Kapitel 38 | A date

Ich lief, noch immer genervt und wütend, zu meinem Auto und war dabei, die Tür zu öffnen, als ich eine bekannte Anwesenheit spürte. Oh, na toll. Kein passender Zeitpunkt. Ich blieb wie erstarrt stehen. Ich verlor kein Wort und rührte mich kein Stück. Selbst meine Atmung versuchte ich so langsam fortzuführen, wie möglich. Oh gott, bitte nicht Rebekah oder Klaus. Von mir aus Klaus, ihn könnte ich wieder fortschicken. Oder ich könnte an ihm meine Wut auslassen. Vorsichtig drehte ich mich um. Ein Wunder, dass ich es mich überhaupt getraut hatte. Es hätte ja auch jemand anders sein können, als Klaus oder Rebekah. Jemand, der mich tot sehen wollte, oder der ähnlichen. Doch ich sah niemanden. Nicht vor mir, noch neben mir, weder hinter mir irgendwo. Ok? Seltsam. Verwirrt schaute ich um mich. Vielleicht wurde ich ja verfolgt oder heimlich ausspioniert? Nun ja, etwas unvorstellbar, wenn die Person wusste, dass sie einen Vampiren verfolgte. Oder eben ausspionierte. Ich blickte mich nochmal kurz um und sah noch immer niemanden. Wen hatte ich dann gespürt? Misstrauisch wandte ich mich wieder meinem Auto und öffnete die Tür. Gerade als ich einsteigen wollte, hörte ich Schritte, woraufhin ich mich sofort wieder aufstellte und aufblickte. „Hallo?", rief ich durcheinander. Nichts. Im Ernst? Ich hatte jetzt echt keinen Nerv dazu. Ich rollte genervt meine Augen und saß schon halb im Auto, als plötzlich jemand meinen Namen rief. So stieg ich wieder aus und blickte in braune Augen, die mich anfunkelten. "Hey", lächelte ich ihn beruhigt an. Kein Feind. Sondern nur ein guter Freund. Wir hatten die letzten Tage nicht mehr geredet, was ich jetzt ziemlich anfing zu bereuen. Ich hatte ihn vernachlässigt und das war wirklich blöd von mir. Wieso musste mir sowas erst immer dann einfallen, wenn es wahrscheinlich schon längst zu spät war? „Wieso diese Anschleicherei?", wollte ich belustigt wissen. Und wie auf einem Knopfdruck war meine Wut auf meine Mom wie weg geweht. Wegen ihm. Tyler. Wie schaffte er das nur? Ich meine, gerade eben war ich noch stinksauer auf meine Mom. Verletzt. Wütend. Dann sah ich ihn und schwups! War alles weg. Wie ein Knopf mit der Inschrift ‚Neustart', Kategorisiert auf ‚Gefühle'. Und nur Tyler konnte diesen Schalter erreichen und betätigen, was er gerade getan hatte. Als wusste er von allem. Er grinste nur belustigt: „Das war keine Absicht. Ich bin nun mal nicht so schnell wie ihr, ohne Vollmond. Und da du mich von weitem hören kannst, kam es dir wohl lange vor." Richtig. Ohne Vollmond war er nur so schnell wie ein Mensch. Ergab Sinn. Stumm nickte ich ihm zu und musterte ihn kurz. Zwar versuchte ich dies unauffällig, jedoch glaubte ich, war es nicht ganz so. Caroline, na los. Du hattest ihn vernachlässigt. Nun rede mit ihm darüber. Vielleicht war er ja genau deswegen hier? Vielleicht war er wütend und wollte mich verurteilen? Mit gutem Recht natürlich. Wobei er mir nicht sauer erschien. Keiner sprach. Nur eine totale, große, peinliche Stille, die zwischen uns lag. Schnell suchte ich mir ein Gesprächsthema und unterbrach das andauernde Schweigen: „Heute ist wieder Vollmond, oder?" Tyler nickte. Gut. Ich dachte schon, ich hätte es verpasst. Das