Kapitel 5 | Fear
Plötzlich quietschte der Eingang hinter mir und ich zuckte auf. „Elena! Hey. Was machst du hier?", interessierte es Jeremy. „Hey. Ich wollte nur nach dir sehen." „Ist alles ok? Du siehst durcheinander aus." Ich drehte mich mitgenommen durch den Raum und fand keine Worte. Ich sah nicht nur durcheinander aus, sondern war es auch. Irgendwie war es, als fehlte irgendwas. Was war passiert? „Ich- Nein. Ich meine, ja. Es ist alles ok", log ich schlecht. Ungläubig nickte er. Mit Recht. „Ich war gerade im Grill. Damon wartet auf dich", kam es mit einem genervten Unterton aus ihm. Dachte Jer etwa, es sei sowas wie ein ‚Date'? Oder weshalb war er so angenervt darüber? Sicherlich war es das nicht. Es war ein Treffen zwischen Freunden. Statt mich weiter um dieses Thema zu kümmern, wechselte ich zu einem anderen, wofür ich auch gekommen war. „Wie bist du jetzt so in der Schule? Lief alles bisher gut, seit du alleine daheim wohnst?" Leise seufzte Jer. „Mach dir keine Sorgen. Mir geht's Prima. Sonst hätte ich dich schon längst angerufen und dir Bescheid gegeben", er lachte, ich nickte. „Na gut. Dann fahre ich jetzt auch zum Grill. Bis dann Jeremy." „Bis dann", er gab mir einen Wangenkuss und sah mir hinterher, wie ich auf wackeligen Beinen das Gebäude verließ. Ich spürte einen verwunderten Blick auf mir stechen, doch ich ignorierte es und lief weiter. Denn diesen verwirrten Blick konnte ich nicht aufklären.
Am Grill angekommen, suchte ich mir einen Parkplatz, stieg aus dem Auto, betrat das Mystic Grill und schaute mich nach Damon um. Er müsste wie immer an der Bar sitzen und Bourbon trinken. Vielleicht sogar mit Alaric? Ich bewegte mich in Richtung Bartheke und hielt meine Augen nach Damon offen. Bisher konnte ich ihn nicht entdecken. Dies änderte sich aber schnell, nachdem mir jemand mit einem Finger an die Schulter tippte. Ich drehte mich um. „Da bist du ja", grüßte ich ihn recht seltsam und setzte mich neben ihn. „Und? Wie geht's dem kleinen Punk?", wollte Damon wissen. Ich lächelte. „Ihm geht's gut." Ob Matt heute arbeitete und hier war? Aus meinen Gedanken wurde ich gerissen, als eine bekannte Stimme hinter mir nach meinem Namen rief. Also schaute ich nach hinten und mir fiel auf, dass es jemand Bekanntes war. Ein Feind. Jemand, der mir mein Leben schon seit langem zur Hölle machen wollte. Sie grinste teuflisch. Katherine. Wieso war sie hier und was wollte sie? Verfolgte sie uns, oder nur mich? Neben ihr stand Jeremy, konnte nicht fliehen, da sie ihn festhielt. Sprachlos wusste ich nicht, was zu tun war. Ich wollte Damon antippen und darauf hinweisen, um mir Hilfe zu leisten, doch davor lachte Katherine nochmals, bewegte ihre Lippen im Tempo der Wörter ‚Bye bye' und brach Jeremy vor meinen Augen das Genick. Sein lebloser Körper fiel hart aufprallend auf den Boden. Jers Augen waren offen und schauten in meine Richtung. Er war tot. Er war wirklich tot. In meinen Augen bildete sich Wasser und rollte mir sofort die Wangen hinunter. „Nein! Jeremy!", schrie ich laut auf, legte meine Finger in meine Haare und brach weinend auf meine Knie zusammen auf den Boden. Es schmerzte. Mein Herz zerbrach in Stücke, meine Seele verließ meinen Körper. Wieso hatte sie das getan? Jeremy hatte nichts mit alle dem zu tun gehabt! Er war unschuldig. Es war unfair, er hätte so nicht leben und sterben dürfen. Ich hatte das Gefühl, jemand hätte mir mein Herz aus dem Leib gerissen. Gerade eben hatten wir noch miteinander geredet, sogar gelacht. Jetzt lag er einige Meter vor mir tot auf dem Boden. Und kein anderer im Grill reagierte auf diesen plötzlichen Tod oder beachtete mich. Ich drückte meine Augen zusammen. „Das kann nicht sein...", flüsterte ich. Wieder öffnete ich meine Augen. Und auf einmal saß ich wieder neben Damon. Nichts war passiert. Schockiert drehte ich mich nach Jeremy oder Katherine um. Nichts. Wo war er hin? Wo war sie hin? Was ist bis eben wirklich passiert? Aufgewühlt bildeten sich Tränen in meinen Augen, ich atmete schwer ein und aus und