14 | Lucys Haus
Eingekuschelt in eine dicke Decke saß ich auf der Kante des Bettes und hatte mir die nassen Haare etwas hinters Ohr gestrichen.
Die Frau, mit dem Namen Lucy, hatte sehr schnell kapiert, wer da vor ihr stand und uns in ihr kleines Haus gelassen.
Anschließend hatte sie uns mit Tee und warmen Decken versorgt, da wir durch den Regen alle total nass geworden waren.
Valencia saß genau wie ich in eine Decke eingewickelt auf der Couch, welche ebenfalls in diesem Raum stand.
In ihren Händen hatte sie ein Tasse Tee aus der leichter Dampf kam. Trotzdem nahm sie keinen Schluck von der warmen Flüssigkeit, sonder hielt die Tasse die ganze Zeit nur in ihren Händen, wobei sie ihren Kopf etwas an die Wand angelehnt hatte.
Wahrscheinlich wollte sie einfach ihre Hände wieder etwas zum Leben erwecken.
Damian und Kaden dagegen waren in irgendeinem anderen Raum des winzigen Hauses und klärten Lucy wahrscheinlich gerade darüber auf, was genau passiert war und warum wir auf einmal völlig durchnässt und aus der Puste vor ihrer Haustür standen.
Ich hätte zumindest einen ziemlichen Schock bekommen, würden auf einmal vier Teenager vor meiner Haustür stehen und um Einlass bitten.
Aber sie kannte die Anderen bestimmt irgendwoher, weswegen es für sie kein Problem gewesen war, dass wir nun in ihrem Haus unterkamen.
Irgendwann konnte ich ein paar schwere Schritt auf dem Flur vernehmen, was mich verwundert aufschauen ließ, wohingegen Valencia ihren Kopf immer noch gegen die Wand gelehnt hatte.
Nun steckte Kaden seinen Kopf zur Tür herein und ich konnte sehen, wie seine Augen etwas durch den Raum wandern, wobei sie über seine Schwester schweiften, die etwas die Augen geschlossen hatten und schließlich bei mir liegen blieben.
Ein entschuldigendes Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er vorsichtig die Tür öffnete, so dass er hindurchschlüpfen konnte.
Anschließend ließ er sie leise wieder ins Schloss fallen und kam auf mich zu gelaufen. Dann spürte ich auch schon, wie die Matratze etwas heruntersank und konnte seinen angenehmen Geruch verspüren.
Vorsichtig wendete ich leicht meinen Kopf in seine Richtung und durfte darauf in seine dunkelbraunen Augen schauen, die mich mit einem warmen Blick musterten. Wenn man genau hinschaute, konnte man den dunklen Ring erkennen, den sie um die Pupille hatten.
„Ist alles okay bei dir?", hörte ich ihn leise fragen, worauf ich nur langsam nickte. Ein Wort würde ich jetzt wahrscheinlich eh nicht mehr hervorbringen.
Kaden legte darauf seine Hand an meinen Rücken, wobei sein Blick davor aber noch einmal leicht zu seiner Schwester wanderte, die jedoch immer noch die Augen geschlossen hatte.
„Es tut mir echt leid, dass du das hier alles durch machen musst", fing er dann auch schon an weiterzureden, wobei es eher ein Wispern war. Sein Atem streifte dabei ein wenig meine Wange, was ein kleines Zittern in mir hervorrief.
Wieder nickte ich nur, da meine Stimme momentan nicht zum Sprechen fähig war. Vielleicht lag es daran, dass ich immer noch vor Kälte zitterte und mich ziemlich verloren in dieser ganzen Sache fühlte oder weil Kaden mir so nah war.
Eine Nähe, die wir normalerweise nicht hatten.
Ich vernahm, wie er leicht aufseufzte und seinen Blick leicht senkte. „Ich wünschte echt, wir hätten dich damals nicht so aus deinem Leben gerissen. Dann müsstest du nun nicht fast durchgängig mit uns vor irgendwelchen Männern, die uns wahscheinlich alle umbringen wollen, weggrennen"
Auch wenn seine Worte eigentlich ernst gemeint waren, konnte ich mir nicht das kleine Schmunzeln verkneifen. „Ist okay, ich bin davor in meinem Leben auch schon vor vielem weggerannt. Also bin ich es gewöhnt. Außerdem hab ich so wenigstens mal etwas Abwechslung"
Nun betrachtete auch Kaden mich leicht schmunzelnd. „Dafür, dass wir gerade vor Santiago mitten durch den Regen geflüchtet sind und du einen Tag davor schon einmal Bekanntschaft mit seinen Männern gemacht hast, nimmst du das alles aber ganz schön auf die leichte Schulter"
„Na ja, meine Oma sagt ich soll immer an das Gute denken und ich glaube, dass sollte man in eurer Welt mehr als sonst tun, sonst erschlägt einen ja alles, wie eine Welle beim Surfen"
Immer noch lächelnd betrachtete mich Kaden, wobei mir aber nicht entgangen war, wie er seinen Arm etwas mehr um mich herumgelegt hatte, sodass er mich theoretisch gesehen noch näher zu sich heranziehen konnte, wenn er wollte.