hätte mich auf seiner Freundesliste sicherlich nach ganz unten gesetzt. Außerdem hätte ich einen inneren Hass auf mich verspürt, weil ich nicht für ihn da war. „Du weißt, dass ich dir wieder helfen werde?", grinste ich. „Ich hätte mir bei dir gar nichts anderes denken können", er vergrub seine Hände in seinen vorderen Hosentaschen, was ich einige Sekunden beobachtete. War er zufällig nervös? „Hör zu, du musst das nicht machen. Du riskierst nur dein Leben." „Nein. Ich werde dir helfen, Tyler", bestand ich darauf sanft und lächelte ihn warm und aufmunternd an. Ich wusste, dass ihn etwas bedrückte. Und ich tippte auf die Verwandlung. Noch immer war sie für ihn schmerzhaft. So schmerzhaft, wie sich keiner von uns ausmahlen konnte. „Ich will dich das nicht alleine durchstehen lassen. Freunde helfen sich. Und ich bin eine deiner Freunde, und du einer meiner Freunde", am Ende lachte ich leise in mich hinein. Dieser Satz war einfach nur peinlich und unangenehm auszusprechen. Natürlich waren wir Freunde. Und wir beide wussten das auch. Aber es laut auszusprechen war für uns so... fremd. Einfach daher, da wir uns zu Anfang hassten. Außerdem wollte ich ihm auch helfen, da ich meiner Mutter nicht helfen durfte. Ich musste mich nützlich machen. Zeigen, dass ich bereit dafür war, den anderen zur Seite zu stehen. Also suchte ich mir auch einfach etwas, was sonst keiner übernommen hätte. Tyler bei seiner Verwandlung zur Seite zu stehen. Das war wohl das Schwerste, dennoch Netteste, was ich für ihn tun konnte. Ich wollte ihm zeigen, dass ich trotz in solch gefährlichen Situationen für ihn da war. „Danke Care", brachte er nur glücklich und erleichtert von sich. Mein Grinsen kam zurück und wurde größer. Es war so schön zu sehen, wie froh man jemanden machen konnte, durch so eine Geste. Sie war zwar nicht recht klein, dennoch machte sie ihn glücklich. „Ich wollte dich noch etwas fragen", sprach Tyler dann nochmal an und wippte leicht vor und zurück. Ok, jetzt war er eindeutig nervös. Was war los? „Wen hast du gebissen?", fragte ich gespielt ernst, was aber überzeugend genug rüberkam. Ich wollte immerhin eine zeitlang Schauspielerin werden, da musste ich das ja können. Das war bevor ich mich für's Journalismus entschieden hatte und von Logan Fell verletzt wurde. Gott, wie ich diesen Typen doch verabscheute. „Niemanden, keine Sorge", er lachte, „Morgen ist doch wieder dieser Maskenball bei uns Zuhause. Veranstaltet von der Schule, geplant von dir. Mit wem gehst du hin?" War das gerade ein versteckter Versuch, um mich zu fragen? Aw, wirklich süß von ihm. Ich hatte zwar einer Person einen Tanz versprochen, aber wirklich eingeladen wurde ich von niemandem. Nun ja, ok. Schon. Aber ich hatte abgelehnt. Einen Tanz zu versprechen, war da doch das Mindeste. Tyler bemühte sich so sehr, die Frage versteckt zu behalten, weshalb ich mir dachte: ‚Hey, wieso spielst du da nicht ein wenig mit?' „Nein, noch nicht. Du?" „Bisher auch noch niemanden." ‚Bisher'. Jetzt stand es für mich fest. Ich wusste eindeutig bereits, was er sagen wollte. Aber wieso zögerte er es so hinaus? Es war nur eine kurze Frage. Klar, Panik und Nervösität breiten sich aus, weil man nicht weiß, ob die Person Ja