zitterte. „Elena?", Damon fasste mir besorgt an meine Schulter, welches mich aufzucken ließ. „Was ist gerade passiert?" „Was meinst du?" Kopfschüttelnd erklärte ich, dass ich an die frische Luft müsse und stand auf. Draußen an die Außenwand lehnend, schluchzte ich. Es kam mir so real vor. Jeremy war tot. Ich hatte geweint. Meine Seele wurde mir aus dem Körper gerissen. Aber es war nicht echt. Oder etwa doch? Wie konnte das sein? Wie konnte mir jemand so etwas, so real vor die Augen halten? Um sicher zu gehen, musste ich Jeremy anrufen. Nur um sicher zu sein, dass es ihm gut ging. So griff ich nach meinem Handy, tippte auf seine Nummer und versuchte normal zu klingen, als er annahm. „Hey." Erleichtert atmete ich aus und musste lächeln. „Hey Jer." „Ist irgendwas passiert?" „Nein, ich... wollte nur hören, ob irgendwas passiert ist." Dass er nicht verstand, was ich meinte, konnte ich durch das Handy spüren: „Ich erzähl's dir später, okey? Ich muss wieder zu Damon. Ciao." Er verabschiedete sich ebenfalls. Gott sei Dank. Es war nur ein... Traum? Ob ich Damon erzählen sollte, was eben passiert war? Gut möglich wusste er, was mit mir los war. Oder vielleicht hatte ich nur zu wenig geschlafen. Oder zu viel Alkohol getrunken? Ohne weiter so direkt darüber nachzudenken, hockte ich mich wieder neben ihn. Die Gedanken die um mir herum schwirrten, schob ich bei Seite. „Geht's dir besser?", sorgte er sich. „Ich denke schon. Einen Scotch, bitte", bestellte ich seufzend. Damon guckte begeistert: „Scotch. Gute Wahl." Kurz nippte ich daran und hörte Damons Stimme sagen ‚Hey, was machst du hier?'. Er unterhielt sich mit Andie, jedoch wurde ich abgelenkt und hörte ihn nur nebenbei schwach. Denn hinter der Theke sah ich wieder etwas angsteinflößendes auftauchen. Katherine. „Was?", flüsterte ich ungläubig und bewegte mich nicht. Ich lag wie in einer kurzen Trance, in einer Starre, aus der ich nach einigen Sekunden wieder erwachte. Katherine war weg. Und somit hatte ich wieder einen halb klaren Kopf. Die Ängste und Sorgen blieben. „Damon?", sprach ich leise und wandt meinen Blick nicht von Katherines Aufenthaltsort ab, „Ich will nach Hause." Er wollte nach meiner Hand greifen, nachdem ich jedoch erneut aufzuckte, ließ er es sein und starrte mir fürsorglich in die Augen. „Elena, was ist los?" „Ich weiß es nicht, bitte Damon, ich will einfach nach Hause." „Du siehst nicht gerade Gesund aus", versuchte seine Freundin mir sorgenvoll zu helfen. Mein Herz fing an zu rasen. Ich wurde nervös und bekam mehr Angst als zuvor. Dies spürte Damon, ‚bezahlte' sofort für die Getränke, gab Andie bescheid und zog mich mit in mein Auto. Auf dem Beifahrersitz versuchte ich meinen eigenen Psychologen zu spielen. Wieso sah ich diese Dinge? Warum genau meine Ängste? Diese Dinge- Waren sie ein Zeichen oder reine Halluzination? Woher kamen sie? Und wieso so plötzlich? Gab es einen genauen Moment und Grund, weshalb das anfing? Keine dieser Fragen konnte ich mir beantworten. Plötzlich rumpelte das Auto und ich hörte eine Art Aufschlag. Dies nahm mir einige Sekunden meinen Atem. Auf der Straße lag nun Blut, das Auto war halb zerstört. Damon fuhr konzentriert weiter, ohne auch nur auf das Geschehniss zu achten. Schockiert setzte ich mich auf und schaute aus der Rückscheibe auf die Straße. Daraufhin konnte ich ein Mädchen in der Blutpfütze liegen erkennen. Sie schien etwas dunkelhäutiger zu sein und hatte dunkelbraune, lange Haare. Die Klamotten kamen mir bekannt vor. Es kam mir nur eine Person in den Gedanken. Bonnie. „Damon, halt an!", schrie ich energisch. Meine Augenlider krampften sich kurz zusammen. Als ich sie wieder auseinanderzog, sah mich Damon fragend an. „Du hast geschrien. Wieso zur Hölle hast du geschrien?" Mein Magen zog sich zusammen. Mein Kopf schmerzte. Meine Gedanken brannten. Wieder war es nicht echt. Ich rieb mir gestresst die Schläfen. „Ich glaube, ich drehe durch...", erklärte ich kaum hörbar und kniff meine Augen zu.
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