Kapitel 24 | A friend
Klaus hatte vor alles Blut in mir zu nehmen. Oder vielleicht meinte er, dass er je nach dem, wie viel ich hatte, schauen würde? „Wollen sie etwa-", startete ich, doch Klaus fiel mir zu Wort. „Oh, nein. Keine Sorge." Sein sarkastisches Lächeln schien mir gelogen. Und seine Worte auch. Aber vielleicht hatte er wirklich nur vorgehabt, eine bestimmte Menge an Blutbeuteln zu füllen. So um die vier, vielleicht. Höchstens.
Seit ungefähr einer halben Stunde saß ich jetzt auf diesem Stuhl, in der dessen Zeit hatte Klaus zwei weitere Beutel voll bekommen. Bisher hatten wir kein Wort mehr gesprochen, ich konnte auch gar nicht. Da ich sowieso krank war, und mir dann auch noch Blut abgenommen wurde wie bei einer Spende, fühlte ich mich zu schwach. Meine Augenlider fielen immer wieder zu, mein Umfeld verschwamm und mein Kopf knickte ein, doch ich versuchte, gegen all das anzukämpfen und wach zu bleiben. Und nach der Zeit, verlangsamte sich auch mein Herzschlag. Klaus hatte schon drei volle Beutel. Er müsste gleich aufhören. Als nun auch der vierte Blutbeutel voll war, dachte ich, unser Deal wäre abgeschlossen. Vergeblich. „Waren das alle?", fragte ich extrem schwach, hoffnungsvoll. Kopfschüttelnd antwortete er: „Nein, Liebes. Wir nehmen noch zwei." Was? Zwei weitere? Mir ging es jetzt schon schlecht. Ich konnte doch nicht einen weiteren Liter opfern, nachdem er schon zwei genommen hatte. Das Nachdenken alleine, fiel mir schon schwer. Gerade als ich darauf anlegen wollte, etwas zu erwidern, klingelte mein Handy erneut. Ich wurde wirklich immer in den unpassendsten Situationen angerufen. Klaus guckte mich prüfend an, klickte jedoch wie vorhin auch auf ‚annehmen' und ‚Lautsprecher' und legte das Telefon wieder in meine Nähe. „Elena?", konnte ich eine weibliche Stimme hören, dennoch auf den ersten Versuch nicht zuordnen. Mein Gehirn war zu geschwächt. Ich brauchte wieder Blut. „Hey", gab ich leise aus mir. „Also, wir haben kleine Hinweise gefunden. Es gab verschiedene Orte an denen sie sich aufgehalten hat, wir verfolgen jetzt die Spuren. Bist du noch dran?" Kurz fielen meine Augen zu und mein Gehirn war, als hätte es für eine Millisekunde aufgehört zu arbeiten. „Ja, ich hör dir zu", log ich unbewusst und konzentrierte mich nur auf meinen Herzschlag, der spürbar immer niedriger wurde. „Du klingst so... Ich weiß nicht. Ist alles gut?", kam Caroline, wie immer allem, um die Schliche. Doch ohne auf ihre Frage zu reagieren, schien ich sie zu vergessen und blickte Klaus bittend an. „Ich kann nicht mehr", stotterte ich. Er grinste nur und warf mir einen gespielten fragwürdigen Blick zu. „Was kannst du nicht mehr?", nahm ich Caroline nur noch schwach wahr. „Bitte. Hören Sie auf", flüsterte ich mit kratziger Stimme. Er sollte mich gehen lassen. „Elena? Was ist los?", schrie Caroline durch das Telefon. „Oh nein, Liebes. Das reicht nicht. Wir haben doch noch nicht alles", kam es dann doch noch aus Klaus, dem ich sichtlich egal war. Eine kurze Stille legte sich und mein Herz drohte zu stoppen. „Klaus? Oh mein Gott", murmelte Caroline in das Telefonat, „Wo seid ihr?" Keiner von uns lieferte ihr eine Antwort. So sehr ich auch wollte, ich konnte nicht. Es war, als hätte ich verlernt, meine Augen offen zu halten, oder zu sprechen. Zu atmen. Dann hörte ich ein gedämpftes Geräusch. Schritte. „Ich muss auflegen, Liebes. Ich habe Besuch", verabschiedete sich Klaus von Caroline und tippte auf ‚auflegen'.