sagt, und all das. Trotzdem... „Und wieso hast du gefragt?", zog ich ihn noch ein wenig auf und verkniff mir ein Grinsen. Wenn er es schon so hinauszögern wollte, dann half ich ihm doch gerne dabei. „Ich wollte fragen, ob du- Nun ja. Vielleicht...", er stockte und dachte nach. Im Kopf sortierte er seine Worte, bevor er dann fragte: „Würdest du mich morgen begleiten?" Ein Grinsen schmiegte sich auf meine Lippen und unbewusst stellte ich mich ein bisschen höher. Wusste ich es doch. Heute schien ich alles zu wissen. Oh mein Gott! Vielleicht gab es ja wirklich Hellseher und ich war eine! Ok, so gesehen gab es sie ja... Hexen und so. Caroline! Zurück zum eigentlichen Thema! Tyler stand da, vor dir. Nervös. Und hatte dich gefragt, ob du ihn begleiten wolltest.. Und? Wolltest du das? „Liebend gerne", antwortete ich liebevoll. Jetzt hatte ich also ein Date. Mit Tyler. Ich wäre eigentlich ja auch mit Matt gegangen, aber... Wir waren getrennt. Das wäre ziemlich seltsam gewesen. Und das ziemlich. Und Elenas Äußerung hatte mich auch ziemlich umgestimmt. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich mit Tyler von Anfang an am Liebsten hin. Nur war ich mir unsicher, ob er Ja sagen würde und deshalb hatte ich mir einen Plan B ausgedacht. Matt. Oh Gott, ich hatte Tyler gerade so behandelt, wie ich mich selbst davor fürchtete. Aus dem Nichts fiel mir ein, dass ich zu spät zur Schule kam. Oh mist. Ich musste unbedingt los. „Fahren wir zusammen zur Schule?", fragte ich ihn und zeigte auf mein Auto. Er würde sich sonst ebenfalls verspäten. Doch Tyler schüttelte nur dankend den Kopf. Wollte er etwa nicht in die Schule? „Ich treffe mich mit deiner Mom." Mit meiner- Was? Wieso? „Irgendwelche Fragen zu einem Mord beantworten." Fragen zu- Oh. Wow... Mom wollte also wirklich nicht, dass ich ihr half. Tyler und Damon. Aber nicht ihre Tochter? Wieso? Wusste sie denn nicht, dass ich das unbedingt wollte? Dass ich so gerne helfen wollte? Dass es mich verletzte, es nicht zu dürfen? Mein Lächeln verschwand langsam, doch ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht all zu sehr anmerken zu lassen. „Oh", gebe ich leise, ganz ganz schwach schmunzelnd von mir, „Okey. Dann- Bis... Morgen?" Er legte gerade darauf an, etwas zu sagen, da wurde mir noch was bewusst. „Argh, nein! Heute ist Vollmond. Gott", grinste ich, weiterhin schwach, warm. Er sollte ja nicht denken, dass ich diese Hilfe bereute, die ich ihm anbot und gab. Mit meinen Schlüsseln weiter in der Hand, spielte ich an den Anhängern herum. „Dann also bis heute Abend." „Ja, bis dann." Ein letztes Mal lächelte er mir zu und lief dann an mir vorbei. Kurz blieb ich regungslos stehen, drehte mich aber nach wenigen Sekunden in seine Richtung und sah zu, wie er an unsere Haustür klopfte. Ich konnte das einfach nicht fassen... Nur einmal. Einmal wollte ich ihr bei etwas Großem helfen. Etwas Aufregendes mit ihr unternehmen. Das war doch aufregend, oder etwa nicht? Und ungefährlich zugleich. Ich stieg in mein Auto, schnallte mich an, steckte die Schlüssel an und startete den Motor. Wieso? Wieso ließ sie mich nicht helfen? War es, weil ich ein Vampir bin? Hasste sie mich?

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