Mit verschränkten Armen stand ich nun wartend herum. Elena hatte eben zu ihrem Kleid zugestimmt und schien selbst immer begeisterter davon zu sein. Bis morgen wäre sie bestimmt genau so überzeugt, wie Bonnie und ich es waren. Und zwar zu 100%. „Also... ziehst du dich dann um?", fragte ich sie ruhig, aber dennoch mit einem leicht bestimmenden Unterton. Sie stand hier so herum und wartete auf... eigentlich nichts. Weshalb ich sie aufforderte, das Kleid endlich an die Verkäuferin zu geben. Die Kabinentür öffnete sich, als Elena gerade hinter einer anderen verschwinden wollte. So blieb sie stehen und bewunderte Bonnies Kleid. „Das ist toll", nickte Elena. „Finde ich auch. Es passt zu dir. Und zu dem Maskenball", erklärte ich ihr, was ich davon hielt und ließ meine Arme nun locker. Es schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen und eine kleine Erleichterung fiel mir von den Schultern. Ein weiteres Kleid gefunden. Zumindest, wenn Bonnie es genau so toll fände. Vorsichtig wiederholte ich nur: „Bonnie?" Sie, nun vor dem Spiegel, blieb vorerst stumm. „Wenn es dir nicht gefällt, können wir nach einem anderen suchen, aber ich finde-", begann ich, um ihr keinen Druck zu machen, doch sie unterbrach mich. Normalerweise hasste ich es, fiel man mir ins Wort. Ich meine, man sieht doch, wenn ich rede. Wie kommen dann manche darauf, ebenfalls einfach los zu plappern? Nachdem ich aber hörte, was Bonnie zu sagen hatte, vergaß ich bereits, dass sie mich unterbrochen hatte. „Ich finde es toll. Du hast es echt drauf Care." „Ja das hab ich", lachte ich und atmete glücklich durch. Ich bräuchte nur noch mein Kleid und die Masken alle unserer, aber Masken waren doch nicht so schwer wie Kleider. Und wir hatten halb sechs, hieß, ich hätte noch genug Zeit. Oder halbwegs genug Zeit. „Jetzt suchen wir dir eins", sprach Bonnie noch und drehte sich zu mir um. Jap. Meins fehlte. Oh Mann, für gewöhnlich hatte ich bereits alles. Das nächste Mal musste ich eindeutig wieder planen, anders war das echt eine Katastrophe.
Eine Tüte in der linken Hand und meine Schlüssel in der Rechten, mit welcher ich dann die Tür unseres Hauses auf schloss. „Mom, ich bin zuhause", rief ich kurz, für den Fall, dass sie es ebenfalls war. Sicher nicht und ich hoffte auch nicht, um ehrlich zu sein. Ich war einfach viel zu enttäuscht und deprimiert von dem Tag. Elena und Bonnie hatten ihre perfekt passenden Kleider gefunden und ja, meines ist auch schön, aber war langweilig. Nichts besonderes oder spezielles. Es ist nicht ausgefallen, nichts, was kein anderer hat. Sondern einfach nur... ach keine Ahnung. Die Maske fand ich toll, die war ausgefallen. Frustriert schloss ich die Tür hinter mir zu und machte dann sofort Marsch in mein Zimmer. Die Tüte legte ich auf meinem Bett ab, neben einem großen Karton. Post oder so, welches ich aber gar nicht richtig wahrnahm. Als nächstes nahm ich nun mein Handy hervor. Tyler brauchte noch einen Anzug, also musste ich ihm wohl oder übel schreiben, selbst wenn ich mit meinem Outfit nicht zufrieden war. Und sowas kam bei mir nicht oft vor. Eigentlich nie, weshalb es mich nur noch trauriger machte. Mein Kleid war hellblau, also sollte er eine passende Krawatte, oder ein Tuch in der selben Farbe in seiner Jackentasche anziehen. Kurz tippte ich alles ein und gab ihm Anweisungen, wie es sich gehörte, wenn man als Date auf einen Ball wollte. In Gedanken versunken strich ich mir durch meine blonden Haare und ließ meine Hände etwas auf meinem Kopf ruhen, wobei ich meine Augen schloss, um den ganzen Stress endlich los zu werden. Ich hatte es vermasselt. Und das richtig. Ich meine, ich hatte ja nicht mal ein Kleid, was mich umhaute. Ich kann das einfach nicht. Ohne meine Planungen und meine Organisation alles in den Griff zu bekommen. Wie können das andere? Spontane Personen? Spontanität ist so anstrengend und ungenau. Es verläuft nie, wie man es will und am Ende geht alles schief. Das ist doch... wäh. Nein. Klar, bei uns verlief auch einiges spontan. Mit unserem verkorksten Leben ging das ja gar nicht anders. Aber dass ich das mag, hatte ich nie gesagt. Und würde ich auch nie. Außerdem- Moment. Ich hatte Post auf meinem Bett liegen? Einen großen Karton. Ich hatte nichts bestellt, weder mir von Freunden senden lassen. Auch nichts