Kapitel 33 | Confirmed doubts

Wir drei hatten uns auf freien Plätzen verteilt. Andie saß gegenüber von mir. Ich saß auf der Couch vor Damons Tisch, voll von seinem Alkohol, von dem Gefühl bedrückt, dass es einiges zu klären gab. Natürlich versuchte ich es mir gemütlich zu machen und zog meine Beine neben mich auf die Couch, lehnte dabei meinen Arm auf der Armlehne ab und stützte mit der Hand meinen Kopf. Dennoch war ich ziemlich versteift und somit ein wenig nervös. Damon hatte sich neben seine Freundin gehockt, breitete seine Arme unbeschwert aus und hielt ein Glas Bourbon in der Hand, was er sich manchmal an den Mund hielt und trank. Nachdem sein Glas leer war, stand er auf und lief hinter mich, um es sich neu vollzufüllen. „Also?", lachte Andie beschämt, „Wieso bist du hier? Ich dachte Damon hätte dich-" Sie stoppte. Damon hätte mich was? Wieso war sie still? Hatte Damon sie warnend angestarrt? Ich konnte ihn nicht sehen, drehte mich somit zu ihm um. Einen kleinen Augenblick konnte ich seine verfinsterte Miene erkennen, bevor er bemerkte, dass ich ihn anschaute und mich unecht anlächelte. Nun ja. Anlächeln auf die typische Damon Art. Kurz räusperte sie sich, setzte sich etwas aufrechter hin und fuhr fort: „Verscheucht. Wenn man das so sagen kann." Leise lachte sie. Ja, das konnte man. Denn es beschrieb eindeutig die Lage. Besser hätte ich es gar nicht sagen können. Ich ignorierte unbeabsichtigt die Frage und mein Blick schweifte verträumt durch den Raum. Ob Stefan wirklich wieder kommen würde? Wenn ja, wann? Heute? In seiner Nachricht war ja von nichts anderem die Rede. Denn er hatte mich eingeladen. Doch wo war er? Es fühlte sich an, als wäre ich auf einer ständigen Schnitzeljagd, wenn ich nach Stefan suchte. Und er schien unmöglich zu finden sein, da es bei dieser Schnitzeljagd keine absichtlich gelegten Hinweise und Spuren gab. Auf die mussten wir selbst kommen oder vollkommen verzichten. Damon riss mich aus den Gedanken, als er sich über die Couch zu mir lehnte und mir leise ins Ohr raunte: „Mich würde auch interessieren, warum du ganz genau hier bist, wenn du überhaupt noch vorhast, es uns zu erzählen." Ich zog mich ein wenig von ihm zurück, da mich eine Gänsehaut überkam. Er wusste es doch? Erwartete er einen anderen Grund? „Scotch?", fragte er noch und hielt mir ein volles Glas neben das Gesicht. „Tut mir leid. Ich war gerade wo anders", entschuldigte ich mich und erwartete eine sarkastische Bemerkung seinerseits, doch er blieb still, „Nein, danke. Ich hab eine Nachricht erhalten. Von Stefan. Er meinte er wohnt absofort wieder hier und er bat mich, ihn zu besuchen. Deswegen bin ich hier." Mein Augen trafen Andie, diese nickte sanft und lächelte warm. „Das freut mich, dass Stefan wieder kommt", erweiterte sie das Thema und beobachtete Damon, „Dich bestimmt auch, Damon. Deinen kleinen Bruder wieder bei dir zu haben." Sarkastisch schnaubte er kurz und antwortete: „Ein Kind mehr zum Babysitten. Yuhu." Genervt verdrehte ich die Augen. Wir waren keine Kinder und außerdem hatte niemand Damon dazu verpflichtet, auf uns aufzupassen. Das bräuchte er nicht einmal. Wir konnten alle auf uns selbst aufpassen. Und im Notfall beschützten wir uns gegenseitig. Da Damon mir klar genug gemacht hatte, dass er mich hasste, gehörte er wohl nicht mehr zu den Personen, die beschützten und beschützt wurden. „Bestimmt hat Stefan dich nur verarscht und stellt sich gerade am Ende der Welt deinen verzweifelten Annäherungsversuch vor", äußerte sich Damon und nippte an seinem Glas, „Und lacht." Wie bitte? Warum sollte er? Hatte Damon vergessen, dass Stefan mich gerettet hatte? Also lag ihm noch etwas an mir. Andie schaute zwischen Damon und mir hin und her. Ihr schien diese Situation unangenehm zu sein und es sah aus, als ob sie nach den richtigen Worten suchte. Und schon hatte sie einen Satz gebildet: „Bestimmt nicht. Er wird unterwegs sein. Vielleicht hat er einen Zwischenstopp gemacht?" Schulterzuckend wickelte ich meine Arme um meine hochgezogenen Beine. Sie hatte bestimmt recht. Er war nur zu spät. Ganz sicher. „Du interessierst Stefan doch überhaupt nicht. Er sucht nur neue Opfer und Mystic Falls ist voll davon", plapperte Damon erneut. Was sollte das? Stefan hätte mir nie grundlos diese SMS geschickt. Und auch, wenn er nicht wegen mir in Mystic Falls blieb, ich musste das Positiv sehen. Immerhin war er dann noch hier und wir alle hatten die Chance, ihn zurück zu holen. Psychisch. Ihn fühlen zu lassen. In gewissermaßen tat er das ja bereits. Ich würde für ihn kämpfen, wie Lexi es vor Jahrhunderten, Tag für Tag, bei Stefan gemacht hatte. Und ebenfalls würde ich mir dafür alle Zeit der Welt nehmen. Auch, wenn es als Mensch nicht so viel Zeit gab, wie manchmal nötig war. Die Unendlichkeit war kein Teil meines Lebens. Und mit meinem Leben müssten alle Probleme mit der Zeit verschwinden. Wieso war es bei mir nicht so? Warum zog ich die Probleme praktisch an? Ein Problem Magnet. „Er wird nicht zurück kommen. Er hat keinen Grund dazu." Verletzt engte ich mich an die Couch und spürte, dass meine Augen nass wurden. „Wenn Stefan ihr geschrieben hat, dass er kommt, dann wird er bestimmt auch-" Andie wurde von Damon unterbrochen, dieser schrie: „Auch wenn es so wäre. Stefan ist weg! Das war's! Lexi hatte es geschafft, Stefan zu retten. Aber das hat Jahrhunderte gedauert. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Elena, aber du bist kein Vampir." „Das ist nicht Wahr, wir werden ihm helfen", wehrte ich Stefan, stand vorsichtig auf und stellte mich vor Damon. Meine Knie zitterten und meine Zweifel wurden größer. War es das? War Damons Aufgabe, mich zu verunsichern? Meine Hoffnungen und Träume zu hinterfragen? „Natürlich ist es das", entgegnete Damon ein letztes mal. Auch Andie schritt zur Tat und stand nun neben Damon. Sie wollte ihn abhalten. Das war so unfair. Damon war so unfair. Es gab Hoffnung. Aufgeben? Keine Frage. Nicht mehr. Ich wollte gerade wieder darauf anlegen, etwas zu sagen, als jemand die Tür hinein spaziert kam und entspannt sprach: „Scheint mir, als hättet ihr mich alle unheimlich vermisst." Wir drei blickten verwundert auf. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Es hatte sich gelohnt zu bleiben und warten und nicht auf Damons Worte zu hören. „Stefan", lächelte ich. Endlich war er da. Seine Hände in seinen vorderen Hosentaschen versteckt. „Ich sagte doch, er würde kommen", sprach Andie fröhlich zu Damon. Selbst sie schien glücklich über seine Anwesenheit zu sein. Damon verdrehte nur genervt die Augen und schnappte sich ein neues Glas. Diesen füllte er mit seinem geliebten Bourbon, ohne den er nicht leben konnte. Stefan lachte: „Wart ihr davon überzeugt, dass ich nicht komme, oder wieso hat es euch so überrascht?" Nun ja, abgesehen davon, dass sein Bruder uns negative Gedanken eingeredet hatte und die Stimmung nach unten zog... Dennoch hatten wir nicht den Gedanken verdrängt, dass er kommen würde. Zumindest ich. Wie es mit Andie stand, wusste ich nicht. Ich schüttelte meinen Kopf sanft. „Wir waren uns nicht mehr sicher, ob du heute noch kommst. Aber wir wussten, dass du nicht weg bleibst." Andie nickte zu dieser Aussage von mir und stimmte somit mit ein. „Und ich hab einfach gehofft, dass du weg gehst und nie mehr wieder kommst", erläuterte Damon desinteressiert und trank aus seinem Glas. „Wieso? Damit du eine Chance bei Elena hast?", griff Stefan ihn belustigt an. Alle blieben stumm. Wahrscheinlich gingen wir alle diese Variante im Kopf durch. Auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut. Damon und ich? Niemals. Wenn nicht mal eine Freundschaft zwischen uns stand blieb. „Oh. Nein", begann Damon und grinste unecht, „Du brauchst nicht abwesend zu sein, damit ich eine größere Chance habe als du. Aber ich bin keine Konkurrenz. Elena und ich haben den Kontakt abgebrochen. Also brauchst du auch nicht mehr in die Hose zu scheißen, aus Angst, sie zu verlieren." Stefan hätte nie Angst haben müssen, mich zu verlieren. Hätte er nämlich nicht. Und Damon war der Einzige, der das nicht verstand. Nickend gab ich kein Wort aus mir. Was sollte ich auch schon sagen? Sicherlich hatte Stefan keine Lust gehabt, meine komplette Lebensgeschichte zu hören, seitdem er weg war. Nicht einmal mein Tagebuch wusste über alles Bescheid. „Du warst nie eine Konkurrenz, Damon. Elena, können wir kurz reden? Alleine?", wollte Stefan wissen und lief bereits raus, als er bemerkte, dass ich auf ihn zulief. Vielleicht wollte er mir erklären, wie er sich nun die Zukunft vorgestellt hatte. Seine Zukunft. Womöglich auch die Unserer. Oder er wollte sich entschuldigen, was auch eine Möglichkeit war. Immerhin war er der Profi der Entschuldigungen. Diese konnte er durch Damons dumme Fehler erlernen, für die er sich immer rechtfertigen musste. Es konnte ja nur etwas Positives sein, was er zu sagen vorhatte. Stefan war wieder da. Es konnte nur noch Berg auf gehen. „Ach und, Elena", riss Damon mich aus meinen Gedanken, brachte mich zum stehen und grinste mich herausfordernd an, „Du wirst es nicht schaffen, mich für immer zu hassen." „Das ist nicht schwer. Du bist Damon Salvatore. Alle hassen dich auch so", antwortete ich nur kalt und begab mich weiter nach draußen. Sein Lächeln schien diese Frage darauf hin ausgelegt zu haben, dennoch hatte er diese Worte nicht erwartet. „Du auch?", fragte Damon noch ernst. Doch ich lief entgültig nach draußen, stockte kurz, ließ mich jedoch nicht beirren. Das hätte ich nicht sagen sollen, das war gemein. Aber ich durfte jetzt nicht einknicken, denn genau das war bestimmt seine Absicht gewesen. Umso mehr Abstand zu Damon, umso besser. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist", lächelte ich Stefan an, als ich endlich an der frischen Luft vor ihm stand.

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