Kapitel 36 | Starry sky
Liebes Tagebuch, in den letzten drei Tagen ist erneut eine Menge passiert. Einige Dinge davon haben mir den Kopf verdreht. Andere haben mir den Verstand geraubt und mich glauben lassen, ich sei verrückt. Doch durch Bonnies Magie sind meine Gedanken ‚gereinigt', wie sie es gesagt hatte, sodass ich mir selbst zu allem erneut eine eigene Meinung bilden konnte. Eine sinnvolle, logische und eine, die alles erklären würde. Zwar erklärte es mir nicht, wieso Stefan wieder zurück -, oder wieso Damon so abweisend war, aber ich suchte keine Gründe mehr an mir. Stefan versteckte noch immer seine Gefühle, da hätte ich mir nichts anderes erhoffen sollen. Und Damon? Er war nun einmal Damon. Er ging allen aus dem Weg und legte Wert darauf, dass man ihn für den Bösen hielt, da er damals als dieser abgestempelt wurde. Beide hatten dunkle Flecken in der Vergangenheit, die die heutigen Ereignisse erklärten. Eine Vergangenheit, die sie für sich behielten, wie ein Geheimnis. Um sich selbst zu schützen. Vielleicht sogar, um uns alle davor zu bewahren.
Damons Sicht:
Ich starrte in den Himmel, während ich auf der Straße lag. Meine Arme ausgebreitet auf dem kalten Boden. Dort betrachtete ich alle Sterne in der Luft und dachte einfach nach. Welches dieser Sterne könnte eigentlich mich darstellen? Welches erinnerte mich am meisten an mich? Mein Blick haftete lange an einem Stern, welcher weit entfernt von den Anderen schwebte. Dann sichtete ich einen, welcher nur schwer zu erkennen war, dennoch umgeben von anderen, die viel heller strahlten. Jap. Eindeutig ich. Der hellste Stern in der Nacht, der einen schon fast erblinden konnte, erinnerte mich an niemand anderen, als an eine Person. Ein Licht das von der Seite kam, riss mich aus den Gedanken. Na endlich war jemand gekommen. Wie lange hatte ich jetzt hier gelegen und gewartet? Eine halbe Stunde? Vielleicht sogar schon eine? Nur gut, dass ich ein Vampir war. Sonst wäre ich hier schon längst zum Eiszapfen geworden und erfroren. Dann hätte ich wirklich Hilfe gebraucht. Die hohen Geräusche der Schritte ertönten in meinen Ohren, weshalb ich zur Seite blickte. Ein ungewolltes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Entschuldigung? Geht es ihnen gut?", fragte die Frau mich, als sie nun endlich neben mir stand. Und dennoch hielt sie einen gewissen Sicherheitsabstand. Sie schien sich hinknien zu wollen, zögerte jedoch. „Bestens", schmunzelnd setzte ich mich auf und blickte zu ihr hoch. „Ehm... Okey. Soll ich jemanden anrufen? Oder-" „Wie gesagt, mir geht's super. Ich brauche keine Hilfe. Aber vielleicht etwas anderes." Sie zog ihre Augenbrauen verwirrt zusammen und schaute mich fragend an. Leise lachte ich auf, während ich mich vom Boden weg drückte, um aufzustehen. Wie ich diese unwissenden Gesichter doch liebte. Diese Blicke, die Antworten verlangten, die sie niemals bekommen würden. Wenn sie immer nur wüssten, dass sie in wenigen Minuten sterben würden. Das würde aber nur den ganzen Spaß nehmen. Dann könnte ich genau so gut etwas mit Stefan unternehmen. Einen Unterschied gäbe es dann nicht. Einschlafen würde ich so oder so. „Was brauchen sie? Und wieso lagen sie auf der Straße? Mitten in der Nacht?" Ich lächelte teuflisch. „Fragen über Fragen. Jetzt habe ich eine an sie. Wie heißen sie?", ich kam ihr näher, sie trat wieder zurück. Dieses süße, süße Geräusch vom schnellen Herzschlag, welches eindeutig auf Angst deutete. Sie schluckte schwer und fing an zu zittern, versuchte dabei unauffällig zu ihrem Auto zu laufen. "Ihr Name?", wiederholte ich nun ungeduldiger, grinste aber weiterhin charmant. „Sarah. Sarah Whitmore", brachte sie stotternd aus sich. Kurz blieb ich still. Whitmore? Woher kannte ich diesen Namen? Es gab das Whitmore College, aber irgendwoher kannte ich es ebenfalls noch. „Wofür sind die Whitmores noch gleich bekannt?" „Das Whitmore College. Es gehört meiner Familie an." Seltsam. Ich war mir ganz sicher, es schon einmal gehört zu haben. Nun ja, was soll's? Sarah schreitete immer weiter zurück, während ich über ihren Namen nachdachte. Fast war sie an ihrem Auto angekommen, musste ich wieder schmunzeln. Selbst wenn sie bereits darin sitzen sollte, wäre sie um Längen nicht sicher. Ihr war das zwar nicht bewusst, aber mir schon. Was das alles natürlich tausend mal