verschickt, was nun hätte zurück geschickt sein können. Ich verlegte mein Handy kurz und lief dann auf das Packet zu. Vielleicht hatte Mom mir ein Geschenk gemacht? Womöglich weil sie mich verärgert hatte? Sinn machen würde das, aber Mom? Also hübsch verpackt war es. Ein Schleifchen oben drauf in Gold, das Päckchen hellblau, wie mein Ballkleid. Echt süß und hat scheinbar Mühe gekostet. Ob Mom sich die Zeit für so eine Verpackung genommen hätte? Sicherlich nicht. Sie hätte sowas nicht mal verpackt, was auch immer das war. Nun fing ich doch an daran zu zweifeln, dass dieses Geschenk von ihr kam. Mit gutem Recht, richtig? Ich löste die Schleife und atmete kurz durch. Bitte etwas aufmunterndes, bitte etwas aufmunterndes. Widerwillig hob ich den Deckel an. Und... oh mein- Wow. Aber wie- Mir blieb für kurze Sekunden die Luft weg, ebenfalls die Sprache und jegliche Worte, die ich hätte raus posaunen können. Das war doch nicht wirklich ein Kleid. Oder etwa doch? Vorsichtig strich ich mit meiner Hand über den Stoff und bewunderte die Farben. Dann hob ich das tatsächliche Kleid an und sah bereits, dass es zu Boden reichte. Gold, blau, glitzernd, nicht langweilig. Null langweilig. Es sah jetzt bereits perfekt aus. Nur, ob es mir passte? Ich drehte mich zu meinem Spiegel und hielt das Kleidungsstück vor mich, um sehen zu können, wie es angezogen wohl aussehe. Das war wohl mit Abstand eines der schönsten Kleider, die ich je in meinen Händen gehalten hatte. Blumenmuster hinauf genäht, ein wenig Bauch zu sehen. Alles golden außer der Blumen, welche hellblau waren. Dann hing da noch ein Schleier rundherum, ebenfalls hellblau und unten mit weiteren Blumen übersät. Es hatte ein leichtes Glitzern und ich fand das Kleid toll! Ganz ehrlich, ich liebte es! So ein Kleid hatte ich gesucht, etwas, wovon ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte und vor allem wollte. Es war... wow. Und selbst meine bereits gekaufte Maske passte besser, als zu dem anderen Kleid. Als hätte ich das erwartet oder es sei meine Absicht gewesen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, welches immer breiter und breiter wurde. Danke Mom! Überglücklich lief ich zurück an mein Bett und griff erneut nach meinem Handy, um Tyler zu sagen, dass es da eine kleine Plan Änderung gab, was die Farben anging. Gold passte besser. Alles was ich heute noch machen müsste, war es, Tyler beim Vollmond zu helfen. Und ich meine, das packte ich wohl noch. Und da mein Kleid nun auch perfekt war, hatte ich meine alte Motivation und Energie zurück. Als ich unsere Tür dann zufallen hörte, legte ich mein Telefon weg. „Ich bin zuhause Schatz", rief Mom durch das Haus. „Hey Mom", antwortete ich ihr, „Wie war dein Tag?" „Nicht ganz so gut, es scheinen immer weitere Vampir Opfer dazu zu kommen. Aber ich bin dran, also wird das wieder. Wie war deiner?" Sie näherte sich meinem Zimmer und ich blickte bereits in ihre Richtung. „Zu Anfangs nicht so gut", gab ich zu, „Aber jetzt ist alles perfekt." Meine Mom stand mittlerweile im Türrahmen und musterte mich erleichtert, dass mein Tag wenigstens gut verlaufen war. Ihr Blick wanderte dann auf mein Bett, wobei sie den Inhalt des Geschenks entdeckte. „Schönes Kleid", lächelte sie mich warm an und ich erwiderte. „Ja, ich weiß. Und woher du es auch immer hast: Danke. Du hast mir echt den Tag gerettet", bedankte ich mich ehrlich, ruhig und mit sanfter Stimme. Und das alles meinte ich echt ernst. Das war eine tolle Geste von ihr und einfach das beste Geschenk, was mir jemand gerade hätte machen können. Ihre Miene wurde fragwürdig: „Woher auch immer ich das Kleid her hab? Du warst shoppen Caroline, nicht ich." Mit diesen Worten schenkte sie mir ein letztes Lächeln und begab sich dann zur Küche, um sich Abendessen zu machen. Halt. Wie jetzt? Das Geschenk war nicht von ihr? Von wem dann? Vielleicht war es gar nicht an mich? Verwundert drehte ich mich um und wollte das Kleid erst mal wegpacken, als ich aber einen Zettel auf dem Boden erblickte. Sofort hob ich diesen auf. ‚Ich hoffe damit kann ich mir einen Tanz reservieren -Klaus.' Oh mein Gott. Klaus?
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Neue Sicht und Zeitsprung zum Ball, oder weiterhin Carolines Sicht und die Gegenwart?🙈
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