Dies tat er auch.
Jedoch auf eine sanfte Art, sodass wahrscheinlich jedes Mädchen ihm gerne näher gekommen wäre.
Obwohl wahrscheinlich hätte sich auch jedes Mädchen alleine durch seine nette Art in ihn verguckt.
„Weißt du...", konnte ich ihn leise murmeln hören, wobei seine dunkelbraunen Augen mich fixierten. „Dafür bringst du ein bisschen Abwechslung in mein Leben"
„Ach, also war das vorher total langweilig gewesen? Kann ich mir irgenwie nur sehr schwer vorstellen"
Wieder schmunzelte er und schüttelte dann leicht den Kopf. „War es nicht, aber...es hat nur das gewisse Etwas gefehlt. Das Etwas, was es lebenswert war"
Sofort breitete sich ein Kribbeln in meinem Bauch auch und ich spürte, wie die Schmetterlinge dort drinnen, anfingen Saltos zu machen.
Es war klar, dass er hier gerade über mich redete. Zumindest hoffentlich.
Aber irgendwie wollte mein Gehirn es noch nicht ganz realisieren.
Musste es aber auch gar nicht, denn ich konnte spüren, wie Kaden sich leicht vorlehnte. Sodass sein warmer Atem noch mehr meine Wangen umspielte.
Nur noch wenige Zentimeter trennten uns, die sich aber ganz schnell wieder in fünfzig verwandelten, also auf einmal das Quietschen der Tür zu hören war und ich erschrocken von Kaden wegfuhr.
Er dagegen behielt seinen Kopf da, wo er ihn vor ein paar Sekunden gehabt hatte und drehte ihn lediglich etwas, damit er erkennen konnte, wer uns da gerade gestört hatte.
Eigentlich konnte man es sich aber auch schon denken.
Denn Damian lehnte nun ihm Türrahmen und musterte uns verwirrt. Dabei huschte sein Blick abwechselnd zwischen mir und Kaden hin und her, wobei er auch bei Kadens Arm liegen blieb, welcher immer noch um mich herumgeschlungen war.
Sein Blick, der dabei von Sekunde zu Sekunde dunkler wurde, entging mir auf keinen Fall.
„Marian ist da", konnte man ihn schließlich in einem abfälligen Ton sagen hören. „Und sie würde glaube ich gerne auch nochmal mit euch beiden reden...es sei denn ihr habt gerade zu tun. Dann richte ich ihr das natürlich aus"
Die Ironie sowie Abfälligkeit, die dabei in seiner Stimme mitschwang, war wirklich unüberhörbar. Anschließend drehte er sich aber auch schon auf dem Absatz herum um und war aus der Tür verschwunden.
Kaden, der neben mir saß, nahm darauf seinen Arm von meinem Rücken und erhob sich schließlich von dem Bett, worauf es etwas knarzte. Dann wandte er sich wieder an mich und reichte mir seine Hand, damit er mir auf helfen konnte.
„Na komm, wenn wir nicht gehen, wird Damian bestimmt nochmal hereinplatzen und du weißt ja, wie er sein kann, wenn ihm etwas nicht gefällt"
Mit einem Nicken ergriff ich seine Hand, sodass er mich hochziehen konnte, bevor wir gemeinsam durch den kleinen Spalt der Tür schlüpften.
Dabei drehte ich mich jedoch noch einmal um, wobei mein Blick automatisch auf der Couch landete, wo Valencia immer noch saß.
Jedoch schlief sie nicht mehr.
Aber anscheinend hatte sie das auch die restlichen Minuten davor nicht getan. Stattdessen trafen nun ihre Augen auf meine und ich konnte sehen, wie sie mir einmal zu zwinkerte. Sofort wurde mein Gesicht von der Röte ergriffen und ich schlüpfte schnell aus dem Spalt der Tür, um hinter Kaden durch den kleinen Flur zu laufen.
Von weitem konnte ich schon Marians besorgte Stimme hören, wie sie mit Lucy redete. Sobald wir in dem kleinen Wohnzimmer angekommen waren, wo sie sich befanden, verstummte Marian auch schon.
Zumindest bis ihre Augen mich gefunden hatten und ich sie erleichtert aufseufzen hören konnte. Dann erhob sie sich auch schon von ihrem Stuhl, sodass er etwas über das Parkett kratzte und kam auf mich zu gelaufen.
„Stella! Geht es dir gut? Ist irgendwas passiert?", fragte sie auch schon drauflos, wobei aber Damian anscheinend meinen musste nun das Antworten für mich zu übernehmen.