Carolines Sicht:
Ohne noch etwas erwidern zu können, legte er auf. Elena war bei Klaus. Sie war in Gefahr. In großer Gefahr. Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt? Wie war sie überhaupt aus dem Haus gekommen? „Klaus war am Telefon?", wollte Damon wissen, der mit beiden Händen das Lenkrad des Autos fest in den Händen hielt und zu meiner Verwunderung nicht weiter zugehört hatte. „Wir müssen umdrehen! Sofort!", wurde ich hysterisch und legte mir beide meiner Hände an den Kopf. Mann, Elena! Was hattest du nur getan? Wieso zur Hölle warst du bei Klaus? Du hättest Zuhause bleiben sollen, schlafen sollen. Oder hättest zumindest friedlich deine Suppe essen können. Und keine Weltreise bei Klaus starten müssen. „Was? Wieso?", Damon fuhr weiter in unsere geplante Richtung und schien entspannt, obwohl ich hier fast kollabierte vor Angst. „Elena ist in Gefahr. Wir hätten sie nicht alleine lassen sollen", stotterte ich und redete vor mich hin. Damon wandte seinen Blick kurz von der Straße ab, um mir einen verstörten Gesichtsausdruck zu schenken. „Klaus hat Elena. Und ich habe keine Ahnung, was er gerade mit ihr vorhat, aber sie ist in Gefahr! Sie hat total schwach und weggetreten geklungen", erzählte ich in Panik, zu spät zu kommen. Auch Damon schien jetzt den Ernst der Sache begriffen zu haben und hielt an einer Straßenseite an. „Wo ist sie?", holte er sich nähere Informationen. „Ich weiß nicht, ich denke bei Klaus Zuhause, aber ich weiß nicht, wo er wohnt!", schrie ich Damon entgegen. Ok, eindeutig sollte ich mich beruhigen. Aber Bonnie war verschwunden, Stefan war auf einem Rippertrip und Elena steckte in Lebensgefahr. Wie sollte man sich bei solchen Bedingungen beruhigen? War das überhaupt möglich? Mit zittrigen Händen tippte ich auf meinem Telefon auf eine Nummer und hielt dieses, an den Fingernägeln knabbernd, an mein Ohr. „Ich hab doch gesagt, wir haben Besuch. Fass dich kurz." Klaus war dran. Gut. Schritt Nummer eins war erfolgreich erledigt. Nicht so viel denken, Caroline! Reden! „Was machst du mit Elena?", fragte ich selbstsicherer. Immerhin sollte er nicht wissen, dass ich Angst hatte, dass er sie umbringen würde. Einmal hatte sie es schon überlebt. „Wir reden, sitzen. Wieso? Willst du dazu kommen?", witzelte Klaus. Mir war kein bisschen zum Lachen. „Klar, sag uns einfach deine Adresse und wir kommen vorbei", zwang ich ihn zickig und grinste angenervt. „Ihr werdet die Adresse auch ohne meine Hilfe finden, ich muss mich jetzt um Elena kümmern. Scheint, als würde sie gleich einschlafen." Einschlafen? Was konnte er ihr antun, dass sie einschlief? Manipulieren? Gift einspritzen? Nicht übertreiben. Blut abnehmen? Blut abnehmen! „Klaus, wenn du ihr auch nur noch ein Haar krümmst, dann werde ich-", und somit legte er schon auf. Sehr gentlemanlike von ihm. „Sie schläft gleich ein?", vergewisserte sich Damon, der dieses Mal dem Gespräch gelauscht hatte. Nickend sprach ich meine Vermutung, die einzig plausible: „Er pumpt ihr Blut ab. Bestimmt." Kurz dachte Damon nach und wendete mit dem Auto dann, ohne ein Wort zu verlieren. „Worauf wartest du? Sieh zu, dass du raus bekommst, wo er wohnt", forderte Damon mich auf, der nur mit gemütlichem Autofahren beschäftigt war. Wie sollte ich denn seine Adresse raus bekommen? Im Telefonbuch, in der Kategorie ‚Urvampir', suchen? Dennoch versuchte ich es auf irgendeine Art und Weise und tippte irgendwelche Sätze im Internet, über mein Handy, ein. Als plötzlich ein Anruf auf dem Bildschirm erschien. Ehm... Wow. Ok, es war nicht Klaus, auch nicht Elena oder Bonnie. Oder jemand anderes Bekanntes. Scheinbar. Es war ein anonymer Anrufer. Ich drückte vorsichtig auf annehmen und wartete auf eine Stimme. „Hallo?", fragte ich langgezogen verwirrt. Wer war das? „Ihr müsst Elena sofort hier rausholen, sie wird das nicht länger durchhalten. Ich versuche sie wegzubringen, aber Klaus wird das bestimmt durchschauen und mir das Genick brechen", ertönte die Stimme von Stefan. Stefan half uns? Ja, ok, wir waren seine Freunde und er liebte Elena, und gefühlslos war er auch nicht mehr, aber irgendwie war er ja dennoch ein Ripper, sag ich mal. Ohne mich zu Wort kommen zu lassen, lieferte er uns die Adresse, das Stockwerk, da es anscheinend ein Hochhaus war, und die Zimmernummer. Diese notierte ich mir. „Beeilt euch", sprach Stefan noch in Eile und wollte schon auf ‚auflegen' drücken. „Stefan, warte", stoppte ich ihn von seinem Vorhaben, „Danke." Somit war das Gespräch beendet. Er half uns tatsächlich. Zwar verständlich auf der einen Seite, auf der Anderen aber dann doch seltsam. „Hast du alles mitbekommen?", ging ich sicher und versuchte Damons Augen mit meinem Blick zu treffen. „Jop", antwortete er und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Das war's dann mit ‚Ein Problem vor dem Anderen'.
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Ab jetzt gibt es mal des Öfteren die Sichten der Anderen :3
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