Kapitel 28 | Stranger

Elenas Sicht:

Mir ging es schon besser. Als sei ich bereits gesund, was alles ziemlich merkwürdig machte. Entweder hatte ich eine kleine Erkältung mit schwachem Fieber, eine Ein-Tages-Grippe oder es hatte wirklich etwas mit dem Schicksalsding zwischen Stefan und mir zu tun. Denn Damon war nun weg. Als mein Handy klingelte, zuckte ich hoch. Mit hohem Herzschlag hielt ich mir mit einer Hand an die Stirn und schaute auf den Display. ‚Eingehender Anruf von Caroline'. Caroline rief mich an? Wieso? Sie war vor spätestens zwei Stunden hier gewesen. War etwas passiert? Unter Sorgen nahm ich das Telefonat entgegen. Selten rief sie mich an, wenn sie vor mindestens fünf Stunden bei mir gewesen war. „Hey Elena! Wie geht's dir? Hat sich deine Krankheit gebessert und hast du wieder ein wenig Blut in deinen Körper bekommen? Ist Damon noch da?", schoss es aus Caroline. Dennoch hatte ich alle Fragen ganz genau verstanden und konnte sie der Reihe nach beantworten. „Hey. Mir geht es besser, hab nur noch ein leichtes Kratzen im Hals und mir ist noch bisschen kalt. Das könnte aber am wenigen Blut liegen. Und nein, Damon ist nicht mehr da." „Ich bin so froh, dass es dir besser geht. Und das heute nichts weiteres schlimmeres passiert ist. Außerdem-", ihre Worte blieben in der Luft hängen. War sie noch dran? „Caroline? Noch da?", fragte ich nach ihr und setzte mich auf meine Fenster Sitzbank. Caroline seufzte kurz in den Hörer und meldete sich wieder zu Wort: „Ja, bin dran." „Was war?" „Nichts. Hab eine Nachricht erhalten." Sie schien nicht vor zu haben, mir zu verraten, von wem, also musste ich etwas nachhelfen. „Von?", wartete ich und verzog meine Miene. Erst nach geschätzten zehn Sekunden, gab sie sich geschlagen. War es denn so schlimm? „Von Damon", gab sie kurz und hörte zu, wie meine Reaktion ausfallen würde. Von Damon? Was wollte er von Caroline? Sie schrieben nie miteinander. Zumindest hatte ich es noch nie mitbekommen. Sprachlos fand ich keine Worte und versuchte stotternd, irgendetwas zu Stande zu bringen. „Er hat nur gesagt, dass ihr euch gestritten habt und ich dich eigentlich nicht darauf ansprechen soll. Wieso? Ich meine, Damon und du? Ja, ihr streitet euch oft, aber für gewöhnlicher Weise nicht so sehr, dass ihr vorhabt, euch aus dem Weg zu gehen", sprach Care und ließ mich nicht zu Wort kommen. Also behielt ich beide Ohren erst einmal bei ihr. Sie hatte ja recht, normal war es nie so schlimm. Aber heute war es... Schrecklich. Er hatte mich angeschrien. Mich nicht akzeptiert. Versucht, meine Hoffnungen zu zerstören, an denen ich mit aller Kraft hing. Ich hatte Angst gehabt, er würde ausflippen. Mir weh tun. An Stelle dessen, ging er jedoch einfach, mit den Worten, ich solle ihm nie wieder schreiben oder besuchen. Und das würde ich auch nicht. Ich hatte das nicht nötig. „Wie groß musste die Auseinandersetzung gewesen sein, damit es so weit kam?", beendete meine Freundin ihren Satz und hoffte auf Erklärungen meiner Seits. „Er hat mich angeschrien, Caroline. Er... Ich weiß nicht. Damon wollte, dass ich Stefan aufgebe. Er hat einfach alles an mir angezweifelt und verurteilt. Ich bin ihm vollkommen egal, das hat er mir heute klar gemacht. Und das, weil ich ein Mensch bin. Ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, der mich nicht auf meine Weise akzeptiert", klärte ich sie auf. Nachdenklich dachte sie laut: „Das passt ja gar nicht zu ihm, dass du ihm egal bist." Tat es auch nicht. Eigentlich. Anscheinend hatte ich mich doch in ihm geirrt. „Können wir einfach das Thema wechseln?", legte ich bittend an, „Bitte?" Sofort nahm ich wahr, dass sie von ihrem Stuhl sprang: „In drei Tagen ist unser Maskenball!" Oh nein. Na ja, ok. Besser als über Damon zu sprechen. Also schieß los, Miss Mystic Falls. „Weißt du schon, was du anziehst?" Mit einem ‚Nein' wartete ich auf ihre nächste Frage. „Wir gehen dann übermorgen zusammen shoppen, ok? Bis dahin bist du wieder topfit und wir können uns ein grobes Bild unseres Kleides machen. Hast du wenigstens eine Begleitung?" Oh. Richtig. Begleitung. Wen sollte ich denn fragen? Matt? Stefan? Es gab da nicht wirklich jemanden. „Nein, ich weiß auch gar nicht, wen ich fragen soll." „So ungern ich das auch sage, wirklich sehr ungern, aber vielleicht könntest du... Damon fragen?" Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich verwirrt in die Leere. Caroline Forbes versuchte Damon und mich dazu zu bringen, uns zu versöhnen. Nein. Nie im Leben. Nicht mehr. Wie kam dieser Sinneswandel von Caroline überhaupt? Eigentlich sollte sie glücklich über unseren Streit sein. „Bist du verrückt?", schrie ich zu anfangs, wurde dann immer leiser, „Nein! Wenn schon frage ich Stefan. Falls er kommt. Denkst du er würde?" Schnaubend brachte sie ein ‚Bestimmt' aus sich. Weg von mir. Zurück zu ihr. „Was ist mit dir?", lenkte ich auf sie, „Wer wird deine Begleitung?" Sie stockte. Keine Antwort. Ehm, ok? Eine Kleinigkeit verheimlichte sie mir. 100 prozentig. „Weiß nicht. Vielleicht mit Tyler. Oder Matt." Aha, Tyler also. Schmunzelnd begann ich vertiefter über den Maskenball zu diskutieren und wir planten schon einige Dinge.