„Ihr geht es gut, dass habe ich dir doch schon vorhin gesagt", kam es in einem genervten Ton von ihm, wobei er sich noch etwas weiter in die Lehne der Couch zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
Von Marian bekam er drauf aber nur einen mahnenden Blick zu geworfen, bevor sie mir andeutete, dass ich mich auf eine andere Couch setzten sollte, die zum Glück nicht von Damians Präsens belegt war.
Nachdem wieder Ruhe im Raum herrschte, ergriff Lucy wieder das Wort. „Also um noch mal auf vorhin zurückzukommen. Ihr könnt gerne ein paar Nächte hierbleiben. Damit habe ich wirklich kein Problem"
„Nein, ist wirklich okay, Lucy", entgegnete Marian und winkte mit der Hand ab. „Ich habe bereits im Bündnis Bescheid gegeben und das Gebäude wird durchsucht. Sobald keine Hinweise auf Santiago oder seine Männer gefunden werden, können wir zurück"
„Gut, den Abend werdet ihr wahrscheinlich aber noch hier verbringen, also kann ich mich ja schon mal um das Essen kümmern"
Mit diesen Worten war sie aus dem Wohnzimmer in die Küche verschwunden, sodass man ein paar Sekunden später auch schon das Scheppern der Töpfe vernehmen konnte.
Nun herrschte wieder Stille im Wohnzimmer, in der alle nur nachdenklich vor sich her starrten. Zumindest bis Kaden sie durchschnitt.
„Wie ist es eigentlich möglich, dass Rosalia nun das zweite Mal innerhalb von 48 Stunden in unserer Nähe auftaucht? Ich meine, ist das nicht schon etwas auffälliig, dass sie nicht mal ihre Signale verdeckt?"
Mit einem Seufzen schaute Marian ihn nachdenklich an und zuckte etwas mit den Schultern. „Ich habe echt keine Ahnung, wie sowas zu stande kommte, aber wenn es öfter passieren sollte, dann werden wir demnächst immer mehr Probleme mit Santiago bekommen"
Angespannt biss ich mir etwas auf die Zunge. Dass das Auftauchen von Rosalia nicht mehr normal war, konnte sich hier jeder erklären und langsam kam immer mehr das Gefühl in mir hoch, dass sich diese ganze Sache mehr um mich drehte, als ich mir eingestehen wollte.
Wahrscheinlich dachten die Anderen genau das Gleiche, nur das keiner es wirklich aussprechen wollte. Schließlich gab es auch keine vernünftige Erklärung dafür.
Zumindest keine, die in irgendeiner Hinsicht logisch war.
Die Frage war jedoch, was in dieser Welt überhaupt noch Sinn und Logik ergab.
„Ich denke, wir sollten Stella trainieren", kam es schließlich von Damian, worauf sich alle Augen auf ihn richteten. Er dagegen hatte seinen Blick aber starr auf mich gelegt, wobei mir die Abfälligkeit in seinen Augen nicht entwischte. Schließlich versteckte er sie auch kaum.
„Das ist jetzt schon der zweite Angriff gewesen in den sie mit verwickelt war und ich denke es wäre hilfreich, wenn sie sich auch etwa verteidigen könnte und nicht nur dumm daneben stände"
„Damian", kam es warnenden von Marian, die sich aber auch so anhörte, als hätte sie keine Kraft mehr Damian jetzt noch zu maßregeln.
Trotzdem stimmte sie seinem Vorschlag zu.
„Es macht schon Sinn, wenn du auch trainiert wirst, Stella", richtete sie sich nun an mich, worauf ich einmal nickte. „Natürlich nicht so wie die Anderen, sondern auf ein andere Art", schob sie noch hinterher, was ich mir aber schon hätte denken können.
„Gut und wann fangen wir damit an?", fragte Kaden in die Runde. „Ich würde vorschlagen sobald wir wieder zurück sind", entgegnete Damian und erhob sich anschließend von der Couch auf der er gerade noch gesessen hatte.
Dann war er aus dem Raum verschwunden.
Etwas verdattert über seinen so plötzlichen Abgang, schauten wir ihm hinterher oder besser gesagt auf die Wohnzimmertür, die nun einen Spalt geöffnet war.
„Ich nehme mal an, dass er das Training übernehmen wird?", ergriff Kaden schließlich wieder das Wort, wobei er sich jedoch mehr an Marian richtete, worauf sie einmal seufzte.
Anscheinend hatte auch sie Damians Verhalten satt. „Willst du mit ihm diskutierne?", stellte sie stattdessen aber nur als Gegenfrage, worauf Kaden nur mit dem Kopf schüttelte und sich abwandte.
„Dann wird er es wohl machen"
Sofort schluckte ich einmal.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was Damian beim Training alles von mir verlangen würde. Bestimmt machte es ihm mehr als nur Spaß mir dabei zu zuschauen, wie ich an meine Grenzen kam und er die reinste Kontrolle über mich hatte.
Uhhhh Drama is coming würde ich sagen oder dich die Eifersucht?
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