besser machte. Langsam kam sie an ihrem Auto an. Sie versuchte ruhig zu wirken, was ihr auch ziemlich gut geling. Pfh. Wo blieb der gesunde Menschenverstand? Wieso rief sie nicht einfach die Polizei an? Vielleicht war ich ja ein betrunkener Erwachsener, der sich verlaufen und letztendlich auf der Straße ausgeruht hatte. Woher wollte sie es schon wissen? Wenn ich nicht ihren Herzschlag hören könnte, wäre ich vielleicht auf ihre Masche reingefallen. Nun ja, eigentlich nicht. Ich bin ein Vampir. Ich kenne alle Tricks, da ich viele von diesen tagtäglich benutze. Mit Fingerspitzengefühl öffnete sie ihre Autotür. Dummes Mädchen. Das war überhaupt nicht unauffällig. Oder leise. Ich bin ein Monster, kein hirnamputierter Teenager, welcher auf Drogen ist. Selbst da wäre es mir sogar noch aufgefallen. Ja, sogar als wandelnder Zombie. Mit einem Ruck zog Sarah die Tür auf. Ich reagierte zuerst nur mit einem Lachen, bis ich in blitzschneller Geschwindigkeit hinter ihr stand und die Autotür wieder zu drückte. Sarah entwich ein kleines Schreien und sie zuckte auf. So schreckhaft. Ok, ja. Jeder erschrak sich, wenn eine unbekannte Person wie aus dem Nichts hinter einem stand. Nur nicht die, die selbst betroffen waren und somit problemlos andere erschrecken konnten. Herablassend guckte ich Sarah an und legte meinen Kopf leicht schief. Sie drückte sich schon förmlich an ihr Auto, dabei konnte ich ein leises Schluchzen hören. Sie weinte also. Kam auch nicht selten vor. Wahrscheinlich quetschte sie sich an ihr Fahrzeug, in der Hoffnung, das würde ihr Mitleid verschaffen. Hah, wenn ich nicht lachte. Ich sollte mit dir Mitleid haben, Sarah? Wieso? Wieso scheinst du zu glauben, dass ich das hätte? Weil du Angst hast? Weil du Panik schiebst? Weil du Freunde und Familie hast? Sah es so aus, als ob mich das Alles interessieren würde? Mitleid. Dieses Wort benutzte ich nicht einmal in meinem Wortschatz. Ich griff Sarah an ihren Schultern und drehte sie um. Dabei zappelte sie mit ihren Armen, wehrte sich und versuchte mich wegzudrücken. Vergeblich. Das nervte. Also manipulierte ich sie dazu, verdammt nochmal still zu halten. „Was haben sie vor?", fragte sie weinend. Ich lachte. „Ich werde ihnen den Kopf abreißen", antwortete ich neutral und wartete auf ihre Reaktion. Natürlich würde ich ihr nicht den Kopf abreißen. Nur wollte ich ihre legendäre Reaktion dazu sehen. Ihr Blut trinken und sie umbringen würde ich trotzdem. So nett das auszulassen, war ich nun auch wieder nicht. Ihr Herzschlag lief auf Hochtouren, ihr Atem wurde unregelmäßig und stockte immer wieder. Ich liebte den Klang eines zu schnell schlagenden Herzens, welches aus Angst bestand. Für mich war es beruhigend. „Bitte nicht", war das Einzige, was sie aus sich brachte. Ein paar Schritte ging ich zurück und spielte nachdenklich: „Ich könnte sie gehen lassen und mein Image zerstören, oder sie helfen beim Recycling. Sie wissen schon. Ich bringe sie um, vergrabe ihre Leiche, die wird dann von Insekten durchkaut. Diese armen Viecher müssen doch auch was essen." Mein teuflisches Grinsen vergrößerte sich, so wie ihre Panik. Ich fletschte meine Zähne und ließ meine Adern sichtbar werden. Sarah schrie laut auf und konnte mich durch ihre Tränen wahrscheinlich nicht mal mehr erkennen. Und dennoch konnte sie nicht weg rennen. Belustigt davon schaute ich kurz in den Himmel, wobei mir der hellste Stern sofort wieder ins Auge stach. Noch immer sah ich unter diesem Stern keine andere Person, als zuvor, was mir meine Entscheidung zu dieser Situation erschwerte. Immer noch die Person, die in der Dunkelheit das hellste Licht verbreitete. Selbst in der dunkelsten Zeit und Phase. Während hingegen der Stern, welches mich symbolisierte, nicht einmal auffiel. Ganz im Gegenteil. Es passte sich der Dunkelheit an. Der Furcht. Sollte ich Sarah eigentlich umbringen? Ich lockerte meinen Blick wieder. Sie hatte mich unsicher gemacht. Denn ich wollte sie nicht verlieren. So sehr ich auch jeden Tag auf's Neue versuchte, das Gegenteil zu beweisen. Mein Blick hing noch immer an dem am hellsten strahlenden, wunderschönsten und auffälligsten Stern, in der ganzen Dunkelheit. Und so schnell würde ich auch noch nicht wegsehen. Dieser Stern symbolisierte keine andere als sie. Elena.
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