Ich legte meine Zahnbürste zur Seite und wusch mir den Mund sauber. Plötzlich vernahm ich eine fallende Eingangstür. Ich hätte auf Jeremy getippt, aber mit ihm hatte ich bereits vorhin gesprochen und er lag bereits am Schlafen. Also trocknete ich mir meinen Mund und meine Hände und tippelte dann die Treppen runter. Es hätte nur Alaric sein können. Und ihn hatte ich eine längere Zeit nicht gesehen, also wollte ich ihn grüßen und mit ihm reden. Da stand er auch schon. Gerade dabei, seine Schuhe auszuziehen und Jacke aufzuhängen. „Hey Alaric", lächelte ich ihn freundlich an. Mit fast geschlossenen, dicken Augen grinste er zurück. War er betrunken? Wie war er so nach Hause gekommen? Während er die Treppen hoch an mir vorbei lief, blieb mein Blick an ihm hängen. „Erinnere ihn morgen daran, dass sein Auto beim Mystic Grill steht und er es holen sollte", sprach eine Stimme vor mir und ich drehte mich ruckartig wieder um. Diese Person hatte ich vorher nicht gesehen. Oder einfach unbeabsichtigt ignoriert. Es war Damon. Ein verlorener Freund. Wortlos musterte ich ihn. Und sofort breitete sich in mir ein unwohles Gefühl aus. „Was machst du hier?", interessierte es mich und ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Ric ist betrunken, hab ihn nach Hause gebracht. Ich gehe wieder. Bis morgen, Ric!", rief er ihm zu, doch bekam nichts aus Rics Richtung zurück. Damon griff nach dem Türhenkel und hatte das Haus bereits halb verlassen. „Wieso hast du Caroline angeschrieben? Über unseren Streit?", lief ich ihm hinterher und blieb vor der Tür stehen. Er rührte sich ebenfalls nicht mehr und blickte mich durcheinander an. „Sie hat es dir erzählt?", entgegnete er laut. Nickend wartete ich weiter. Ich wollte es wissen. „Hast du sie aufgetragen, mich mit dir zu versöhnen?" „Nein? Ich habe ihr aufgetragen, sich nicht in unsere Angelegenheiten einzumischen." „Nicht einzumischen? Hättest du ihr nichts davon erzählt, würde sie es auch nicht." Aufgebracht kam er mir näher und wurde noch lauter: „Wenn du es so genau wissen willst, frag Caroline. Hör auf, mit mir zu reden! Mir ist es egal, was Caroline weiß und was nicht, halt dich einfach von mir fern, Elena. Schon vergessen? Ich bin ein Vampir. Und du, du bist ein Mensch. Also falls dir dein erbärmliches Menschenleben wichtig ist, dann lass mich verdammt nochmal in Ruhe." Mit diesen Worten verließ er das Haus und ließ mich stehen. Was war los mit ihm? Er hatte einen so großen Hass auf die Welt und jeden anderen. Alles sah er so negativ, ohne Hoffnung. Er hatte aufgegeben. Und zwar nicht Stefan, Bonnie, mich, oder sonst jemand anderen. Sondern sich selbst. Unbewusst stiegen mir kleine Tränen in die Augen. Ich musste mir verkneifen, dass sie mir die Wangen hinunter rollten. Ich musste Damon also wirklich komplett aus meinem Leben streichen. Ich musste ihn vergessen. Ich musste mein Leben ohne ihn weiter führen. Für immer. Ohne diesen einen Freund, der mir vor einigen Stunden noch so wichtig war, mir jetzt aber fremd vorkam. Und einem Fremden konnte man nicht sofort vertrauen. Trotz des Zitates ‚Fremde sind Freunde, die du noch nicht kennst.'. Das war nicht möglich. Damon Salvatore war absofort ein Fremder für mich. Und ich mochte ihn nicht. Nicht mehr. Mein Leben ging weiter. Ohne ihn. Es war sein eigener Wunsch.

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