefärbten Augenbrauen von Tibalt erstaunt in die Höhe schossen und seine Augenfarbe auf einmal einen violetten Ton annahm.
„Wow, das ihr so sehr mit dem Feuer spielt, hätte ich euch nicht zu getraut"
„Was hätten wir denn sonst anderes machen sollen", fuhr ich ihn etwas schroff an, worauf sich ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen bildete, wobei ich immer noch nicht verstehen konnte, was er an der ganzen Situation so lustig fand.
„Das sie kein normaler Mensch ist, wissen wir schließlich ja alle mittlerweile"
„Ja, ja das konnte ich mir auch schon denken. Aber eine genauere Antwort werden wir gleich bekommen", murmelte Tibalt darauf und stellte die Ledertasche, welche er in der Hand gehabt hatte auf dem Boden ab, bevor er ein Messer aus ihr herauszog.
Verwundert wollte ich aufspringen und ihn abhalten, als er mit der anderen Hand nach Stellas Arm griff, aber ich wurde bereits von Marian aufgehalten, die ihre Hand auf meine Schulter legte und mich wieder herunterdrückte.
„Lass ihn, er weiß was er da tut"
So sicher war ich mir da nicht, da Tibalt in meinen Augen immer noch der Verrückte von neben an war. Andererseits hatte er aber auch schon viele von uns gerettet, was mich irgendwie dazu brachte ihm in diesem Punkt dann doch zu vertrauen.
Vorsichtig nahm Tibalt Stellas Arm in die Hand und wog ihn etwas ab, bevor er das Messer ansetzte und einen kleinen Schnitt machte, sodass auch schon eine schwarze Flüssigkeit herauskam. Erschrocken und verwundert zu gleich, rissen wir alle unsere Augen auf.
„Wie ist das denn möglich?", konnte man auch schon Valencia sagen hören, als sie wie gebannt auf das schwarze Zeug starrte, was mittlerweile das weiße Bettlaken etwas versaute.
„Eurer Reaktion nach, nehme ich an, dass dies nicht so sein sollte", murmelte Tibalt nur und legte das Messer wieder zurück in seine Tasche. „Auf keinen Fall", murmelte Kaden nur.
„Nun gut", setzte Tibalt wieder an und musterte Stella etwas. „Sie ist kein normaler Mensch und auch keine Fehlbildung. Dafür aber höchstwahrscheinlich eine Wächterin genau, wie wir alle hier im Raum. Zumindest die meistens von uns", schob er noch hinterher.
„Und wieso hat sie all das die letzten Tage noch nicht?", mischte sich Valencia nun wieder ein und starrte Tibalt verwirrt an, worauf dieser mit den Schultern zuckte.
„Das kann ich euch nicht beantworten. Ich kann euch nur sagen, dass sobald sie wieder wach ist, ihr extrem vorischtig sein solltet. Sie besitzt höchstwahrscheinlich die Kräfte eines ausgewachsenen Wächters, aber ist trainiert wie das reinste Kleinkind. Das heißt bei ihr können die Kräfte schnell mal die Oberhand übernehmen und sie wird diese dann nicht mehr kontrollieren können. Das bedeutet jede kleinste Veränderung ihrer Emotionen kann dazu führen, dass sie die Kontrolle verliert und hier alles in die Luft fliegt"
Angespannt betrachteten wir Tibalt, der seinen Blick immer noch auf Stella hatte.
„Ich würde euch ja gene sagen, warum sie die letzten Tage gewirkt hatte wie ein Mensch, aber um ehrlich zu sein kann ich mir das nicht mal selber erklären. Fest steht, dass mit ihr etwas nicht stimmt und wir alle extrem vorsichtig sein sollten"
Ahhh I'm sorry, dass gerade so wenig Updates kommen. Aber ich muss noch ein Kapitel hinzufügen und überarbeiten, weswegen es so lange dauert. Meine Motivation hängt bei diesem Buch gerade etwas in den Seilen
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